Nachdem Samsung mit seinem Galaxy S5 und HTC mit dem neuen One M8 die nächste Auflage des Rennens um das schnellste und beste Handy bereits gestartet haben, stieg nun gestern auch LG mit dem neuen G3 in den Wettlauf mit ein. Wie auch schon bei Samsung und HTC gehört beim LG G3 die Kamera zu den Highlights des Geräts. Mit Hilfe eines Laser-Sensors arbeitet der Autofokus besonders schnell und bei schlechten Lichtverhältnissen in Kombination mit einem optischen Bildstabilisator auch besonders genau. Doch auch das Display und die Rechengeschwindigkeit können sich sehen lassen — bei einem Top-Gerät ist dies jedoch auch zu erwarten. Android User war bei der Vorstellung des Geräts in London dabei.
Wie die Konkurrenz von Samsung setzt auch LG beim G3 auf einem Qualcom-Snapdragon-801-SoC, der wie beim Galaxy S5 mit vier Kernen und 2,46 GHz arbeitet. Dazu kommen 2 GByte RAM und 16 GByte interner Flash-Speicher. Wer sich für die 32 GByte-Version des G3 entscheidet, der bekommt zudem auch noch ein Upgrade auf 3 GByte Arbeitsspeicher. Der unter dem rückseitigen Deckel verborgene Micro-SD-Kartenslot nimmt SDXC-Karten mit bis zu 2 TByte Kapazität auf — diese werden jedoch noch ein paar Jahre auf sich warten lassen. In der Praxis ist bei dieser Kartenart aktuell bei 128 GByte Kapazität Schluss.
LG ist hier mit dem im G3 verbauten Chipsatz schon ein wenig spät dran. In den für den Juni erwarteten Upgrades des Galaxy S5 und des HTC One (Samsung Galaxy S5 Prime und HTC One M8 Prime) soll bereits der neuere Snapdragon-805-Chip integriert sein. Er ist für bis zu 2,7 GHz ausgelegt und bietet gegenüber der Adreno-330-GPU des 801 auch einen etwas leistungsfähigeren Grafikchipsatz. In der Praxis dürfte dieser Unterschied jedoch kaum ins Gewicht fallen.
Beim Display setzt LG die Tradition fort, den Touchscreen mit einem möglichst kleinen Rand zum Gehäuse zu integrieren. Die „Bezel“ misst wie beim Vorgänger oder dem LG G Pad nur wenige Millimeter. So erscheint das G3 trotz seines riesigen 5,5-Zoll-Displays und seines 74,6 mm breiten Gehäuses etwas kleiner und schlanker als etwa das HTC One M8 oder das Sony Xperia Z2. Doch nicht nur bei der Größe überzeugt das Display des LG G3, auch die Technik hat es in sich.
Mit einer Quad-HD-Auflösung von 2560 x 1440 Pixeln und der dadurch erzielten Pixeldichte von 538 PPI wirken auch kleinste Details auf dem Display extrem scharf. Gegenüber Full-HD-Displays arbeitet das G3-Display mit 44 Prozent kleineren Pixeln — ob diese hohe Pixeldichte jedoch auch im Alltag von Vorteil sein wird, das werden erst ausführliche Tests zeigen. Der 3000 mAh starke Akku, zusammen mit einer intelligenten Ansteuerung der einzelnen Pixel, sorgt trotz des höheren Stromverbrauchs des hochauflösenden Displays für lange Akkulaufzeiten. LG nennt in seiner Pressemeldung einen Tag Akkulaufzeit, ohne auf Funktionalität verzichten zu müssen.
Laser-Fokus für scharfe Bilder
Ein typischer Fotografen-Spruch ist der Satz „Die beste Kamera ist immer die, die du gerade dabei hast“. Da dies für das Handy mit seiner integrierten Kamera praktisch immer zutrifft, muss für viele Android-User die Kamera so gute Bilder wie nur möglich liefern — auch bei schlechten Bildverhältnissen. Dass dies aufgrund des begrenzten Bauraums keine leichte Aufgabe ist, zeigen nach wie vor die stetigen Verbesserungen der Handy-Hersteller bei der Kameratechnik. Auch LG hat beim G3 wieder einigen Aufwand getrieben um die Bildqualität des Handys zu verbessern.
LG hat sich dem Problem angenommen, dass gerade Handy-Kameras mit ihren kleinen Objektiven und Bildsensoren beim Fokussieren Schwierigkeiten haben. Fällt nicht genügend Licht in die Optik, braucht der Autofokus für ein wirklich scharfes Bild einfach zu lange. Der im LG G3 verbaute laser-gestützte Autofokus sorgt nun für eine deutlich schnellere Messung der Entfernung zum Objekt, so dass auch bei schlechten Lichtverhältnissen schnell und exakt in unter 300 Millisekunden fokussiert werden kann. Die Kamera-App braucht keine Auslöser-Taste, es reicht ein Tipp auf das Display um auf den jeweiligen Bereich scharfzustellen und das Bild zu schießen.
Die Effekte der Kamera-Software kennen wir bereits vom LG G2, sie wurde jedoch um eine Funktion ergänzt im Nachhinein die Fokusebenene per Software zu ändern. Ein Dual-LED-Blitz, acht Fokuspunkte, der optische Bildstabilisator und der 13-Megapixel-Sensor sorgen dann zusammen mit dem Laser-Fokus für herausragende Bilder. In einem ersten Hands-On ließ sich die Kamera jedoch noch nicht an ihre Grenzen bringen.
Wer gerne per Hangouts oder Skype videotelefoniert oder auch einmal von sich und seinen Freunden Selfies schießt, profitiert von der 2,1-MPixel-Kamera mit Gestenerkennung auf der Front. Richtet man die Frontkamera auf sich und schließt die ins Bild gehaltene Hand, dann nimmt die Kamera ein paar Augenblick später automatisch das Bild auf. So kann das Handy für den Selfie auch etwas weiter entfernt abgelegt werden.
Den Ton von Handy-Videos nimmt das LG mit aktiver Rauschunterdrückung und Noise-Filter auf, so dass auch in lauten Umgebungen ein klarer Ton aufs Band kommt. Damit der aufgenommene Ton auch ordentlich wiedergegeben werden kann — oder natürlich auch der von Filmen und Musik — sorgt ein integrierter 1-Watt-Verstärker für satte Klänge. Auf nach vorne gerichtete Stereo-Lautsprecher verzichtet LG jedoch — Film-Fans sollten daher eher zum HTC One oder dem Sony Xperia Z2 greifen.
Rückdeckel zum Wechseln
Mit HTC und Samsung begegnen sich regelmäßig zwei Design-Philosophien. Während Samsung bei seinen Galaxy-Modellen auf Kunststoffe setzt — und die Geräte dementsprechend als Plastikbomber verschrien sind, findet man bei HTC meist aus Aluminium herausgearbeitete Gehäuse. Dementsprechend kalt und schwer fühlt sich das HTC One M8 an. Die Konstruktion hat auch weitere Nachteile für den Anwender, bei HTC sind die Akku fest im Gehäuse verbaut und für SIM- und SD-Kartenslot müssen aufwändig Schlitze ins Gehäuse gefräst werden.

LG orientiert sich bei der Gestaltung des LG G3 nun eher an Samsung: Die Rückseite ist wie beim Galaxy S5 aus Kunststoff gearbeitet. Allerdings bietet LG gleich verschiedene Deckel mit unterschiedlichen Farben und Materialanmutung an. So gibt es einen goldfarbenen Metallic-Look, braunes Leder-Imitat oder auch einfach nur schlichtes Weiß. Als Zubehör wird auch eine Ladestation zum drahtlosen Laden des Handys angeboten.
Unter dem Deckel haben Sie Zugang zum Akku und den Slots für die SIM- und Micro-SD-Speicherkarte. Das QuickCircle-Cade mit einer runden Aussparung auf der Display-Seite erlaubt den schnellen Blick auf die Uhrzeit oder eingehende Nachrichten. Wie bei LG-Geräten inzwischen fast üblich, finden sich auch bei G3 der An-/Aus-Taster und die Lautstärkewippe auf der Rückseite unter dem Kamera-Objektiv.
Schlichtes Android
Das System des LG G3 basiert auf Android 4.4.2, Updates auf die kommenden Android-Versionen sind bei einem Top-Modell Pflicht. Bei der Gestaltung der Android-Oberfläche hat LG auf optische Gimicks verzichtet und die Anzeige der Bildschirmelemente sehr schlicht gehalten. Gedeckte Farben, flache Icons und der Verzicht auf einen Schattenwurf von Bildschirmelementen zeichnen einen modernen Desktop.
Das von LG genutzt virtuelle Keyboard lässt sich in seiner Größe anpassen, erleichtert das Auswählen von Wortvorschlägen per Geste und einfacheres Korrigieren von Tippfehlern. Auf dem Keyboar kann mit dem Finger horizontal gewischt werden, um den Cursor im Text zu verschieben, der Finger kann so auf dem Keyboard bleiben. Mit Smart Notice bringt LG eine Alternative zu Google Now, das einen automatisch auf anstehende Events und vergessene Aktion (etwa einen verpassten Anruf) erinnert. Persönliche
Preis und Verfügbarkeit
LG wollte auf der Präsentation in London noch keinen genauen Starttermin für Europa nennen, auch der Preis des Geräts wurde noch nicht offiziell veröffentlicht. LG wird das G3 aber wahrscheinlich im Juli zum Preis von 549 Euro für die kleinere Variante mit 16 GByte Flash-Speicher und 2 GByte RAM und 599 Euro für 32 GByte Speicher und 3 GByte RAM auf den Markt bringen — so munkelt es auf jeden Fall der Flurfunk in London. Kurz vor dem offiziellen Start wird Android User ein Testgerät erhalten und das neue LG-Flagschiff einem ausführlichen Test unterziehen.
Technische Details
- CPU: Qualcomm Snapdragon 801, MSM8974AC, 2,5 GHz
- Display: 5,5 Zoll, 2560 x 1440 Pixel, 538 PPI
- Speicher: 2/3 GByte RAM, 16/32 GByte intern, MicroSD-Slot vorhanden
- Kamera: 13 MPixel (Hauptkamera), 2,1 MPixel (Front)
- Funk: WLAN 802.11 a/b/g/n/ac, LTE, Bluetooth 4.0 Low-Energy, Apt-X, NFC
- Akku: 3000 mAh
- Android: Version 4.4.2
- Größe/Gewicht: 146,3 x 74,6 x 8,9 mm / 149 g
- Sonstiges: Audio-Verstärker, Autofokus-Laser-LED, Drahtloses Laden
- Preis (Gerücht): 549 Euro für 16 GByte, 599 Euro für 32 GByte