21. September 2023
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LG G Pro Lite Dual im Test

Wer für ein Produkt gleichzeitig die Bezeichnung „Pro“ und „Lite“ vergibt, versteht entweder sehr wenig von Marketing oder will den Käufer absichtlich irreführen. Lesen Sie hier, was davon auf das G Pro Lite Dual zutrifft.

Plusminus

+ FM-Radio, Infrarotsender

+ Stift, Dual-SIM

– Display

– Verarbeitung

Mit dem Nexus 4/5, dem G Pro und dem G2 hat uns LG gezeigt, dass man sich durchaus auf die Produktion von Spitzensmartphones versteht und nicht nur im Mittelfeld mit attraktiven Preisen oder einer guten Ausstattung mithalten kann. Mit dem G Pro Lite Dual eröffnet LG einen neuen Markt: günstigste Hardware kombiniert mit einem Mittelklasse-Preis und dem kompletten LG-Softwareangebot. Doch vermag das G Pro Lite Dual auch zu überzeugen?

Die Hardware

Auf den ersten Blick ist das G Pro Lite Dual ein abgespecktes G Pro mit Dual-SIM-Support. Doch wie stark LG hier gespart hat und welche Dinge man übernommen hat, zeigt sich erst beim genaueren Hinschauen. So verfügt auch das G Pro Lite Dual über einen IR-Sender und einen äußerst fetten Akku, dafür hat man beim Display und der allgemeinen Verarbeitung kräftig gespart. Neben dem zweiten SIM-Slot hat LG dem rund 300 Euro teuren Handy auch einen Stift verpasst. Zudem gibt es neben der Lautstärkewippe und dem Einschaltbutton noch einen speziellen Hotkey links über der Lautstärketaste. Dieser dient in der Grundeinstellung dazu, Quick Memo zu starten. Er lässt sich aber auch auf jede beliebige App umpolen und als Auslöser für die Kamera einsetzen.

Abbildung 1: Das G Pro Lite Dual ist ein waschechtes LG-Smartphone mit der typischen Optimus UI.
Abbildung 1: Das G Pro Lite Dual ist ein waschechtes LG-Smartphone mit der typischen Optimus UI.

Eine echte Besonderheit des G Pro Lite Dual ist die vierte Sensortaste neben dem Zurück-Button, der Home-Taste und dem Menü-Button. Hier finden Sie eine spezielle Taste für die SIM-Einstellungen. Sobald zwei SIM-Karten eingelegt sind, wechseln Sie mit dem Button zwischen den beiden Karten hin und her. Halten Sie ihn länger gedrückt, dann landen Sie in den SIM-Einstellungen. LG hat wohl bewusst auf den Android-eigenen Dialog zur SIM-Abfrage verzichtet und eine eigene Lösung implementiert, die zugegebenermaßen recht praktisch ist. Die Telefon-App zeigt stets an, mit welcher SIM man telefoniert und die aktive Karte ist in der Notification Bar jeweils mit einem Rahmen markiert.

Abbildung 2: Praktisch: Der Wechsel der aktiven SIM-Karte erfolgt über den vierten Sensor-Button.
Abbildung 2: Praktisch: Der Wechsel der aktiven SIM-Karte erfolgt über den vierten Sensor-Button.

Neben diesen Besonderheiten gibt es die LG-typischen Schwächen: Die Rückabdeckung sieht nach fünf Minuten herumspielen selbst dann wie eine Speckschwarte aus, wenn Sie Ihre Hände zuvor gründlich gewaschen haben. Die Lautsprecher sind für die Preisklasse in Ordnung, gewinnen aber keinen Preis. Außerdem könnte der Druckpunkt sämtlicher Tasten etwas besser sein.

Die Software

Die vorinstallierten Apps gehören ohne Zweifel zu den Pluspunkten des LG-Smartphones. Dank IR-Sender und der entsprechenden App lässt sich das G Pro Lite Dual als Universalfernbedienung einsetzen. Der Gästemodus erlaubt es, einen zweiten Account – zum Beispiel für Kinder – einzurichten. Via Knock-on wecken Sie das Handy durch doppeltes Antippen des Displays auf (die Funktion muss unter Einstellungen | Display zuerst aktiviert werden) und über die Quick-Memo-App und den integrierten Stift legen Sie im Handumdrehen Notizen zu bestimmten Screens an. Die vorinstallierte Backup-App sorgt für komplette Sicherungen des Handys auf eine MicroSD-Karte – auf Wunsch nach einem festen Zeitplan.

Abbildung 3: Die vorinstallierte Backup-App ist wirklich brauchbar, sofern man die MicroSD dann auch sichert.
Abbildung 3: Die vorinstallierte Backup-App ist wirklich brauchbar, sofern man die MicroSD dann auch sichert.

Doch auch hier zeigt sich, dass man als Nutzer des Pro Lite Dual zahlreiche Kompromisse eingehen muss. So belegen die vorinstallierten Apps über 3 GByte der mitgelieferten 8 GByte, sodass für die eigenen Daten nur noch rund 4,7 GByte Speicherplatz zur Verfügung steht. Auch glänzen die vorinstallierten Apps nicht gerade mit Stift-Support. Die Notiz-App lässt sich zum Beispiel nur über die Tastatur bedienen und ein Zeichenblock fehlt komplett. Last but not least ist auch die Handschriftenerkennung alles andere als brauchbar: Ein kleines „i“ oder ein großes „T“ zu schreiben, ist unmöglich, da die Tastatur den i-Punkt und den zweiten Strich beim T stets als neues Zeichen „erkennt“. Der Stift ist also lediglich ein nettes Add-on und kommt in keiner Weise an die Stiftmöglichkeiten eines Galaxy Note heran.

Abbildung 4: Mit dem Stift zu schreiben, ist praktisch unmöglich. Er eignet sich nur für Notizen.
Abbildung 4: Mit dem Stift zu schreiben, ist praktisch unmöglich. Er eignet sich nur für Notizen.

LG bietet auch beim G Pro Lite Dual mit der Optimus UI die gewohnt bunte Oberfläche, die dank 1 GByte RAM recht flott arbeitet. Um Performance-Engpässen aus dem Weg zu gehen, ist bereits ein Widget vorinstalliert, das den RAM-Speicher bereinigt und unnötige Apps killt.

Pro oder Lite?

Bedenkt man, dass im G Lite Pro ein Akku mit 3140 mAh Leistung verbaut ist, dann fällt die Akkulaufzeit vergleichsweise bescheiden aus. Klar liegen zwei Tage problemlos drin, aber es hätten auch spielend drei Tage sein dürfen. Das liegt unter anderem an dem verbauten MediaTek-Prozessor, der im Gegensatz zu den stromsparenden neueren MeditaTek-SoCs nicht auf einem sparsamen Cortex A9 oder gar A15 basiert, sondern noch den alten Cortex A7 als Kern nutzt (Dual-Core, 1 GHz). Die Dual-Core-CPU sorgt denn auch für recht ernüchternde Benchmark-Resultate, die auf dem Level der Topmodelle von vor zwei Jahren liegen.

Doch der MT6577 kommt nicht nur in puncto Leistung keinesfalls an den im echten G Pro verbauten Snapdragon 600 heran, sondern zeigt sich auch weniger ausdauernd beim Stromverbrauch. Das Lite Dual erreicht also weder die sehr guten Standby-Zeiten des Optimus G Pro noch seine 21 Stunden Gesprächszeit.

Das Display ist für den gebotenen DPI-Wert (190 ppi) vergleichsweise stark. Klar sieht man jedes einzelne Pixel, wenn man etwas genauer hinschaut. Aber im täglichen Gebrauch fällt es nicht auf, dass der 5,5-Zoll-Screen lediglich 540 x 960 Bildpunkte darstellt. Auch Blickwinkel und Helligkeit sind ausreichend. Ganz und gar nicht von der Pro-Seite zeigt sich dagegen im Test die verbaute 8-Megapixel-Kamera. Sie gehört in die unterste Kategorie und schießt unscharfe Bilder mit extrem viel Rauschen, wie wir es nur von den allergünstigsten Modellen aus China gewohnt sind. Als Kamerahandy scheidet das G Pro Lite Dual definitiv aus. Einen sehr billigen Eindruck hinterlässt auch das mitgelieferte Headset. Hier hätte LG besser auf den Aufdruck des LG-Logos verzichtet.

Fazit

Sie suchen ein solides Smartphone mit Dual-SIM-Support und großem Bildschirm, die CPU-Leistung und die verbaute Kamera sind Ihnen dabei egal? Dann sind Sie beim LG G Pro Lite Dual genau richtig. Das Handy ist ein Arbeitspferd, kein Technikwunder. Können Sie auf den zweiten SIM-Kartenslot verzichten, sind aber LG-Fan, dann holen Sie sich besser das echte G Pro für aktuell rund 380 Euro. Hier bekommen Sie ein echtes Rennpferd, das auch über eine sehr gute Kamera verfügt. Sind Ihnen Stift und Infrarotsensor egal, dann gibt es bessere Dual-SIM-Smartphones unter 300 Euro. Zum Beispiel das Wiko Cink Peax 2 oder das Zopo C2 mit Full-HD-Display. Generell passt aber das Preis-Leistungs-Verhältnis des G Pro Lite Dual, lediglich der Name ist etwas irreführend: Denn mit dem G Pro hat das Smartphone wirklich nichts gemeinsam außer der Displaydiagonale. Zudem ist Android 4.1 definitiv veraltet.

LG G Pro Lite Dual

Kerndaten
Hersteller LG
Formfaktor 5,5-Zoll-Smartphone
Auflösung 540 x 960 Pixel
Prozessor 1 GHz, Dual-Core, MediaTek MT6577
Speicher 8 GByte, MicroSD-Slot vorhanden
Kamera (Front/Haupt) 1,3 MP / 8 MP
Android-Version Android 4.1.2
Akku 3140 mAh
Laufzeit (Standby/Gespräch) 800 h/14 h
Gewicht 161 Gramm
Preis (Internet) 290 Euro
Performance
AnTuTu-Benchmark  8435
Vellamo (HTML5/Metal) 1722/395 Punkte
Android-User-Bewertung 3,8 Punkte
Marcel Hilzinger
Marcel Hilzinger
Ich bin Marcel und Gründer von Android User. Unsere Webseite existiert nun bereits seit dem Jahr 2011. Hier findest du eine Vielzahl von Artikeln rund um das Thema Android.

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