Samsung zeigte auf der IFA den Spagat zwischen Kamera und Smartphone: Die Galaxy Camera. Welches Potential das Gerät mitbringt, erörtert der Kurztest.
Dass Android nicht nur für Smartphones und Tablets taugt, hat sich inzwischen bei vielen Herstellern herumgesprochen. Einen extravaganten, aber durchaus nachvollziehbaren Weg geht Samsung. Die Firma hat kurzerhand das Android-Smartphone Galaxy S3 mit der Kompaktkamera WB850F verheiratet. Herausgekommen ist die Samsung Galaxy Camera, einer der großen Hingucker auf der IFA 2012. Die Android-User-Redaktion hat sich am ausgestellten Vorserienmodell vor allem die Qualitäten der Kamera im Rahmen der Möglichkeiten einer Messe etwas näher angesehen.
Das Gehäuse
Was als erstes auffällt, ist der relativ klobig wirkende Formfaktor, was nicht zuletzt am 4,8 Zoll großen Display liegt. Diesen Eindruck untermauert auch das Gewicht von über 300 Gramm, was aber beim Handling kaum Probleme bereitet. Die Kamera liegt für eine Kompakte satt in der Hand und vermittelt ein Gefühl von Stabilität und Wertigkeit. Das Display dient nicht nur als Sucher und Bildanzeige sondern übernimmt auch praktisch die komplette Einstellung der Kamera. Lediglich der Ein/Ausschaltknopf sowie ein Zoom-Hebel blieben mechanisch implementiert übrig.
Die Optik
Der Formatfaktor des CMOS-Bildsensors sorgt für das erste Stirnrunzeln: Lediglich 1/2,33 Zoll misst der Lichtempfänger, was einer Fläche von etwa 0,28 Quadratzentimetern bzw. eine Diagonale von etwa 7 Millimetern entspricht. Verbunden mit den 16 Megapixeln Auflösung beinahe ein Garant für verrauschte Bilder bei schlechten Lichtverhältnissen. Die Ausgangsöffnung (23 Millimeter Brennweite) der Linse liegt bei einer brauchbaren Blende 2.8, wovon allerdings nur noch Blende 5.9 bei voll ausgefahrenem Zoom (423 Millimeter Brennweite) übrig bleibt.
Hier zeigte sich eine weitere Schwäche der Kamera: Vor allem im Telebereich hatte sie häufig Mühe, richtig zu fokussieren. Nicht selten dauerte es auch bei kontrastreichen, aber belebten Szenen mehrere Sekunden, bis die Software den Auslöser freigab. Ein weiterer Effekt, denn wir im Test mehrmals beobachten konnten war, dass das Kameramodul unvermittelt seinen Dienst quittierte. Erst ein Neustart behob jeweils das Problem. Der Fairness halber sei an dieser Stelle aber noch einmal erwähnt, dass es sich um ein Vorserienmodell gehandelt hat, mit dem bereits Hunderte von Messebesuchern herumgespielt hatten.
Das Zubehör
Überraschenderweise bietet die Galaxy Camera gerade in puncto Software-Ausstattung gerade einmal Hausmannskost. Durchaus sinnvolles Zubehör wie etwa die Auswahl der Belichtungsmessmethode (Matrix, mittenbetont oder Spot), Braketing (Aufnahme mehrerer Bilder mit verschiedenen Belichtungseinstellungen) und Wahl des Autofokus-Funktion fanden wir auch nach längerem Suchen und unter Zuhilfenahme des Standpersonals nicht. Das verwundert insofern, dass es für Samsung ein Leichtes wäre, genau diese Funktionen über das darunterliegende Android-4.1-System zu implementieren.
Durchaus gut gelungen sind dagegen die Einstellungen, von Blende, Empfindlichkeit, und Belichtungszeit, die Samsung auf einem nachgeahmten Objektiv auf dem Display unterbringt. Im Vorschaubild selbst blendet ein Tippen auf den unteren Bildrand des Touchscreens etwa ein Dutzend zusätzlicher Effekte ein, die Sie auf Wunsch aktivieren. Zu ihnen zählen unter anderem kräftige Farben, Sepia und Schwarz/weiß.

Fazit
Zwar übertrumpft die Samsung Galaxy Camera relativ mühelos alle derzeit verbauten Smartphone-Cams, aber schon bei der unteren Mittelklasse unter den Kompakten hat sie nicht mehr viel zu melden. Zu mager ist die Ausstattung, zu schlecht die Bildqualität bei höheren ISO-Werten und (aktuell noch) zu fehleranfällig die Software. Zwar profitieren potentiell beide Systeme vom Vorhandensein des anderen, jedoch verschenkt Samsung eine Menge der damit verbundenen Möglichkeiten ohne Not. Ein endgültiger Verkaufspreis steht noch nicht fest, man munkelt von Preisen zwischen 400 und 600 Euro.