Android ist auf dem Tabletmarkt nicht allein auf weiter Flur. Kann BlackBerry mit seinem 7 Zoll großen PlayBook vergleichbaren Android-Tablets das Wasser reichen? Im folgenden Testbericht erfahren Sie mehr.
Plusminus
+ Gute Verarbeitung
+ Flüssige Bedienung
+ Scharfes Display
– Kleine App-Auswahl
– Keine Erweiterung per SD-Karte
Leistungsfähige Android-Tablets der 7 Zoll-Klasse sind keine Seltenheit mehr – Samsung hat es mit dem Galaxy Pad vorgemacht, und bald wird auch Google mit seinem eigenen, 7 Zoll großen Nexus Tablet, in den Markt einsteigen. Das BlackBerry PlayBook versucht mit einem eigenen Betriebssystem zu punkten. Hat es angesichts der Dominanz von Android und iOS eine Chance?
Grundsolide
Hält man das 425 Gramm schwere PlayBook in der Hand, fällt die solide Verarbeitung auf: BlackBerry setzt auf eine schlichte und stabile Gehäusegestaltung. Das 7 Zoll messende Display des Gerätes ist mit einem etwa 2 Zentimeter breiten Rahmen umgeben, an dessen Seiten Lautsprecherschlitze ausgespart sind. An der Oberseite des PlayBook finden sich eine 3,5mm-Lautsprecherbuchse, die Lautstärke-Tasten und der Anschaltknopf, an der Unterseite verfügt es über einen HDMI-Ausgang, microUSB- und Dockinganschluss, über den das PlayBook optional über ein Keyboard-Dock bedient werden kann. Der Hersteller RIM spendiert dem PlayBook leider keinen SD-Kartenschacht, man muss also vor dem Kauf des Tablets entscheiden, über wieviel internen Speicher man verfügen möchte: 16, 32 und 64 GByte stehen zur Auswahl. Abgerundet wird das Gehäuse durch die gummierte und rutschsichere Rückseite.

Kein Android
Die Bedienung des BlackBerry-Betriebssystems Tablet OS ist zwar kein Buch mit sieben Siegeln, aber für Android-Nutzer doch gewöhnungsbedürftig. Viele Gesten wie etwa das Umschalten zwischen den Apps erinnern an HPs WebOS, das zum Beispiel auf dem HP TouchPad zum Einsatz kam. Um eine geöffnete Anwendung zu verlassen, wischt man beispielsweise vom unteren Bildschirmrand nach oben. Wer an Android Tablets gewöhnt ist, der vermisst oft die Android-Bedientasten Home, Menü und Zurück.
Zudem fehlen auf dem PlayBook die Google-Dienste wie Google Mail oder Google Maps. Googles Ökosystem ist natürlich nicht immer erste Wahl, doch Dank der Vernetzung der Services schlicht praktischer als die von BlackBerry verwendeten Anwendungen. Das fällt auch bei einem Blick in BlackBerrys App-Geschäft namens AppWorld auf: Die Apps sind zwar sorgfältig ausgewählt, lassen aber die Vielfalt des Google Play Stores vermissen. Mit dem Firmware-Update auf Version 2.0 ändert sich das jedoch langsam – mehr und mehr Android-Apps sind nun auch in der AppWorld zu finden.

Licht und Schatten
Der gefällige BlackBerry-Homescreen teilt sich in drei Bereiche auf. An der Oberkante findet die Statusleiste mit den üblichen Angaben zu Uhrzeit, Batterieladestand und Aktualisierungen, im Balken darunter folgen die fünf Basis-Anwendungen wie Nachrichten, Kontakte, Browser, Kalender und AppWorld. Den Löwenanteil am voreingestellten Bildschirm nehmen die zusätzlich installierten Apps ein. Die hier erfolgte Auswahl offenbart Licht und Schatten: So ist die Musik-App zwar funktional gestaltet, kommt jedoch gänzlich ohne Inhalte und Einstellungsmöglichkeiten aus, die einem die Klangqualitäten der Flunder schmackhafter machen würden. Mit dem Music Store bietet sich jedoch eine Einkaufsmöglichkeit mit vielen Interpreten.

Besonders gefallen hat uns die Multimedia-App des National Film Board of Canada (NFB), in der sich jede Menge Filme und Kurzfilme aus den verschiedensten Genres finden: Arts, Kids‘ Movies, Biography, Animation, History, Aboriginal Peoples, Classics und andere. Diese sind jedoch nur denjenigen zugänglich, die der englischen Sprache mächtig sind. Dazu kommt der Bookstore Kobo Books, in dem bereits zwei Bücher hinterlegt sind, und das Microsoft-Produkt Bing Maps, das Google Maps in Sachen Bedienfreundlichkeit jedoch etwas hinterher hinkt. Ein Press Reader versorgt den geneigten Leser mit Informationen aus aller Herren Länder, dazu kommen Standard-Apps wie ein Dateimanager, der Dokumente-Manager DocsToGo, Facebook und Twitter. YouTube schafft es als einziges Google-Produkt auf die PlayBook-Benutzeroberfläche.

Woher das Play im Namen PlayBook kommen soll, wird bei all dem nicht klar – kein einziges Spiel ist auf dem Tablet vorinstalliert. Das von uns heruntergeladene Autorennspiel Asphalt 6 lief jedoch flüssig und zu unserer vollsten Zufriedenheit. Der vorinstallierte Browser könnte flüssiger laufen und ist beim Seitenaufbau nicht ganz so schnell wie die Android-Konkurrenz.
Brücke zum Smartphone
Wollen Sie Daten von Ihrem Smartphone auf das PlayBook übertragen, ist das zum Beispiel per Bluetooth möglich. BlackBerry-Besitzer werden hierbei bevorzugt: Die App BlackBerry Bridge ermöglicht es, Daten wie Emails oder Adressbücher auf Smartphone und Tablet miteinander abzugleichen, darüber hinaus kann man die Mobilfunknbetzverbindung des Smartphones als Internetzugang verwenden (Tethering) und das Tablet mit dem BlackBerry-Smartphone fernsteuern.
Fazit:
Das PlayBook punktet bei der Gehäuseverarbeitung und Geschwindigkeit, ist aber für an Android gewöhnte Nutzer umständlicher zu bedienen und etwas mager in der Ausstattung. Wollen die Kanadier Android-Nutzer abwerben, müssen Sie sich in Sachen intuitiver Bedienung und App-Angebot noch etwas mehr einfallen lassen. Deshalb legen wir den Kauf des durchaus gelungenen Tablets nur jenen Nutzern nahe, die es in Verbindung mit Ihrem Blackberry-Smartphone und den Business-Funktionen BlackBerrys nutzen wollen, denn hier kann es seine Vorteile voll ausspielen.
BlackBerry PlayBook
Kerndaten | |
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Hersteller | BlackBerry |
Formfaktor | 7-Zoll-Tablet |
Auflösung | 1024×600 Pixel |
Prozessor | 1 GHz, Dual-Core TI OMAP 4430 |
Betriebssystem | BlackBerry Tablet OS |
Akku | 5300 mAh |
Laufzeit (Video) | 5,5h |
Gewicht | 425g |
Preis (Internet) | ca. 250 Euro (16 GByte) |
Android-User-Bewertung | 3,6 Punkte |