Verschiedene Mobilfunk-Provider bieten spezielle Tarife mit einer Festnetznummer an. Über diese sind Sie auch am Handy kostengünstig zu erreichen. NHEO bietet Ihnen eine Ortsnummer für Ihr Handy auch dann an, wenn Ihr Provider eine solche gar nicht im Programm hat.
Das Münchner Unternehmen NHEO [1] bietet Ihnen eine kostenlose Rufnummer im Deutschen Ortsnetz an, über die Sie permanent zum Festnetzpreis Ihres Providers auf dem Handy zu erreichen sind. Ganz so, wie man es etwa von O2 Genion oder der ZuHause-Option von Vodafone her kennt. Gespräche werden dabei nicht wie bei Voice-over-IP über das Internet abgewickelt, sondern über das ganz normale GSM-Telefon-Netz. Telefonate belasten daher Ihr wertvolles Internetvolumen nicht, allerdings macht der Dienst nur mit einer Festnetz-Flatrate oder einem großen Minutenpaket Sinn, da Ihr Handy über die App einen Rückruf initialisiert.
Um NHEO zu nutzen, müssen Sie in einem ersten Schritt Ihre Handy-Nummer bei dem Dienst registrieren, über die NHEO-Android-App [2] funktioniert (es gibt auch eine entsprechende Anwendung für das iPhone) das ohne größeren Aufwand. Nach der Registrierung ruft Sie NHEO automatisiert an, um die von Ihnen angegebene Rufnummer zu überprüfen. Danach legen Sie direkt mit Ihrer neu zugewiesenen Festnetznummer (Die Nummern stammen aktuell aus dem Münchener Vorwahlbereich 089) los.
Das Prinzip von NHEO ist recht clever: Die Android-App lauscht im Hintergrund auf ein Signal von den NHEO-Servern. Ruft nun jemand Ihre NHEO-Festnetznummer an, dann pusht der Dienst die Nachricht über den Anruf via Datenleitung auf Ihr Handy. Nehmen Sie das Gespräch an, dann initiiert die App daraufhin ein ganz normales Telefonat zu einer Münchner Einwahlnummer von NHEO im Festnetz, über das der Service dann den Anrufer und Ihren Rückruf miteinander verknüpft.
Gespräche via NHEO sind also kostenlos, solange der Anrufer und auch Sie selber eine Flatrate ins Deutsche Festnetz besitzen. Fehlt Ihrem Handy-Vertrag eine solche Option, dann werden die üblichen Telefongebühren für ein Festnetz-Telefonat an Ihren Telefonprovider fällig. NHEO selbst bietet die Vermittlung zurzeit kostenlos an.
Der Vorteil von NHEO gegenüber konventionellen VoIP-Anbietern – über die sich auch eine bundesweite Ortsrufnummer realisieren ließe – ist, dass Sie bei Telefonaten Ihr Datenvolumen nicht aufbrauchen, was bei herkömmlichen Anbietern recht schnell passieren kann. Da das Gespräch ja komplett über GSM läuft, belastet nur das Initialisieren des Gesprächs mit ein paar KByte Ihr Internetpaket. Außerdem erwiesen sich VoIP-Apps in der Vergangenheit als ziemliche Stromschlucker, bei NHEO konnten wir keinen negativen Einfluss auf die Akkulaufzeit feststellen.
Datenschutz und Privatsphäre
Problematisch ist natürlich der Datenschutz bzw. der Wunsch nach Datensparsamkeit. Man sollte sich natürlich im Klaren darüber sein, dass NHEO wie bei einer Flüsterpost als Mittelsmann zwischen den Stühlen sitzt. NHEO hat volle Kontrolle über das Telefonat und könnte jede Silbe mitschneiden. Allerdings muss man auch nicht den Teufel an die Wand mahlen, das Unternehmen ist bei der Bundesnetzagentur gemeldet und somit keine unbekannte Nummer aus Übersee. Die Agentur hat sich zwar in vielen Fällen als zahnloser Tiger erwiesen, aber man kann auch nicht behaupten NHEO wäre ein dubioses Unternehmen.


Was vielen Android-Usern allerdings wohl nicht sonderlich gefallen wird ist, dass NHEO ähnlich operiert wie zum Beispiel WhatsApp. Die App übermittelt die im Handy gespeicherten Kontakte zu NHEO und verknüpft sie dort. Man sieht also innerhalb der Anwendung, welche Bekannten ebenfalls NHEO einsetzen. Die entsprechende NHEO-Nummer wird dann auch automatisch in den GMail-Kontakten eingetragen. Ein Opt-Out aus der Übermittlung der Daten konnten wir nicht entdecken.
Preisentwicklung in der Zukunft
Bislang arbeitet NHEO für die Nutzer komplett kostenlos und werbefrei, Einnahmen werden derzeit überhaupt nicht generiert. Das Vermitteln der Telefonate kostet NHEO kaum Geld, allerdings bekommt der Dienstleister aus München seine Rufnummern auch nicht umsonst und auch das Aktivieren eines Accounts per Rückruf kostet immer etwas Geld. Wie also finanziert das Unternehmen seinen Service?
Laut einem Kommentar auf Facebook [3] soll der bisherige Leistungsumfang auch in Zukunft kostenlos angeboten werden. Einnahmen will man nach der Startup-Phase über kostenpflichtige Zusatzleistungen wie etwa günstige Telefonate zu Mobilfunknummern oder internationalen Nummern generieren. Gut vorstellbar wäre auch Werbung während der Vermittlung oder nach Ende eines Gespräches, dort kommen jetzt schon Ansagen als Eigenwerbung.zum Einsatz. Es wäre nur ein kleiner Schritt, hier einen Werbespot einzuspielen.
Problematisch im Ausland
Eine weitere Problematik entsteht, wenn Sie sich mit Ihrem Handy ins Ausland begeben. Es gibt keinen Button, der die App vollständig beenden könnte, sodass erst gar keine NHEO-Gespräche mehr eingehen. Ist man also unvorsichtig und nimmt im Ausland (bei aktiviertem Daten-Roaming) ein über NHEO übermitteltes Gespräch an, dann werden die Roaming-Gebühren für ein Telefonat nach Deutschland fällig, was bekanntlich ziemlich teuer kommen kann.
NHEO funktionierte in unseren Tests sehr gut, die Bedienung des Dienstes erfordert kein Umdenken, einzig die Wartezeit zwischen dem Klingeln und des erfolgreichen Aufbaus der Verbindung ist ungewohnt. Man merkt auch eine leichte Verzögerung von etwa einer halben Sekunde im Gespräch, im Alltag stört diese jedoch kaum. Sinn ergibt der Dienst natürlich erst mit einer Festnetz-Flatrate, sonst müssten Sie den Luxus anderer, Sie unter einer günstigen Ortsnummer erreichen zu können, aus eigener Tasche teuer bezahlen.
Infos
- NHEO: http://www.nheo.de/
- NHEO im Google Play Store: https://play.google.com/store/apps/details?id=eu.nheo.android
- Kommentar von NHEO zur Zukunft: https://www.facebook.com/NHEO.eu/posts/293332777362333