Für Windows bieten die meisten Hersteller passende Tools an, um relativ unkompliziert mit wenigen Mausklicks auf die wichtigsten Daten zuzugreifen. Doch mit freier Software ist die Sache oft nicht so einfach. Wir stellen Ihnen die App KDE Connect vor, die Android-Benachrichtigungen und mehr auf den KDE-Desktop bringt.
Sie setzen privat oder beruflich Linux ein und möchten Ihr Android-Gerät möglichst effizient mit der Desktop-Umgebung KDE zusammen nutzen? Dann holen Sie sich die App KDE Connect. So sehen Sie nicht nur, wer Sie gerade angerufen oder Ihnen eine SMS geschickt hat, sondern Sie können auch auf die kompletten Benachrichtigungen von Android zugreifen und diese mit den diversen Möglichkeiten kombinieren, die der KDE-Desktop bietet.
Server & Client
KDE Connect besteht aus zwei Komponenten: der Android-App und der KDE-Servicekomponente. Die App gibt es gratis bei Google Play, die KDE-Komponente finden Sie entweder in den Paketquellen Ihrer Lieblingsdistribution oder im Quellcode via KDE-Connect-Projektseite. Da die KDE-Desktopumgebung bei openSUSE-Nutzern am weitesten verbreitet ist, beschreiben wir in diesem Artikel die Linux-Installation für openSUSE 13.1. Eine Installationsanleitung auf Englisch für Fedora und Kubuntu finden Sie bei xmodulo.com. Versierte Linux-Anwender sollten die Installation aber auf jeder Distro hinbekommen.
Zunächst benötigen Sie die passenden KDE-Connect-Pakete, die es im KDE:Extra-Repository des openSUSE-Build-Server gibt. Wir haben die (stabile) Version 0.5.1 zur Installation gewählt. Sie können natürlich auch Version 0.5.60git ausprobieren. Am einfachsten wählen Sie die Installation über die passende One-Click-Install-Datei. Anschließend holen Sie sich die KDE-Connect-App aus dem Play Store. Damit sind die beiden Softwarekomponenten installiert, jetzt geht es an den Feinschliff.

Setup unter KDE und Android
KDE Connect verbindet sich via UDP über Port 1714-1764 mit einem beliebigen Rechner, der sich im gleichen Subnet befindet. Die Verbindung erfolgt also nicht über Bluetooth, sondern via klassischem Netzwerk. Die beiden Geräte müssen auch nicht per WiFi verbunden sein: es genügt, wenn beide über eine IP-Adresse im gleichen Bereich verfügen. Andererseits bedeutet das auch, dass KDE Connect nicht über das Internet funktioniert, sondern nur im Heim-/FIrmennetz. Das passt auch so, denn schließlich sind die Funktionen von KDE Connect nicht dazu gedacht, das Handy aus der Ferne zu steuern.
Damit KDE Connect richtig funktioniert, müssen Sie die Ports von 1714 bis 1764 in der SuSEFirewall2 freigeben. Dazu starten Sie YaST, wählen das Modul Sicherheit und Benutzer | Firewall aus und klicken anschließend links auf "Erlaubte Dienste". Hier fügen Sie nun aus der Dropdown-Liste "Zu erlaubender Dienst" den Eintrag KDE Connect hinzu. Den Rest erledigt YaST nach einem Klick auf "Weiter". Nutzer anderer Distributionen müssen die Firewall von Hand anpassen, falls aktiv.

Jetzt müssen Sie nur noch das passende Miniprogramm hinzufügen. Dazu klicken Sie mit der rechten Maustaste auf einen freien Bereich des KDE-Desktops oder des Panels und wählen den Eintrag "Miniprogramme hinzufügen". Es erscheint eine Leiste mit KDE-Widgets am unteren Rand. Geben Sie KDE Connect ins Suchfeld ein und tippen Sie doppelt auf den gefundenen Eintrag, um das Miniprogramm hinzuzufügen (alternativ ziehen Sie es per Drag&Drop auf den Desktop.

Hat alles geklappt, sehen Sie das KDE-Connect-Icon (Smartphone mit KDE-Logo) auf dem Panel oder dem Desktop. Klicken Sie mit der rechten Maustaste darauf und wählen Sie "Einstellungen für KDE Connect". Alternativ starten Sie die Systemeinstellungen von KDE (systemsettings) und suchen hier nach dem KDE-Connect-Eintrag.
Nun wechseln Sie zum Android-Smartphone und starten — falls noch nicht geschehen — die App KDE Connect. Die App sollte sich nun automatisch mit dem Linux-Rechner verbinden. Wenn Sie möchten, können Sie über die Einstellungen der App dem Handy noch einen individuellen Namen verpassen. Sie können auch mehrere Android-Geräte mit dem KDE-Desktop verbinden, sodass sich dieser kleine Aufwand in jedem Fall lohnt. Hat alles geklappt, erscheint der Name Ihres Linux-Rechners unter dem Eintrag Verbundene Geräte.
Fehlt ein entsprechender Eintrag, dann haben Sie die Firewall nicht angepasst oder die beiden Geräte befinden sich nicht im gleichen Subnetz (gleicher IP-Adressbereich). Auf dem Linux-Rechner sollten Sie jetzt bei einem Klick auf das KDE-Miniprogramm bereits das eigene Handy und den Ladestatus sehen, aber noch keine Benachrichtigungen. Damit das auch mit den Benachrichtigungen klappt (erst ab Version 4.3 verfügbar), öffnen Sie die Android-Einstellungen und scrollen zum Eintrag Sicherheit | Benachrichtigungszugriff. Hier setzen Sie nun die Checkbox bei KDE Connect.

Nun sollte die Verbindung zu 100% klappen. Egal um welche Benachrichtigung es sich handelt, sehen Sie auf dem KDE-Desktop sofort eine Meldung. Das klappt also auch für neu Installierte Apps, SMS, verpasste Anrufe (Anrufe gehen auch so bei der App ein) und für viele weitere Fälle. Das macht das Arbeiten extrem bequem, da das Handy in vielen Fällen auf dem Tisch liegenbleiben kann (war eh nur eine Reklame-Mail). Was die KDE-Connect-App hingegen in der aktuell stabilen Version 0.5.1 noch nicht anzeigt, sind detailierte Informationen. Sie sehen also aktuell bei Gmail zum Beispiel nur, wer Ihnen eine E-Mail geschickt hat, aber weder den Betreff noch Teile des Inhalts.
Goodies
KDE wäre nicht KDE, wenn die App nicht ein paar Specials zu bieten hätte. Dazu gehört die integrierte Fernsteuerung für Amarok. Läuft auf dem KDE-Desktop der Audioplayer Amarok, dann starten Sie einfach auf dem Android-Gerät die KDE-Connect-App und tippen auf den verbundenen Rechner-Eintrag. Im neuen Dialog wählen Sie nun unten den Eintrag Fernbedienung öffnen aus und anschließend die gewünschte KDE-App (neben Amarok gibt es noch ein paar weitere unterstützte Multimedia-Dienste).

Wie bei allen KDE-Benachrichtigungen können Sie auch bei den KDE-Connect-Meldungen festlegen, was genau passieren soll. Klicken Sie dazu bei einer eingehenden Benachrichtigung auf das Schraubenschlüssel-Icon. Im neuen Fenster sehen Sie nun, welche Arten von Benachrichtigungen KDE Connect zu bieten hat: Ping, SMS, Anruf, Akku usw. Zu jedem Ereignis können Sie eine Sounddatei festlegen, bestimmen, ob ein Hinweisfenster erscheint, einen Eintrag in eine spezielle Protokolldatei veranlassen (interessant, um App-Installationen zu protokollieren) und sogar ein beliebiges Programm ausführen.


Doch auch auf der Android-Seite gibt es praktische Zusätze. So nistet sich KDE Connect ins Teilen-Menü von Android ein. Das bedeutet, dass Sie beliebige Dateien über die App direkt an den KDE-Desktop schicken können (die Dateien landen per default im Downloads-Verzeichnis). Zudem teilen sich der KDE-Desktop und Android mit der Installation der App die Zwischenablage. Kopieren Sie also zum Beispiel auf dem Desktop eine URL über [Strg]+[C], dann können Sie diese im Android-Browser einfach mit gedrückt halten des Fingers einfügen. Das funktioniert auch umgekehrt. Beachten Sie, dass Sie dazu unter Linux die bewährte Tastenkombination [Strg]+[C] benutzen müssen, einfach kopieren und mit der mittleren Maustaste einfügen klappt nicht.
Zu guter Letzt hilft Ihnen KDE-Connect auch dabei, ein verlegtes Handy wieder zu finden. Dazu senden Sie dem Android-Gerät einfach einen Ping und schon ertönt der unter Android eingerichtete Klang für Benachrichtiungen. Das funktioniert allerdings nur, wenn das Handy nicht stummgeschaltet ist. Natürlich können Sie auch über das Handy den Linux-Rechner anpingen.
Fazit
KDE Connect ist eine Must-have-App für alle, die Android und KDE benutzen. Die Installation erfordert zwar etwas Zeit, aber anschließend will man das tolle Gespann nicht mehr missen. In naher Zukunft möchten die Entwickler auch das Senden von Dateien vom Linux-Desktop zum Android-Gerät und die Antwortfunktion für SMS implementieren. Weitere spannende Items, die auf der Todo-Liste stehen, finden sich im Blog des KDE-Connect-Entwicklers Albert Vaca.