29. September 2023
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Internet-TV als App und Box

Fernsehen ohne Satellitenschüssel, Kabel-Dienstleister oder DVB-T Adapter. VirtualSat streamt die wichtigsten TV-Sender direkt auf ihren Androiden!

Internet-TV kommt in Deutschland trotz der gegegeben technischen Möglichkeiten nicht richtig in Schwung. Während etwa in der Schweiz mit Zattoo [1], Wilmaa [2] oder Teleboy [3] gleich drei Anbieter ein umfangreiches TV-Programm ins Internet streamen, ist in Deutschland alleine Zattoo mit ARD, ZDF, sowie ein paar Spartensendern und dritten Programmen am Start.

Das österreichische Unternehmen TeleOne möchte nun den Markt mit VirtualSat [4] aufrollen und Internetfernsehen auf Computer, mobile Geräte und Fernseher bringen. VirtualSat hat schon jetzt fast alle wichtigen deutschsprachigen Sender im Programm [5] und bietet Apps für Windows, iOS, Android und bald auch Linux an.

Neben der reinen Software-Lösungen vertreibt VirtualSat kompakte und mit Android ausgestatte Boxen an, die sich über HDMI an entsprechenden Fernsehern oder Monitoren anschließen und über eine Infrarot-Fernbedienung steuern lassen. Wir schauen uns die Android-App, wie auch die VS TV Box 100 genauer an.

VirtalSat als App

Virtualsat installieren Sie direkt aus dem Android-Market [6], doch alleine mit der App lässt sich noch nichts anfangen. Sie brauchen zwingend einen Account bei Virtualsat wie auch ein kostenpflichtiges Paket, je nach Laufzeit betragen die Kosten etwa fünf Euro im Monat, alternativ ist auch ein 3-Tages-Paket im Angebot, falls sie nur kurzfristig Internetfernsehen benötigen oder VirtualSat unverbindlich testen wollen. Die Bezahlung der Pakete erfolgt über diverse Zahlungsdienstleister, aber auch die klassische Banküberweisung wird angeboten.

Virtualsat-Pakete

Hardware Dauer Kosten
Ohne 3 Tage EUR 1,00
Ohne 1 Monat EUR 4,90
Ohne 6 Monate EUR 27,90
Ohne 12 Monate EUR 49,90
VS TV Box 100 Silver 1 Monat EUR 99,90
VS TV Box 100 Gold 15 Monate EUR 149,80

Beim ersten Start der Virtualsat-App sucht Ihnen das Programm noch automatisch einen Codec [7] heraus, den Sie über den Market installieren müssen, danach steht Ihnen VirtualSat mit allen derzeit angebotenen Sendern sofort zur Verfügung. Je nach Handy-Typ müssen Sie einen bestimmten Codec installieren, VirtualSat sollte jedoch das passende Paket automatisch für Sie heraussuchen.

Die Bedienung der App ist bislang recht schlicht gehalten. Eine Senderliste bietet Ihnen einen Überblick über die verfügbaren Sender, bei vielen Programmen zudem auch über die aktuell laufende Sendung. Häufig genutzte Sender markieren Sie über einen längeren Klick als Favoriten, so dass Sie diese nicht mehr mühselig aus der nicht sortierbaren Senderliste heraussuchen müssen.

Abbildung 2: Der EPG soll in der kommenden Version weiter ausgebaut werden. Bislang sieht man nur was aktuell und als nächstes auf dem Sender läuft.
Abbildung 2: Der EPG soll in der kommenden Version weiter ausgebaut werden. Bislang sieht man nur was aktuell und als nächstes auf dem Sender läuft.
Abbildung 3: Über das Menü lässt sich der Stream pausieren, allerdings killt Android gerne die Virtualsat-App, wenn in eine andere Anwendung umgeschaltet wird.
Abbildung 3: Über das Menü lässt sich der Stream pausieren, allerdings killt Android gerne die Virtualsat-App, wenn in eine andere Anwendung umgeschaltet wird.

Ein Klick auf einen TV-Sender startet sofort die Übertragung der Sendung auf Ihr Android-Smartphone bzw. Tablet. Ein kurzer Tipper auf das Fernsehbild blendet das Menü ein, ein längerer Druck öffnet die Programmübersicht über die Sie dann auch direkt den Sender wechseln können.

Virtualsat verfügt von Haus aus mit der Pause-Taste im Menü über eine Art Time-Shift-Funktion. Sie hält das Fernsehbild an, so dass Sie die laufende Sendung kurz unterbrechen können. Allerdings schmeißt Android die Virtualsat-App beim Wechsel in ein andere App raus, ohne dass der aktuelle Stand der Sendung nicht erhalten bleibt. Die Pause-Taste eignet sich daher nur für wirklich kurze Unterbrechungen.

Bislang nur niedrige Qualität

Die aktuell gebotene Qualität reicht für die Darstellung des TV-Bilds auf Smartphones aus. Das Video wird mit einer Auflösung von 420×240 Pixel übertragen. Auf das Format eines Smartphone-Displays großgezogen, wirkt das Bild dadurch zwar nicht gestochen scharf, doch die gebotene Qualität ist ausreichend für ein mobiles TV-Erlebnis.

Die von uns gemessene Datenübertragungsrate beträgt etwa 180 MByte pro Stunde, somit eignet sich der Dienst eher für das WLAN zuhause oder an einem WLAN-Hotspot. Eine kleine Datenflatrate würde bei diesen Datenraten sonst schnell vom Provider auf Schneckentempo gebremst werden.

Geplante Ergänzungen

Für die nächsten Monate ist eine höher auflösende Variante des Video-Streams in Arbeit, so dass sich das Bild auch für hochauflösende Tablets oder gar TV-Geräte eignet. Solange die Sender frei empfangbar sind, wird der High-Quality Stream ohne Aufpreis nutzbar sein. Sender wie Pro7 HD jedoch muss man über eine Paketerweiterung zusätzlich bezahlen.

Abseits des hochauflösenden Video-Formats sind weitere Neuerungen am Dienst geplant. Neben einem richtigen elektronischem Programmführer (EPG) ist es angedacht über den EPG Sendungen aufzeichnen und später abspielen zu können.

Auf die große Leinwand

Fernsehen auf dem Tablet oder Smartphone mag zwar praktisch sein, doch Virtualsat möchte auch auf den richtigen Fernseher. Ziel sind im letzten Schritt mit Android ausgestatte TVs, wie sie bei LG oder Samsung bereits in den Startlöchern stehen.

Bis es soweit ist, hat Virtualsat mit den Android-Boxen VS TV Box 100 und VS TV Box 110 zwei Androiden im Angebot, die speziell für den Anschluss an moderne Fernsehern oder Monitore gedacht sind. Die zwei Boxen sind weitestgehend identisch, unterscheiden sich jedoch im zur Verfügung stehenden Arbeitsspeicher und dem Punkt, dass die VS TV Box 110 ein integriertes WLAN-Modul enthält.

Die Virtualsat-Box

Die kleinste Variante VS TV Box 100 verfügt über einen 10/100 MBit-Netzwerkanschluss, HDMI und S-Video, zwei USB-Ports über die sich externe Datenträger oder auch Maus/Tastatur anschließen lassen, sowie über einen SD-Kartenslot.

Abbildung 5: Die VS TV Box 10 zusammen mit der mitgelieferten Fernbedienung. Man merkt der Kombination an, dass Android bislang eher für Touchscreens gedacht ist.
Abbildung 5: Die VS TV Box 10 zusammen mit der mitgelieferten Fernbedienung. Man merkt der Kombination an, dass Android bislang eher für Touchscreens gedacht ist.

In ihr tickt ein ARM CORTEX A9 mit einer Taktfrequenz von 800 MHz. In den Benchmarks erreichte die VS TV Box 100 daher auch mäßige Ergebnisse (Vellamo: 392, Antutu: 2363). Nicht desto trotz fühle sich das installierte Android 2.3.4 selber recht flüssig an.

VS TV Box 100

Technische Daten
OEM Hersteller Geniatech
Hauptplatine M3 media box board
CPU-Typ AMLOGIC MESON-M1 8726M STV MBX M3
Taktfrequenz 800 MHz
Systemspeicher 256 MByte
Interner Speicher 1,67 GByte
Android 2.3.4 (Update auf ICS für März zugesagt)
Schnittstellen
Video HDMI und S-Video
USB 2 USB Host-Ports
Speicher SD
Netzwerk 10/100 MBit/s Ethernet
Sonstiges
Maße 100x104x27 mm

Das Android der VS TV Box 100 wurde von Virtualsat nicht an den Betrieb an einem Fernseher angepasst. Dies hat den Vorteil, dass man ein unverändertes Android mit herkömmlichen App-Drawer, Android Market und allem drum und dran vorfindet. Allerdings wäre ein für Fernseher optimiertes Android vielleicht die bessere Option gewesen.

Android ist kein Media-Center

Virtualsat steuert lediglich einen Ersatz für den Launcher, wie auch eine für große Bildschirme optimierte Tastatur bei. Beide Apps erweisen sich allerdings als nicht als ideale Wahl: Media-Center wie sie in modernen Flachbildschirmen eingebaut sind, machen an dieser Stelle deutlich mehr her.

Abbildung 6: Auf der VS TV Box 100 läuft ein herkömmliches Android 2.3.4. Ein Update auf Android 4.0 (ICS) ist für März angekündigt.
Abbildung 6: Auf der VS TV Box 100 läuft ein herkömmliches Android 2.3.4. Ein Update auf Android 4.0 (ICS) ist für März angekündigt.

Der Launcher erinnert mit der Darstellung eines Arbeitszimmers stark an das, zum Glück und zu Recht, in Vergessenheit geratene Microsoft Bob. Die alternative Tastatur zeigte in unserem Test chinesische Schriftzeichen an, obwohl Android auf Deutsch betrieben wurde.

Abbildung 7: Die TV-Box wird von Haus aus in englischer Sprache ausgeliefert. Die Sprache des Systems lässt sich in den Einstellungen ändern, die der virtuellen Tastatur jedoch nicht.
Abbildung 7: Die TV-Box wird von Haus aus in englischer Sprache ausgeliefert. Die Sprache des Systems lässt sich in den Einstellungen ändern, die der virtuellen Tastatur jedoch nicht.

Auch die Bedienung von Android über eine mit Pfeiltasten bestückte Fernbedienung macht nicht wirklich viel Spaß, zu lange dauert das Navigieren von Icon zu Icon bzw. innerhalb der Bildschirmtastatur. Etwas simples wie eine „TV-Taste“, die die Virtualsat-Applikation startet, fehlt leider komplett. Erst mit richtiger Maus und Tastatur geht die Steuerung der TV-Box halbwegs locker von der Hand.

Abbildung 8: Der virtuelle Desktop soll an einen Schreibtisch mit allen wichtigen Apps erinnern. Ein richtiges Media-Center wäre jedoch passender gewesen.
Abbildung 8: Der virtuelle Desktop soll an einen Schreibtisch mit allen wichtigen Apps erinnern. Ein richtiges Media-Center wäre jedoch passender gewesen.

Allerdings trübt hier der Punkt, dass Android keine Option beinhaltet das Tastatur-Layout einer Hardware-Tastatur auf eine deutsche Tastenbelegung umzustellen. Auch fehlen auf einer Computertastatur die Tasten für Home, Back oder Menü, so dass man letztendlich immer mit Maus, Tastatur und Fernbedienung gleichzeitig hantieren muss.

Virtualsat möchte dieser Problematik in Zukunft mit der großen Variante VS TV Box 1000 begegnen. Sie wird mit einer deutlich besseren Fernbedienung mit integrierter Tastatur und Beschleunigungssensor ausgeliefert, so dass sich das System nach Angaben des Herstellers deutlich besser bedienen lassen können soll.

Fazit

Virtualsat als App fürs Smartphone oder Tablet bestätigt den guten ersten Eindruck nachhaltig. Die Software ist zwar noch recht einfach gestrickt, doch der Empfang des Fernsehprogramms über WLAN oder mobiles Breitbandinternet funktioniert zuverlässig und ohne große Wartezeiten oder Ruckler.

Wer unterwegs TV ansehen möchte, oder gar plant auf teures Kabelfernsehen zu verzichten und sich an der noch eingeschränkten Bildqualität nicht stört, der kommt bei Virtualsat auf seine Kosten. Aufgrund der recht fairen Bedingungen lässt sich Virtualsat für drei Euro einen Monat lang ohne Risiko testen.

Die VS TV Box 100 konnte jedoch nicht restlos überzeugen, auf ihr funktioniert die Virtualsat-App natürlich auch ohne Probleme, doch Android lässt sich über die mitgelieferte Fernbedienung nur umständlich bedienen. Die nächste Generation der Box mit Android 4.0, EPG und ordentlicher Fernbedienung ist jedoch sicher wieder ein Blick wert.

Sarah Lindow-Zechmeister
Sarah Lindow-Zechmeister
Android-Fan der ersten Stunde, Pixel Fan Girl und neben Themen rund um Android teste ich liebend gerne smarte Produkte und andere Gadgets.

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