Mit dem Google-Navi kommen Sie in Deutschland gut voran, doch im Ausland haben sie nur bei hohen Kosten Netzzugang. Für Auslandsreisen ist daher ein Offline-Navi wie TomTom dringend empfehlenswert.
Die in Android integrierte Navigationslösung hat zurecht einen guten Ruf. Die Karten sind immer so aktuell wie überhaupt möglich, die Routenführung ist ordentlich und die Stauinfos top-aktuell. Doch die Google-Navigation hat ihre Schwächen: Im Ausland müssten Sie teures Roaming nutzen, da sowohl die Kartendaten, wie auch die Routenberechnung von Googles Servern kommt. Zusätzliche POIs oder eine Datenbank mit festen Blitzern sind für die Google-App noch ein Fremdwort. Die bekannten Hersteller von Navigationsgeräten schließen daher durchaus eine Lücke, die Google bislang noch offen gelassen hat.
TomTom für Android
TomToms Android-Navigation finden Sie im Paket mit verschiedenen Karten im Google Play Store. Für die günstigste Variante mit einer D-A-CH-Karte (Deutschland, Österreich, Schweiz) zahlen Sie 34,99 Euro, für Karten mit ganz Europa werden 59,99 Euro fällig. Sorgen um Kartenupdates müssen Sie sich nicht machen, im Gegensatz zu den TomTom-Navigationsgeräten verspricht der Hersteller jedes Quartal ein kostenloses Kartenupdate. Die D-A-CH-Version der TomTom-App lädt beim ersten Start etwa 800 MByte aus dem Internet, bei der Europa-Karte gar 3,3 GByte.
Darstellung
Wenn Sie bislang mit einem TomTom-Navigationsgerät unterwegs waren, werden Ihnen viele Details der App durchaus bekannt vorkommen. Das Menü und die Einstellungen sind über große Buttons bedienbar, Adressen geben Sie in der Reihenfolge Land, Ort, Straße, Hausnummer ein und die Kartendarstellung erinnert auch stark an ein TomTom-Navi. Die Straßen sind deutlich fetter gezeichnet als bei Google, das erleichtert die Orientierung bei einem schnellen Blick auf die Route, allerdings ist der gezeigte Kartenausschnitt kleiner.
Im Gegensatz zum Google-Navi zeigt Ihnen TomTom Ihre aktuelle Geschwindigkeit, sowie die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf dem aktuellen Streckenabschnitt an. Auf Wunsch warnt Sie die App zudem auch akustisch beim Überschreiten des Tempolimits oder auch vor dem Passieren von Kirchen oder Schulen. Ein weiteres Plus von TomTom ist die Möglichkeit Zwischenstationen in die Routenplanung mit aufzunehmen, Google kann nach wie vor nur von A nach B routen.
Navigation
Um die Navigation zwischen Google und TomTom zu vergleichen, haben wir in München und Umgebung diverse Fahrten unternommen. Beide Navis haben uns in der Praxis sicher zum Ziel gebracht, auch wenn die vorgeschlagenen Routen nicht immer identisch waren. Die von TomTom generierten Routen und Zeiten basieren auf gesammelten Daten, wann wo wie viel Verkehr zu erwarten ist: Die kürzeste Route ist demnach nicht immer die schnellste. Die IQ Routes [2] getauften Daten sind in der Karte integriert, beinhalten jedoch keine Live-Informationen über Staus auf dem Streckennetz.
Etwas besser als Google hat TomTom den Start der Navigation gelöst. Nach Eingabe des Ziels springt die App nicht gleich in den Navi-Modus, sondern zeigt Ihnen das Ziel in einer Detailansicht, wie auch eine Übersicht der vollständigen Route an. So können Sie sicher gehen, dass es auch zum richtigen Ziel geht.
Wie nochmal?
Falls Sie eine Ansage des Navis verpasst haben sollten, dann drücken Sie einmal kurz auf die Lauter-Taste Ihres Handys. TomTom wiederholt danach die letzte Ansage, so dass Sie hoffentlich noch rechtzeitig die Kurve bekommen.
Während der Navigation fiel auf, dass TomTom ein kleines bisschen später über die nächste Abbiegung informiert, aber frühzeitig darauf hinweist, auf welche Spur es sich einzuordnen gilt. Dadurch haben Sie mehr Zeit für den Spurwechsel und weniger Stress beim Abbiegen im dichten Verkehr. Die Ansagen der App sind meist präzise und klar verständlich, Straßennamen spricht die App flüssiger aus als Google. Vor Autobahnkreuzen schaltet der Spurassistent von der Kartenansicht auf ein statisches Bild mit den richtigen Fahrspuren, komplizierte Kreuzungen zwischen Autobahnen verlieren so ihren Schrecken. Unschön ist, dass sich der Kartenauschnitt nicht verschieben lässt.
Live-Funktionen kosten extra
Bei Staus hat Google in unseren Augen die Nase deutlich vorne. Im Gegensatz zu TomTom lotst uns die Navi-App Googles um manch einen Stau herum und zeigte uns auch an, wo auf der Strecke aktuell viel Verkehr ist.
Das Feature bietet TomTom ebenfalls an, doch für die fortwährend aktualisierte TomTom-HD-Traffic-Daten [3] müssen Sie monatlich 4,99 Euro oder pro Jahr 29,99 Euro zusätzlich bezahlen. Ob es sich lohnt das Feature zu buchen ist fraglich, in Deutschland liefert Ihnen Google die Live-Daten frei Haus, im Ausland müssten Sie für den Abruf der Verkehrsinfos wieder teure Roaming-Gebühren zahlen.
Ebenso wie die Live-Informationen zum aktuellen Verkehr kostet auch das Add-On TomTom Mobile Radarkameras [4] einen Aufpreis (1,59 Euro/Monat oder 18,99 Euro/Jahr). Es beinhaltet eine Datenbank mit fest installierten Blitzern und auch Warnungen vor anderen Kameratypen, einschließlich Abschnittskontrollen (z.B. in Österreich oder England), Ampelblitzern und mobilen Hotspots.
Für Vielfahrer
Im Gegensatz zu früheren Versionen lässt sich die TomTom-Navi-App inzwischen auf allen gängigen Androiden installieren. Die App erlaubt Displaygrößen zwischen 800×480 und 1280×800 Pixeln. Für die top-aktuellen Full-HD-Handys einer Auflösung von 1920×1080 muss TomTom jedoch erneut wieder sein Layout anpassen. Die App zeigt zudem nach wie technische Schwächen, die Menüs erscheinen träge und wir konnten durchaus den einen oder anderen Absturz beobachten.
Unglücklich gelöst ist zudem das Preismodell und die Architektur der TomTom-Apps. Kaufen Sie zuerst die günstigere D-A-CH-Version, dann gibt es keinen Upgrade-Pfad auf die komplette Europa-Karte, sie müssen die App komplett neu kaufen. Entscheiden Sie sich gleich für die Europa-Karte, dann müssen Sie immer die vollen 3,3 GByte auf dem Handy vorhalten, nur D-A-CH für die Alltags-Fahrten zu installieren und vor dem Spanien-Ulaub noch das Zielland nachzuladen ist nicht möglich.
Kostenpflichtige Offline-Navigationsapps müssen mit Features gegen den großen kostenlosen Konkurrenten Google punkten. Die hat TomTom mit dem Spur-Assistenten und der Blitzer-Datenbank durchaus zu bieten, doch der Preis ist nicht gerade gering. Wer nur in Deutschland unterwegs ist, hat gegenüber der Google-Lösung kaum Vorteile. Wer öfter die Grenzen des eigenen Mobilfunkvertrags verlässt, erspart sich den Kauf eines Navi-Geräts. Die Investition in ein Abo von TomTom-HD-Traffic lohnt sich allerdings nur für alle, die mit dem Google-Navi völlig unzufrieden sind.