27. September 2023
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Im Test: Samsung Galaxy S II gegen HTC Sensation

Hinsichtlich Ausstattung und Preis spielen das Galaxy S II und das HTC Sensation in der absoluten Oberliga. Wer sich jetzt ein neues hochklassiges Smartphone zulegen möchte, kommt an diesen zwei Androiden nicht vorbei.

Zwei Erfolgsmodelle, zwei Kassenschlager im Jahre 2010 und nun zwei Nachfolger, die in große Fußspuren treten wollen. Samsung beerbt mit dem Galaxy S II das Galaxy S, welches mit über zehn Millionen verkauften Einheiten letztes Jahr der Android-Markttreiber war und HTC will mit dem Sensation den großen Erfolg des HTC Desire noch mal toppen. Ob beide Hersteller ihre Versprechen einhalten können und wer am Ende die Nase vorne hat, zeigt dieser Artikel.

Die Hardware

Wer in der mobilen Oberliga mitspielen möchte, braucht große Hände: In beiden Geräten ist ein Display mit einer Diagonale von 4,3 Zoll verbaut. In anderen Punkten sind die Hardware-Unterschiede allerdings deutlicher. So wählt Samsung beim Galaxy S II fast ausschließlich Kunststoff für das Gehäuse, was das Gerät mit 116 Gramm zum Leichtgewicht macht. HTC hingegen setzt auf das bereits übliche Aluminiumgehäuse, kombiniert mit gummiertem Kunststoff. Das macht das Smartphone allerdings auch 32 Gramm schwerer als seinen Widersacher.

Zauberwort Dual-Core

Nichts wird häufiger in der Werbung für die neue Smartphone-Generation verwendet, als das Schlagwort Dual-Core. Zwei Prozessorkerne in einem mobilen Gerät sind nüchtern betrachtet mehr, als man derzeit wirklich benötigt, um flott zu arbeiten. Wer allerdings über 500 Euro für ein Smartphone ausgibt, möchte sicher auch ein Stück in die Zukunft investieren und hier wiederum, könnte sich die Rechenpower irgendwann bezahlt machen.

Während das HTC Sensation mit dem MSM8260 Qualcomm-Prozessor der Snapdragon-Familie ausgestattet ist, verbaut Samsung in der europäischen Version des Galaxy S II den hauseigenen Exynos-Prozessor. Beide Rechenknechte takten mit 1,2 GHz pro Kern, wobei die derzeit üblichen Benchmark-Programme einen klaren Leistungsvorsprung für die Samsung-CPU ausmachen können. So maßen wir beim AnTuTu-Benchmark für das S II 5917 Punkte, das HTC-Superphone bringt es gerade mal auf knapp 4800 Zähler. Auch beim Vellamo-Test, der die Performance im Web misst, liegt das Samsung-Handy mit 930 Punkten (gegenüber 743 beim HTC Sensation) klar vorne.

Zu erwähnen wäre noch, dass beide Geräte keinen Tegra 2 Chipsatz von NVIDIA nutzen und daher auf diverse aktuelle Spiele, welche extra für diesen Dual-Core-Prozessor optimiert wurden, nicht ohne weiteres zu greifen können. Das ist schade, macht in der täglichen Praxis aber noch kaum einen grafischen Unterschied bei den verfügbaren Titeln aus. Mit einem Trick kann man allerdings einen speziell angepassten Grafiktreiber namens Chainfire3D einspielen, um Anwendungen vorzutäuschen, in dem entsprechenden Gerät wäre eine Tegra-CPU verbaut [1].

Abbildung 1: Über so genannte Szenen lassen sich beim HTC Sensation die Homescreens individuell gestalten.
Abbildung 1: Über so genannte Szenen lassen sich beim HTC Sensation die Homescreens individuell gestalten.
Abbildung 2: Die TouchWiz-Oberfläche von Samsung erlaubt bis zu 7 Homescreens.
Abbildung 2: Die TouchWiz-Oberfläche von Samsung erlaubt bis zu 7 Homescreens.

Knackpunkt Display

Der unbestritten größte Pluspunkt für das Samsung Galaxy S II ist das einmalige Display, welches auf der Technologie „Super AMOLED Plus“ basiert. Samsung hat im Vergleich zur ersten Generation des Super-AMOLED-Screens die Subpixelzahl von 8 auf 12 erhöht, so dass man mit bloßem Auge kein feines Raster mehr feststellen kann. Besonders deutlich wird dies beim direkten Vergleich mit dem Samsung Galaxy S der ersten Generation.

Auch wenn die dargestellten Inhalte je nach Einstellung ab und an farblich übersteuern, so werden die Farben, Abstufungen und Kontraste bei verschiedenen Lichtverhältnissen so gut dargestellt, dass HTC mit dem LC-Display im Sensation trotz höherer Auflösung dagegen blass wirkt. In der täglichen Praxis ist auf dem 4,3 Zoll Display die Auflösung von 800 x 480 Pixeln (WVGA), wie sie das Galaxy S II aufweist ausreichend. Eine Auflösung von 960 x 540 Pixel (qHD) wie beim HTC Sensation wäre zwar wünschenswert gewesen, der Vorteil in der Schärfe ist allerdings nur bei Makroaufnahmen sichtbar.

Abgerundete Oberklasse

Diverse weitere Bauteile der beiden Geräte zeigen die derzeitige Obergrenze im Android-Bereich. Beide verfügen über eine Kamera auf der Rückseite, welche mit 8 Megapixeln auflöst, über einen LED-Blitz verfügt und Videos in 1080p-Auflösung aufnehmen kann. Das Samsung-Gerät hat allerdings auch hier die Nase vorne, da die Farben und die Belichtung der Aufnahmen realitätsnaher sind. Über eine Frontkamera für Videotelefonie verfügen ebenfalls beide Geräte.

Der verbaute Arbeitsspeicher beträgt beim Galaxy 1 GByte, das Sensation kann nur mit 768 MByte aufwarten. In beiden Fällen ist der Hauptspeicher allerdings mehr als ausreichend. Beim internen Speicher, welcher in erster Linie für Apps aber auch für Foto- und Videoaufnahmen genutzt wird, muss sich das HTC eindeutig geschlagen geben. Samsung verpasst seinem Smartphone 16 GB internen Speicher und ermöglicht die Erweiterung per Micro-SD-Karte um weitere 32 GByte. Letztes trifft auch auf das Sensation zu, allerdings muss man sich hier von Haus aus mit nur einem GByte internem Speicher begnügen.

Schattenseiten

Wie eingangs erwähnt weist auch teure Hardware der Oberklasse durchaus Kritikpunkte auf. So wird man das HTC Sensation mit seinem Gewicht wohl eher nicht in der Hemdtasche tragen wollen und auch der seitliche Micro-USB-Anschluss macht die Nutzung einiger universeller Autohalterungen unter Umständen unnötig kompliziert.

Wer sich bei Android bereits an die dezidierte Suchen-Taste gewöhnt hat, muss beim Samsung Galaxy S II darauf verzichten. Zwar kann man zu diesem Zweck die Menü-Taste lange gedrückt halten, die Kurzwahl der Suchfunktion ist allerdings dahin. Das Sensation verfügt hingegen über sämtliche vier Android-Tasten.

Merkbare Patzer leisten sich beide Smartphones bei der Akkulaufzeit. Zwar schafft derzeit kein aktuelles Smartphone bei regelmäßiger Nutzung von E-Mail, Telefon, Twitter und Co. mehr als einen Tag Laufzeit, dieser komplette Arbeitstag sollte aber ohne Probleme möglich sein. Hier kann es bei intensiver Nutzung schon einmal vorkommen, das die teuren Oberklasse-Geräte nach einem achtstündigen Arbeitstag den Geist aufgeben. Dabei ist es unerheblich, ob man wie HTC einen Akku mit 1520 mAh oder wie Samsung einen Akku mit 1650 mAh verbaut. In der Praxis unterscheiden sich die Laufzeiten der beiden Geräte kaum.

Im direkten Vergleich zu den Vorgängern hat HTC die typischen Schwächen bei der Kamera und dem Lautsprecher beseitigt und auch Samsung hat bereits bewährte Bauteile konsequent weiterentwickelt sowie verbessert. Leider bringt auch das Galaxy S II keine direkte HDMI-Schnittstelle mit, über den USB-Anschluss unterstützen aber beide Smartphones den neuen MHL-Standard (siehe Infobox). Allerdings müssen Sie dazu bei Samsung und HTC zusätzliche Adapter kaufen.

Abbildung 3: Über entsprechende Adapter unterstützen beide Smartphones den Ausgang digitaler Inhalte auf ein TV-Gerät. Die Abbildung zeigt den MHL-HDMI-Adapter von HTC.
Abbildung 3: Über entsprechende Adapter unterstützen beide Smartphones den Ausgang digitaler Inhalte auf ein TV-Gerät. Die Abbildung zeigt den MHL-HDMI-Adapter von HTC.

MHL

MHL (Mobile High-Definition Link) ist eine neue Schnittstelle, die im Wesentlichen die Möglichkeiten von USB (Stromzufuhr) und HDMI (Hochauflösendes Videomaterial am TV) vereint. Über eine MHL-Schnittstelle lässt sich somit ein Smartphone laden, während man einen Film auf dem Fernseher anschaut.

Software

Im täglichen Einsatz nützt einem noch so viel CPU-Power in einem Smartphone recht wenig, wenn die Software nicht mithalten kann. Apple hat es mit seinem iPhone vorgemacht, wie man ein Betriebssystem optimal an eine relativ schwache Hardware-Plattform anpassen kann. Bei der mittlerweile dritten Hauptgeneration an Geräten, haben dies auch die Hersteller von Android-Smartphones langsam verinnerlicht.

Beide Hersteller setzen alles daran, das installierte Android in Version 2.3.3 ist seiner Grundform über HTC Sense bzw. Samsung TouchWiz zu optimieren, anzupassen, aufzupeppen und teilweise auch vor dem Nutzer zu verstecken. Die Anpassungen sind in großen Teilen sehr gelungen: Während HTC mit Sense 3.0 vor allem auf optische Leckerbissen und Anpassungsmöglichkeiten setzt, so ist Samsungs Bestreben das runde Komplettpaket zu erreichen.

Sense 3.0

Vom Lock-Screen, über die verschiedenen Startbildschirme bis hin zu nutzungsabhängigen Szenen: Das Motto bei HTC Sense 3.0 lautet viel 3D, viel Farbe und viele Funktionen. Wohl dem Nutzer, der vorher bereits mit HTC Sense zu tun hatte, denn Frischlinge könnten aufgrund der unzähligen und nicht immer eindeutig benannten Menüpunkte zur Oberflächenanpassung schnell überfordert sein.

Ist man bei anderen Handys und Smartphones gewohnt, optische Veränderungen in den Tiefen der Systemeinstellungen zu finden, so packt HTC den entsprechenden Schalter für diese Optionen direkt auf den Homescreen. Wer es schlicht mag, muss erst mal eine Weile konfigurieren. Denn bei diversen hauseigenen HTC-Apps und -Widgets steht der Blickfang vor der Funktionalität. Wer sich allerdings einmal an die Optik und Widgets von HTC gewöhnt hat, wird diese bei anderen Android-Smartphones oft vermissen.

Abbildung 4: Das Wetter-Widget von HTC sieht nicht nur hübsch aus, es ist zudem auch animiert.
Abbildung 4: Das Wetter-Widget von HTC sieht nicht nur hübsch aus, es ist zudem auch animiert.
Abbildung 5: HTC widmet den persönlichen Einstellungen ein ganzes Menü.
Abbildung 5: HTC widmet den persönlichen Einstellungen ein ganzes Menü.

TouchWiz 4.0

Ehe wir zum Optischen kommen, einen der wichtigsten Punkte gleich vorweg. Samsung hat wie immer zusätzlich zum Android Market den hauseigenen Software-Shop namens Samsung Apps vorinstalliert. Über Samsung Apps lassen sich nicht nur Spiele und Anwendungen installieren, der Dienst ermöglicht auch, Systemkomponenten direkt zu aktualisieren. Musste man früher also noch auf ein aufwendiges Firmware-Update warten, so kann man sich heute über Samsung Apps mal eben die neueste Firmware für die Kamera einspielen.

Abbildung 6: Dank Samsung Apps sind auch kleinere Firmware-Updates (wie hier der Kamera) möglich.
Abbildung 6: Dank Samsung Apps sind auch kleinere Firmware-Updates (wie hier der Kamera) möglich.

Die älteren Versionen von Samsungs TouchWiz waren nicht bei allen Nutzern beliebt, denn hier würde im typischen Asia-Style kräftig mit farbigen Symbolen gearbeitet. Die Version 4.0 der Oberfläche kommt zwar auch wieder recht bunt daher, hat aber diverse gute Änderungen erfahren.

Nicht ganz unberechtigt ist die Erwähnung, dass Samsung wohl der Hersteller mit den meisten Anlehnungen beim Apple iPhone ist. Egal ob Programmmenü, Bezeichnungen im System oder eine festen Dockleiste, man will wohl dem Kunden den Ein- bzw. Umstieg erleichtern. Beschäftigt man sich etwas tiefgründiger mit TouchWiz 4.0, merkt man allerdings schnell, dass die Systeme nicht so viel miteinander gemeinsam haben, wie es auf den ersten Blick scheint.

Durch viele eigene Widgets und vorinstalliere Apps rundet Samsung die eigene Oberfläche ab und mit den sogenannten Hubs will man einen Mehrwert in Sachen Medienkonsum bieten.

Abbildung 7: Ordner und neue Seiten sorgen bei Samsung für mehr Übersicht auf den Startbildschirmen.
Abbildung 7: Ordner und neue Seiten sorgen bei Samsung für mehr Übersicht auf den Startbildschirmen.

Medien und mehr

Medienkonsum steht sowohl bei Samsung, als auch bei HTC auf dem Plan und wurde direkt in das System integriert. Während Samsung wie erwähnt mit verschiedenen Hubs für soziale Netzwerke, Musik, E-Books und Spiele punkten möchte, verknüpft HTC seine Smartphones und damit die entsprechenden Nutzer fast zwangsweise mit dem Onlinedienst HTCSense.com. Ob HTC Watch, um mobile Filme zu mieten, oder HTC Locations um Navigationssoftware zu nutzen, für alles ist ein Konto bei HTC notwendig.

Abbildung 8: HTC Watch erspart den Weg in die Videothek.
Abbildung 8: HTC Watch erspart den Weg in die Videothek.

Der Mehrwert ist sicher da. Dennoch merkt man bei solchen Angeboten, wie die Hersteller versuchen, die Kunden durch solche Dienste sehr stark an sich zu binden. Wer diese Angebote zu seinem Vorteil nutzen kann, ist sicher erfreut darüber. Wer nur ein Smartphone und dessen versprochene Funktionen erwartet, muss sich wohl erst mal etwas umstellen und sollte sich mit dem Begriff Cloud anfreunden.

Einen klaren Gewinner bei den vorinstallierten Oberflächen gibt es nicht. Samsungs TouchWiz 4.0 läuft gefühlt etwas flotter, da man auf aufwendige 3D-Effekte wie bei HTC Sense 3.0 verzichtet. HTC hingegen erlaubt mehr Anpassungen an den eigenen Geschmack. Einsteiger werden sich auf beidem Geräten schnell heimisch fühlen und bei längerer Nutzung auf beiden Geräten viele versteckte Kleinigkeiten finden, welche den Alltag erleichtern. Man merkt, dass die Software-Entwickler sich Gedanken gemacht haben, teilweise bei anderen Anbietern etwas abgeschaut haben, oder einfach mal auf ihre Kunden gehört haben.

Fazit

Wer beim Lesen dieses Testberichts erwartet hat, einen eindeutigen Gewinner vorzufinden, wird enttäuscht sein. Das Galaxy S II und das HTC Sensation sind beide so grundsolide Geräte, dass eine endgültige Entscheidung einfach Geschmackssache ist: Wer ein leichtes Gerät möchte, greift zum Galaxy S II, wer kein Kunststoffgerät möchte zum Sensation. Wer es lieber natürlich und hochauflösend mag wird den qHD-LCD-Touchscreen von HTC lieben, wer es mehr knallig, kräftig und bunt mag, hat keine andere Wahl als zum Samsung zu greifen. Es ist wie so oft eine Frage der persönlichen Ansprüche. Egal, für welchen der beiden Boliden Sie sich entscheiden, Sie werden es nicht bereuen, da zwar die Unterschiede teilweise erheblich sind, aber nie negativ auffallen sondern höchstens positiv. Im Gesamtpaket bietet das Samsung von allem einen kleinen Tick mehr, was das HTC aber mit seinem topverarbeiteten Alugehäuse wettmacht.

Samsung Galaxy S II

Kerndaten
Hersteller Samsung
Formfaktor 4,3-Zoll Smartphone
Auflösung 800×480 Pixel
Prozessor ARMv7, 1,2 GHz (Dual-Core)
Android-Version 2.3
Akku 1650 mAh
Laufzeit (Standby/Gespräch 3G) 610 h / 8,5 h
Gewicht 116g
Preis (Internet) 460 Euro
Performance
AnTuTu-Benchmark 5917 Punkte
Vellamo-Benchmark 930 Punkte
Video-Wiedergabe 1080p
Android-User-Bewertung 4,9 Punkte

HTC Sensation

Kerndaten
Hersteller HTC
Formfaktor 4,3-Zoll Smartphone
Auflösung 960×540 Pixel
Prozessor ARMv7, 1,2 GHz (Dual-Core)
Android-Version 2.3
Akku 1520 mAh
Laufzeit (Standby/Gespräch 3G) 525 h / 7,5 h
Gewicht 148g
Preis (Internet) 420 Euro
Performance
AnTuTu-Benchmark 4478 Punkte
Vellamo-Benchmark 743 Punkte
Video-Wiedergabe 1080p
Android-User-Bewertung 4,8 Punkte
Marcel Hilzinger
Marcel Hilzinger
Ich bin Marcel und Gründer von Android User. Unsere Webseite existiert nun bereits seit dem Jahr 2011. Hier findest du eine Vielzahl von Artikeln rund um das Thema Android.

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