Norton hat seiner Android-App „Norton Antivirus & Sicherheit“ ein Update verpasst. Neuerdings schützt die App den Nutzer beim Browsen mit Chrome und dem Standard-Browser von Android. Zudem weist die neue Version auf potentielle Gefahren von Apps hin.
Den Namen Norton bringen wohl die meisten Windows-Nutzer mit dem legendären Dateimanager „Norton Commander“ oder der Disk-Image-Anwendung Norton Ghost in Verbindung. Die Firma gehört aber unlängst zu Symantec und hat sich auf Sicherheitslösungen für diverse Betriebssysteme spezialisiert. Bei Google Play ist Norton gleich mit einem Dutzend App vertreten, von denen wir für diesen Artikel die App „Norton Antivirus & Sicherheit“ getestet haben, die allgemein als Norton Mobile Security bekannt ist.
Wie die meisten Antiviren-Apps für Android zeigt auch Norton Mobile Security nach dem Start großflächige Icons zu den einzelnen Menüpunkten an. Laden Sie sich die gratis Lite-Version aus dem Google Play Store herunter, dann sind lediglich die Schaltflächen für Antimalware und Andere Norton-Apps aktiv. Wenn Sie sich auf der Norton-Webseite registrieren können Sie zudem Teile des Diebstahlschutzes in Anspruch nehmen. Möchten Sie die Anrufblockierung, den Webschutz oder die Backup-Funktion bzw. den kompletten Diebstahlschutz nutzen, dann müssen Sie die Vollversion kaufen, die aktuell 25,40 Euro kostet.
Da wir die Anti-Diebstahl-Funktion als eine der wichtigsten Komponenten einer Antimalware-Lösung halten, haben wir zunächst diese Funktion ausprobiert. Leider mit sehr wenig bzw. zweifelhaftem Erfolg. Über das Webinterface ortete Norton den Standort in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs und mit dem Datum vom 21. Juni. Da fragen wir uns natürlich, wie Norton an diese Daten gelangt, da wir die Software erst am 28. Juni installiert und auch den Account erst am 28. Juni angelegt hatten. Die Ortung erfolgte bei voller Internetanbindung des Handys, die Option Zugriff via WLAN&Mobilfunknetz in den Standorteinstellungen von Android war aktiviert.
Zum gleichen Resultat kam auch die Ortung via SMS-Befehl locate PIN-Code. Tatsächlich befand sich das Gerät am 28. Juni knapp 1000 km von München entfernt. Selbst nachdem wir auf dem Handy GPS eingeschaltet hatten, konnte Norton das Gerät nicht finden. Die App liest also ziemlich sicher keine Live-Daten aus, sondern irgendwelche gespeicherten Werte, was im Falle eines Diebstahls wenig hilfreich ist.
Die Norton-App bietet keine wirkliche Hilfe, indem Sie einen Standort anzeigt, der bereits 7 Tage alt ist.
Schließlich versuchten wir noch remote ein Foto zu erstellen, um als letzte Hoffnung den (simulierten) Dieb zu erwischen. Bei diese Funktion verwies Norton auf Datenschutzgesetze des entsprechenden Landes und weigerte sich ein Foto zu erstellen. Die Alarm- oder Sperr-Funktion haben wir danach gar nicht mehr ausprobiert.
Dass die Foto-Funktion in Ihrem Land nicht verfügbar ist, erfahren Sie erst, wenn Sie die App schon gekauft haben.
Wenig hilfreich ist auch das Backup-Feature, das lediglich die Kontakte sichert. Da man diese auf einem Android-Handy üblicherweise eh bei Google speichert, bringt die Funktion keinen echten Mehrwert. Sinnvoll wäre hier ein erweitertes Backup mit SMS, Anrufprotokoll und anderen persönlichen Daten, die üblicherweise nicht in der Cloud gespeichert sind.
Blockierte Seiten
Neu in der aktuellen Version 3.5.0.1023 ist der Webschutz für Chrome, Chrome Beta. Bis jetzt hatte Norton nur den Standard-Browser von Android im Programm. Die Funktion soll Sie in erster Linie vor Phishing-Seiten schützen. Welche Inhalte genau von Norton gefiltert werden, erklärt die App allerdings nicht. Falsch erkannte Phishing-Seiten lassen sich für maximal 30 Minuten freischalten. Über diesen Kompromiss kann man geteilter Meinung sein, wir würden es bevorzugen, wenn man blockierte Seiten nicht so einfach freischalten kann.
Leider lassen sich auch keine zusätzlichen Seiten manuell hinzufügen. Hier möchte Norton wohl seine zusätzliche Kindersicherung verkaufen, die mit knapp 50 Euro aber doch arg teuer ist. Andere Anbieter lösen diese Aufgabe besser, indem man nach Kategorien filtern oder zusätzliche URLs in die Blacklist aufnehmen kann.
Der Webschutz bietet keinerlei Einstellungsmöglichkeiten. Über die Erlaubnis für 30 Minuten kann man geteilter Meinung sein.
Greyware im Visier
Die zweite neue Funktion finden Sie unter Antimalware | Andere Risiken. Hier listet Norton Apps auf, die nicht als Malware im eigentlichen Sinne eingestuft werden, sondern durch zu viele Berechtigungen die Privatsphäre des Benutzers bedrohen. Die gefundenen Apps lassen sich direkt aus Norton aus deinstallieren oder auf eine Whitelist setzen. Seltsamerweise prüft Norton diese Apps nicht bei der Installation sondern nur in festen Zeitabständen oder beim Start der Norton-App.
Apps wie Love Wallpapers werden zu Recht als gefährliche Apps eingestuft.
Fazit
Mit dem Scan nach Greyware und unter Datenschutz-Aspekten kritischen Apps macht Norton einen Schritt in die richtige Richtung, auch den Surfschutz für Chrome (Beta) begrüßen wir. Allerdings müssen Apps unbedingt gleich bei der Installation gescannt werden. Denn beim ersten Start verschicken böswillige Apps oft schon übers Internet Daten. Da nützt es nichts, wenn Norton ein paar Sekunden später Alarm schlägt.
Komplett durchgefallen ist die Anti-Diebstahl-Funktion: Sie konnte unser Handy nicht orten und zeigte einen komplett veralteten Standort an. Dass die Ortung auch ohne aktives GPS-Signal funktioniert, zeigen andere Hersteller. Für den Preis von 25 Euro und beim Namen Norton hätten wir etwas mehr Qualität erwartet. Immerhin: Die gekaufte Lizenz ist für drei Geräte gültig.