Kein anderer Hersteller hat in der Vergangenheit so viele so unterschiedliche Handys produziert wie Motorola. Nach ein paar eher langweiligen Modellen bringt die Firma mit dem Razr nun endlich mal etwas Neues ? und hat gute Chancen, damit Erfolg zu haben.
Plusminus
+ Performance
+ Schlanke Form
+ Software-Ausstattung
+ MicroSD-Kartenslot
+ Top-Verarbeitung
– AMOLED-Display
– Integrierte Bild-App
Das Motorola Razr gehört zusammen mit dem Galaxy Nexus zu den aktuell interessantesten Android-Smartphones auf dem Markt. Wir haben uns das neue Razr (das in der US-Variante "Droid Razr" heißt) genauer angeschaut und über eine Woche intensiv getestet. So viel vorweg: das Razr ist ein klasse Smartphone, beim Display müssen Sie genau hinschauen.
Die Basics
Obwohl das Razr echt super dünn ist, steckt ganz viel Technik drin. Angetrieben wird es von einer 1,2 GHz schnellen Dual-Core-CPU, die auch in den Benchmarks für Top-Ergebnisse sorgt. So schafft das Razr beim AnTuTu System-Benchmark knapp 6000 Zähler und liegt somit nur ein paar Punkte hinter dem Galaxy Nexus zurück. Beim Vellamo-Benchmark bleibt das Motorola-Smartphone allerdings hinter der Konkurrenz und kommt für ein 1,2-GHz Smartphone nur auf 808 Zähler. Das Galaxy Nexus und das Huawei MediaPad schaffen mit einer vergleichbaren CPU Werte über 1000 Zählern, auch die Tegra-2-Basierten Geräte bringen es in der Regel auf 1000 Zähler bei Vellamo. Dennoch machte das Smartphone in den Tests auch beim Browsen einen super flüssigen Eindruck und die Benchmark-Werte entsprechen somit nicht den Erfahrungswerten mit dem Razr.
Spätestens bei der ersten Inbetriebnahme werden Sie merken, dass das Razr über einen Micro-SIM-Kartenslot verfügt. Achten Sie also beim Kauf zunächst darauf, dass Ihnen Ihr Provider eine neue SIM-Karte schickt, um nicht die bisherige mit der Schere zuschnipseln zu müssen. Gleich neben dem SIM-Karten-Slot befindet sich auch der Einschub für eine MicroSD-Karte. Die 16 GByte an integriertem Speicher lassen sich damit um weitere 32 GByte aufrüsten – dies ist je nach Nutzung ein wesentlicher Vorteil gegenüber dem Galaxy Nexus. Je nach Einsatzzweck stellt auch der zusätzliche Micro-HDMI-Ausgang ein wichtiges Kauf-Argument dar. Er befindet sich wie die Kopfhörer-Buchse und der USB-Anschluss an der Geräteoberseite.
Weitere Abdeckungen suchen Sie beim Motorola Razr vergebens. Der 1780-mAh-Akku ist fest in das Gerät verbaut. Bei der ultraflachen Bauweise nimmt man das gerne in Kauf.
Die 8-Megapixel-Kamera des Razr macht bei Tageslicht gute Fotos und verfügt auch über eine Serienaufnahme-Funktion. Auch die Full-HD-Videos lassen kaum zu wünschen übrig. Hervorheben müssen wir zudem die Qualität des Mikrofons inklusive Rauschunterdrückung bei den Videos und den Gesprächen.
Ganz viel Ice Cream
Motoblur war gestern. Das neue Razr kommt mit einer komplett überarbeiteten Gingerbread-Oberfläche, die in vielen Bereichen Fähigkeiten von Android 4.0 alias Ice Cream Sandwich vorweg nimmt. Dazu gehören neben dem Lock-Screen mit Kamera-Funktion, den Hardware-Tasten im ICS-Aussehen und den Fonts auch die Benachrichtigungen. Sie lassen sich einzeln löschen, indem man auf den roten Kreis mit dem Minus-Symbol tippt. Im Adressbuch befindet sich bereits ein Ich-Profil, das allerdings auch auf Deutsch "Me" heißt, was einige Nutzer eventuell verwirren könnte. Zudem lassen sich drei Kontakte als Notfallkontakte festlegen.
Auch der Lockscreen kommt (fast) wie bei Ice Cream Sandwich daher, da man daraus unmittelbar die Kamera starten kann. Sehr gut gefallen hat uns beim neuen Lock-Screen auch, dass sich das Gerät weiterhin stumm schalten lässt. Die Kamera-Funktion hat somit kein vorhandenes Feature verdrängt. Zu guter Letzt finden Sie in den Einstellungen auch einen Datenmanager, der Ihnen wertvolle Informationen zum verbrauchten Datenvolumen liefert.
Gute App-Auswahl
Motorola musste in der Vergangenheit recht viel Kritik für Motoblur einstecken. Auch beim Razr haben die Entwickler an Android recht viel verändert, aber in erster Linie zum Positiven, wie wir meinen. Zu den Vorteilen des Motorola-Systems gehören unter anderem der eingebaute Task-Manager und die App "Intelligente Aktionen". Damit lassen sich häufig ausgeführte Aufgaben automatisieren, zum Beispiel das Einschalten des Flugmodus jeden Abend um 23 Uhr oder das Einschalten des Stumm-Modus in Zonen, die Sie als Ruhezone festlegen (Kino, Kirche, Theater) und vieles mehr. Via Motoprint drucken Sie Dokumente auf einem Netzwerk-Drucker aus, was in Zusammenarbeit mit dem vorinstallierten Quickoffice ganz nützlich ist.
Daneben bietet das Razr auch eine gute Auswahl an vorinstallierten Apps, darunter ein Dateimanager, Quickoffice und GoToMeeting von Citrix. Überarbeitet hat Motorola auch die Galerie und den Audioplayer, wobei der Audioplayer zwar optisch sehr viel hergibt, in unseren Tests aber beim Download der Alben-Cover versagt hat, obwohl sich dieses Feature in den Einstellungen befindet ("Live Music"-Infos)..

Auch dem App-Chaos hat sich Motorola gewidmet und erlaubt nun beliebige Gruppierungen, also zum Beispiel auch einen Favoriten-Ordner. Von Haus aus sortiert das Android-System nach den heruntergeladenen und zuletzt benutzten Apps.
Die Schattenseiten
Das Razr hätte das Zeug, um von uns mit 4,9 Punkten bewertet zu werden und damit noch vor dem Galaxy Nexus zu stehen. Doch Motorola hat dazu nicht das richtige Display verbaut. Die Auflösung ist mit 540 x 960 Pixeln absolut in Ordnung auch die Farben sind sehr kräftig, aber das Super-AMOLED-Display ist einfach nicht genug scharf: Die Schriften wirken verpixelt und unscharf, was vermutlich an der Pentile-Matrix-Technik liegt. Von der Seite her wies unser Testgerät zudem einen leichten Blaustich auf. Fürs Filme-Schauen ist das Razr top, beim Lesen im Browser eher weniger.
Die von einigen Nutzern gemeldeten Flecken oder Schmieren bei Dunkelheit waren auch auf unserem Testgerät vorhandenen. Man sieht sie aber nur, wenn es ganz dunkel ist und man ein schwarzes Foto anschaut, während der normalen Nutzung stören sie nicht. Die mangelnde Schärfe des Displays hingegen schon. Hier muss Motorola unbedingt eine neue Version mit verbessertem Display bringen. Schauen Sie sich deshalb beim Kauf unbedingt das Display genau an.

Geärgert haben wir uns auch über die vorinstallierte Bild-App. Sie wird von Motorola bereits auf der Verpackung beworben. Klar dürfte es viele Leser geben, die sich darüber freuen, uns hat es aber nicht gefallen, dass die Anwendung fest im System verankert ist und sich somit nicht entfernen lässt. Immerhin können Sie über die Einstellungen der Bild-App die störenden nächtlichen Benachrichtungen um 23 Uhr und sämtliche weiteren Benachrichtigungen abschalten. Ob die Bild-App dann nicht mehr nach Hause telefoniert, ist aber nicht sicher. Immerhin ist es inzwischen recht einfach, das Motorola Razr zu rooten und somit auch die Bild-App zu entfernen. Alternativ holen Sie sich das Razr in der Schweiz. Dort ist die App nicht vorinstalliert.

Ein kleines Manko haben wir auch beim Audioplayer entdeckt: Drücken Sie die Pause taste, ertönt nach rund einer Sekunde ein leises aber deutliches Knacksen, das vermutlich vom Powermanagement ausgelöst wird. Während der Wiedergabe und zwischen den einzelnen Stücken sind aber weder Rauscher noch Knackser zu hören. Ebenfalls versagt hat in den Tests die zusätzliche Speicherverwaltung. Sie hilft, bei vollem internen Speicher Inhalte auf die MicroSD-Karte zu verschieben. In unseren Tests beendete sich die App aber reproduzierbar mit einer Fehlermeldung.
Nexus oder Razr?
Diese Frage werden sich wohl die meisten unserer Leserinnen und Leser vor Weihnachten bereits gestellt haben und eventuell immer noch stellen: Das Motorola-Smartphone hat zwar (noch) kein Android 4.0 zu bieten und auch kein HD-Display mit 1280×720 Pixeln, überzeugt dafür aber durch einen zusätzlichen MicroSD-Slot, sehr praktische Anpassungen von Motorola und ein sehr farbkräftiges AMOLED-Display, das zugleich aber auch die Achilles-Ferse des Smartphones ist. Die schlanke Bauweise sucht aktuell Ihresgleichen. Das Motorola Razr ist damit das aktuell beste Smartphone mit MicroSD-Slot auf dem Markt.
Fazit
Wäre da nicht das Display als zweischneidiges Schwert, könnten wir eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für das Razr aussprechen. Im Gegensatz zu früheren Motorola-Androiden gibt es an der grafischen Oberfläche rein gar nichts auszusetzen, das System arbeitet absolut flüssig, die Zusätze von Motorola sind durchs Band praktisch und gut gemacht. Schauen Sie sich das Razr an – wenn es Ihnen gefällt, kaufen Sie es!
Motorola Razr XT910
Kerndaten | |
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Hersteller | Motorola |
Formfaktor | 4.3-Zoll-Smartphone |
Auflösung | 540×960 Pixel |
Prozessor | 1,2 GHz, Dual-Core |
Android-Version | 2.3.5 |
Akku | 1780 mAh |
Laufzeit (Standby/Gespräch) | 324 h / 10 h |
Gewicht | 127g |
Preis (Internet) | ca. 470 Euro |
Technische Daten und Preisvergleich | |
https://www.android-user.de/lp/2888 | |
Performance | |
AnTuTu-Benchmark | 5995 Punkte |
Vellamo-Benchmark | 810 Punkte |
Android-User-Bewertung | 4,7 Punkte |
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