Mit dem Ascend P6 stellte Huawei im Juni 2013 das schlankeste Android-Smartphone der Welt vor. Es misst lediglich 6,6mm. Mit dem G6 bringen die Chinesen nun eine Art Nachfolger auf den Markt. Der Vergleich hinkt aber an mehreren Stellen, wie unser Testbericht zeigt.
Vom Design her gleichen sich das P6, das hier vorgestellte G6 und das P7 mini (auch G6 4G genannt) wie ein Ei dem Anderen. Auch von der Software her sind alle drei Smartphones spätestens nach dem Update auf Android 4.4 „KitKat“ quasi identisch. Die Unterschiede liegen in der verbauten Hardware und bei den Details. Das G6 zeigt auf seinem 4,5-Zoll-Display lediglich 540x 960 Pixel an, das P6 verfügt hingegen über ein 4,7-Zoll großes HD-Display (1280 x 720). Das G6 verfügt nur über 1 GByte RAM und 4 GByte Flash-Speicher, das P6 kommt hingegen mit 8 GByte Flash-Speicher und 2 GByte RAM. Über ein LTE-Modem verfügt keines der beiden Modelle, der schnelle Funkstandard ist bisher dem P7 mini vorgehalten und dem brandneuen P7.

Im direkten Vergleich mit dem P6 fällt zunächst auf, dass das G6 um ein paar Millimeter dicker ist und die Kunststoff-Rückseite einen sehr angenehmen Feinschliff bekommen hat. Dadurch liegt das G6 sehr angenehm in der Hand. Da sich der MicroSD-Kartenslot und der Einschub für die Micro-SIM-Karte hinter der Rückabdeckung verbergen, fallen die zwei Schächte weg. Das verschafft dem G6 eine noch schlichtere Form. Der Kopfhörer-Anschluss befindet sich weiterhin auf der linken Seite ganz unten, Power-Button und Lautstärkewippe sind rechts zu finden. Den USB-Anschluss hat Huawei auch beim G6 oben, leicht nach rechts versetzt angebracht. Die detaillierten technischen Daten zum Ascend G6 sowie Benchmark-Resultate finden Sie auf der Android-User-Homepage [1].

Emotion UI 2.0 Lite
Hinterließ die Hardware beim Hands-On einen durchaus sehr positiven Eindruck, verliefen die ersten paar Minuten mit der Huawei-Software nicht nur positiv. An den fehlenden App-Drawer bei der Emotion UI (hier in Version 2.0 Lite vorinstalliert) muss man sich als Nexus-Nutzer erst mal gewöhnen. Auch ließ sich der Browser doch arg viel Zeit, um bestimmte Seiten zu laden. Wer jedoch mit der Emotion UI 2.0 Lite klarkommt oder vom iPhone oder einem MIUI-Smartphone zum Huawei-Launcher wechselt, dürfte keinerlei Probleme haben.
Zu den vorinstallierten Apps gehören neben dem kompletten Google-Arsenal auch ein Dateimanager, ein Backup-Tool, eine Medienstreaming-App (DLNA) und eine Handvoll weiterer Tools. Besonders gut gefallen hat uns der Telefonmanager, der zum Beispiel überflüssige Cache-Dateien bereinigt, auf Apps aufmerksam macht, die zu viel Strom benötigen und sich auch darum kümmert, welche App Benachrichtigungen anzeigen darf. Vor allem im Zusammenhang mit den vorinstallierten Gameloft-Spielen erwies sich diese Funktion als äußerst nützlich.
Für alle, die das Huawei-Smartphone mehr als einfaches Featurephone nutzen möchten, bietet sich der Wechsel von der Emotion UI 2.0 Lite zur ebenfalls vorinstallierten Simple UI an. Dazu halten Sie den Finger auf einem leeren Bereich eines Homescreens gedrückt und wählen anschließend die Simple UI aus. Um wieder zum Standard-Launcher zurückzukehren, wählen Sie in der Simple UI auf dem dritten Screen den Eintrag für den Standardbildschirm aus.


Generell wirkt die Emotion UI weder zu überladen noch zu simpel. Feinheiten wie ein Schlafmodus beim Musikplayer, die Tagging-Funktion bei Fotos oder der Nicht-Stören-Modus in den Einstellungen machen die Huawei-Software nicht nur zu einer echten Alterntive zu Touchwiz oder HTC Sense sondern bieten auch einen sinnvollen Mehrwert. Und falls Sie ohne App-Drawer nicht klarkommen, installieren Sie einfach einen alternativen Launcher via Google Play.
Kritikpunkte
Huawei hat dem Ascend G6 zwar einen 2000-mAh-Akku verpasst, dieser bietet aber keine Höchstleistungen. So kommen Sie mit dem G6 zwar mehr oder weniger problemlos über den Tag, aber eventuell ist der Akku dann doch etwas früher als gewünscht leer. Auch beim internen Speicher werden Sie recht schnell an Grenzen stoßen, wenn Sie zum Beispiel ein größeres Spiel oder eine Offline-Navigationsapp mit Kartenmaterial herunterladen möchten. Die verbaute Kamera ist für den Preis gut, an den Audio-Fähigkeiten des Ascend G6 haben wir auch nichts auszusetzen: sowohl bei Gesprächen wie auch beim Musikhören über Kopfhörer war die Qualität gut. Falls Ihnen die Musik zu basslastig ist, dann entfernen Sie unter Einstellungen | Töne die Checkbox bei DTS-Modus. Da die Rückseite des Ascend G6 komplett eben ist und die kleinen Löcher für den Lautsprecher sich noch auf der flachen Seite (also nicht bei der Rundung) befinden, mindert sich die Lautstärke um mindestens 50 Prozent, wenn Sie das G6 mit dem Display nach oben auf einen Tisch legen.

Gerne hätten wir die von Huawei angepriesenen über 1000 Themes für die Emotion UI ausprobiert, aber das Handy bietet von Haus aus nur die vier vorinstallierten Designs zur Auswahl. Ähnlich war das auch beim Start des P6. Sie können aber recht einfach weitere Themes installieren, indem Sie die entsprechenden HWT-Dateien (*.hwt
) im Verzeichnis HWThemes auf dem internen Speicher ablegen. Entsprechende Designs finden Sie zu Hauf im Internet, allerdings meistens auf chinesischen Seiten. Die aktuell fünf populärsten Themes für die Emotion UI 2.0 haben wir für Sie auf der Android-User-Homepage mit Direktlinks zum Download bereitgestellt [2]. Beachten Sie unbedingt, das bei einigen Themes der Lockscreen nicht funktioniert, da diese auf eine Auflösung von 1280 x 720 Pixel optimiert wurden (für das P6) und auf dem deutlich kleineren Display des G6 eventuell genau die zentrale Komponente fehlt.

Doch lieber das Moto G?
Von den technischen Daten her ist das Ascend G6 dem Moto G klar unterlegen und es kostet auch etwas mehr. Zudem läuft das Moto G bereits mit Android 4.4 und wird auch ein Update auf 4.5 bekommen, bei Huawei kann man jedoch nicht immer davon ausgehen, dass das eigene Gerät ein Versionsupdate noch mitmacht. Insofern werden Freaks am Moto G deutlich mehr und länger Spaß haben als am Ascend G6. Das G6 punktet hingegen bei der 8-Megapixel-Rückkamera, die doch etwas bessere Fotos schießt als das Moto G und vor allem bei der 5-Megapixel-Frontkamera, die für Selfies optimiert ist. Das Ascend G6 sieht auch um Welten besser aus als das etwas biedere Moto G
Fazit
Zum aktuellen Internetpreis von 199 Euro können Sie beim Ascend G6 getrost zugreifen, wenn Sie wenig Apps installieren und mit dem Handy auch keine (längeren) Filme drehen möchten, sondern einfach nur ein schickes Handy suchen. Im direkten Vergleich zum P6, das aktuell noch knapp 250 Euro kostet, hat das G6 aber in sämtlichen Bereichen das Nachsehen: kleineres Display, weniger RAM, weniger Speicher und geringere Auflösung. Dafür liegt das G6 etwas besser in der Hand und besitzt die leicht bessere Kamera und Android 4.3 statt Android 4.2. Sind Sie sich nicht sicher, welches das passende Huawei-Smartphone für Sie ist, dann empfehlen wir das P6 oder das P7 mini (um 300 Euro) zu wählen. Beim P7 Mini erhalten Sie ebenfalls 8 GByte internen Speicher, Android 4.3 aber dank LTE-Modem die deutlich besseren Gesprächszeiten. Das G6 in der aktuellen Form ist deshalb mehr etwas für Sparfüchse. Wenn Ihnen das Design egal ist und Sie auch die durchaus interessanten Features der Huawei-Software nicht benötigen, dann greifen Sie hingegen besser zur 16-GByte-Version des Motorola Moto G. Hier lässt sich zwar der Speicher nicht erweitern, aber dafür erhalten Sie garantiert eine aktuelle Android-Version.