Mit der One-Serie hat sich HTC das Ziel gesetzt, wieder zur Spitze der Android-Smartphones aufzusteigen, das One X gibt dabei den Ton an. Wir haben das Quad-Core-Smartphone in der Version von 1&1 getestet.
Plusminus
+ Schnelle CPU
+ Verarbeitung
+ Schnelle Kamera
+ Helles Display
– Keine MicroSD
– Akku fest verbaut
– Vertiefte Front-Kamera
Als andere Hersteller ihre ersten Quad-Core-Smartphones ankündigten, hatte HTC sein Modell bereits auf dem Markt. Möglich machte dies die enge Zusammenarbeit zwischen HTC und Nvidia. Die Grafik-Spezialisten liefern CPU und GPU für das One X in Form des Tegra-3-Chipsatzes mit 5 Kernen. Wie viel Rechenpower im HTC One X steckt, merkt man erst, wenn das System seine volle Leistung bringt. Dafür sorgen unter anderem Spiele aus der Tegra-Zone mit aufwändiger Grafik aber auch der HTC-eigene Video-Editor.
Grau oder weiß?
Für unseren Test benutzten wir die graue Version des One X in der Variante, wie Sie von 1&1 vertrieben wird. Neben einem blauen Bootscreen mit 1&1-Logo und rund einem Dutzend von 1&1 vorinstallierten Apps besteht zwischen der 1&1-Variante und der Version komplett ohne Branding kein Unterschied. Auch 1&1 liefert das Smartphone ohne SIM-Lock aus, die zusätzlichen Apps lassen sich zudem deinstallieren. Gut gefallen hat uns bei 1&1, dass man das Smartphone 30 Tage lang unverbindlich testen kann, zudem stellt 1&1 im Falle eines Defekts innerhalb von 24 Stunden ein Ersatzgerät zur Verfügung.

Neben der grauen Variante gibt es das One X auch in Weiß. Die für die beiden Modelle benutzten Materialien unterscheiden sich leicht. Es lohnt sich deshalb, beide Geräte mal in der Hand zu halten und sich nicht nur allein auf Grund der Farbe zu entscheiden.
Klasse Display
HTC hat beim One X ein Super-LCD-Display verbaut, das Seinesgleichen sucht. Das 4,7-Zoll große Display mit einer Auflösung von 720×1280 Bildpunkten zeigt brillante Farben an und lässt Sie auch bei direkter Sonneneinstrahlung nicht im Stich. Zu begeistern vermochte in den Tests auch die 8-Megapixel-Kamera, die nicht nur sehr schnell arbeitet (deutlich schneller als die Kamera des Galaxy Nexus), sondern auch über ein recht lichtstarkes Weitwinkel-Objektiv und einen Burst-Modus mit 20 Aufnahmen in Folge verfügt. Zu den Hardware-Extras des One X gehört ein FM-Radio und das eingebaute NFC-Modul. Android Beam lässt grüßen.
Das One X verfügt über einen Einschaltknopf an der Gehäuseoberseite und über eine Lautstärken-Wippe an der rechten Seite. Den USB-Anschluss hat HTC zusammen mit fünf Kontakten für eine Docking-Station auf der linken Seite angebracht. Die Dockingstation selbst ist allerdings zurzeit nicht nicht erhältlich. Oben links finden Sie auf der Rückseite den Einschub für die Micro-SIM-Karte. Er lässt sich nur mit einer Büroklammer oder einem ähnlich spitzen Werkzeug öffnen. HTC legt freundlicherweise dem Lieferumfang ein passendes Werkzeug bei.
Wie bei vielen HTC-Modellen üblich, ragt die Hauptkamera hinten aus dem Gehäuse heraus, was sie anfällig für Kratzer macht. In den Tests gab es damit aber keine Probleme. Wer auf Nummer sicher gehen will, steckt das Smartphone aber in ein passendes Case, das das Objektiv schützt. Schlecht gelöst fanden wir die Frontkamera: Sie ist rund 1mm tief im Gehäuse versenkt und zieht somit allerlei Schmutz magisch an. Wie beim One S hat HTC auch beim X-Modell die Benachrichtigungsleuchte im Lautsprecher untergebracht, allerdings auf der rechten Seite, nicht links. Liegt das Handy einfach so auf dem Tisch, ist das Blinken bereits aus kurzer Distanz nicht mehr zu erkennen.
Mit HTC Sense
Softwareseitig kommt das One X mit Android 4.0.3 und HTC Sense in der Version 4.0. Seit dem Launch des Smartphones im März gab es bereits ein wichtiges Systemupdate, das die ersten Kinderkrankheiten behob und für eine verbesserte Akkulaufzeit sorgt. So viel vorweg zur Akkulaufzeit: Im Stand-By ist das One X ein Langstreckenläufer, unter Volllast geht ihm aber recht schnell die Puste aus.
Vom Android-4-System ist bei HTC nicht viel zu sehen. Das erleichtert den Umstieg für Nutzer, die bereits ein HTC-Smartphone benutzt haben. Wer mehr auf den puren Look&Feel von Android steht, muss zu einem alternativen ROM greifen. Die Möglichkeiten dazu sind dank HTCs Tool zum Entsperren des Bootloaders gegeben (siehe Kasten). Neben einem erneuerten HTC Sense mit noch schöneren Widgets und noch mehr Einstellungsmöglichkeiten verfügt das One X auch über eine verbesserte Kamera. Sie unterstützt unter anderem den neuen Panorama-Modus von Ice Cream Sandwich und die Zeitraffer- sowie Panorama-Funktion. Daneben hat ihr HTC aber auch einen HDR-Modus und einen sogenannten Burst-Modus spendiert. Währen Sie den HDR-Modus in den Szenen-Einstellungen finden, müssen Sie für eine Burst-Aufnahme lediglich den Auslöser gedrückt halten. Das Smartphone erstellt dann bis zu 20 Aufnahmen in Serie, von denen Sie anschließend die beste Aufnahme auswählen (alle anderen werden gelöscht) oder die Bilder, die Sie löschen möchten (alle anderen bleiben erhalten). Ein weiteres Feature der Kamera sind die Live-Filter, die Sie über den hellblauen Kreis oben rechts einschalten. Hier finden Sie neben den üblichen Effekten wie Negativ, Sepia und Vignette auch einige künstlerische und Tilt-Shift.
Obwohl die Kamera des One X klar zu den besten Handy-Kameras gehört, die wir je im Test hatten, eignet Sie sich nur bedingt für Makro-Aufnahmen. Unser Modell hatte enorme Probleme, im Makro-Modus den passenden Fokus zu erwischen.

Bootloader befreien
Auch wenn HTC die One-Modelle offiziell noch nicht aufgeführt hat, lässt sich der Bootloader bei allen drei neuen Modellen (X, S, V) über die HTC-Entwicklerseite htcdev entsperren. Wählen Sie dazu aus der Liste der verfügbaren Modelle den Eintrag All Other Supported Models aus. Anschließend können Sie das Smartphone rooten und mit alternativen Firmware-Dateien bestücken. Ein entsprechender Port von Cyanogenmod ist bereits recht fortgeschritten.
Eine weitere Besonderheit der HTC-Geräte stellt Beats Audio dar. Die Sound-Technik soll für besonders fetten Sound sorgen, vor allem in Zusammenarbeit mit passenden Kopfhörern. Auf diese hat HTC beim One X allerdings verzichtet. So findet sich in der Verpackung ein einfaches Headset anstelle von Beats-Kopfhörern. Je nach Gewohnheiten haben sie von einem schlichten Headset mehr, als von In-Ear-Stöpseln made by Dr. Dre.
Viele 1&1-Apps
Wie eingangs erwähnt handelt es sich bei unserem Testgerät um die Version von 1&1. Anstelle der grüngelben Hügellandschaft sehen Sie deshalb ein blaues Hintergrundbild und die üblichen Icons sind durch einige Apps von 1&1 ersetzt. Dazu gehören die App 1&1 Apps, der 1&1 Online-Speicher und der Mail-Assistent von 1&1. Bei 1&1 Apps handelt es sich um einen zusätzlichen App-Store, der von Androidpit.de betrieben wird, der Online-Speicher sichert 1&1-Kunden 100 GByte Gratisspeicher in der Cloud zu. Möchten Sie 1&1 Apps nutzen, müssen Sie dazu die Installation von Apps aus unbekannten Quellen aktivieren. Die App weist Sie beim ersten Start auf diesen Umstand hin. Möchten Sie das Angebot von 1&1 nicht nutzen, können Sie die App deinstallieren und Apps ganz normal via Google Play installieren.

1&1 hat auch auf den weiteren Home-Screens ein paar Apps hinterlegt. Dazu gehören der Online-Kiosk Kiosk-to-Go, die Mailprogramme von GMX und Web.de sowie eine Smart Shopping getaufte Einkaufsapp. Auch diese Anwendungen lassen sich problemlos deinstallieren, sind also nicht fest im ROM verankert. Gerade bei den Mail-Programmen raten wir sogar dazu, die nicht benötigten vom System zu entfernen, da Sie sonst bis zu fünf Apps mit dem Namen „Mail“ in der App-Liste finden. Eine detaillierte Besprechung der Apps von 1&1 würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Wir werden in einer der folgenden Ausgaben von Android User auf den Online-Speicher, die Mailprogramme und das neue Fotoalbum eingehen.
Volle Pulle
Die Vier-Plus-Eins-CPU von Nvidia besitzt reichlich Leistung.Das merken Sie nicht nur beim Spielen oder bei der Video-Bearbeitung (für die HTC dem Smartphone eine eigene App spendiert hat, das Video-Studio von Google ist nicht vorinstalliert) sondern auch bei der Akku-Laufzeit. Bei sehr grafikintensiven Spielen wie Dark Meadow oder Demolition Inc. THD (siehe Bericht in der Rubrik Spiele) hält der 1800 mAh-Akku höchstens vier Stunden durch. Besser sieht es hingegen beim Video-Playback aus. Hier wird der Akku nicht wirklich in Mitleidenschaft gezogen.

Von seiner positiven Seite her zeigt sich die Tegra-3-CPU bei den Stand-By-Zeiten. Hier liegen bis zu sechs Tagen drin, wenn Sie das Handy nur deshalb mit sich herumtragen, um im Notfall erreichbar zu sein. Denken Sie jedoch unterwegs daran, dass manche Spiele massiv an der Akkulaufzeit zehren. Zudem konnten wir beim One X einen Umstand feststellen, der bis jetzt bei keinem anderen Smartphone auftrat. Ist der Akkustand niedrig und Sie schließen das Gerät an die Steckdose an, dann können Sie bei manchen Spielen trotzdem nicht mehr weiterspielen, da das Gerät beim Zocken mehr Strom verbraucht, als ihm über das Ladegerät hinzugefügt werden kann. Damit verbunden muss noch ein weiterer Kritikpunkt am Akku erwähnt werden: Ein kompletter Aufladevorgang dauert bis zu sechs Stunden. Andere Geräte sind hier deutlich schneller wieder fit.
Generell gilt aber auch beim One X die Faustregel: Wer es intensiv nutzt, muss es täglich laden, für Wenig-Telefonierer und sporadische Surfer liegen auch mal 48 Stunden drin.
Fazit
Zum aktuellen Internetpreis von 500 Euro ist das One X eine klare Kaufempfehlung wert, wenn Sie ein großes Smartphone mit sehr hellem LCD-Bildschirm suchen. Für einen direkten Vergleich mit dem Galaxy S III von Samsung war es bei Drucklegung dieser Ausgabe Mitte Mai noch zu früh, insofern können wir Ihnen noch nicht sagen, welcher der beiden Quad-Core-Boliden der bessere ist. Eines ist klar: HTC-Fans werden mit dem One X glücklich werden.
One X, S oder oder S III?
Das One X bildet zusammen mit dem HTC One S und dem S III von Samsung aktuell die Top-3 der Android-Smartphones. Im direkten Vergleich zum HTC One S ist das X-Modell etwas größer, besitzt eine Vierkern-CPU und verfügt über 32 GByte internen Speicher. Zudem löst das 4,7″ große LCD-Display mit 1280×700 Pixeln auf und es besitzt ein NFC-Modul. Das HTC One S ist dafür noch ein paar Millimeter flacher, verfügt über die bessere Akkulaufzeit und zeigt dank AMOLED-Display kräftigere Farben an. Auf NFC müssen Sie beim One S allerdings verzichten und der interne Speicher beträgt nur 16 GByte. Als Alternative zu den beiden One-Modellen kommt noch das Galaxy S III von Samsung in Frage. Es verfügt über wichtige Vorteile (MicroSD, auswechselbare Batterie), kommt vom Design her aber nicht an die Spitzenmodelle von HTC heran. HTC Sense und Touchwiz schenken sich nichts, beide haben ihre Vor- und Nachteile, auch beim Preis liegen die Top-Geräte von HTC und Samsung in etwa auf gleichem Niveau.
HTC One X
Hersteller | HTC |
Formfaktor | 4,7-Zoll-Smartphone |
Auflösung | 720×1280 Pixel |
Prozessor | ARMv7, 1,5 GHz Quad-Core |
Android-Version | 4.0.3 |
Akku | 1800 mAh |
Laufzeit (Standby/Gespräch) | k. A. |
Gewicht | 130g |
Preis (Internet) | 550 Euro |
Performance | |
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AnTuTu-Benchmark | 10765 Punkte |
Vellamo-Benchmark | 1620 Punkte |
Android-User-Bewertung | 4,8 Punkte |