11. Dezember 2023
StartMagazinIm Test: Das Duden-Stilwörterbuch

Im Test: Das Duden-Stilwörterbuch

Verfügte der von Konrad Duden vor mehr als 130 Jahren herausgegebene „Urduden“ noch über etwa 27000 Stichwörter, sind es allein in der aktuellen Ausgabe des Stilwörterbuchs weit mehr als 100000 feststehende Wortverbindungen, die genauer erläutert werden. Hält die Stilwörterbuch-App, was der große Name verspricht?

Wir alle haben schon einmal ein Wort im Kopf gehabt, aber nicht mehr gewusst, in welchem Zusammenhang es häufig verwendet wird. Oft liegt einem auch eine Floskel auf der Zunge, man weiß aber partout nicht mehr, wie sie genau gelautet hat. Dass die deutsche Sprache zwar vielseitig, aber komplex ist, wissen nicht nur Muttersprachler – viele Wege führen also zum Duden-Verlag und seinen Produkten.

Die 9. Auflage des Duden – Stilwörterbuchs [2] fungiert als verlässliche Wissensbasis und Lernplattform – Der Name „Duden“ bürgt schließlich seit langer Zeit für Qualität. Wir haben die dazugehörige App „Duden – Das Stilwörterbuch“ [1] aus dem Hause Paragon Software genauer unter die Lupe genommen, deren Anwendung im Android Market folgendermaßen umschrieben wird: „Angaben zum Stil und zum Gebrauch helfen bei der Suche nach angemessenen Formulierungen“. Wir haben untersucht, ob die App in der Praxis dem Buch das Wasser reichen kann.

Teuer, aber gut

19,99 Euro kostet die App im Android Market derzeit – wir erwarten also einen dem Preis entsprechenden Funktionsumfang. Hat man ein bestimmtes Wort im Kopf, dessen Verwendung im Zusammenhang mit anderen Wörtern man schnell recherchieren möchte, so gibt man es einfach per Smartphone-Tastatur in das Suchfenster der App ein. Im Handumdrehen präsentiert einem im Anschluss die Anwendung alle gängigen Verwendungen des Wortes in einer Liste. Sucht man beispielsweise nach dem Wort „passieren“, so zeigt die App nicht weniger als vier Verwendungsweisen des Verbs an. „Passieren“ kann eben nicht nur im Sinne eines Vorgangs verwendet werden, der von statten geht, sondern auch im Sinne von überschreiten, auf die andere Seite gehen. Zu Substantiven zeigt die App diejenigen Adjektive, die am häufigsten im Zusammenhang mit dem Hauptwort verwendet werden.

Abbildung 1: Die Duden-App gibt sich recht unscheinbar. Der Wörter-Vorrat der App ist jedoch schier unerschöpflich.
Abbildung 1: Die Duden-App gibt sich recht unscheinbar. Der Wörter-Vorrat der App ist jedoch schier unerschöpflich.

Auch über eine Spracheingabe verfügt die App. Diese ist besonders dann praktisch, wenn man unterwegs ein Wort aufgeschnappt hat und nicht genau weiß, wie man es schreibt. Wer will, kann sich zudem einzelne Worte vorsagen lassen. Dies ist besonders für Fremdsprachler eine gute Sache, denn hier bekommen sie deutsche Wörter von Muttersprachlern vorgesagt. Leider liegt nur für einen Bruchteil der Wörter, die die App in petto hat, auch eine „Sprachversion“ vor – als sinnvolle Lernhilfe kann dies also noch nicht gelten.

Abbildung 2: Das ist nur die erste der insgesamt vier Bedeutungen des Verbs "passieren".
Abbildung 2: Das ist nur die erste der insgesamt vier Bedeutungen des Verbs „passieren“.

Der Clou liegt im Menü

Die umfangreiche Wortbedeutungs-Bibliothek stellt nur die Hälfte des Angebots dar, dass die App bereithält – im Menü verbergen sich weitere praktische Funktionen. Drücken Sie also auf dem Startbildschirm die Menü-Taste Ihres Android-Gerätes, erscheint zunächst die Anzeige des Suchverlaufs, aber natürlich nur, wenn Sie bereits nach ein paar Wörtern gesucht haben. Das ist besonders dann praktisch, wenn einem die gerade gesuchten Inhalte entfallen sind und dem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge geholfen werden soll.

Abbildung 3: Über die Menütaste erreichen Sie einige weitere Funktionen der App.
Abbildung 3: Über die Menütaste erreichen Sie einige weitere Funktionen der App.

Gebührenpflichtig: Vokabel-Karten

Daneben findet sich die Funktion „Lernkarten“ – eine Sprachlernfunktion. Um diese nutzen zu können, müssen Sie sich allerdings eine zusätzliche Anwendung aus dem Hause Paragon Software herunterladen: die App „Flash Cards“. Die Flash Cards fungieren als virtuelle Vokabel-Karteikarten. Wollen Sie diese praktische Funktion anwenden, folgen Sie einfach den Befehlen in der Duden App – sie werden automatisch auf eine Homepage verlinkt, von der Sie das Programm herunterladen können.

Einziger Wermutstropfen: Haben Sie sich direkt aus der App auf die Paragon Software-Homepage verlinken lassen, haben Sie nun die Wahl zwischen der Installation der Flash Cards Vollversion, die mit 4,95 Dollar zu Buche schlägt, oder einer Gratis-Testversion, die allerdings nur 5 Tage aktiv bleibt. Direkt im Market schlägt der Erwerb der App allerdings nicht ganz so zu Buche: Statt der umgerechnet 3,77 Euro zahlen Sie hier nur 2,95 Euro für den virtuellen Karteikasten.

Abbildung 4: Für die Sonderfunktion "Flash Cards" müssen Sie mindestens 3,77 Euro extra zahlen.
Abbildung 4: Für die Sonderfunktion „Flash Cards“ müssen Sie mindestens 3,77 Euro extra zahlen.

Flash Cards lässt sich mit allen Wörterbüchern, die man auf dem Smartphone installiert hat – auch denen anderer Hersteller – nutzen. Um ein Wort aus dem Duden-Stilwörterbuch in die Vokabel-App einzufügen, müssen Sie in Flash Cards nur den Button „Wort aus dem Wörterbuch hinzufügen“ betätigen, und schon wurde der Karteikasten um das entsprechende Wort erweitert. Wenn man will, kann man auch Karteikarten mit selbst hinzugefügten Begriffen anlegen – es muss also nicht unbedingt ein Wort aus dem Wörterbuch übernommen werden.

Im Market wird „Flash Cards“ sehr durchwachsen bewertet – offenbar funktioniert die App nicht immer einwandfrei. Es besteht jedenfalls noch Raum zur Verbesserung für die Entwickler. Auch wir haben nicht recht verstanden, warum Paragon Software die Karteikarten-Funktion für den Preis von 19,99 nicht einfach in die App integriert.

Schreibweise vergessen? Das Stilwörterbuch hilft!

Hat man die exakte Schreibweise eines Wortes vergessen, sollte man im Menü auf die Taste „erweitert“ drücken. Hier kann man auch ein falsch geschriebenes Wort eingeben – die App sucht dann nach allen Wörtern, deren Schreibweise dem Eingegebenen ähnelt. Es reicht übrigens auch aus, nur einige Buchstaben des gewünschten Wortes einzugeben. Alle Wörter, die die Buchstaben beinhalten, werden im Handumdrehen angezeigt. Ist das Erinnerte nur noch lückenhaft vorhanden, kann man auch noch mit Platzhalter nach Wörtern suchen.

Wer das optische Erscheinungsbild der App ein wenig an die eigenen Vorlieben anpassen will, kann noch die Schriftgröße verändern und zwischen drei Farbgebungen auswählen. Unter dem Menüpunkt „Info“ findet der Interessierte weitere Informationen zum Funktionsumfang der App wie Angaben zum Stil und zum Gebrauch, Grammatische Angaben oder Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen.

Fazit:

Der im Android Market verlangte App-Preis von 19,99 Euro ist kein Pappenstiel – und weckt Erwartungen, die die App nur schwer befriedigen kann. Das Wort-Wissen des Stilwörterbuchs kennt zwar kaum Grenzen, leider haben wir jedoch ein paar Mängel entdeckt. So ist das Design der App sehr schlicht gehalten – Design-Enthusiasten würden sich bei dem Preis eine etwas aufgelockerte Benutzeroberfläche wünschen. Uns ist aber klar, dass die Duden-Redaktion und damit auch Paragon Software ein Interesse daran hat, die Seriosität des Duden-Auftritts auch bei den Apps aufrecht zu erhalten. Zum anderen sollte an der Integration von Flash Cards noch gearbeitet werden – eine Extra-Gebühr für den Service zu verlangen, ist unangemessen. Auch wurde das Widget „Wort des Tages“ zwar in der Beschreibung angekündigt, funktionierte aber auf unserem Test-Smartphone nicht. Der Preis ist für den gebotenen Funktionsumfang schlicht zu hoch.

Marcel Hilzinger
Marcel Hilzinger
Ich bin Marcel und Gründer von Android User. Unsere Webseite existiert nun bereits seit dem Jahr 2011. Hier findest du eine Vielzahl von Artikeln rund um das Thema Android.

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