21. Mai 2023
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Im Test: Beddit Schlafsensor im Praxiseinsatz mit Android

Wir alle wissen es: Schlafen verringert Stress, Schlafen fördert die Konzentration und Schlafen ist gesund! Doch nicht jeder Schlaf ist gleich entspannend und konzentrationsfördernd. Es gibt Nächte, da liegt man gefühlt ewig wach und kann nicht einschlafen. Oder man ist morgens wie gerädert, hat aber den Eindruck, genug geschlafen zu haben. Aber woran liegt das? Um der Sache auf den Grund zu gehen, habe ich den Beddit Schlafsensor einem Langzeittest von drei Wochen unterzogen.

Wir verbringen außerordentlich viel Zeit mit Schlafen. Rund ein Drittel seines Lebens schläft der Deutsche im Durchschnitt. Das sind rund 24 Jahre, oder 8.760 Tage, oder 210.240 Stunden. Wenn man sich diese Zahlen einmal richtig bewusst macht, dann ist es nur logisch, dass man sich diese Zeit so angenehm wie möglich gestalteten sollte, zum Beispiel mit der richtigen Matratze. Doch wenn wirklich alles passt und man sich trotzdem nach neun Stunden Schlaf nicht ausgeruht fühlt, dann sollte man sein Schlafverhalten testen, zum Beispiel mit dem Beddit Schlafsensor

Der Beddit Schlafsensor besteht aus einem langen, dünnen Filmsensor sowie einem Bluetooth-Sender, welcher mittels eines USB-Kabels mit Strom versorgt wird. Die mitgelieferte Anleitung beschreibt in mehreren Sprachen, wie man den Sensor im Bett platzieren muss, damit eine optimale Messumgebung gewährleistet wird. Das zwingend benötigte Netzteil ist ebenfalls im Lieferumfang enthalten.

Der eigentliche Sensor ist ein langes Band, das zwischen Laken und Matratze angebracht wird. Bild: Beddit
Der eigentliche Sensor ist ein langes Band, das zwischen Laken und Matratze angebracht wird. Bild: Beddit

Das Tolle an dem Sensor ist, dass er den Schlaf misst, ohne dass du ihn selbst am Körper tragen musst. Stattdessen wird der Filmsensor direkt auf der Matratze, unterhalb des Bettlakens, in Brusthöhe angebracht. Dadurch nimmst du den Sensor während des Schlafens überhaupt nicht wahr und du schläfst somit in deiner gewohnten Schlafumgebung. Sollte man den Schlafsensor öfters einmal abziehen und wieder neu anbringen, so lässt die Klebewirksamkeit ein wenig nach. Für diesen Fall kann man den Klebestreifen einfach abziehen und durch doppelseitiges Klebeband ersetzen.

Bei einer 1m breiten Matratze ist der Schlaftracker schon fast zu kurz.
Bei einer 1m breiten Matratze ist der Schlaftracker schon fast zu kurz.

Nachdem du den Schlafsensor im Bett platziert und mit dem Stromnetz verbunden hast (220V), lädst du dir die App aus dem Google Play Store (oder Apple’s Appstore) herunter, registrierst dich mit deiner E-Mail-Adresse und koppelst das Smartphone über die App mittels Bluetooth mit dem Sensor. Das erste Koppeln dauert einen Moment, das Wiederverbinden, wenn du schlafen gehst, geschieht dann allerdings blitzschnell.

Beim Schlafengehen stellst du auf Wunsch einen Wecker ein und verbindest die App mit dem Tracker.
Beim Schlafengehen stellst du auf Wunsch einen Wecker ein und verbindest die App mit dem Tracker.

Die App ist von der Bedienung her sehr einfach und intuitiv gehalten.

In den Einstellungen legst du die Schlafdauer und die Info-Themen fest.
In den Einstellungen legst du die Schlafdauer und die Info-Themen fest.

Als Nächstes klickst du auf das Icon am rechten oberen Bildschirmrand, um in die Einstellungen zu gelangen. Hier legst du die gewünschte Schlafdauert fest sowie die Themengebiete, zu denen du Tipps vom Schlafcoach erhalten möchtest. Auch hast du hier die Möglichkeit, deine App zu rekonfigurieren. Möchtest du nun dein Schlaftracking beginnen klickst du auf den Button “Schlafen gehen” am unteren Bildschirmrand, wählst evtl. noch einen Weckalarm aus und legst das Smartphone in deinem Schlafzimmer auf irgendeinen Schrank oder Tisch. Es ist absolut nicht erforderlich, dass das Smartphone direkt neben dem Bett liegt. Die Schlafmessung geschieht ausschließlich über den Sensor in deinem Bett.

Möchtest du über die App geweckt werden, so gibst du eine Uhrzeit an, zu welcher du spätestens geweckt werden möchtest. Die App weckt dich dann, wenn du dich gerade in einer Leichtschlafphase befindest. Dies kann unter Umständen auch mal 20 Minuten vor der eingestellten Weckzeit sein, du wirkst so aber deiner Morgenmüdigkeit entgegen.

Du hast noch die Möglichkeit dich “smart” wecken zu lassen. Diese Funktion macht die Interaktion mit der App vor dem Schlafengehen sogar überflüssig, da die Messung automatisch beginnt, sobald der Sensor erkennt, dass jemand im Bett liegt und sich ein Gerät in Bluetooth-Nähe befindet. Diese Funktion ist bisher allerdings nur für iOS verfügbar und deshalb nicht Teil dieses Testberichts.

Nach dem Aufwachen klickst du auf “Schlaf beenden” und die App analysiert die letzte Nacht. Dabei werden (bei bestehender Internetverbindung) die Statistiken auch direkt an den Server von Beddit übertragen (dazu später mehr). Die Auswertung der letzten Nacht wird nun in der App angezeigt. Du siehst als erstes deine erreichte Schlaf-Gesamtscore. Anschließend wird dir ein Verbesserungsvorschlag angezeigt. Darauf folgen die Schlafstatistiken: Du siehst, wie lange du genau geschlafen hast, wie hoch dein Ruhepuls während der Nacht war, wieviele Atemzüge du pro Minute hattest sowie eine grafische Darstellung deiner Schlafphasen.

Aufgewacht an einem Arbeitstag. Ich habe relativ gut geschlafen.
Aufgewacht an einem Arbeitstag. Ich habe relativ gut geschlafen.
Die Werte für den Ruhepuls und die Atmung sind soweit okay.
Die Werte für den Ruhepuls und die Atmung sind soweit okay.

Sehr interessant fand ich hier, dass der Sensor registriert, wie lange ich zum tatsächlichen Einschlafen gebraucht habe. Dies kam mir bisher immer länger vor, als es tatsächlich ist. Auch eine gewisse Schnarchzeit wurde vom Sensor erkannt, was mir nun leider die Möglichkeit nimmt, das weiterhin abzustreiten ;-)

Nach 20 Minuten bin ich eingeschlafen. Der unruhige Schlaf kommt evtl daher, dass mein Sohn Levi Nachts ins Bett gekrabbelt kam ;-)
Nach 20 Minuten bin ich eingeschlafen. Der unruhige Schlaf kommt evtl daher, dass mein Sohn Levi Nachts ins Bett gekrabbelt kam ;-)
Hier sieht man sehr gut die REM-Phasen, die Schnarchzeiten und die Zeiten des unruhigen Schlafs.
Hier sieht man sehr gut die REM-Phasen, die Schnarchzeiten und die Zeiten des unruhigen Schlafs.

In der Grafik werden die Tiefschlafphasen anschaulich dargestellt, genauso wie Zeiten, wo du unruhig schläfst, schnarchst, oder dich etwas hin und her wälzt bzw. du nicht richtig auf dem Sensor liegst. Letzteres wird durch graue Lücken in der Grafik dargestellt, deren Zeit dann von deiner Gesamtschlafzeit abgezogen werden. Auch wenn du Nachts aufstehen solltest, merkt das der Sensor und bildet es hier ab.

Es gab Zeiten, da habe ich mich wohl etwas im Bett hin und her gewälzt, sodass ich nicht richtig auf dem Sensor lag. Diese Zeiten werden im Schlafprotokoll grau markiert und von der Gesamtschlafzeit abgezogen.
Es gab Zeiten, da habe ich mich wohl etwas im Bett hin und her gewälzt, sodass ich nicht richtig auf dem Sensor lag. Diese Zeiten werden im Schlafprotokoll grau markiert und von der Gesamtschlafzeit abgezogen.

Möchtest du nun gerne detailliertere Informationen zu deinem Schlaf erhalten, so besuchst du am Besten die Beddit-Webseite und loggst dich über den Family-Login ein. Hier hast du die Möglichkeit neben deinen eigenen Schlafstatistiken auch weitere Familienmitglieder einzuladen, die dann ebenfalls den Schlafsensor benutzen können. Alle Statistiken von dir und deiner Familie findest du nun in deinem Beddit Family-Account. Hier kannst du in deinen Profil-Einstellungen auch dein Alter, deine Körpergröße und dein Gewicht angeben.

Wenn du hier nun einen Tag auswählst siehst du auf den ersten Blick die selben Informationen wie in der App. Allerdings ist die Webseite im Gegensatz zu der App nur in englischer Sprache verfügbar. Dafür sind die Schlafstatistiken hier noch mit weiteren Details und Erklärungen angereichert, wie z.B.:

  • Gesamtschlafzeit (“Amount of sleep”): Der Schlaf unterteilt sich in zwei Haupttypen, die REM- und nicht Non-REM-Phase. Zuerst befindest du dich in der Non-REM Phase, die sich wiederum in 3 Stadien unterteilt. Der erste steht für den Übergang zwischen Wachen und Schlafen, der zweite für den stabilen Schlaf und der dritte für den Tiefschlaf. Erst dann wechselt man in die REM-Phase. Du wechselst zwischen diesen beiden Typen alle 90 Minuten hin und her. In der REM-Phase sind deine Muskeln gelähmt und du träumst.
  • Einschlafzeit (“Time to fall asleep”): Die Schlaflatenz ist die Zeit, wenn die Lichter aus sind und du dich im Bett befindest. Im Normalfall brauchst du 15 Minuten um einzuschlafen.
  • Schnarzeiten (“Total amount of snoring”) Schnarchen kann z.B. durch eine Erkältung oder Allergien hervorgerufen werden. Schnarcht man sehr häufig kann das auch auf eine obstruktive Schlafapnoe, oder auch Atemaussetzer, hindeuten.
  • Ruhepuls (“Resting heart rate”): Der Ruhepuls wird in Anzahl von Herzschlägen pro Minute gemessen. Große Schwankungen der Herzfrequenz während der Nacht kann ebenfalls auf eine Schlafapnoe hindeuten.
Die Schlafanalyse mit Erklärungen und Tipps.
Die Schlafanalyse mit Erklärungen und Tipps.

Weiter unten findest du noch eine Statistik, welche die Schlaftiefe in Verbindung mit dem Ruhepuls aufzeigt und (solltest du bereits einige Nächte mit dem Schlafsensor aufgezeichnet haben) eine Trendanzeige, in der du Durchschnittswerte aller bisherigen Statistiken siehst, gefolgt von einer Schlaf-Historie.

Die Schlaf-Trends und die Schlafhistorie werden grafisch aufbereitet angezeigt.
Die Schlaf-Trends und die Schlafhistorie werden grafisch aufbereitet angezeigt.

Am Ende siehst du noch eine Empfehlung, wieviel Schlaf du in deinem Alter benötigst.

Fazit: Weihnachtsgeschenk oder Hype?

Der Beddit Schlafsensor ist ein sehr cooles Gadget. Ich war Anfangs etwas skeptisch, ob der Sensor auch alle versprochenen Körperdaten erfassen kann. Aber dafür, dass nur ein schmales Band unter dem Bettlaken liegt, erfasst er die Daten erstaunlich gut. Auch, wenn man nicht auf dem Rücken, sondern auf der Seite einschläft, funktioniert er einwandfrei. Hier hat mich der Sensor wirklich positiv überrascht.

Ich konnte feststellen, wie lange ich zum Einschlafen benötige und dass ich manchmal Nachts schnarche, lässt sich nun nicht mehr von der Hand weisen. Die Tipps, die einem nach jeder Nacht angezeigt werden, sind auf die vergangene Nacht zugeschnitten und durchaus nützlich.

Ich für meinen Teil habe ein relativ breites Bett und das Sensorband könnte vielleicht noch ein paar Zentimeter länger sein. Denn es gab doch einige Nächte, an denen ich mich hin und her gewälzt hatte und an diesen habe ich wohl nicht immer korrekt auf dem Sensor gelegen, was letztendlich für Lücken in der Schlafstatistik jener Nacht zur Folge hatte. Wer sein Bett nicht für sich alleine hat, kann natürlich auch keine akkuraten Daten erfassen.

Bei der üblichen Bettbreite von 90 cm tut es der Sensor gerade noch. Bei breiteren Betten ist er hingegen zu schmal.
Bei der üblichen Bettbreite von 90 cm tut es der Sensor gerade noch. Bei breiteren Betten ist er hingegen zu schmal. Bild: Beddit

Ob ich meinen Schlaf durch den Sensor verbessern konnte? Wohl nicht direkt. Ich bin mir aber einigen Dingen bewusst geworden. Um den Schlaf zu verbessern, müsste man mehr Nutzerinformationen einholen, wie zum Beispiel wann die letzte Mahlzeit vor dem Schlafengehen war, ob man Alkohol getrunken oder in den Stunden vor dem Zubettgehen Sport getrieben hat. Auch Infos wie um wie viel Uhr man gewöhnlich ins Bett geht und vieles mehr würde die Daten deutlich akkurater machen. Denn dann könnte die App den Nutzer bereits Stunden vor dem Schlafengehen daran erinnern, was er JETZT tun sollte, um seinen Schlaf zu verbessern. Das würde dann auf eine Interaktion mit dem Nutzer hinauslaufen und würde die App wohl etwas komplexer gestalten. Aber wer weiß, was die Entwickler für die Zukunft geplant haben!

Der Beddit Schlafsensor wurde gemeinsam mit der Helsinki Schlafklinik entwickelt. Er ist für den Preis von 149,99 Euro im Beddit-Shop oder bei Amazon verfügbar. Seit Oktober 2015 gibt es den Sensor auch bei ausgewählten Handelspartnern. Die beim Start der Indiegogo-Kampagne noch aufgetretenen Kinderkrankheiten (schlechte Messung, Probleme mit der Bluetooth-Verbindung) konnten wir in unseren Tests innerhalb von 18 Tagen nicht nachvollziehen.

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