Das Archos 64 Xenon ist ein riesiges Dual-SIM-Smartphone mit einem 6,4 Zoll großen Bildschirm und Android 4.2.2 zum Preis von 200 Euro. Das Smartphone eignet sich in erster Linie für Leute, die das Handy nicht so oft nutzen und einen großen Touchscreen bevorzugen. Doch eignet es sich auch als Ersatz für ein Galaxy Note 3 oder das Ascend Mate von Huawei? Unser Testbericht verrät es.
Viel Smartphone für wenig Geld. Dieses Motto dürfte sich Archos bei der Planung des 6,4 Zoll großen "64 Xenon" gegeben haben. Das 200-Euro-Phone (manche nenne es Phablet) bietet ein recht schönes Display mit 1280 x 720 Bildpunkten, einen 1,3 GHz schnellen Vierkernprozessor von MediaTek (MT6582), 1 GByte RAM und 4 GByte internen Speicher (erweiterbar mit MicroSD-Karten bis maximal 64 GByte). Vorinstalliert auf dem Archos 64 Xenon ist Android 4.2.2 mit Kernel 3.4.5. Das Archos-Smartphone verfügt über zwei SIM-Kartenslots: einen normalen Slot und einen Micro-SIM-Slot. Ein Adapter von Micro-SIM auf normale SIM-Größe liegt bei. Ein Firmware-Update auf eine neuere Android-Version erhalten wir für eher unwahrscheinlich, Archos pflegt seine Android-Produkte aber erfahrungsgemäß regelmäßig und recht lange mit Bugfixes.
Der erste Eindruck
Hat man den "Wow, das ist aber riesig!" Effekt erst einmal überwunden, dann ist das Archos 64 Xenon ein ganz normales Android-Smartphone. Eine Besonderheit, die bereits bei der ersten Inbetriebnahme auffällt, gibt es aber dennoch: Archos hat die Wippe zur Lautstärkeregelung und den Einschaltknopf nicht wie üblich auf der Seite des Smartphones verbaut, sondern auf der Rückseite, rund 1 cm vom Rand entfernt. Das erleichtert zwar bei der Lautstärkewippe die Bedienung mit einer Hand, macht aber den Powerbutton recht schlecht zugänglich und sorgte in unseren Tests auch ab und zu dafür, dass wir das Smartphone ungewollt auf den Powerbutton kippten.
Auf der Geräteoberseite befindet sich der USB-Anschluss und die 3,5-mm-Buchse für den Kopfhörer. Ein passendes Headset befindet sich neben dem Ladegerät und dem USB-Kabel ebenfalls im Lieferumfang. Die Rückseite des 64 Xenon gibt sich in Metall-Optik (wir hatten die Variante in Silber im Test), besteht aber komplett aus Kunststoff. Wegen der erwähnten speziellen Anordnung der Powertaste und der Laustärkewippe, gehören auch die vorhandenen Tasten zur Rückseite. Das 6,4 Zoll große Display umschließt auf der Front ein rund 2mm breiter Rahmen in Metalloptik, der für das gewisse Etwas sorgt. Der Bezel um den Touchscreen herum fällt mit knapp 3mm für die Größe des Geräts recht schmal aus. Auf der Unterseite befinden sich drei Sensortasten für die typischen Android-Funktionen, die mit und ohne Beleuchtung gut sichtbar sind. Die Zurück-Taste befindet sich dabei wie bei Samsung rechts, die Menütaste links. Das ist einer der wenigen Unterschiede, bei denen Archos vom Standard-Android abweicht (mehr dazu weiter unten).

Auf der Rückseite befindet sich eine 8-Megapixel-Kamera mit LED-Blitz. Das Objektiv steht leicht vor, sodass das Handy auf dem Objektiv aufliegt. Auch eine 2-Megapixel-Frontkamera hat Archos verbaut. Ob das Archos 64 Xenon gut in der Hand liegt, hängt natürlich davon ab, wie große Hände man besitzt. Die Rückseite ist aber recht rutschig. Obwohl das Handy gut verarbeitet ist, knarzt es leicht und biegt sich etwas durch, wenn man es etwas fester hält oder seitlich verbiegt.
Öffnet man die Rückabdeckung zeigt sich der verbaute 2800-mAh-Akku in kompletter Größe. Etwas speziell ist auch die Anordnung der SIM-Karten: die beiden Slots liegen um 90° gedreht übereinander. Der untere SIM-Slot entspricht den alten bzw. gewöhnlichen SIM-Karten von ca 2 x 1 cm und ist nur 2G-fähig. Der obere Slot ist für Micro-SIM-Karten geeignet und funkt via 2G oder 3G. Die Karte, die man für den Internetzugang nutzen möchte, muss also eine Micro-SIM sein. Neben den beiden SIM-Slots befindet sich der MicroSD-Kartenslot. SIM- und MicroSD-Slots sind so verbaut, dass man die Karten nicht wechseln kann, ohne den Akku herauszunehmen.

Die Software
Archos setzt auch beim 64 Xenon auf ein weitgehend unverändertes Android auf Basis von AOSP (Android Open Source Project). Weder gibt es besonders bunte Einstellungen noch spezielle Icons oder Themes. Auch bei der Auswahl der vorinstallierten Apps geben sich die Franzosen recht zurückhaltend. Lediglich die hauseigenen Medienplayer-Apps und die UPnP-Lösung bestehend aus UPnP-Player und Fernsteuerungs-App sind vorinstalliert. Ein Dateimanager und eine Radio-App runden das Angebot ab, den Rest machen die typischen Google-Apps aus. Das ist auch gut so, denn schließlich ist der interne Speicher mit 4 GByte nicht besonders großzügig bemessen, so bleiben immerhin etwas mehr als 2 GByte frei.
Ein paar Besonderheiten sind uns dann aber doch noch aufgefallen: So gibt es beim Setup des 64 Xenon als WiFi-Hotspot die Möglichkeit eine Bandbreitenbeschränkung einzurichten. Zudem findet sich in den Einstellungen zum Datenverbrauch ein Schalter "Auf Sperrbildschirm zeigen". Ist der Schalter ein, dann erscheint auf dem Sperrbildschirm ein blauer Punkt mit einem zusätzlichen Kreis. Tippen Sie diesen an, erscheint wie auf einer Füllstandanzeige der aktuelle Datenverbrauch. Dummerweise (oder etwa absichtlich?) befindet sich der blaue Kreis genau über dem Element für das Entsperren des Lockscreens, sodass man in den meisten Fällen etwas warten muss, bis man ihn antippen kann. Bei einem anderen Sperrbildschirm besteht das Problem hingegen nicht.

Gegen den Google-Strom schwimmt Archos auch bei der USB-Verbindung mit einem PC. Hier ist weiterhin USB-Massenspeicher die Standardverbindung, wodurch sich das 64 Xenon wie eine externe Festplatte verhält (und auch mit Windows XP problemlos zusammenarbeitet). Auf MTP und PTP müssen Sie aber nicht verzichten.
Last but not least sind wir beim Kopieren von Kontakten von einer SIM-Karte auf die andere auf einen kritischen Übersetzungsfehler gestoßen. Ruft man im Adressbuch das Kontextmenü auf, dann gibt es zwei Einträge von den Import/Export. Der obere Eintrag ist aber in Wahrheit der Menüpunkt, um Kontakte zu löschen. Man muss also höllisch aufpassen, den folgenden Dialog, der um Erlaubnis zum Löschen bittet, nicht einfach so abzunicken…

Abgesehen davon sind uns softwareseitig keine Besonderheiten aufgefallen. Das Archos-System läuft flott, und auch wenn die Benchmark-Werte von AnTuTu und Vellamo etwas hinter der restlichen Android-Konkurrenz zurückbleiben, gibt es keinen Grund zur Kritik an der allgemeinen Performance des Archos 64 Xenon. Zufrieden waren wir auch mit der Akkulaufzeit des Dual-SIM-Smartphones. In rund 24 Stunden verbrauchte das Handy etwas mehr als 50 Prozent des Akkus, war aber dabei knapp 5 Stunden als Hotspot aktiv. Im Standby-Modus kommt das Xenon auf mehrere Tage, einen normalen Arbeitstag übersteht es problemlos.

Multimedia-Fähigkeiten
Das Archos 64 Xenon verfügt über zwei recht gute Lautsprecher auf der Rückseite, die vor allem dann für einen befriedigenden Sound sorgen, wenn das Smartphone flach auf einem Tisch liegt. Dann entspricht der Sound in etwa einem durchschnittlichen Notebook-Lautsprecher. Die vorinstallierten Musik- und Video-Player von Archos spielen praktisch alle Musikformate und auch sehr viele Videoformate ab. Archos hat dem Smartphone einen dreipolige Audiobuchse verpasst, Headsets mit vier Polen (drei Ringen) funktionieren also nicht mit dem Archos-Smartphone zusammen. Dafür gibt es ein funktionierendes Headset im Lieferumfang. Die Audioqualität des Kopfhörers ist brauchbar, der Tragekomfort aber eher schlecht. Das Headset benötigen Sie auch, wenn Sie mit dem integrierten FM-Radio Musik hören möchten.
Die verbaute 8-Megapixelkamera macht durchschnittliche Fotos, die aber bei schlechtem Licht recht schnell starkes Rauschen zeigen. Für den einen oder anderen Schnappschuss eignet sich die Kamera also durchaus, aber keinesfalls für anspruchsvolle Handy-Fotografen. Videos nahm unser Testgerät mit lediglich 640 x 480 Pixeln auf und wir fanden in der Kamera-App auch keine Einstellungsmöglichkeit, um die Auflösung nach oben zu schrauben.
Note 3, Xperia Z Ultra oder Ascend Mate?
Können Sie auf die Dual-SIM-Funktionalität verzichten, dann sind Sie mit dem Ascend Mate von Huawei für rund 220 Euro deutlich besser bedient. Das Mate (Version 1, das Mate 2 ist aktuell noch nicht verfügbar) besitzt den deutlich stärkeren Akku (4050 mAh) und arbeitet dank 2 GByte RAM auch spürbar schneller als das Archos-Smartphone. Es ist aber kein Dual-SIM-Gerät. Galaxy Note 3 und das Sony Xperia Z Ultra spielen in einer ganz anderen Liga hinsichtlich der verbauten Komponenten, der Kamera und des vorinstallierten Android-Systems, verfügen aber ebenfalls nur über einen SIM-Slot. Das Xenon ist also in der Kategorie Dual-SIM und Riesendisplay zu einem guten Preis klar die erste Wahl. Generell hatten wir bei den Tests aber nicht das Gefühl dass das Archos-Smartphone sich hinter der Konkurrenz von Samsung oder Sony zu verstecken bräuchte. Es macht einen sehr guten Eindruck, sieht auch toll aus und schwächelt nur bei der Kamera und beim internen Speicher. Wer also ein günstiges Android-Smartphone mit einem großen Display sucht, aber kein Android-Geek ist, der immer die neuesten Apps und neuesten Android-Features haben muss,ist mit dem Xenon 64 gut bedient. Dennoch ziehen wir das Ascend Mate bei einem direkten Vergleich klar vor — wenn der zweite SIM-Slot irrelevant ist.
Fazit
Das Xenon 64 von Archos ist ein typisches Low-Cost-Gerät, das bei der Kamera und beim internen Speicher spart, dafür viel Display und eine gute Akkulaufzeit bietet. Wir sehen den Einsatz in erster Linie bei Leuten ohne besondere Anforderungen an ein Android-Gerät und Senioren, die das große Display lieben werden. Dank Dual-SIM-Support hebt es sich von anderen günstigen Androiden jenseits der 6-Zoll-Grenze ab, Archos hat dem 64 Xenon zudem ein paar nützliche Apps spendiert ohne es mit Bloatware zuzumüllen. Wer sich sicher ist, dass die 4 GByte Speicher ausreichen, kann bei dem Preis durchaus zugreifen und wird vom Archos-Smartphone nicht enttäuscht sein.