Seitdem viele China-Hersteller ihre Tablets hierzulande quasi als Direktimport anbieten, tut sich Archos etwas schwer, sich zwischen billig und preiswert zu platzieren und aus der Masse hervorzuragen. Jetzt bringen die Franzosen ein 3G-Tablet zum Kampfpreis. Wir haben es getestet.
Beim Kampf um Marktanteile im unteren Preissegment haben einige Hersteller das ,,iPad-Format„ als Marktlücke erkannt. Doch viele der vermeindlichen iPad-Klone entpuppen sich nach kurzer Zeit als sehr schwache Kopiene mit mangelhafter Hard- und Software. Archos hat hier vieles besser gemacht. Zwar bietet auch das Archos 79 Xenon nur eine Auflösung von 1024 x 768 Bildpunkten, das IPS-Display verfügt aber über einen sehr guten Blickwinkel und hält dem direkten Vergleich mit dem Mini-iPad der ersten Generation problemlos Stand.
Plusminus
+ SIM-Kartenslot & Telefon
+ Bluetooth und GPS
+ FM-Radio
– Akkulaufzeit
Gute Software
Auf den ersten Blick sieht die grafische Oberfläche des Archos-Tablets wie die eines beliebigen Android-Tablets aus. Android 4.2 gehört zwar auch schon fast zu den Android-Oldtimern, aber immerhin ist es Version 4.2.2. Hier sind einige bekannte Sicherhheitslücken im Browser gestopft und generell arbeitet ,,Jelly Bean 4.2„ einfach flotter als ,,Jelly Bean 4.1„.
Archos hat die Android-Software aber an einigen stellen verbessert und ergänzt. Sehr gut gefallen haben uns neben dem Archos-eigenen Video- und Audioplayer der Task-Manager und die Integration von Multimedia-Diensten in den Datei-Manager. Hier hat jemand nachgedacht und das Tablet nicht nur einfach mit ein paar zusätzlichen Apps gefüllt, sondern die vorinstallierten Progrämmchen sorgfältig aussortiert. Dazu gehört auch World of Goo als vorinstalliertes Spiel und die Jamendo-App für den Zugriff auf eine umfangreiche Musikbibliothek, die unter einer Creative-Commons-Lizenz steht. Die von Archos vorinstallierten Apps lassen sich zudem bis auf wenige Ausnahmen komplett entfernen, sodass Sie zum Beispiel auch Google Play und die Google Play Dienste bei Nichtgebrauch entfernen können.

Die Netzwerkfähigkeiten der Multimedia-Apps machen auch den Umstand vergessen, dass Archos beim 79 Xenon auf einen HDMI-Ausgang verzichtet hat. Von Außen sichtbar ist lediglich der MicroUSB-Anschluss für das Ladegerät bzw. den Anschluss an einen PC und die 3,5mm-Buchse für die Kopfhörer. SIM-Kartenslot und MicroSD-Einschub befinden sich unter einer Abdeckung an der Oberseite des Tablets. Das verleiht dem Archos 79 Xenon etwas mehr Eleganz als der Konkurrenz im gleichen Preissegment.


Schwachpunkte
Der verbaute MediaTek-Prozessor (MT8389) kann es hinsichtlich der CPU-Leistung mit aktuellen Top-Modellen wie dem Snapdragon 800 oder dem Tegra 4 nicht aufnehmen und bleibt auf dem Papier klar hinter den besten Prozessoren zurück (siehe Benchmarkresultate in unserer Gerätedatenbank). Das merkt man dem Tablet aber nur sehr selten an. Das Android-4.2.2-System arbeitet überaus flink und selbst Mikroruckler traten in den Tests selten auf. Auch das Display gehört mit 1024 x 768 Pixeln nicht zur Android-Crème in Sachen Auflösung, aber dafür stimmen Helligkeit und Blickwinkel. Wer das Archos-Tablet also nicht in erster Linie als E-Book-Reader einsetzen will, macht eigentlich nichts falsch. Dem E-Book-Reader klar unterlegen ist das 79 Xenon auch hinsichtlich der Akkulaufzeit. Hier kommen Sie nicht darum herum, das Tablet bei moderater Nutzung alle zwei bis drei Tage wieder ans Ladegerät zu hängen. Bei intensivem Gebrauch ist der Akku nach rund fünf bis sechs Stunden leer.
Nicht anfreunden konnten wir uns mit dem Druckpunkt des Einschaltbuttons. Der Knopf ist schlecht spürbar und er reagiert nicht immer auf den ersten Druck. Gut gelöst hat Archos hingegen die zwei Laustärke-Buttons am rechten oberen Rand. Keine Anforderungen dürfen Sie an die verbauten Kameras stellen. Die aufgenommenen Bilder sind stark komprimiert und auch bei gutem Licht schwammig.
Fazit
Archos kehrt mit dem 79 Xenon zu seinen Android-Wurzeln zurück und liefert ein tolles Android-Tablet zu einem guten Preis. 3G inklusive Telefonfunktion, GPS und Bluetooth für unter 200 Euro finden Sie sonst kaum in einem anderen Tablet. Zudem stimmen sowohl die Grafikleistung als auch die Audioqualität, sodass sich das Archos 79 Xenon auch toll als Multimediazentrale eignet. Einzig die Akkulaufzeit könnte etwas besser sein. Das hochauflösende Display des Nexus 7 haben wir in den Tests hingegen kein einziges Mal vermisst.