Dass sich HTC zusammenreißen muss, um zur Konkurrenz aufzuschließen, ist kein Geheimnis. Erste Zweifel werden laut, ob das neue Flaggschiff One ganz alleine dem taiwanischen Unternehmen aus der Patsche helfen kann.
HTC hat von Anfang an klar gemacht, wo es mit dem One hin will: Zurück nach oben. Technische Ausstattung, Formensprache und die Marketingbemügungen rund um das Spitzen-Smartphone unterstreichen diese Absicht.
Nun sind Zweifel aufgekommen, ob sich HTC nicht erneut verkalkuliert hat. Mit Argusaugen beobachtet die Branche den Weggang von Produktionschef Kouji Kodera, weitere Marketing-Spitzenkräfte haben HTC in den vergangenen Monaten den Rücken gekehrt, Firmenvertreter sprechen von bereits von Krisenstimmung. Die in den USA ansässige Soft- und Hardwaredesignabteilung hat jedoch keine Fahnenflüchtigen zu beklagen – auf der Konstruktionsseite scheint alles in gelenkten Bahnen zu laufen.
Masse statt Klasse
Die Verantwortung für das Durcheinander liegt in der Führungsebene. HTCs neuer Marketing-Chef Ben Ho hat Planungs- und Strategieabteilungeen, die erst vor kurzem nach Seattle ausgegliedert wurden, zurück nach Taipeh verpflanzt. Ein Schritt, der intern für Unmut sorgte. Auch HTC-Gründer Peter Chou ist inzwischen umstritten. Anstatt langfristig zu planen, soll er Entscheidungen über neue Produkte zwischen Tür und Angel getroffen haben. Folge der ad hoc-Planung: HTC hat bei seinem umfangreichen und vielgliedrigen Produktportfolio den Blick für das Wesentliche verloren.
Was HTC derzeit bleibt, ist das One. Doch mit allein einem Gerät wird der Kuchen nicht gegessen sein. Das Unternehmen muss zusehen, dass es langfristig mit mehreren, aber nicht zu vielen Produkten überzeugen kann. HTC muss versuchen, mit scharfem Design und knackigen Alleinstellungsmerkmalen zu punkten – und sozusagen viele Ones in den unterschiedlichen Preisgruppen zu platzieren.
Vergleicht man HTC mit Samsung, wird die Problematik glasklar: Den Taiwanern fehlt es schlicht an erfolgreichen Modellreihen wie Samsungs Ace, Note und Tab und an einem Portfolio, auf dem man langfristig aufbauen kann. Wenn HTC seine internen Marketing-Querelen und seine langfristige Strategie in den Griff bekommt, ist vieles möglich. Was genau, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
Quelle: androidauthority.com