„Was Apple kann, können wir auch“, sagen sich einige chinesische Hersteller und bieten Android-Tablets für 100 bis 150 Euro an. Zu kaufen gibt es diese in der Regel jedoch nur als Direktimport. Wir testeten zwei Geräte.
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Dieser Artikel stellt die Android-Tablets Moonse E7001/Apad M002+ und Zenithink Epad ZT-180 vor.
Günstige Android-Geräte aus China überfluten zurzeit den Tablet-Markt. Doch was leisten die sieben bis zehn Zoll kleinen Tablets zu einem Preis von unter 200 Euro und kann man den Internethändlern überhaupt vertrauen? Wir testeten ein 7-Zoll und ein 10-Zoll-Tablet mit unterschiedlichen Resultaten.
Apad M002+
Nach dem die erste Apad-Generation aufgrund schlechter Verarbeitung, lausiger Hardware und teilweise nicht funktionierenden Touchpanels nur müde belächelt worden waren, steht mit dem iRobot m7001+ nun die 2. Generation der Android Pads aus Fernost in den Internetregalen. Wir haben das 7-Zoll-Gerät zum Preis von rund 100 Euro im cect-shop.com [1] bestellt. Kaufabwicklung und Versand verliefen problemlos.
Mit seinen 300g und der abgerundeten Rückseite aus Aluminium, die der des iPads in nichts nachsteht, liegt das iRobot gut in der Hand. Die Verarbeitung ist sauber, nichts knarzt oder wackelt. Am Gehäuse befinden sich neben den 2 Lautsprechern und den Anschlüssen für Kopfhörer und Ladegerät zudem 2 Mini-USB-Ports, ein Micro-SD-Slot und 2 Menütasten (Abbildung 1).
Um das Pad zu starten muss der, dem des iPads sehr ähnliche, große schwarze Knopf auf der Gehäuse Oberseite ca. 5 Sekunden gedrückt werden bis das Linux Maskottchen Tux erscheint. Nach knapp 20, von einem hochfrequenten Piepen begleiteten, Sekunden ist das Pad betriebsbereit. Jetzt muss nur noch der Touchscreen durch drücken der linken Menütaste entsperrt werden. Im Gegensatz zu den meisten Android-Pads ist Android bereit ab Werk auf Deutsch eingestellt, was ein sofortigen Einsatz des iRobots möglich macht. Alles in allem Hinterlässt das iRobot einen guten ersten Eindruck.
Vor- und Nachteile
Das Display des iRobots enttäuscht mit schlechter Bildqualität und einer kontrastarmen und pixligen Darstellung. Bei einem Preis von knapp 100 Euro ist aber auch nicht mehr zu erwarten. Das druckempfindliche Touchpanel dagegen reagiert meist flott und flüssig auf Eingaben und lässt sich dank Android auch mit dickeren Fingern problemlos bedienen. Zwar bietet das Pad kein so hochwertiges Display wie das iPad, doch für den Alltagsgebrauch reicht die Qualität vollkommen.
Beim Surfen im Internet macht das Pad eine sehr gute Figur: Webseiten lädt der Browser flott und stellt diese in einer guten Auflösung dar. Ins Netz gelangt man allerdings nur mit dem Integrierten WLAN-Empfänger, ein integriertes 3G-Modem gibt es nicht. Der große Pluspunkt bei Android ist die gute Einbindung von Webdiensten aus dem Hause Google wie Google Mail, Maps oder Kalender. Sie sind alle ab Werk bereits installiert und verrichten ihren Dienst auf dem iRobot tadellos. Auch der Android Market ist schon vorinstalliert. Dadurch hat man Zugriff auf mehrere Zehntausend Apps, von denen die meisten problemlos laufen, und kann so das Tablet problemlos erweitern. Googles Suchfunktion wurde auch ab Werk integriert und funktioniert tadellos. Einziger Wermutstropfen sind der fehlende Mailclient und GPS-Empfänger.
Auch in puncto Multimedia erweißt sich das iRobot mit seinen zwei integrierten Lautsprechern, dem SD Card Reader und den 2 Mini-USB-Ports in Kombination mit dem USB-Adapter, der im Lieferumfang enthalten ist, als echter Tausendsassa. Egal ob SD-Karte, USB-Stick oder externe Festplatte: Das Pad kommt mit praktisch allen mobilen Datenträgern klar und man kann von diesen direkt Inhalte abspielen oder auf das Gerät kopieren.
Das iRobot unterstützt alle gängigen Audio- und Videoformate und kommt sogar mit HD Videos in 720p klar, wenn auch etwas ruckelig. Die Klangqualität der Lautsprecher und des Kopfhöreranschlusses ist zwar nicht überwältigend, reicht aber für den gelegentlichen Musikgenuss vollkommen aus. Die integrierte Kamera eignet sich höchstens für Schnappschüsse oder Videotelefonie, wirklich gute Bilder macht sie nicht. PDFs zeigt das Gerät problemlos und dank G-Sensor auch in Hochformat an.
In unseren Tests kam das Pad auf Akkulaufzeiten bis zu 4,5 Stunden. Beim Videoplayback muss das Gerät aber spätestens nach zwei Stunden wieder an die Steckdose.
Günstig-Tablets
Moonse iRobot Apad M002+ | Zenithink ZT-180 | |
---|---|---|
Prozessor | ARM Rocket Chip 600MHZ | ZT180 1GHz ARM CPU |
Hauptspeicher | 128 MB | 256 MByte |
Display | Druckempfindlicher Touchscreen | Druckempfindlicher Touchscreen |
Auflösung | 800*400 Pixel | 1024*600 Pixel |
Android-Version | Android 1.5 | Android 2.1 |
WLAN | 802.11b/g | 802.11b/g/n |
Speicher | 2GB + bis zu 32GB durch Micro SD Karte | 2GB + bis zu 32GB durch Micro SD Karte |
Zusätze | Webcam 0,3 MP, Lagesensor | USB-Ethernet-Adapter, Lagesensor |
Zenithink ZT-180
Das Epad Zenithink ZT-180 gehört zu den günstigsten 10-Zoll-Tablets auf dem Markt. Wir kauften das Gerät über den E-Bay-Shop von asiaproducts2010 [2] zu einem Preis von rund 150 Euro, dazu kamen Versandkosten über 30 Euro. Kaufabwicklung und Versand funktionierten tadellos. Das Tablet kam direkt aus Hong-Kong vier Tage nach der Bezahlung bereits in der Redaktion an.
Das Epad erweckt beim Halten des Kartons in der Hand einen vielversprechenden Eindruck, auch wenn das Internet-Explorer-Symbol etwas verwirrt. Das Gerät kommt mit Handbuch, Mini-Ethernet-to-RJ45-Adapter, einem USB Kabel und amerikanischem Ladegerät (mit europäischem Normaufsatz). Im Gerät befindet sich ein nicht näher beschriebener Prozessor mit 1 GHz Taktfrequenz, 256 MByte DDR Arbeitspeicher, ein SD-Cardreader, ein Mini-Ethernetadapter, ein USB-Anschluss, ein Kopfhöreranschluss und ein integriertes Mikrofon.
Beim Auspacken des Gerätes relativierten sich dann unsere Vorstellungen davon, wie wir mit unserer neuen Errungenschaft auf der Couch liegen und bequem im Internet surfen. Wir merkten jetzt auch, woran der Hersteller bei den 150 Euro gespart hat: Die Verarbeitung des Gerätes wirkt unsauber und billig, schon beim ersten Anfassen drückt sich das Display leicht ins Gehäuse. Auch der mit dem Homebutton beim iPad vergleichbare Button in der Mitte sitzt leicht schief und wackelt beim Berühren hin und her. Er reagiert zudem nicht wie erwartet als Home-Button, sondern als Zurück-Taste. An Android gewohnte Nutzer verwirrt das zwar zunächst, beim Browsen erwies es sich aber als nützlich.

Der erste Schritt nach dem Einschalten führte zum Aktivieren der WLAN Verbindung. Hier unterstützt das Epad auch den schnellen N-Standard. Wer kein WLAN hat, kann sich natürlich um so mehr an dem mitgelieferten Mini-USB-to-Ethernetadapter freuen. Die erste Berührung des druckempfindlichen Displays wirkt erschreckend, wenn man sich an berührungsempfindliche Touchscreens gewöhnt ist. Man muss schon ziemlich viel Druck ausüben, um einen Steuerungsbefehl abzugeben. Durch den hohen Druck, der für das Navigieren nötig ist, wird das Scrollen in einem Fenster sehr umständlich, da es fast unmöglich ist zu scrollen ohne irgendwas anzuklicken.
Der zweite Schreck stellte sich beim ersten Aufladevorgang ein: der amerikanische Stromstecker, der dem Tablet beiliegt, ist soweit in Ordnung, doch der zusätzliche Adapter nach europäischer Norm fällt bei der kleinsten Bewegung aus der Wand, da er kaum halt zum amerikanischen Stecker findet. Hier sucht man besser einen guten Adapter.
Die Software
Das Userfrontend auf Android-2.1-Basis macht nach dem Einschalten einen relativ sauberen Eindruck. Einstellungen sind leicht zu finden und die Navigation durch die Menüs scheint auch sauber. Surft man mit dem Tablet im Internet, lässt sich schnell auf Seiten wie Facebook und Co. feststellen, dass der standardmäßig installiere Browser keine besonders gute Unterstützung für Javascript basierte Webseiten bietet, abgesehen davon ist die Performance aber in Ordnung.
Die mitgelieferte Applikation für Maps (ähnlich Google Maps) ist auf dem Gerät auch eher fehl am Platz, da das Epad ZT-180 kein GPS besitzt. Im Idealfall dient sie lediglich dazu, sich abends im Hotel in einer fremden Stadt die Umgebung ein wenig einzuprägen. Das Navigieren auf der Map ist ähnlich wie beim iPad recht einfach. problematisch wird es dann, wenn man in die Karte hineinzoomen möchte. Mangels Multitouch-Support muss man dazu die zwei Buttons am Rand der Karte benutzen.

Die Akkulaufzeit des Zenithink-Geräts befindet sich zwischen zwei und vier Stunden. Von Energiesparmöglichkeiten scheint es dabei nur am Rande Gebrauch zum machen. So schaltet es zwar – je nach Einstellung – von selbst in einen Energiesparmodus, dieser besteht aber lediglich darin, dass der Bildschirm abgedunkelt wird. Wer also mit dem Gerät beispielsweise im Internet surft und es für eine Pause in die Ecke legt ohne es komplett abzuschalten, wundert sich nach ein paar wenigen Stunden, dass der Akku leer ist.
Neben diesen Kritikpunkten gibt es aber auch einige positive Eigenschaften hervorzuheben: So spielt das Zenithink ZT-180 von Haus aus Videos in den Formaten Xvid, MKV oder H.264 ab, und das ruckelfrei bis zu einer Auflösung von 720p. Auch die Medienwiedergabe von einem USB-Stick oder einer externen Festplatte funktioniert problemlos. Zudem lässt sich per UMTS-Stick auch eine 3G-Verbindung aufbauen wobei die Liste der unterstützten Sticks relativ klein ist. Die meisten Verkäufer des Pads bieten aber die passenden Sticks gleich mit an.
Fazit
Für einen echten iPad-Killer fehlen den aktuellen Android-Tablets drei Eigenschaften: ein gutes, berührungsempfindliches Display, ein integriertes 3G-Modem und ein stärkerer Akku. Wer keine 550 Euro für ein iPad ausgeben möchte und deshalb eines der günstigen Chinapads kauf, wird in diesen drei Punkten enttäuscht sein. Ist Ihnen jedoch bewusst, dass die günstigen Geräte nur über ein druckempfindliches Display verfügen und auch die Akkulaufzeit und die Verarbeitungsqualität je nach Modell deutlich schlechter ausfällt, dann erhalten Sie für rund 100 bis 150 Euro nicht nur einen guten Multimedia-Player sondern auch ein Internettablet und je nach Hersteller Zugriff auf den Google Market. Vorteile gegenüber dem iPad besitzen die Android-Tablets bei den Schnittstellen: Der Speicher des Geräts hängt nicht vom Hersteller sondern nur von der Größe der benutzten SD-Karte ab. Er lässt sich zudem über USB-Sticks beliebig erweitern.