Wer seinen Urlaub jenseits der ausgetreten Touristenpfade verbringt, verliert später leicht den Überblick, wo er eigentlich genau war. Geo-Tracker speichern die Informationen.
README
Lesen Sie in diesem Artikel, wie Sie mit einem Android-Handy und der passenden Software, Routen von Ihren Touren erstellen.
Letztes Jahr in Kreta – ja, es war eine schöne Zeit. Nur: Wann wir wo genau waren, das weiß ich heute nicht mehr so genau. Dank so genannter GPS-Tracker ist es aber kein Problem mehr, die Touren sekunden- und metergenau festzuhalten und später auf dem PC auszugeben oder nachzubearbeiten. Waren dafür bis vor Kurzem noch spezielle Geräte, so genannte GPS-Tracker (siehe Kasten „GPS-Tracker“) nötig, ermöglicht das heute jedes bessere Smartphone mit GPS-Unterstützung.
GPS-Tracker
GPS-Tracker sind Geräte, die ausschließlich die aktuelle Position protokollieren und je nach Ausführung auch auf einem Display anzeigen. Die Geräte kosten zwischen 50 und 300 Euro. Ihr Vorteil gegenüber umfunktionierten Smartphones liegt darin, dass sie in der Regel robuster sind und die Position genauer lokalisieren. Darüber hinaus halten die Akkus im Dauerbertieb bei guten Geräten bis zu 25 Stunden, während bei Smartphones – je nach Akkuleistung – nach 8-12 Stunden Schluss ist.
Neben den hohen Preisen erweist sich auch das Mitführen eines zusätzlichen Geräts als nicht zu unterschätzender Nachteil dedizierter GPS-Tracker. Darüber hinaus erlauben einige Marken den Export aufgezeichneter Routen nur mit proprietärer Software, die in der Regel nur für Windows zur Verfügung steht. Entscheiden Sie sich für den Kauf eines solchen Geräts, sollten Sie in jedem Fall zunächst die Kompatibilität zu Linux oder Mac OS X überprüfen. Linux-Anwender setzen am besten auf ein Gerät des Herstellers Garmin.
Beim Vergleich zwischen Smartphones und reinen GPS-Trackern verhält es sich letztendlich wie bei allen Multifunktionsgeräten: Die Spezialisten erledigen ihren Job besser, die Allrounder sind dafür flexibler. Um ab und an eine Route aufzuzeichnen, reicht das Smartphone aber allemal aus.
Möglich machen es eine ganze Menge Third-party-Anwendungen, die sowohl für das iPhone als auch Android-Smartphones kostenlos zur Installation bereitstehen. Stellvertretend für diese beschreibt der Artikel die Android-App MyTracks [1], die in ihrem Funktionsumfang kaum Wünsche offen lässt.
Tracks aufzeichnen
Um ein Android-Smartphone zum GPS-Tracker umzufunktionieren, genügt es, über den Android-Market die App MyTracks zu installieren. Nach dem Aktivieren der GPS-Unterstützung öffnen Sie die Anwendung. Sie zeigt zunächst Ihren Standort als Kreis auf einer Google-Maps-Karte, die Sie wahlweise in die Satellitenansicht umschalten. Nach dem Betätigen von Track aufzeichnen beginnt die Software damit, Ihren zurückgelegten Weg zu speichern.
Einen wichtigen Anhaltspunkt für die späteren Auswertungen bieten Ortsmarken. Sie erleichtern das Identifizieren des Platzes, an dem Sie sich jeweils befunden haben. MyTrack bietet dafür verschiedene Möglichkeiten an. Im Automatikmodus fügt es die Marken selbständig in die Route ein. Bevorzugen Sie es, wichtige Punkte selbst zu kennzeichnen, klicken Sie im Menü zunächst auf Wegpunkt und danach auf den Button Wegpunkt hinzufügen. Nach der Eingabe des Namens und der Ortsbeschreibung schließen Sie die Bearbeitung mit einem Druck auf Sichern ab. Ihre Markierung erscheint danach auf der Route.
Um den Aufnahmemodus zu verlassen, wählen Sie aus dem Menü Aufzeichnung anhalten (Abbildung 1). Danach erscheint eine Abfrage, unter welchem Namen Sie den Track speichern möchten. Darüber hinaus geben Sie an dieser Stelle optionale Zusatzinformationen zur Route ein.

Beachten Sie: Das Aufzeichnen von Tracks erwies sich im Test als wahrer Energiefresser. Vergessen Sie deshalb nicht, die Funktion auszuschalten, wenn Sie sie nicht benötigen, da andernfalls binnen weniger Stunden der Akku Ihres Handys leer ist.
Um die Aufnahme zum weiteren Verarbeiten auf dem PC vorzubereiten, tippen Sie auf das Icon mit den drei Punkten unten links im Display. Aus dem Auswahldialog wählen Sie Auf SD-Karte speichern und danach GPX-Datei exportieren. Damit schreibt MyTracks die Routeninformationen im GPX-Format auf die SD-Karte oder den internen Telefonspeicher in das Verzeichnis gpx
. Um die Daten auf den Rechner zu kopieren, verbinden Sie das Smartphone am einfachsten per USB-Kabel mit dem Rechner und aktivieren bei der Abfrage Verbindungstyp wählen den Typ Festplatte. Der Rechner hängt das Telefon automatisch als Datenträger ins Dateisystem ein. Kopieren Sie jetzt zum Weiterverarbeiten den gewünschten Track im GPX-Format aus dem Verzeichnis gpx
auf Ihre lokale Festplatte.
Hinweis: Sollten Sie MyTracks auch im Ausland nutzen, vergessen Sie nicht, vorher das Data-Roaming Ihres Telefons zu deaktivieren. Andernfalls lädt die App bei jeder Anzeige das Kartenmaterial des aktuellen Standorts via UMTS/GPRS nach – was je nach Land und Roaming-Tarif sehr teuer werden kann.
Tracks ansehen und bearbeiten
Die einfachste Methode, den Track anzusehen und zu bearbeiten, bietet der Online-Service Google Maps [2]. Zum Nutzen dieser Funktionen benötigen Sie jedoch einen Google-Account. Da der Internetriese lediglich die Eingabe von Nutzername und Passwort erfordert, stellt das für die Sicherheit Ihrer Privatsphäre kein Risiko dar.
Als angemeldeter Anwender sehen Sie in der Rubrik Meine Karten den Link Neue Karte erstellen. Nach einem Klick darauf öffnet sich ein Fenster, in dem Sie den Namen und die Beschreibung des Tracks eingeben. Ein Klick auf Importieren über den Eingabefeldern öffnet den Dateibrowser, in dem Sie zu Ihrem lokal gespeicherten Track navigieren und ihn auswählen. Nach einem Klick auf den Button Von Datei hochladen erscheint kurz darauf die Route auf den Karten von Google Maps mitsamt der Ortsmarken. Im Modus Bearbeiten (Abbildung 2) erscheinen beim Berühren der Strecke mit dem Mauspfeil Quadrate. Sie symbolisieren die Aufzeichnungspunkte des Tracks, die Sie per Drag & Drop nach Belieben verschieben. Über das Kontextmenü stehen Ihnen weitere Optionen zum Bearbeiten der Knoten zur Verfügung. Möchten Sie Ihren Track erweitern, klicken Sie auf den Button mit der gezackten Linie oberhalb des Kartenfensters. Danach zeichnen Sie mit der Maus die Route weiter. Ein Doppelklick auf den Endpunkt schließt die Bearbeitung ab.

Google Maps besitzt keine Exportfunktion, mit der Sie die hier verwalteten Routen außerhalb des Google-Gefildes verwenden könnten. Hier hilft ein kleiner Trick, um an die bearbeiteten Daten zu kommen: Klicken Sie auf Links und kopieren Sie die generierte URL in die Adressleiste des Browsers. Danach hängen Sie an die Adresse die Erweiterung &output=kml an und bestätigen mit [Eingabe]. Daraufhin öffnet sich der Download-Manager, mit dem Sie den Track im Google-eigenen KML-Format am gewünschten Ort speichern. Allerdings gehen die Zeitstempel, welche GPX-Dateien vorhalten, verloren, so dass sich der Track weder zur Geschwindigkeitsbestimmung noch für das nachträgliche automatische Lokalisieren von Bildern eignet. Nähere Informationen zu diesem Thema finden Sie im Artikel Standortbestimmung auf Seite 27 dieser Ausgabe.
Eine Alternative bietet die Software QLandkarte GT [3] (Abbildung 3). Es gibt sie für Linux und Windows. Über Datei / Geodaten laden importieren Sie den gewünschten Track im GPX- oder KML-Format. Um in den Bearbeitungsmodus zu gelangen, klicken Sie danach auf den Reiter Tracks, den drei hintereinander liegende Punkte symbolisieren. In der Auswahlliste klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den gewünschten Track und wählen aus dem Kontextmenü Bearbeiten. Daraufhin öffnet sich unter dem Kartenfenster eine Liste mit den Knoten des Tracks. Ein nachträgliches Anpassen der Route wie mit Google Maps erlaubt die Software zwar nicht, dafür aber das Bearbeiten der Wegpunkte sowie das Splitten. Letzteres ermöglicht es Ihnen z. B., irrelevante Wegstrecken aus dem Track zu entfernen. Als Exportformat bietet die Software lediglich GPX an, was in den meisten Fällen aber ausreicht.

Auch der digitale Globus Google Earth [4] bietet eine Importfunktion für GPS-Tracks. Im Test zeigte die Software aber nur einen Wegpunkt und nicht die Route an. Darüber hinaus lag die Verortung um knapp 70 Kilometer neben dem tatsächlichen Ziel (Abbildung 4).

Verwandlungskünstler
Um die Aufzeichnungen für Geräte, die den offenen GPX-Standard nicht unterstützen, zu verwenden, gilt es, sie ins richtige Format zu konvertieren. Ganze Arbeit leistet hier das Programm GPSBabel [5]. Alternativ steht mit dem Online-Dienst GPSies [6] eine Betriebsystem-unabhängige Lösung bereit. Der Konverter (Abbildung 5) erlaubt es, die meisten Formate in andere umzuwandeln.

Der Service unterstützt die wichtigsten Formate, unter anderem von den Herstellern Garmin, Navigon und TomTom. Darüber hinaus ermöglicht es die Seite auch, Tracks zu bearbeiten. Der Aufbau und die Möglichkeiten verraten, dass die Seite die Google-Maps-API nutzt. Allerdings bietet sie neben den Maps von Google auch die von Microsoft, Yahoo und OpenStreetMap als Overlay an. Eine weitere Möglichkeit, Tracks in andere Formate umzuwandeln, bietet die Seite GPS Visualizer [7]. Anders als GPSies wandelt sie diese aber hauptsächlich in allgemeinkompatible Formate um. Dazu zählen die Grafikformate PNG und SVG, Plaintext und die Google-Formate KML und KMZ. Eine einfache Möglichkeit, aufgezeichnete Tracks als Anhaltspunkt für Routen zu verwenden, bietet Google Maps.
Fazit
Wer seine Fahrradtour oder einen Ausflug ans Meer als Route festhalten möchte, benötigt dazu kein teueres GPS-Gerät. In den meisten Fällen klappt das Aufzeichnen und exportieren der Daten auch mit einem guten Android-Smartphone.
Glossar
- GPS
- Das Global Positioning System (GPS) verwenden GPS-Empfänger, die (ähnlich wie ein Radio) von Satelliten ausgestrahlte Signale empfangen. Für eine genaue Lokalisierung benötigt der GPS-Empfänger mindestens vier Signale unterschiedlicher Satelliten, aus denen er mittels Triangulation den aktuellen Standort ermittelt. Vor allem Smartphones nutzen darüber hinaus A-GPS, das zunächst über das Mobilfunknetz den groben Standort und danach via Satellit den genauen ermittelt. Vorteil dieser Technik ist ein deutlich schnelleres Verorten.
- GPX
- GPX steht für das GPS Exchange Format, das von der Firma TopoGrafix entworfen wurde. Das offene und lizenzfreie Modell basiert auf XML und hat sich zwischenzeitlich als Standard zum Aufzeichnen und Weitergeben von Routeninformationen durchgesetzt. Es speichert neben den Koordinaten auch die Höhe des Aufenthaltsorts und die Zeit.