18. September 2023
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Googles Nexus Q im Test

Auf der Entwicklerkonferenz I/O 2012 zeigte Google nicht nur sein neues 7-Zoll-Tablet, sondern mit dem Nexus Q auch ein Media-Center nach Google-Art. Eng verknüpft mit den Google-Diensten will es Apple-TV Konkurrenz machen.

Ohne Ihr Android-Smartphone gehen Sie selten aus dem Haus? Das Android-Tablet liegt ständig griffbereit neben der Couch? Fehlt da nicht was in der Android-Grundaustattung? Was ist mit der Stereoanlage und dem Fernseher, sollten die nicht auch etwas Android-Power abbekommen? Das dachte sich auch Google, nachdem aber Google TV [1] nur langsam populär wird, soll es nun der Google Nexus Q [2] richten. Ein kleiner Ball, den Sie an Ihre Musik- und TV-Anlage anschließen können, wir haben den uns den Q näher angesehen.

US only

Den Nexus Q gibt es aktuell nur in den USA zu kaufen. Das Gerät ist eng mit Play Music und Play Movies & TV verknüpft, die beide hierzulande noch nicht verfügbar sind. Ohne diese Dienste lässt sich der Nexus Q nicht wirklich nutzen.

Kugelrund

Der Nexus Q kommt in Form einer 116 mm großen matt-schwarzen Kugel. Mit einem Gewicht von 923 g ist er alles andere als eine Feder, was allerdings auch nicht verwundern sollte: In der Kugel steckt ein ausgewachsener Klasse-D-Verstärker mit 25 Watt, so können Sie direkt ein Boxen-Paar an den Nexus Q anschließen. Die Klangqualität war dabei überraschend gut, die Ausgangsleistung reicht locker um einen langweiligen Party-Raum in eine Disco zu verwandeln. Soll der Q einen größeren Raum beschallen, dann leitet ein optischer Ausgang das Audio-Signal verlustfrei zu einem ausgewachsenen HiFi-Verstärker weiter.

Abbildung 1: Rund, matt, schwarz und mystisch. Der Nexus Q sieht aus wie ein Meteorit.
Abbildung 1: Rund, matt, schwarz und mystisch. Der Nexus Q sieht aus wie ein Meteorit.

Sein Bild zaubert der Nexus Q über einen Micro-HDMI-Ausgang auf einen Fernseher, Monitor oder Beamer mit entsprechendem Eingang. Sie müssen dem Q allerdings nicht zwingend einen Monitor spendieren, er lässt sich sehr wohl komplett von einem aktuellen Android-Handy aus steuern – so lange Sie nicht YouTube-Videos oder Filme ansehen möchten.

Den Nexus Q zieren keinerlei sichtbare Bedienelemente oder Anzeigen. Gesteuert wird die Kugel von einem Android-Smartphone oder -Tablet aus. Als Lautstärkeregler dient die oberen Kugelhälfte, die sich frei drehen lässt und ein Berührungssensor am Nordpol der Sphäre. Berühren Sie ihn kurz, dann stoppt die Audio-Ausgabe, ein weiterer Touch und die Musik läuft weiter. Als Anzeige dient eine Status-LED auf der Oberseite und ein LED-Band mit 32 vielfarbigen Leuchten rund um den Äquator, das im Takt der Musik in allen möglichen Farben des Regenbogens (alternativ lassen sich auch dezente Farben einstellen) leuchtet.

Innere Werte

Im Inneren der schwarzen Murmel steckt neben dem erwähnten Verstärker die Technik des Galaxy Nexus. Das Gewicht des Q entsteht hauptsächlich durch einen gusseisernen Rahmen, der unter anderem auch der Wärmeabfuhr des Verstärkers dient. Der Computer-Part besteht aus einem OMAP 4460 SoC von Texas Instruments, 16 GByte internem Speicher und einem GByte RAM. Die Grafik wird von einem PowerVR SGX540 beschleunigt, das reicht nicht für große Sprünge, allerdings ist der Nexus Q auch nicht als Spiele-Konsole eingeplant.

Abbildung 2: Einzig auf der Rückseite wird das glatte Gehäuse von Anschlüssen unterbrochen.
Abbildung 2: Einzig auf der Rückseite wird das glatte Gehäuse von Anschlüssen unterbrochen.

Google wirbt damit, den Nexus Q in Amerika zu fertigen. Allerdings hat das amerikanische Blog iFixit [3] bereits nach wenigen Tagen nachgewiesen, dass viele Komponenten aus dem Inneren der Kugel aus Chip-Fabriken aus aller Welt kommen, sogar aus Deutschland könnten einige Komponenten stammen. Die komplette Montage findet allerdings in der Nähe des Google-Hauptquartiers statt.

Abbildung 3: Der Verstärker treibt mit 25 Watt Ausgangsleistung auch größere Boxen an.
Abbildung 3: Der Verstärker treibt mit 25 Watt Ausgangsleistung auch größere Boxen an.

Neben den vier Boxen-Anschlüsse mit Buchsen für Bananenstecker finden Sie einen Ethernet-Anschluss (10/100BASE-T), den optischen Ausgang, einen HDMI-Anschluss auch noch eine USB-Buchse, über die sich der Q wie ein ganz normaler Androide mit der Android-Debug-Bridge hacken lässt, was hauptsächlich Entwicklern zu Gute kommen wird. USB-Festplatten oder Speichersticks lassen sich an diesem USB-Port nicht betreiben.

Nexus-Q App

Der Packung unseres Testgeräts lag keinerlei Dokumentation bei. Dabei handelt es sich allerdings um ein Vorseriengerät für die Teilnehmer der Google I/O-Konferenz. Die Verpackung soll sich für die finale Version noch leicht ändern. Unsere Box enthielt lediglich ein Strom- und ein micro-HDMI-Kabel. Um der Kugel Leben einzuhauchen, müssen Sie ein aktuelles Android-Smartphone mit NFC und Android 4.1 „Jelly Bean“ in die Nähe der oberen LED halten, daraufhin startet automatisch die Installation der Nexus-Q-App aus dem Google Play Store. Zum Launch der Kugel sollen alle Geräte ab Android 2.3 mit dem Nexus Q kompatibel sein.

Deutsche Q-Besitzer scheitern allerdings mit der Einrichtung an dieser Stelle, da sich die App ausserhalb der USA noch nicht aus dem Play Store herunterladen lässt. Abhilfe schafft das Forum der XDA-Developers, wo Nutzer die App bereits als herkömmlichen Download [3] zur Verfügung gestellt haben.

Abbildung 4: Ohne ein Android-Handy oder -Tablet ist der Nexus Q nicht zu gebrauchen.
Abbildung 4: Ohne ein Android-Handy oder -Tablet ist der Nexus Q nicht zu gebrauchen.
Abbildung 5: Aktuell spielen nur Play Music, Play Movies und die YouTube-App mit dem Q zusammen.
Abbildung 5: Aktuell spielen nur Play Music, Play Movies und die YouTube-App mit dem Q zusammen.

Beim ersten Start der App konfiguriert diese Ihren Q. Dabei müssen Sie Ihrem Q einen Standort zuweisen und die Zugangsdaten vom WLAN eingeben, der Rest passiert automatisch ohne Ihr zutun in nur wenige Minuten, komfortabler geht das Einrichten eines technischen Geräts eigentlich nicht mehr, technisches Wissen ist nicht erforderlich.

Party-Jukebox

Ihren Q können Sie nicht von Hand mit Musik bestücken, über die Apps Play Music, Play Movies und YouTube streamen Sie Multimedia-Inhalte direkt zum Nexus-Gerät. Dabei lagert der Nexus Q die Daten auf seinen 16 GByte großen internen Speicher aus, so dass nicht permanent eine Netzwerkverbindung benötigt wird.

Eine Kern-Funktion des Nexus Q ist seine soziale Komponente. In der Standardkonfiguration darf jedes Android-Gerät, das sich in Ihr WLAN eingebucht hat, Musik in die öffentliche Playliste des Q schieben. Allerdings klappt das nur mit der neusten Version der Play-Music-App, die wiederum nur für Android 4.1 verfügbar ist, ältere Android-Handys sollen aber folgen.

Abbildung 6: Play Music hat in der Menü-Zeile einen neuen Button für den Q dazu gewonnen.
Abbildung 6: Play Music hat in der Menü-Zeile einen neuen Button für den Q dazu gewonnen.
Abbildung 7: Auch YouTube streamt seine Inhalte vom Handy direkt auf den Nexus Q.
Abbildung 7: Auch YouTube streamt seine Inhalte vom Handy direkt auf den Nexus Q.

Google denkt bei dieser Funktion an eine Party, wo jeder Gast an der Musik drehen darf. Erweisen Sich Ihre Gäste jedoch als Musik-Vandalen, die Ihre mühsam zusammengestellte Playlist durcheinander bringen, dann lässt sich der Gast-Zugang auch sperren. Geht ein Party-Gast, dessen Lieder noch in der Playliste stecken, dann ist das nicht das Ende der Party: Der Q speichert fremde Lieder automatisch 24 Stunden auf seiner Platte.

Würde Google in Deutschland auch Filme und Serien anbieten, dann liessen sich über den Q auch Kino-Abende realisieren, zu denen jeder Android-Besitzer etwas beisteuert. Auch bei Videos hat Google diese soziale Komponente eingebaut, Freunde dürfen von ihrem Android-Gerät Filme an den Q senden, dort bleiben Sie ebenfalls 24 Stunden im Cache. Am nächsten Tag kann mal also einen „geliehenen“ Film fortsetzen.

Absolut Wolkenlos?

Lokale Dateien lassen sich bislang nicht auf den Nexus Q streamen. Wer seine Musik also nicht in die Google-Music-Cloud auslagert, braucht keinen Nexus Q. Und auch ein mit dem Handy aufgenommenes Video lässt sich ohne den Umweg über YouTube aktuell nicht auf dem Nexus Q abspielen. Der 299 Dollar teure Nexus Q ist aber eine interessante Option für die Zukunft. Spätestens wenn Play Music und Play Music & TV auch hierzulande starten – oder wenn die ersten Custom-ROMs verfügbar sind.

Marcel Hilzinger
Marcel Hilzinger
Ich bin Marcel und Gründer von Android User. Unsere Webseite existiert nun bereits seit dem Jahr 2011. Hier findest du eine Vielzahl von Artikeln rund um das Thema Android.

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