Auf der heutigen Google Startseite ist ein sehr farbenfrohes Doodle zu sehen, welches im Vordergrund einen Bahnmitarbeiter zeigt. Es handelt sich dabei um den kamerunischen Bürgerrechtler Martin Dibobe.
Martin Dibobe – Bürgerrechtler und Berliner U-Bahn-Fahrer
Martin Dibobe wurde am 31. Dezember 1876 in Kamerun geboren. Kamerun wurde 1884 eine deutsche Kolonie. Er war Sohn eines Douala-Häuptlings und lernte Lesen und Schreiben in der Missionsschule.
Als Jugendlicher erhielt er 1886 den Befehl der deutschen Regierung, zusammen mit anderen an einer ethnografischen Ausstellung in Berlin teilzunehmen. Die Ausstellung sollte den Deutschen das tägliche Leben in Afrika näher bringen und Unterstützung für den Kolonialismus.
6 Monate lang lebte Dibobe unter schrecklichen Bedingungen und wurde als Ausstellungsstück im Treptower Park gezeigt. Des Weiteren befassten sich auch Wissenschaftler mit ihm und vermaßen seinen Kopf oder analysierten seine Sprache.
Nach dem Ende der Ausstellung blieb er in Deutschland und arbeitete als Schlosser in einer örtlichen Fabrik. Er verliebte sich in eine deutsche Frau, eine Heirat war jedoch nur mit einem geistlichen möglich, da das Standesamt sich weigerte, die Ehe zu dokumentieren.
Später erhielt Dibobe eine Anstellung bei der Berliner U-Bahn und arbeitete sich zum ersten schwarzen Lokführer der Stadt hoch. Er war unzufrieden und setzte sich im gesamten Reich für die Rechte Afrikas ein. Man nimmt an, dass die deutsche Regierung Martin Dibobe 1907 nach Kamerun zurückschickte, um beim Bau einer neuen Eisenbahnlinie zu helfen. In diese Zeit teilte er den Häuptlingen in Kamerun seine Ansichten zur Gleichberechtigung mit.
Mit dem Versailler Vertrag 1919 verlor das Deutsche Reich seine Kolonien an Frankreich und Großbritannien. Darunter befand sich auch Kamerun. In diesem Zusammenhang startete Martin Dibobe am 27.6.1919 gemeinsam mit 17 weiteren Afrikanern aus den deutschen Kolonien eine Petition unter anderem an die deutsche Nationalversammlung mit 32 Forderungen zur Gleichberechtigung der afrikanischen Migranten im Land. Dies wurde jedoch von der Regierung ignoriert.
Die Petition enthielt u.a. folgende Forderungen:
- Grundrechte für die koloniale Bevölkerung
- keine Prügelstrafe und Misshandlungen mehr
- Einführung der Schulpflicht
- Aufhebung der rassistischen Trennung zwischen Weißen und Schwarzen
- Selbstverwaltung durch die Kolonien
- ein Mindestmaß an Souveränität und Freiheit
- einen ständigen Gesandten im Reichstag
Kamerun fiel an die Franzosen. Dibobe versuchte 1922 zurückzukehren, die Einreise wurde ihm jedoch verweigert. Danach reiste er nach Liberia, wo er höchstwahrscheinlich starb.
An seiner alten Adresse in Berlin erinnert eine Gedenktafel an Martin Dibobe.
Das Doodle zeigt Martin Dibobe als Lokführer und auch als Bürgerrechtler mit der Petition in der Hand. Der Google Schriftzug im Hintergrund ist mit Gleisen und afrikanisch anmutenden Zeichnungen verziert.
Weitere Infos zum Doodle gibt es hier.