Es wurde ja schon länger vermutet, dass Google im stillen Kämmerlein an einer Version des Chrome-Browsers für Android arbeitet. Von Google wurde heute nun Klarheit geschaffen: Chrome für Android steht in einer Beta-Version zum Download bereit. Wir haben uns Googles neuen Browser ausführlich angesehen.
Der in Android eingebaute Browser ist zwar schnell und bietet alle wichtigen Funktionen, doch wer bereits auf dem Desktop mit Chrome arbeitet, für den hält der gerade neu im Market als Beta-Version veröffentlichte Chrome für Android ein paar praktische Funktionen vor, die sich so nicht in bei der reichhaltigen Browser-Konkurrenz finden lassen.
Allerdings kommt nicht jeder Android User in den Genuss des Beta-Tests: Der Browser lässt sich nur unter Android 4.0 und in einer recht kleinen Anzahl von Ländern installieren. Die Beschränkung auf Ice Cream Sandwich beruht auf der Hardwarebeschleunigung der Grafikausgabe, die erst mit ICS für Android verfügbar ist.
Nutzern aus Österreich oder der Schweiz wird der Browser im Market leider nicht angeboten. Allerdings haben findige Entwickler die Installationsdatei von ihren Geräten heruntergeladen und bieten diese im bekannten Forum der XDA-Developers zum Download an.
Gesten für die Tabs
In einem kurzen Test auf einem Galaxy Nexus konnte uns die Geschwindigkeit des Browsers überzeugen. Webseiten werden schnell geladen und auf dem Display angezeigt, das Scrollen einer Seite macht subjektiv betrachtet sogar einen noch flotteren Eindruck als auf dem Android-Browser.


Praktisch ist die Darstellung der geöffneten Tabs und das durchdachte Tab-Management. Offene Tabs wischen Sie mit einem schnellen Fingerzeig aus dem Bild und schließen diese mit einer Geste. Sogar der Lagesensor des Handys wird hier genutzt; indem Sie Ihr Handy leicht schwenken rutschten die Tabs in der Übersicht hin und her.

Neuartig ist auch die Funktion eine Vorschau bei sehr nahe beieinander liegenden Links anzuzeigen. Bei herkömmlichen Browsern ist es mit einem Fingerzeig praktisch unmöglich genau den gewünschten Link zu treffen. Der Zoom-Modus beim langen Druck auf eine Vielzahl von Links erleichtert hier das gezielte Öffnen von Links deutlich.
Synchronisieren mit dem Desktop
Gerade im Zusammenspiel mit anderen Chrome-Installationen zeichnen sich die Fähigkeiten Chromes aus, die Einstellungen, Bookmarks oder gar die aktuell offene Tabs miteinander abzugleichen. Besonders der Zugriff auf die geöffneten Tabs des Desktops erweist sich im Alltag als clevere Methode ohne Umwege Daten auf das Handy zu bringen.


Allerdings muss man bei Chrome für Android derzeit auch ein paar Einschränkungen hinnehmen: Während Mozilla für Android auf die große Vielfalt von Erweiterungen der Desktop-Variante zurückgreifen kann, bietet Chrome für Android bislang noch keine Möglichkeit die Erweiterungen der Desktop-Version zu nutzen. Auch eine Startseite lässt sich noch nicht festlegen.
Bislang gibt es zudem keine Möglichkeit dem Browser explizit zu sagen, die Desktop-Version von für mobile Geräte optimierten Seiten zu laden. Da viele Webseiten die Darstellung automatisch wählen, muss man bei diesen mit der abgespeckten Variante des Angebots leben.
Kein Flash
Im Gegensatz zum Android-Browser unterstützt Chrome für Android auch kein Flash mehr. Dies ist eine Konsequenz auf die Ankündigung seitens Adobe im November des vergangenen Jahres Flash für mobile Geräte nicht mehr weiter entwickeln zu wollen.

Adobe selber hat in diesem Zug auch bestätigt, dass Chrome auch in Zukunft Flash-Inhalte nicht darstellen wird. Der Android-Browser unterstützt weiterhin Adobe Flash, doch Chrome wird multimediale Inhalte eher über Adobe Air oder HTML5 darstellen.
Vom Desktop aufs Handy
Wer die Google Chrome to Phone Erweiterung kennt, der wird die Funktionalität auch ganz gerne im Zusammenhang mit dem neuen Browser nutzen. Mit der Erweiterung lassen sich zum Beispiel ganz einfach Routen von Google Maps aus dem Browser in die Navigations-App von Android übertragen.

Google hat den Wunsch wohl schon voraus geahnt und mit der Freigabe der Beta auch gleich die Erweiterung Chrome to Mobile Beta in den Chrome Webstore gepackt. Die neue Erweiterung unterscheidet sich bislang nicht stark vom Vorgänger, Sie haben aber jetzt die Wahl auf welchem Ihrer Androiden der Link landen soll.
Alles in allem macht Google Chrome auch unter Android einen guten Eindruck, der Browser ist schnell und bedient sich dank der gut gestalteten Oberfläche intuitiv. Speziell Nutzer der Desktop-Version werden die Möglichkeiten des Abgleichs mit weiteren Chrome-Installation zu schätzen.