Das Ascend P7 von Huawei sieht zwar aus wie eine Mischung aus dem iPhone 4 und dem Xperia Z, unter der Haube verbirgt sich aber deutlich mehr. Wir haben das neue Huawei-Smartphone noch in Paris getestet, hier unser erster Eindruck.
Die chinesische Marke Huawei kennt man hierzulande in erster Linie durch die recht günstigen Einsteiger-Smartphones. 2013 hat Huawei sein Portfolio aber massiv erweitert und mit dem Ascend P6 zum ersten Mal den Schritt in Richtung High-End gewagt. Nun ist das P7 da, und wenn wir vom Ascend P6 noch behauptet haben, dass es nur ein Schritt in Richtung High-End ist, dann ist dieser Schritt mit dem Ascend P7 endgültig gelungen. Das P7 ist ein Tophandy und gehört aktuell unter die Top5 der Android-Smartphones.
Die Fakten
Das Huawei Ascend P7 ist ein 5-Zoll-Smartphone mit Android 4.4 "KitKat", 16 GByte Flash-Speicher (erweiterbar), 2 GByte RAM und einem 1,8 GHz schnellen Quad-Core-Prozessor von Huawei. Die Besonderheiten des Geräts liegen bei der flachen Bauweise (6,5mm), der hochauflösenden Frontkamera (8 Megapixel) und der neuen Emotion UI in Version 2.3.

Auch auf die Rückkamera mit 13 Megapixeln sind die Chinesen stolz. Ihr steht ein spezieller Chip zur Bildverbesserung bei, der unter anderem dafür sorgen soll, dass bei Aufnahmen in dunkler Umgebung weniger Rauschen zu sehen ist. Für genügend Akkulaufzeit sorgt ein 2500 mAh starker Akku. Wie schon bei Samsung und HTC gesehen, gibt es jetzt auch bei Huawei einen extremen Stromsparmodus, der bei 10 Prozent Akkuladung für 24 weitere Stunden Laufzeit sorgen soll. Der neue "Ultrastromsparmodus" sieht optisch gleich aus wie die Simple UI, besteht aber aus lediglich einem Homescreen und bietet lediglich Anrufe und SMS. Alle Datenverbindungen werden hingegen deaktiviert.

Gegenüber dem Ascend P6 bringt das neue P7 nicht nur das deutlich größere Display mit 1920 x 1080 Pixeln mit, sondern Huawei hat nun auch ein CAT-4-LTE-Modul und NFC-Support integriert. Dank Bluetooth 4.0 Support eignet sich das Ascend P7 auch als Begleiter für diverse Fitness-Tracker und andere Low-Energy-Bluetooth-Geräte.
Neben der sehr flachen Bauweise mit einer Höhe von lediglich 6,5 mm und einem recht dünnen Bezel von 2,79mm verdient die Dual-SIM-Option des Ascend P7 unbedingt Erwähnung: Die Huawei-Designer haben den MicroSD-Kartenslot so entwickelt, dass dieser auch eine Nano-SIM-Karte aufnehmen kann. Aktuell (Stand 8. Mai 2014) sieht es zwar so aus, dass die europäische Version nicht mit dem entsprechenden Slot ausgestattet sein wird, laut inoffiziellen Quellen ist die verbaute Hardwar jedoch identisch (sprich Dual-SIM-fähig), lediglich die Software und der fehlende Schlitten für den MicroSD-Slot verhindert die Nutzung als Dual-SIM-Smartphone. Mit etwas Bastelarbeit und dem Flashen der chinesischen Firmware sollte sich dieses Problem jedoch beheben lassen, vielleicht bietet Huawei ja zum Ascend P7 später auch ein entsprechendes Update inklusive Adapter an.
Emotion UI 2.3
Die grafische Oberfläche des Android-4.4-Smartphones heißt bei Huawei Emotion UI. Mit dem Ascend P7 zeigt Huawei zum ersten Mal Version 2.3 der Emotion UI, die sich vom Vorgänger vor allem durch einen besseren Lockscreen mit Miniprogrammen und ein paar erweiterten Einstellungsmöglichkeiten unterscheidet. Eine zentrale Besonderheit der Emotion UI besteht darin, dass es keinen separaten App-Drawer gibt. Installierte Apps landen also automatisch auf dem Homescreen, und je mehr Apps installiert sind desto mehr Homescreens bekommt das Smartphone. Eine zusätzliche Sortierung lässt sich via Ordner einrichten, Widgets bietet die Emotion UI ebenfalls an. Weiterführende Details zu den Möglichkeiten der Emotion UI finden Sie auch in unserem Testbericht zum Ascend G6 in dieser Ausgabe.


Neu beim Ascend P7 sind die Miniprogramme auf dem Lockscreen, zu denen auch eine Spiegel-App gehört. Die auf unserem Testgerät vorinstallierte Software-Version konnte aber noch nicht mit allen Features glänzen, die Huawei bei der Präsentation in Paris gezeigt hatte. Entsprechende Updates sind in der Mache und sollten beim Launch am 2. Juni bereits vorinstalliert sein.

Viele Unterschiede zwischen der Huawei-Software und einem Standard-Android oder Touchwiz/HTC Sense sind nur Feinheiten, aber das Salz macht nun mal die Suppe aus: So zeigt zum Beispiel die Galerie-App des Ascend P7 Bilder im Vollbildmodus an (immersive mode) und blendet die Navigationstasten transparent über dem Bild ein. Auch den Hinweis zu den laufenden Apps, die im Hintergrund permanent Strom ziehen, finden wir äußerst hilfreich. Last but not least lassen sich die vorinstallierten Apps und Spiele von Drittanbietern, wie Bitcasa, Twitter oder Polaris Office komplett deinstallieren. Das ist vorbildlich von Huawei!

Die Kameras
Huawei hat bei der Vorstellung in Paris den Kamera-Funktionen den Schwerpunkt gewidmet. Erwähnenswert ist die Gruppen-Selfie-Funktion, von Huawei liebevoll "Groufies" gennant. Kippt man die 8-Megapixel-Frontkamera bei einem Selfie nach rechts und nach links, dann erstellt die Kamerasoftware daraus automatisch ein Gruppenfoto. Der Unterschied zu einem Panoramafoto besteht dabei darin, dass man die Kamera nicht schwenken muss, sondern nur aus dem Handgelenk heraus seitlich kippen. Die Fähigkeiten des bei der Präsentation gelobten Noise-Reduction-Chips konnten wir hingegen in ersten Tests nicht bestätigen. Aufnahmen mit dem Ascend P7 zeigten tendenziell etwas mehr Bildrauschen bei schlechtem Licht wie unsere Testaufnahmen mit dem Nexus 5. Allerdings nur, wenn wir beim Nexus 5 den HDR+-Modus einschalteten. Hier merkt man deutlich den Vorteil des optischen Bildstabilisators beim Nexus 5. Ohne HDR-Modus waren die Aufnahmen etwa gleich "noisy". Bei Tageslicht macht die Ascend-P7-Kamera gute Aufnahmen und liegt hier leicht über dem Level des Nexus 5, wobei die Fotos wie bei Samsung tendenziell etwas bunter ausfallen als in echt.

In der Praxis bewährt hat sich der Kamera-Auslöser mit der Lautstärkewippe und dem Ultraschnappschuss-Feature. In lediglich 1,3 Sekunden nehmen Sie durch Doppelklicken mit der Leiser-Taste ein Foto auf, ohne den Lockscreen entsperren zu müssen. Allerdings benötigt die Funktion etwas Übung, da man das Handy nach dem Doppelklick still halten muss (der Auslösevorgang geschieht automatisch). Sonst ist der erste Schnappschuss verwackelt und der Zeitvorteil dahin. Beachten Sie allerdings, dass der Trick mit der Leiser-Taste nicht funktioniert, wenn die Musik-App im Hintergrund läuft. Dann fängt die App die Steuerung auf, egal wie oft Sie auf Leiser drücken.
Kleines Klangwunder
Absolut positiv überrascht hat uns der integrierte Lautsprecher des Ascend P7 (im Lieferumfang befindet sich übrigens auch ein Headset). Der Mono-Lautsprecher klingt sehr schön und verzerrt erst, wenn Sie das Handy auf maximale Lautstärke stellen. Da die Rückseite des Ascend P7 wie die Front aus Gorilla Glas 3 besteht, haben Sie aber auch beim P7 das Problem, dass das Volumen auf einer flachen Oberfläche drastisch reduziert wird. Und auch beim Musikplayer zeigt sich eine dieser kleinen praktischen Zusätze der Huawei-Software. So ist in die App bereits ein Schlafmodus integriert, der den Player nach einem gewünschten Timeout automatisch ausschaltet. Zudem lassen sich Musikstücke, die lediglich ein paar Sekunden lang sind, automatisch aus der Sammlung herausfiltrieren. Die Klangqualität ist auch über Kopfhörer ausgezeichnet, was keineswegs selbstverständlich ist. Huawei hat zudem die Kopfhörerbuchse auf die Oberseite des Geräts verlegt und den Micro-USB-Anschluss auf die Unterseite mittig. Dadurch sieht das Ascend P7 deutlich besser aus als der Vorgänger.
Fazit
Das Huawei Ascend P7 ist mehr als nur ein iPhone-Klon mit Android. Die Chinesen haben dem neuen Smartphone zahlreiche praktische Features verpasst und bei der Hardware wirklich eine Meisterleistung vollbracht. Die Vorteile gegenüber dem Nexus 5 liegen bei der deutlich schnelleren Kamera, die nur bei schlechten Lichtverhältnissen hinter dem Nexus 5 zurückbleibt, dem MicroSD-Slot und den sehr guten Energiesparfunktionen. Wer die Emotion UI mit den bunten Icons nicht mag, wechselt einfach zu einem alternativen Launcher. In unseren ersten Tests fiel auch die Akkulaufzeit des P7 überdurchschnittlich gut aus, für ein abschließendes Fazit müssen wir das P7 aber noch ein paar Tage länger testen.