Jedes Android-Handy mit GPS-Empfänger kann Ihnen auch als Wegweiser dienen. Ist das Google-Navi allerdings ein vollwertiger Ersatz für ein ausgewachsenes Navigationssystem? Wir zeigen Ihnen ein paar wichtige Tipps & Tricks.
Der Markt für Navigationsgeräte ist groß, aber auch hart umkämpft. Hersteller statten teils schon die Basisvarianten ihrer Fahrzeuge mit fest eingebauten Navis aus, TomTom, Navigon oder Garmin konkurrieren mit dedizierten Navigationssystemen und natürlich gibt es für so gut wie jedes Smartphone-System herstellereigene oder nachrüstbare Navi-Apps.
Google nimmt mit Android an diesem Rennen seit der Version 2.0 teil, erst nachträglich wurde die Navigations-App auch für Geräte mit Android 1.6 veröffentlicht. Seit der ersten Ausgabe hat sich nur wenig an Googles Lösung geändert, ist die App immer noch zeitgemäß? Was bietet die Navigations-App von Android?




Von Haus aus installiert
Auf den meisten Android-Geräten wird die Navigations-App schon installiert sein. Sie wird automatisch bei der Installation des Google Maps Pakets aus dem Market mitinstalliert, da beide Anwendungen eng miteinander verzahnt sind.
Die grundlegenden Funktionen sind praktisch selbsterklärend. App starten, Ziel eingeben oder aus den Kontakten auswählen und schon springt die Anwendung in den Navigationsmodus, so dass Sie ihre Reise beginnen können.
Der – hoffentlich – grüne Punkt in der linken unteren Ecke der Navi-App (Siehe Abbildung 4) zeigt Ihnen die Verkehrslage auf Ihrem Weg zum Ziel an. Grün heißt freie Fahrt, Orange bedeutet Verzögerungen und Rot kündigt Ihnen Staus an. Ein Druck auf den Punkt öffnet die Routenübersicht, in der Ihnen die App genauere Details zur Verkehrslage anzeigt.
Immer Online
Die für die Routenplanung benötigten Daten holt sich Google Navigation immer aus dem Internet, daher ist – zumindest für das Berechnen der Route – auch immer eine Internetanbindung nötig. Die dabei übertragene Datenmenge ist gar nicht mal so groß, eine Route von Hamburg nach München ist mitsamt der Kartendaten gerade einmal 120 KByte groß. Wenn man aber im Ausland ist und kein teures Roaming verwenden möchte, dann muss man zwangsläufig auf ein Offline-Navi zurückgreifen.
Angst vor Datenroaming?
Das Telefon im Ausland zu benutzen kostet Geld, wenn man Pech hat und Unachtsam war, dann ist die nächste Abrechnung des Handy-Providers gesalzen. Daran ändern auch die langsam fallenden Preise und Regulierungen der EU nichts. Allerdings müssen Sie keine Angst haben, dass Ihr Androide im Ausland wild durch die Gegend funktion. In der Standard-Einstellung ist unter Einstellungen | Drahtlos & Netzwerke | Mobilfunknetze das Internationale Daten-Roaming von Haus aus deaktiviert. Erst wenn Sie diese Option aktivieren überträgt Ihr Handy in einem ausländischen Netz Daten.
Fahrten vom Inland ins angrenzende Ausland sind jedoch kein Problem, Android speichert die Daten für die einmal berechnete Route in seinem Speicher ab, so dass man etwa von Deutschland aus nach Frankreich fahren kann, ohne dass man in Frankreich Roaming-Gebühren befürchten muss. Kommt man im Ausland von der berechneten Route ab, so erfolgt allerdings keine Neuberechnung der Route. Das Navi setzt die Routenführung jedoch fort, sobald man sich wieder auf der geplanten Strecke befindet.
Um den Stau herum
Auf die Routenführung selber haben sie bei der Google Maps Navigation praktisch keinen Einfluss. Seit Juli 2007 integriert Google aktuelle Verkehrsdaten in seine Dienste, so dass die je nach Verkehrslage beste Route berechnet werden kann. Optional blenden Sie über das Menü Alternativrouten ein, so dass sie je nach Verkehrssituation die Ihrer Ansicht nach beste Routen auswählen können.

Im Vergleich zu einem ausgewachsenen Navigationsgerät gibt Google Maps Navigation ein durchwachsenes Bild ab. Die immer aktuellen Karten – natürlich im Rahmen von Googles – Möglichkeiten und die präzisen Stau-Angaben sind ein großer Pluspunkt, allerdings fehlen der App auch zahlreiche Funktionen, die sie bei Navigon, Tomtom und Co. finden.
Eine Option eigene POIs in der Karte zu integrieren, ein Spurassistent der das Abbiegen an großen Kreuzungen oder auf Autobahnabzweigungen erleichtert oder eine Warnung beim Überschreiten der maximal zulässigen Geschwindigkeit würden Googles Navigationslösung sehr gut zu Gesicht stehen.
Gut zu Fuß
Fußgängern und autolose Großstädter müssen nicht auf eine brauchbare Navigation verzichten. In den Einstellungen bestimmen Sie vor dem Erstellen einer Route mit was für einem Verkehrsmittel sind unterwegs sind. Im Fußgänger-Modus schaltet Google Maps Navigation automatisch auf eine sich automatisch mitdrehende Satellitenansicht um, so dass man sich recht leicht in einer fremden Stadt zurechtfinden kann.


Ein bisschen enttäuschend ist es, dass Google es bislang nicht geschafft hat die „Transit Navigation“ genannte Routenplanung mit öffentlichen Verkehrsmitteln auch für deutsche Großstädte anzubieten. In den USA bekommt man so etwa in New York den Weg Großstadt-Dschungel deutlich leicht gemeistert.
Route vom PC auf das Handy übertragen
Nicht selten schaut man sich eine Route erst am PC an, dort hat man einen großen Schirm und eine schnelle Internetanbindung, so dass man sich den Weg in Ruhe in der Satelliten-Ansicht oder das Ziel mit Street View ansehen kann.
Um ihr Ziel nicht nochmal auf dem Handy eingeben zu müssen, greifen Sie am besten auf die App Chrome to Phone [2] zurück. Sobald Sie die App mit der Browser-Erweiterung für den Google Chrome Browser [3] bzw. Firefox [4] gekoppelt haben, können Sie Links, Textpassagen oder eben aber Routing-Ziele aus Google Maps übertragen.
Allerdings übergibt Chrome to Phone lediglich Start und Zielort als Text, es ist somit nicht möglich eine Route mit mehr als einer Station oder eine in der Karte angepasste Wegstrecke an das Handy zu übertragen. Genauere Details zu Chrome to Phone lesen Sie in der Android-User 01/2012 [5] nach.
Kartenausschnitte lokal speichern
Eingangs wurde bereits erwähnt, dass Google Maps und Navigation die Kartendaten immer aus dem Internet laden. Mit einer Datenflatrate ist das kein Problem, im Ausland muss man allerdings mit hohen Roaming-Kosten rechnen.
Um richtigen Navigationsgeräten wenigstens ein bisschen Paroli bieten zu können, gibt es in den über die Einstellungen der Google Maps App erreichbaren Google Labs die Funktion Kartenbereich vorab im Cache speichern.


Sobald diese Funktion aktiviert wurde, lässt sich ein Kartenausschnitt fest herunterladen, indem Sie innerhalb von Google Maps länger auf einen Punkt in der Karte drücken. Google Maps sucht Ihnen dann eine Adresse an dem Ort heraus, in dem darauf folgenden Dialog finden Sie dann letztendlich die Option Kartenbereich vorab im Cache speichern zum Download der entsprechenden Kartenkacheln.


Allerdings ersetzt diese Funktion ein Offline-Navi leider nicht. Da die Navigations-App nicht nur die Kartendaten, sondern auch die Routenberechnung aus der Google-Cloud bezieht, lässt sich selbst bei solch einem gespeicherten Kartenausschnitt keine Wegberechnung durchführen. Der heruntergeladene Kartenausschnitt kann demnach höchstens als Stadtplan-Ersatz dienen,
Verkehrslage-Widget
Gehören Sie zu den Menschen, die sich tagein tagaus mit dem Auto durch dichten Verkehr quälen müssen? Dann ist das „Verkehrslage Widget“ vielleicht etwas für Sie! Es ist von Haus aus in den Google Maps enthalten und wird angeboten, wenn sie ein „Maps Widget“ auf einem der Homescreens installieren. Es zeigt über eine Ampel die Verkehrslage sowie die vermutliche Fahrtzeit von ihrer aktuellen Position zur eingetragenen Adresse an, so dass Sie auf einen Blick sehen können, ob es Sinn macht sich auf den Nachhauseweg zu begeben oder doch noch eine halbe Stunde im Büro zu arbeiten. Für die Anzeige der Fahrzeit benötigt das Widget zusätzlich die genaue Position des Handys über den GPS-Empfängers, in geschlossenen Räumen sehen Sie daher meist nur die Ampel ohne die Fahrtzeit.
Fazit
Googles Navigationslösung ist auf jeden Fall ausreichend für alle Gelegenheitsfahrer. Mit Google Maps Navigation kommen Sie meist genauso zum Ziel wie mit den kostenpflichtigen Apps von TomTom, Navigon und Co. Allerdings nur dann, solange Sie das Sendegebiet ihres Handy-Anbieters nicht verlassen. Wer die Gebühren für internationales Daten-Roaming nicht bezahlen möchte, der steht mit dem Google-Navi im Dunkeln.
Von daher bieten die dedizierten Navi-Apps durchaus Funktionen, mit denen Google bislang bei weitem nicht mithalten kann. Offline-Karten, TMC-Verkehrsmeldungen über das Radio-Signal, Spurassistenten, oder eigene POIs sind Punkte, die Kriterien die Google bislang noch nicht bedient. Probieren Sie daher Google Maps Navigation aus, der Dienst kostet Sie ja nichts. Behalten Sie aber im Hinterkopf, dass es Navigationssysteme mit mehr Funktionen im Market gibt, bevor sie sich ein reines Navi-System für das Auto zulegen.