Liebe Leserinnen, Liebe Leser
Ein guter Bekannter von mir hat neulich in der U-Bahn ein Smartphone gefunden. Es lag einfach da, als er einstieg und ein leeres Viererabteil betrat. Vermutlich rutschte es dem Besitzer aus der Hosentasche oder beim Bücken aus der Hemdtasche. Weil mein Bekannter ein ehrlicher Mensch ist, schaute er sich das Smartphone an und versuchte über die Daten herauszufinden, wem es gehören könnte. Das Smartphone war zwar mit einem PIN-Code gesperrt, doch als er es an den PC anschloss, erhielt er Zugriff auf den internen Speicher. Hier fand er nun allerlei Dokumente. Präsentationen von bekannten großen Firmen, zahlreiche Marketing-Unterlagen, aber auf den ersten Blick nichts, was Hinweise auf den Besitzer liefern konnte.
Der Datengau schlechthin
Doch beim zweiten Blick fanden sich dann doch zahlreiche Informationen – mehr als meinem Bekannten lieb war. In diversen Textdateien waren DSL-Zugänge und andere sensible Daten gespeichert. Als reines Textformat inklusive Passwörter. Auch einige weitere Dateien entpuppten sich beim zweiten Hinschauen als Passwortlisten, zu welchem Account konnte er auf den ersten Blick zwar nicht herausfinden, aber das war nur eine Frage der Zeit. Schließlich fanden sich auf dem Handy in einem Unterverzeichnis auch Überweisungsdaten einer bestimmten Firma und last but not least auch noch die Kontoauszüge des Chefs dieser – nicht sehr kleinen – Firma mit Beträgen im fünfstelligen Bereich.
Diese Daten lagen also alle unverschlüsselt auf der SD-Karte des Handys. Mein Bekannter entschloss sich nun aufgrund der gefundenen Informationen und vor allem aufgrund der Kontoauszüge, den Inhaber des Kontos per Mail zu kontaktieren und Ihn über den Fund des Smartphones zu informieren. Doch es kam alles anders: anstelle einer Antwort des Chefs meldete sich nach einigen Tagen ein Mitarbeiter der Firma. Er habe das Handy verloren und er wäre wirklich froh es wieder zu haben. Die Angelegenheit sei ihm äußerst peinlich. Und er bat darum, den Chef nicht weiter zu kontaktieren, da dieser die ursprüngliche Mail für einen schlechten Scherz gehalten habe. Schließlich habe der Chef sein Smartphone ja noch.
Wer Eins und Eins zusammenzählen kann, merkt schnell, worauf die Geschichte herausläuft: Der Mitarbeiter hatte die internen Firmendaten gestohlen und auf seinem Handy gespeichert – unverschlüsselt! Nur ein Idiot kann so dumm sein, nur ein gemeiner Dieb so dreist. Mein Bekannter hat sich dann für die Version "der Idiot" entschieden. Er hat die SD-Karte an einem sicheren Ort als Beweisstück aufbewahrt den Mitarbeiter quasi auf Bewährung verwarnt und ihm das Handy zurückgeschickt. Es fehlte aber nicht viel und er wäre damit zur Polizei gegangen. Wie hätten Sie an seiner Stelle reagiert?
Und die Moral?
Vor Diebstahl oder dem Verlust des eigenen Smartphones gibt es keinen wirklichen Schutz, es gibt aber einige einfache Tricks, auf den Fall der Fälle gerüstet zu sein und es einem ehrlichen Finder so leicht wie möglich und einem Dieb so schwer wie möglich zu machen. So können Sie zum Beispiel auf der SD-Karte Ihres Smartphones eine kleine Notiz hinterlegen. "Dieses Smartphone gehört Hanna. Haben Sie es gefunden, schreiben Sie mir bitte eine E-Mail an hanna@gmail.com". Hätte der oben genannte Mitarbeiter dies auch getan, dann hätte mein ehrlicher Bekannter vermutlich nach dieser Notiz nicht länger auf dem Smartphone herumgeschnüffelt und Hanna informiert. Als Alternative bieten einige Sicherheitstools – die wir in der Fokus-Strecke vorstellen – die Möglichkeit, auf dem Start-Bildschirm des Smartphones eine Notiz anzuzeigen. Diese sieht der Finder auch dann, wenn das Smartphone per PIN-Code gesperrt ist.
Die zweite wichtige Sicherheitsmaßnahme: Wenn Sie Ihr Smartphone als Datenspeicher für alle möglichen Dokumente benutzen, dann verschlüsseln Sie diese. So bekommt ein Dieb keinen Zugriff darauf, wenn er die MicroSD-Karte aus dem Handy entfernt und auf seinem Rechner auslesen will.
Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen mit der aktuellen Ausgabe von Android User und hoffe auf reichlich Feedback.
Bleiben Sie auf der guten Seite!
Marcel Hilzinger