Auch wenn das Nexus 7 in den USA bereits verfügbar ist, müssen wir hierzulande noch etwas auf das Tablet warten. Welche Alternativen es schon jetzt gibt, und ob es sich lohnt, mit dem Kauf zu warten, zeigt unser Testbericht von drei günstigen 7-Zoll-Tablets.
Die Preisschwelle für günstige 7″-Tablets mit Android liegt auch dieses Jahr bei rund 100 Euro. Gab es zu diesem Preis im vergangenen Jahr allerdings noch einen druckempfindlichen Touchscreen, setzen mittlerweile fast alle Hersteller auf Geräte mit berührungsempfindlichem Display. Wir haben uns drei Tablets in der 100-Euro-Preisklasse genauer angeschaut: Das Touchlet X5 von Pearl, das Hannspad SN70T3 und das ZBS A1000 als Vertreter der sehr günstigen Noname-Tablets, die man via Direktimport aus Hong-Kong bestellen kann.
Alle drei Tablets weisen mehrere Gemeinsamkeiten auf: Dazu gehört der kapazitive Touchscreen mit einer Auflösung von 480×800 Bildpunkten, eine auf ca. 1 GHz getaktete Rockchip-CPU (RK2918) inklusive Grafikeinheit Vivante GC800 sowie Android 4.0.3 als vorinstalliertes Betriebssystem. Die Unterschiede liegen somit in den Details, die es durchaus gibt.
Pearl Touchlet X5
Pearl ist bekannt für seine recht günstige Hardware, die mal mehr mal weniger gut ausfällt. Mit dem Touchlet X5 ist Pearl ein recht gutes Tablet gelungen, das jedoch beim Display und beim integrierten Speicher Schwachstellen zeigt. Die Hardware besteht wie eingangs erwähnt aus einem Rockchip-Prozessor (RK2918) und 512 MByte RAM. In Wirklichkeit ist die CPU jedoch nur beim Pearl-Modell auf 1 GHz getaktet, die beiden anderen Testkandidaten betreiben sie mit 912 MHz. Eigentlich ist die CPU auf maximal 1,2 GHz ausgelegt. Ähnlich verhält es sich mit dem verbauten DDR3-Speicher. Von den 512 MByte stehen dem System nur rund 300 MByte zur Verfügung. Und das merkt man beim Wechseln zwischen Anwendungen.

Das Display ist zum Lesen schlicht zu pixelig, zudem ist der Betrachtungswinkel recht schmal und die Helligkeit könnte auch etwas besser sein. Das gilt für alle drei Tablets.
Das Alleinstellungsmerkmal des Pearl-Tablets liegt im HDMI-Ausgang. Rein technisch verfügen auch die zwei anderen Tablets über die Möglichkeit, hochauflösende Videos über HDMI an einem TV-Gerät wiederzugeben, doch einzig das Touchlet X5 verfügt über die nötige Schnittstelle. Auf ein passendes Kabel verzichtet Pearl allerdings im Lieferumfang. Bestellen sie es deshalb am besten gleich mit, dazu auch noch eine MicroSD-Karte, denn der interne Speicher des Tablets beträgt nur wenige MByte.
Performance-technisch gibt es am Gerät nichts auszusetzen. Es ruckelt und stottert zwar ab und zu und beim Wechsel vom Browser zum E-Mail-Programm bzw. generell beim Drücken von Buttons müssen Sie schon mal eine Sekunde warten, aber es funktioniert alles. Zudem laufen auf dem Tablet praktisch alle Spiele flüssig. Reckless Racing macht richtig Spaß und selbst das brandneue Dead Trigger von Madfinger Games konnten wir problemlos spielen. Als kleine Besonderheit hat Pearl dem Tablet eine Anti-Malware-Lösung von G-Data spendiert, die allerdings nur gegen Viren schützt. Für alle anderen Features muss man auf die aktuelle Version G-Data MobileSecurity 2 auffrischen.

Die Akkulaufzeit liegt bei rund 4 Stunden im Dauerbetrieb. Wenn Sie also bereits jetzt wisse, dass Sie das 7-Zoll-Tablet in erster Linie zum Spielen und Videos schauen einsetzen möchten, dann werden Sie vom Touchlet X5 nicht enttäuscht sein. Dazu trägt auch die recht gute Audioqualität des Tablets bei, die allerdings über die mitgelieferten Ohrhörer nicht optimal zum Tragen kommt.
Pearl Touchlet X5
Kerndaten | |
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Hersteller | Pearl |
Formfaktor | 7-Zoll-Tablet |
Auflösung | 800×440 Pixel |
Prozessor | Rockchip RK29, 1 GHz |
Android-Version | 4.0.3 |
Akku | 3000 mAh |
Laufzeit (Standby/Gespräch) | k.A. |
Gewicht | 330g |
Preis (Internet) | 100 Euro |
Performance | |
AnTuTu-Benchmark | 2231 Punkte |
Vellamo-Benchmark | 833 Punkte |
Android-User-Bewertung | 2,7 Punkte |
Hannspree Hannspad SN70T3
Das neue 7-Zoll-Tablet von Hannspad fällt gleich in mehreren Punkten aus dem Rahmen. Erstens liefert Hannspree das Tablet ohne Google Play aus und zweitens besitzt das Gerät keinen üblichen Micro-USB-Adapter sondern einen Mini-USB-Anschluss, der sich hingegen via Adapter auch als USB-OTG eignet. Ein passender Adapter liegt dem Gerät allerdings nicht bei. Zum Lieferumfang gehören neben dem Netzteil ein einfaches Kopfhörer-Set sowie ein USB-Kabel. Ein Faltblatt erklärt die wichtigsten Funktionen, auch auf Deutsch.
Die technischen Kerndaten finden Sie am Anfang dieses Artikels. Insofern trifft für das Hannspad SN70T3 in etwa das Gleiche zu: Es eignet sich hervorragend für Spiele oder um Videos zu schauen, für das Lesen am Gerät und andere textlastige Aufgabe ist das Display aber nicht genug scharf. Den Spiele-Faktor trüben aber zwei Umstände: Das Tablet verfügt über keinen HDMI-Ausgang und es bringt zudem auch keine Google Play Store App mit. Hannspree hat sich beim SN70T3-Tablet für den 1MobileMarket [1] als App-Shop entschieden. Dieser funktioniert zwar für Gratis-Apps recht gut und enthält auch fast jede Apps, bei Spielen bzw. Bezahl-Apps sieht das Angebot aber schlecht aus, da der 1MobileMarket aktuell nur Gratis-Apps enthält. So müssen Sie auf Ihre Lieblingsspiele verzichten oder diese noch einmal kaufen.
Der 1MobileMarket installiert Apps zudem nicht direkt sondern über das APK-Installationstool. Das bedingt, dass Sie in den Einstellungen die Installation von Dateien unbekannter Herkunft permanent einschalten müssen (im Auslieferungszustand ist die Checkbox nicht aktiviert), was nicht unbedingt zur Sicherheit des Tablets beiträgt. Als zusätzliche Installationsquelle mit Bezahl-Content befindet sich auf dem Tablet auch der Camangi-Market. Wirklich befriedigend ist das Angebot dort aber nicht, Google Play sollte eigentlich für Geräte, die in Europa verkauft werden zum Standard gehören.
Neben Google Play fehlen dem Tablet auch noch ein paar weitere Standard-Apps. Dazu gehören Google+, GMail, Google Maps und auch der Video-Editor von Android 4.0 findet sich auf dem Tablet nicht. Diese Apps lassen sich zwar alle via 1MobileMarket nachinstallieren, dennoch finden wir das App-Angebot im Auslieferungszustand etwas arg mager. Immerhin gibt es ein alternatives Mail-Programm, das sich genauso anfühlt, wie die GMail-App.


Auch Hannspree hat beim internen Speicher gespart und liefert das Tablet nur mit 4 GByte Flash-Speicher aus. Davon ist der größte Teil bereits durch das Android-System belegt, sodass Sie um eine MicroSD-Karte nicht wirklich herum kommen. Leistungsmäßig liegt das Tablet in etwa auf dem gleichen Level wie das Touchlet von Pearl, die bei den Benchmarks deutlich messbaren Unterschiede aufgrund der 900-MHz-CPU merkt man auch im normalen Betrieb.
Von den drei getesteten Tablets verfügt das Hannspad dennoch über das schlechteste Preis-/Leistungsverhältnis, da es etwas teurer als das ZBS A1000 ist und im Vergleich zum Touchlet von Pearl über keinen HDMI-Ausgang verfügt. Als kleiner Bug ist uns beim Hannspad zudem noch negativ aufgefallen, dass das WLAN-Symbol in der Status Bar stets grau blieb. Egal ob eine Internetverbindung bestand oder nicht. Gewöhnlich ändert sich die Farbe von Grau zu Blau, wenn nicht nur eine WiFi-Verbindung sondern auch tatsächlich eine Verbindung zum Internet besteht.
Hanspree Hannspad SN70T3
Kerndaten | |
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Hersteller | Hanspree |
Formfaktor | 7-Zoll-Tablet |
Auflösung | 800×440 Pixel |
Prozessor | Rockchip RK29, 1 GHz |
Android-Version | 4.0.3 |
Akku | 3000 mAh |
Laufzeit (Standby/Gespräch) | k.A. |
Gewicht | 330g |
Preis (Internet) | 110 Euro |
Performance | |
AnTuTu-Benchmark | 2092 Punkte |
Vellamo-Benchmark | 693 Punkte |
Android-User-Bewertung | 2,1 Punkte |
ZBS A100
Auch wenn rund 100 Euro für ein 7-Zoll-Gerät recht günstig sind, wollten wir es noch günstiger probieren und kauften deshalb bei efox-shop.com [2] das im Frühsommer 2012 günstigste 7-Zoll-Tablet mit Android 4.0 für 55 Euro zuzüglich Versandkosten. Das ZBS A1000 steht den beiden anderen Tablets in puncto Verarbeitung und Qualität in nichts nach – Kunststoff bleibt eben Kunststoff. Der Preis des Tablets ist inzwischen auf rund 75 Euro angestiegen, inklusive Versandkosten erhalten Sie das Tablet so für ca. 90 Euro frei ins Haus.
Als einziges Tablet im Testfeld verfügt das A1000 über drei Sensortasten im Rahmen des Tablets. Das kann manchmal praktisch sein, um bei einer App, die scheinbar nicht mehr reagiert, zum Home-Screen zurückzukehren. In den Tests kam es jedoch kein einziges Mal dazu, dass wir dieses Feature wirklich benötigt hätten. Auch den Reset-Button mussten wir bei keinem der drei Tablets zur Hilfe nehmen.
Das Innenleben deckt sich weitgehend mit dem Touchlet X5 und dem Hannspad SN70T3. CPU und GPU sind identisch, auch das Netzteil ist übrigens bei allen drei Tablets gleich. Das A1000 von ZBS verfügt allerdings über 8 GByte internen Speicher. So lassen sich auch Spiele herunterladen und spielen, ohne gleich eine MicroSD-Karte einschieben zu müssen. Hier zeigt sich aber bereits der erste Pferdefuß des Geräts. Da die CPU nur auf 900 MHz getaktet ist und nicht auf die angegebenen 1,2 GHz (bzw. 1 GHz, je nach Shop) tauchen viele Spiele bei Google Play gar nicht erst auf, obwohl sich dieses Problemlos spielen lassen würden. Aktuell gibt es zudem auch keine Root-Anleitung für das Tablet, sodass man selbst die CPU auf 1 GHz hochtakten könnte.
Da wir bewusst auf der Suche nach dem damals günstigsten 7-Zoll-Tablet waren, haben wir uns für das Angebot bei efox-shop.com entschieden. Im Internet gibt es diverse Berichte von unzufriedenen Kunden. Wir hatten bei unserer Bestellung kein Problem, außer dass die Lieferung nicht mit dem bezahlten Express-Tarif erfolgte, sondern über den weitaus langsameren Schiffsweg. Drei bis vier Wochen müssen Sie somit bei der Bestellung einplanen.
Sehr gut gefiel uns beim ZBS-Tablet die Auswahl der vorinstallierten Software: Sie finden das komplette Google-Angebot von GMail über Google Latitude und Google Maps bis hin zum Google Video Editor. Zudem haben die Macher dem Tablet auch einen E-Book-Reader, einen Video-Player mit Codecs und einen Dateimanager spendiert.
Beim günstigen Preis sollten Sie berücksichtigen, dass es bei eventuellen Garantie-Ansprüchen bzw. Reparaturfällen zu Problemem oder mindestens Verzögerungen kommen kann. Stört Sie das nicht, dann erhalten Sie im Netz via Direktimport von Hong Kong auch aktuell brauchbare 7-Zoll-Tablets um die 50 Euro. Die Versandkosten liegen in der Regel bei 20 bis 25 Euro.
ZBS A100
Kerndaten | |
---|---|
Hersteller | ZBS |
Formfaktor | 7-Zoll-Tablet |
Auflösung | 800×440 Pixel |
Prozessor | Rockchip RK29, 900 MHz |
Android-Version | 4.0.3 |
Akku | 3800 mAh |
Laufzeit (Standby/Gespräch) | k.A. |
Gewicht | 330g |
Preis (Internet) | 65 Euro + Versand |
Performance | |
AnTuTu-Benchmark | 2065 Punkte |
Vellamo-Benchmark | 702 Punkte |
Android-User-Bewertung | 2,3 Punkte |
Fazit
Sie sind auf der Suche nach einem guten aber günstigen 7-Zoll-Tablet? Dann warten Sie am besten noch bis September. Dann wird voraussichtlich das Nexus 7 auch hierzulande erhältlich sein, allerdings für 250 Euro. In der Preisklasse um 100 Euro oder darunter gibt es nur kleine Unterschiede zwischen den einzelnen Geräten. Das X5 von Pearl bietet unserer Meinung nach das beste Preis-/Leistungsverhältnis, da die CPU tatsächlich mit 1 GHz arbeitet und das Tablet über einen HDMI-Ausgang verfügt. Der Geschwindigkeitsvorteil des Touchlets gegenüber den zwei Konkurrenten ist nicht nur bei den Benchmarks messbar sondern auch im täglichen Betrieb zu spüren. Wirklich zufrieden waren wir aber mit keinem der 7-Zoll-Tablets. Dafür sind die Displays mit 800×444 Pixeln einfach zu schlecht. Auch als Navigationslösung kommt mangels GPS-Modul keines der getesteten Geräte in Frage.
Günstigere Alternativen gibt es kaum. Mit etwas Glück finden Sie ein 7-Zoll-Gerät mit 1024×600 Pixeln. Hier sind die Bildpunkte schon deutlich besser verteilt. Wirklich empfehlenswert sind die 7-Zöller aber erst mit 1280×800 Pixeln, zum Beispiel das Media Pad von Huawei für ca. 300 Euro.