Einmal Nexus ? immer Nexus. Dieses Statement werden Sie von vielen Nexus-Nutzern zu hören bekommen. Wir erklären Ihnen, was hinter dem Google-Brand steckt und was das Besondere an Nexus-Smartphones und -Tablets ist.
Mit dem Nexus One wurde Google am 5. Januar 2010 mit einem Schlag von der Software- zur Hardware-Company. Produziert wurde das erste Nexus-Gerät von HTC und es wurde – ein Flop. Das „Google-Handy“ wie das erste Nexus-Gerät in den Medien genannt wurde, verkaufte sich nur schleppend und bereits wenige Monate später stellte Google seinen Webshop für das Nexus One ein. Die letzten Geräte verkaufte Google ab Juli 2010 erneut nur noch an Entwickler [1].
Das Entwickler-Handy
Die Nexus-Geräte waren von Beginn an so konzipiert, dass sie den Entwicklern den Einstieg in die Android-Welt so einfach wie möglich machen sollten. Google erklärte denn auch die Nexus-Smartphones offiziell zu Entwickler-Smartphones und das blieb auch so bis zum Nexus 7 und zum Nexus 4, mit denen Google zum ersten Mal so richtig groß ins Hardware-Geschäft einstieg. Dabei war das Nexus One alias HTC Passion im Jahr 2010 zwar schon das dritte Entwicklerhandy von Google [2] (nach dem HTC Magic und dem HTC Dream), aber das erste richtige Nexus-Gerät. Heute kann man die Geräte nicht nur direkt von Google kaufen, sondern auch über diverse Online-Versandhändler und den Einzelhandel. Einen Entwickler-Account wie bei den ersten Geräten benötigt man dazu nicht mehr. Die Vorteile der Nexus-Serie sind dabei gleich geblieben und wurden im Laufe der Zeit sogar erweitert:
- Nexus-Geräte sind stets SIM-Lock frei und lassen sich mit jedem beliebigen Provider nutzen.
- Nexus-Geräte erhalten die Android-Version, die Google für die aktuell beste hält und mit den Features, die Google dafür vorgesehen hat.
- Nexus-Geräte erhalten Android direkt von Google und nicht über den Mobilfunkanbieter. Da die Software direkt von Google stammt, dauert es üblicherweise nicht lange, bis nach der Veröffentlichung einer neuen Version ein Update verfügbar ist.
- Nexus-Geräte werden üblicherweise über rund 24 Monate aktiv mit Software-Updates versorgt.
- Google bietet für die Nexus-Geräte einen einfachen und auf jedem Gerät gleichen Weg, um den Bootloader zu entsperren und so auch andere Android-Versionen oder jede beliebige Software auf den Nexus-Geräten zu installieren.
Die Nexus-Geräte verfügen zudem bei der aktuellen Generation über das beste Preisleistungsverhältnis. Das ist allerdings kein zentrales Nexus-Feature und dieser Umstand kann sich jederzeit ändern.
Die Vorteile für Entwickler
Die Benefits für Programmierer liegen auf der Hand: Während jeder Hersteller sein eigenes Android-Süppchen kocht und man sich um diverse Modifikationen kümmern muss, kommt bei Nexus-Handys und Tablets immer die aktuelle Android-Version zum Einsatz. Wer seine App also auf ein Nexus-Gerät anpasst, deckt damit sämtliche Nexus-Geräte [3] ab. Zudem stehen die Chancen recht gut, dass die App auf sämtlichen anderen Android-Geräten auch problemlos arbeitet, da diese auf der Android-Version von Google basieren.
Ein weiterer zentraler Vorteil besteht darin, dass der Quellcode für die von Google benutzte Android-Version üblicherweise komplett zur Verfügung steht. Man kann seine Apps also sehr stark am System anpassen, was vor allem bei der nativen Entwicklung (ohne Dalvik) von zentraler Bedeutung ist. Bei den Android-Versionen der einzelnen Hersteller sind jedoch oft bestimmte Bereiche nicht unter einer freien Lizenz. Mit diesem Problem kämpfen in erster Linie die Entwickler von alternativen Firmware-Dateien (siehe dazu auch die entsprechenden Artikel in dieser Ausgabe). So ist es deutlich einfacher, eine neue Android-Firmware für das Nexus 4 zu entwickeln als zum Beispiel für das Galaxy S4 von Samsung oder das Optimus G, das Pate für das Nexus 4 stand.
Sollten Sie die Software des Handys aus Versehen beschädigt haben, können Sie auf der Entwicklerwebseite von Google [4] jederzeit die Original-Firmware wieder herunterladen, auch für ältere Versionen. Hier finden Sie auch Informationen dazu, wie man den Bootloader entsperrt.
Nexus Q – Motorola Xoom
Etwas weniger bekannt, weil in Deutschland offiziell nicht oder erst später verfügbar, sind das erste Nexus-Tablet, das Motorola Xoom und der Medienplayer Nexus Q. Das Xoom hat es später auch nach Deutschland geschafft, es war aber nie ein richtiges Nexus-Gerät und hat hierzulande auch keine Updates von Google erhalten. Der Tablet-Durchbruch gelang Google erst mit dem Nexus 7. Der Nexus Q wurde ein Flop: wohl kaum jemand war bereit rund 400 Dollar für einen Audio-Verstärker in Kugelform zu bezahlen, der nur Songs und Videos aus dem Internet streamen kann, aber keine lokalen Medien.
Die Vorteile für den Nutzer
Nexus-Geräte bieten in der Regel ein unschlagbares Preisleistungsverhältnis. Schon zum Preis von 299 Euro war die 8-GByte-Version des Nexus 4 Ende 2012 das mit Abstand beste Android-Handy auf dem Markt. Mit der Preissenkung auf 199 Euro wurde es zum echten Schnäppchen und war auch innerhalb kurzer Zeit ausverkauft. Auch das neue Nexus 7 bietet für 229 Euro in der Wifi-Version die beste Hardware bei den 7-Zoll-Tablets zu diesem Preis.
Da sich der Bootloader einfach entsperren lässt, ist es auch ein leichtes, eine alternative Firmware zu installieren, falls man ein bestimmtes Feature gerne hätte oder einfach Lust auf etwas Abwechslung. Wie oben erwähnt gibt es für die Nexus-Geräte auch recht viele alternative Firmware-Dateien zur Auswahl, da der Quellcode frei verfügbar und somit das Entwickeln recht einfach ist.
Die Nachteile
Da die Nexus-Geräte direkt von Google vertrieben werden, gibt es die Smartphones und Tablets üblicherweise nur dort zu kaufen, wo man sie auch über den Play Store erwerben kann. So gibt es die Geräte offiziell zum Beispiel nicht in der Schweiz und nicht in Österreich, sodass man hier über einen zusätzlichen Händler gehen muss und eventuell einen Zuschlag zum Preis im Google Play Store bezahlen muss.
Nexus-Geräte verfügen seit dem Nexus S über keinen MicroSD-Kartenslot mehr. Der Speicher des Handys lässt sich somit nicht erweitern. Gründe dafür gibt es mehrere: so kam es immer wieder mal zu Problemen, wenn Nutzer das Handy via USB mit dem Rechner verbunden hatten und nicht mehr auf den internen Speicher zugreifen konnten. Der Hauptgrund zur Verbannung dürfte aber sein, dass Microsoft ein Patent auf das Dateisystem FAT hält. Da die meisten MicroSD-Karten mit FAT formatiert sind, müssten die Nexus-Geräte also Unterstützung für dieses Dateisystem mitbringen und Google müsste an Microsoft Lizenzgebühren bezahlen. Zudem ist ein Gerät ohne MicroSD-Karte bei Verlust sicherer, da ein Dieb auf die intern gespeicherten Daten nicht so einfach zugreifen kann, wie auf die Inhalte einer MicroSD-Karte. Das ist aber nur ein Nebenaspekt.
Nexus-Geräte sind zwar in den meisten Fällen technisch top, aber selten (oder nur kurze Zeit) die besten auf dem Markt. So haben das Galaxy Note 3 oder das neue Xperia Z1 natürlich deutlich mehr zu bieten als das Nexus 4. Allerdings sind diese Vorteile je nach Einsatzszenario den deutlichen Mehrpreis bei Samsung und Sony oft nicht wert. Einzig das Nexus 10 gehört weiterhin zu den besten Android-Tablets. Für 399 Euro in der 16-GByte-Version ist es allerdings auch kein Schnäppchen.
Fazit
Wenn Sie sich ein Nexus-Gerät kaufen, können Sie eigentlich nichts falsch machen. Sie erhalten stets die neueste Android-Version und das Preisleistungsverhältnis ist überdurchschnittlich gut. Allerdings gibt es pro Jahr nur ein neues Nexus-Smartphone und eine neues Tablet. Suchen Sie zudem etwas Spezielles, dann lohnt sich auch ein Blick auf die vielen anderen Android-Geräte.
Infos
- Android Developer Phone 1: https://en.wikipedia.org/wiki/Android_Dev_Phone
- Nexus-Geräte bei Google Play: https://play.google.com/store/devices
- Nexus Firmware Download: https://developers.google.com/android/nexus/images