Cyanogenmod ist die mit Abstand am weiten verbreitetste Custom-ROM für Android Smartphones. Über 200 Geräte lassen sich aktuell mit CyanogenMod bestücken und laut einer aktuellen Umfrage ist die Firmware auf 5.366.718 Geräten installiert. Doch was macht die Custom-Firmware so besonders?
Cyanogenmod basiert auf dem Android Open Source Project (AOSP) und somit hat die Firmware nichts mit denen der Hersteller des jeweiligen Smartphones zu tun. Beim HTC One werden dann beispielsweise Funktionen wie HTC Zoe oder Beats Audio nicht mehr funktionieren. Dafür bekommt man auf seinem Androiden immer die neuste Android Version und das schöne Design vom nackten Android. Allerdings gibt es auch einige Unterschiede zu Stock Android. Dieser Artikel listet die Unterschiede auf.
Der erste Start
Seit kurzem hat das CM-Projekt einige Standard-Einstellungen geändert, um die "Out-of-the-box experience" zu verbessern. So werden Sie jetzt mit einer kreisrunden Batterieanzeige begrüßt, und der Kreis auf dem Entsperr-Bildschirm ist bereits mit einigen sinnvollen Apps vorbelegt. Sie werden auch eine Benachrichtigung bemerken, die Sie bittet, Ihre anonymen Daten für statistische Angaben zur Verfügung zu stellen. Diese Daten beinhalten Ihr Telefonmodell, Ihre CM-Versionsnummer, Ihren Netzbetreiber sowie Ihr Land. Die Rückmeldung geben dem CM-Projekt eine Möglichkeit, die Zahl der aktiven Installationen zu sehen, und zu feiern, wenn wieder mal eine Million dazu gekommen ist. Aktuell zählt CyanogenMod rund 5.3 Millionen aktive Installationen. Seien Sie versichert, das das CM-Team seine Nutzer als Open-Source-Projekt nicht weiter ausspioniert. Es freut sich einfach über große Zahlen und Statistiken, die auch jeder sehen kann. Abgesehen davon begrüßt Sie der übliche Android-Bildschirm mit aktiven Hilfe-Hinweisen beim ersten Aufruf eines bestimmten Bereichs.
Feinheiten
Cyanogenmod bietet Features wie verschiedene Akkuanzeigen (Symbol, Symbol & Prozent, Kreis, Kreis & Prozent, versteckt). Die Signalstärke kann auch in dBm in der Benachrichtigungsleiste angezeigt werden. Wie man es von Samsungs eigener Oberfläche kennt, gibt es auch bei Cyanogenmod Schaltflächen, um WLAN, Bluetooth, GPS, Taschenlampe etc. zu aktivieren/deaktivieren. Diese werden dann als separate Leiste in den Benachrichtigungen platziert. Die ab Android Jelly Bean typischen Kacheln zum Schellzugriff auf die Funktionen gibt es ebenfalls.
Unter Einstellungen | System | Pie Navigation kann man die vom Paranoid Android Team entwickelte Pie Navigation aktivieren. Auf dem Sperrbildschirm kann Anwendungen hinzufügen, um dann direkt nach dem Entsperren zur gewünschten App zu gelangen. Unter Einstellungen | Bildschirmsperre legen Sie diese Anwendungen beliebig fest.
Cyanogenmod bietet auch ein nützliches SMS-Feature, das Sie allerdings zuerst einschalten müssen. Sobald eine SMS empfangen wurde, gibt es ein Pop-Up. Man kann das Pop-Up auch dunkel anzeigen lassen. Über dieses Pop-up lässt sich auch eine Antwort verfassen und absenden. Selbst wenn das Display ausgeschaltet ist, weckt und entsperrt diese Funktion das Handy.
Apollo: Hauseigener Musikplayer
Cyanogenmod bietet nicht nur nützliche Systemmodifizierungen, sondern auch einige nützliche Zusatz-Apps. Eine davon heißt Apollo und wird von Andrew Neal entwickelt. Apollo sieht sehr schick aus und bietet an, fehlende Albumcover und Interpretenbilder automatisch herunterzuladen (optional auch nur über WLAN). Das Farbschema von Apollo kann beliebig verändert werden. Themer können ganze Designs für Apollo entwickeln und diese im Play Store veröffentlichen. Der Player selbst ist aufgrund rechtlicher Streitigkeiten bei Google Play aktuell nicht verfügbar, nur die Themes für Apollo.
Auf der Startseite präsentieren sich mehrere Kategorien, zu denen Sie per Wischgest nach rechts beziehungsweise links gelangen. Eine Suchfunktion befindet sich oben rechts in der Navigationsbar.
Der Dateimanager
Android verfügt von Haus aus über keinen Dateimanager, auf einem Nexus-Gerät versuchen Sie also vergeblich eine Datei von einem Verzeichnis in ein anderes zu verschieben. Das Cyanogenmod-Team findet das nicht optimal und liefert deshalb mit CyanogenMod einen Dateimanager aus. Das Design ist hell und hält sich an die Design-Guidelines von Google. Der Verlauf und die Lesezeichen befinden sich unten in der Actionbar. Das Uhr-Icon steht für den Verlauf und das Symbol rechts daneben bringt Sie zu den Lesezeichen. Der Dateimanager bietet eine Speichernutzungswarnung. Das heißt, wenn der Speicherplatz bis zu einem ausgewählten Prozentsatz (75%, 90%, 95% oder 100%) gefüllt ist, ändert sich die Farbe. In den Einstellungen kann man auch Verzeichnisstatistiken aktivieren und den Zugriffsmodus bestimmen. Zu Auswahl steht Sicherer Modus, Erweiterter Modus, und Root-Zugriffsmodus. Groß- und Kleinschreibung und eine Fehlerprotokollierung lassen sich ein- und ausschalten. Das Datums- und Zeitformat kann auch geändert werden.
In den Editoreinstellungen entscheiden Sie, ob Sie den Zeilenumbruch aktivieren und den Hexdump anzeigen möchten. Eine Option zur Syntaxhervorhebung mit Farbschema gibt es auch. Unter Einstellungen | Designs lässt sich das helle Standard-Design des Dateimanagers zum dunklen Theme ändern.
Unter jedem Ordner zeigt der Explorer das Erstellungsdatum und die Uhrzeit an. Mit einem langen Tipp auf eine Datei oder einem Ordner öffnet sich ein Pop-Up, auf dem man verschiedene Aktionen, wie Löschen und Kopieren auswählen kann.
Der DSP-Manager
Der Digitale Signalprozessor-Manager (DSP) ist in Cyanogenmod schon eine Weile integriert. Über diese App lässt sich der Equalizer für Kopfhörer, Lautsprecher und Bluetooth-Geräte aktivieren/deaktivieren und einstellen. Auf dem Reiter Kopfhörer legen Sie die Kompression des Dynamikumfangs fest und die Effektstärke – ebenfalls die Bassverstärkung und deren Effektstärke. Weiter unten kann man den Equalizer für die Kophörersignale einschalten und zwischen 12 Voreinstellungen (Klassik, R&B, Rock etc.) entscheiden. Wer viel Ahnung von Equalizern hat, kann auch manuelle Einstellungen vornehmen und die Loudness-Kompensationstärke wählen. Ganz unten lässt sich der virtuelle Raumklang bestimmen (Studio, Raum, Großer Raum, Bühne).
Auf dem Reiter Lautsprecher finden sich nur Einstellungen zur Bassverstärkung, aber keine für den Dynamikumfang. Benutzen Sie ein Bluetooth-Gerät, dann wechseln Sie zum gleichnamigen Reiter. Hier lassen sich alle Einstellungen vornehmen, wie in der Kategorie Kopfhörer auch: Kompression des Dynamikumfangs, Bassverstärkung, Equalizer, Loudness-Kompensation und virtueller Raumklang.
Soundrecorder
Cyanogenmod besitzt eine App zum Aufnehmen von Audio-Aufzeichnungen. Dies gibt es beim Android Open Source Project nicht, und auch bei Google Play findet sich eine minimalistische Aufnahme-App nicht so leicht. Viele Funktionen besitzt die App nicht, sie ist ein einfaches Diktafon. Man nimmt eine Aufnahme mit einer Berührung des linken Symbols auf. Unter der Aufnahmezeit gibt es ein Messinstrument für den aktuellen Aufnahmepegel. Mit einem Tipp auf den rechten Button stoppt die Aufnahme, der mittlere Button spielt die Sound-Datei ab.
Cyanogenmod-Hintergrundbilder
Cyanogenmod kommt von Haus aus auch mit einigen schönen Hintergrundbildern. Um in die Auswahl zu gelangen, drücken Sie lange auf dem Homescreen auf eine leere Stelle. Dann wählen Sie CM-Hintergrundbilder aus.
Fazit
Die Unterschiede zwischen CyanogenMod und dem Standard-Android von Google sind auf den ersten Blick nicht groß. Haben Sie sich aber einmal an die Vorzüge von CM gewöhnt, dann möchten Sie diese Einstellungen auch auf jedem anderen Handy nicht mehr missen.