Moderne Smartphones speichern nicht nur jede Menge lokale Dateien, sondern interagieren auch mittels verschiedenster Protokolle mit Internet-Servern und Rechnern im heimischen LAN. Wir schauen uns an, wie der Total Commander dem Nutzer bei der Verwaltung der Datenmassen hilft.
Wer im Google-Play-Store nach den Worten „File Manager“ sucht, erhält mehrere hundert Ergebnisse. Doch selbst wenn man sich nur auf die bestbewerteten Lösungen beschränkt, bleibt dem Nutzer immer noch die Qual der Wahl. Mit diesem Artikel finden Sie heraus, ob Sie den Total Commander [1] in Ihre engere Auswahl einbeziehen sollten oder nicht.
Optik & Grundlegendes
Nach dem Start von Total Commander fällt sogleich die für eine Android-App ungewöhnliche Optik auf. Als Buttons fungieren etwa kleine Pixelgrafiken. Benutzer des gleichnamigen Windows-Programms dürften sich jedoch sofort heimisch fühlen. Hält der Anwender sein Gerät horizontal, so blendet die App zusätzlich ein zweites Fenster ein, viele andere Dateimanager setzen hier auf das Öffnen mehrerer Tabs. Letztlich ist es Geschmackssache: Wer etwa aus früheren Zeiten noch den Norton Commander kennt, zieht möglicherweise die Bildschirmaufteilung in ein linkes und ein rechtes Verzeichnisfenster vor.
Da der Total Commander Dateioperationen via Drag & Drop unterstützt, hat diese Darstellungsform auf jeden Fall ihre Vorteile: Kopier- und Verschiebe-Aktionen gelingen sehr schnell, in dem Sie Objekte von dem Verzeichnis eines Fensters mit seinem Finger in das der anderen Bildschirmhälfte hinüberziehen. Dies funktioniert jedoch nur, wenn man hierzu das winzige Icon neben der jeweiligen Datei anstatt des Dateinamens selbst berührt – intuitiv ist das nicht.
An grundlegenden Funktionen unterstützt der Total Commander natürlich alles, was man auch bei jedem anderen Dateimanager auch vorfindet. Dazu zählen unter anderem häufig benötigte Aktionen wie etwa das Markieren von ganzen Dateigruppen oder auch das Ändern der Berechtigungen einzelner Dateien.
Texteditor, Pack-Programm und Root-Tools
Der Total Commanders bietet Ihnen jedoch auch einige Funktionen, die so manches Konkurrenzprodukte gar nicht, oder zumindest auf eine andere Art und Weise implementieren. Die Maske zum Finden von Dateien bietet etwa mehrere Suchoptionen an, die Sie beliebig miteinander verknüpfen können. Wer etwa nicht mehr weiß, wo er ein bestimmtes Dokument geringer Größe in der vorangegangenen Woche gespeichert hatte, setzt einfach dementsprechende Suchfilter für Dateiname, -datum und -größe.
Bei gerooteten Androiden blendet der Total Commander automatisch weitere Funktionen ein, die kaum ein anderer Dateimanager zu bieten hat. Möchte Sie zum Beispiel eine Teit lang eine Partition schreibgeschützt verwenden, mounten Sie diese über passende Menüpunkt auf readonly. Nutzer, die wissen was sie tun, können auch direkt Shell-Befehle eingeben, welche Total Commander anschließend ausführt. So sparen sich Power-User die ergänzende Installation eines separaten Root-Explorers.
Darüber hinaus bietet der Commander kleine Helferlein an, wie etwa einen integrierten Texteditor oder ein Pack-Programm, das auch Archive mit AES-Verschlüsselung bewältigt, bei der die Schlüssellänge auch 256 Bit betragen darf. Auf häufig genutzte Verzeichnisse, die jedoch tief im Verzeichnisbaum sitzen, greifen Sie mittels Lesezeichen oder mit Hilfe des Verzeichnisverlaufs in kurzer Zeit zu. Auch die Buttonleiste lässt sich anpassen, in dem Sie für öfters genutzte Funktionen die Symbole mit der entsprechenden Sichtbarkeit konfigurieren.
Plugins
Begrüßenswert ist die theoretisch universelle Erweiterbarkeit des Total Commanders über nachträglich installierbare Plugins. Solche Erweiterungen existieren etwa für FTP [2], das eigene LAN [3] oder das WebDAV-Protokoll [4]. Die Plugins installieren Sie wie eine App via Google-Play, diese sind jedoch trotzdem nicht eigenständig, sondern funktionieren nur innerhalb des eigentlichen Total Commanders. So kopieren Sie etwa Dateien von einem FTP-Server genauso bequem, als ob Sie mit lokalen Daten arbeiten würden.
Die offiziellen Plugins stellt der Hersteller ebenfalls außerhalb des Play-Stores auf seiner Homepage bereit [5]. Experimentierfreudige Naturen finden dort auch neue Plugins, die auf Grund ihres Beta-Statuses noch nicht im Play-Store enthalten sind, wie zum Beispiel eines für das SFTP-Protokoll. Drittanbieter können auch Erweiterungen für den Total Commander schreiben – das SDK hierfür erhalten sie vom Hersteller auf Anfrage.
Bisher gibt es jedoch erst ein Drittanbieter-Plugin: TotalBox [6] bindet unkompliziert den eigenen Dropbox-Speicher in Total Commander ein. Die Erweiterung weist jedoch derzeit noch zahlreiche Fehler auf und verhält sich in bestimmten Situationen dementsprechend instabil. So hat etwa der Zugriff auf einen randvollen Cloudspeicher regelmäßig das Schließen der kompletten App zur Folge.
Insgesamt gesehen stecken in dem Plugin-System jedoch gute Chancen bezüglich der zukünftigen Entwicklung des Total Commanders: Sollten noch mehr Dritte Erweiterungen für den flexiblen Dateimanager schreiben, könnte dies die Attraktivität der App stark steigern. Damit dies passiert, sollte der Autor sein Plugin-System jedoch öffentlich zugänglich dokumentieren.
Fazit
Der Total Commander verfügt über einige Zusatzfunktionen, die nicht jeder Dateimanager im Programm hat. Dies ist jedoch auch bei den besten seiner Top-Konkurrenten – wie etwa dem Astro-File-Manager [7] oder dem Ghost-Commander [8] – der Fall. Einzigartig ist der Total Commander unter Android nicht. Letztendlich sollten Sie der App einfach mal eine Chance geben, gerade wenn Sie den Total Commander auf dem Desktop zu schätzen wissen, unter Android ist er kostenlos und enthält keinerlei Werbung.