Hurrikan Sandy hatte zwar Googles aufwändig geplante Präsentation in New York weggeblasen, doch der Sturm hinderte Google nicht daran seine neue Android-Version im Netz zu zeigen. Android 4.2 ist weiterhin Jelly Bean, ein großes Update bleibt also aus, doch Gogole zeigt interessante Neuerungen.
Viele Android-User – und auch wir – hatten im Vorfeld über Android 4.2 orakelt, dass es sich bei dieser Version um Googles nächstes „großes“ Update (namentlich Key Lime Pie) handeln müsse. Doch wir irrten, die nun vorgestellte Version [1] nennt sich weiterhin Jelly Bean. Google zeigt uns daher ein aufpoliertes Android 4.1, das einige interessante neue Features hinzugelernt, aber auch Verbesserungen verpasst bekommen hat.
Kugelpanoramen
Bei Android „Ice Cream Sandwich“ 4.0 hatte Google erstmals einen in die Kamera-App integrierten Panorama-Modus gezeigt. Er setzt die während eines Schwenks aufgenommenen Bilder zu einem großen Panorama-Bild zusammen. Neu bei 4.2 ist nun eine „Photo Sphere“ genannte Photo-App, die den Betrachter des fertigen Bildes in das Zentrum der Aufnahme stellt und ihm einen nahtlosen Rundumblick ermöglicht.
Wie Sie es vielleicht schon aus Google Maps kennen, können Sie sich innerhalb der Aufnahme [2] beliebig drehen und die virtuellen Augen zum Himmel oder gen Boden richten. Sie sehen das Szenario fast genauso wie der Ersteller der Aufnahme. Ganz uneigennützig packt Google die neue Photo-App nicht mit auf die 4.2-Androiden. Die Aufnahmen lassen sich direkt zu Google Maps hochladen und ergänzen so über die Android-Community das Angebot an Kugel-Panoramen.
Neu in der Kamera-App ist auch ein Daumenmenü, über das Sie wichtige Einstellungen wie Blitz An/Aus, Belichtungsautomatik oder Bildeffekte bequem erreichen, ohne sich durch das Menü am Bildschirmrand hangeln zu müssen. Foto-Freunde beeindruckender Landschaftsaufnahmen werden sich zudem über den integrierten HDR-Modus freuen, der Aufnahmen einer Belichtungsreihe zu einem hoch-dynamischen Bild kombiniert.
Keyboard mit Gestenerkennung
Dass man am virtuellen Keyboard von Android-Smartphones oder -Tablets viel optimieren kann, zeigen die zahlreichen Ersatz-Klaviaturen im Android Play Store. Ob Switftkey, Swype oder das Hacker’s Keyboard, jede Tastatur-App hat ihre eigenen Stärken. Der aktuelle Trend geht derzeit dahin, dass man nicht tippt sondern Wörter wischt. Swype hatte diese Art der Eingabe als erster vorgestellt, demnächst wird sie auch bei SwitftKey zu haben sein.
Das neue 4.2er Keyboard wird nun optional ebenfalls Wisch-Gesten erkennen. Ohne Absetzen fahren Sie über die Buchstaben des gewünschten Wortes, Android ergänzt die erkannten Buchstaben dann automatisch zu einem vollständigen Wort. Leerzeichen werden automatisch nach Abheben des Fingers in den Text eingefügt. Google gibt auch an die Wörterbücher zur Korrektur von Tippfehlern und Erkennung von Spracheingaben verbessert zu haben.
Account-Verwaltung (nur für Tablets)
Während das Smartphone ein sehr persönlicher Gebrauchsgegenstand ist, wandert ein Android-Tablet oft durch mehrere Hände. Die Kinder spielen ihre Games, die Eltern nutzen es als E-Book-Reader und Gäste möchten schnell mal etwas im Internet nachschlagen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Google die Nutzerverwaltung – deren Spuren sich schon bei Android 4.1 versteckt im System fanden – erst einmal nur für Tablets bringt.
Google spricht davon, dass jeder User seine Bildschirmhintergründe, Homescreens und Widgets individuell anordnen kann. Doch die Trennung hört nicht bei den optischen Details auf. Die Daten und Stände von Apps und Spielen werden nun pro User separat abgespeichert, so das jeder Benutzer mit seinen persönlichen Daten und Einstellungen arbeiten kann. Zwischen den Accounts wird man On-the-fly wechseln können, ohne dass der „abgemeldete“ User seine gerade laufenden Apps beenden muss.
Auf die große Leinwand
In vielen Haushalten befinden sich mittlerweile große Flachbild-TVs, die mit Inhalten bespielt werden möchten. Die Inhalte liegen jedoch meist auf dem Handy, dem Tablet oder in der großen Internet-Cloud (YouTube und Co.).
Android 4.2 führt daher jetzt auch Unterstützung für Miracast-Wireless-Displays ein. So spielen Sie Filme, YouTube-Clips oder aber auch Spiele drahtlos auf einen Fernseher ab. Dieser benötigt allerdings einen Wireless-Display-Adapter, den Sie eventuell noch hinzukaufen müssen.
Überarbeite Google-Apps
Eine Überarbeitung bekam auch die in Android integrierte Google-Suche. Sie lässt Sie nun via Spracheingabe im Web suchen, die Ergebnisse werden Ihnen dann auch gleich über die Sprachausgabe vorgelesen. Der Knowledge Graph soll dabei möglichst passende Antworten generieren.
Neuerungen finden sich auch bei Google Mail. Bislang vermissten viele User die Möglichkeit Texte innerhalb der App per Pinch&Zoom zu vergrößern. Ein Update der App behebt nun diesen Mangel. Neu ist auch die Option Mails in der Übersicht durch Wischen zu löschen bzw. in das Archiv zu verschieben.
Neu ist auch die Möglichkeit gelöschte Benachrichtungen mit einem Wisch von oben in das Display wieder einzublenden, so sehen Sie auf was Sie reagieren sollten, selbst wenn Sie die Nachrichten aus Versehen weggedrückt hatten.
Google Now mit mehr Karten
Auch der persönliche Assistent Google Now bekommt eine Modellpflege. Das Update zeigt Ihnen nun passende Karten zu Filmen und Events ihrer Lieblingskünstler, informiert Sie über die Auslieferung von Paketen oder zeigt Ihnen auch bessere Photo-Spots in der Umgebung, wenn Sie die Kamera aktivieren. Wie die Features in Deutschland funktionieren bleibt jedoch abzuwarten, Google Now ist hierzulande deutlich in seinem Funktionsumfang eingeschränkt.

Neuerungen finden sich auch für sehbehinderte Android-User. In den Accessibility-Einstellungen lässt sich ein Zoom über den gesamten Bildschirminhalt aktivieren. Ein Triple-Click auf das Display vergrößert einen verschiebbaren Ausschnitt. Blinde können jetzt mit Touch-Gesten durch die Android-Oberfläche steuern und bekommen Feedback über die Sprachausgabe.
Android 1.0 (28.9.2008)
- Die erste öffentliche Android-Version erscheint
- Apps lassen sich aus dem Android Market installieren
- Wichtige Google Apps wie Gmail oder YouTube sind mit an Bord
- Adressbuch und Kalender werden mit Google synchronisiert
Cupcake 1.5 (30.4.2009)
- Automatisches Drehen des Bildschirms
- Virtuelle Keyboards
- Widgets auf den Homescreens
- Aufnahme und Wiedergabe von Videos
Donot 1.6 (15.09.2009)
- Mehrere Bildschirmauflösungen
- Virtuelle priate Netzwerke (VPN) konfigurierbar
- suche umfasst Kontakte, Bookmarks und Web
- Screenshots und verbesserte Suche im Market
Éclair 2.0 (26.10.2009) / 2.1 (12.01.2010)
- Google Maps Navigation (später auch für Donot)
- Unterstützung von Microsoft Exchange
- Digitalzoom und Unterstützung von Blitzlicht
- Animierte Live-Hintergrundbilder
Froyo 2.2 (20.05.2010)
- Freigabe der Netzwerkverbindung (Tethering)
- Auslagern von Apps auf die SD-Speicherkarte
- Linux-Kernel 2.6.32 mit optimierter Speichernutzung
- Support für Adobe Flash
Gingerbread 2.3 (6.12.2010)
- Erweiterte Copy&Paste-Funktionen
- NFC-Support (Near Field Communication)
- Integrierte Unterstützung für SIP-/VoIP-Telefonie
- Unterstützung für Front-Kameras
Honeycomb 3.0 (23.02.2011)
- Optimierte Darstellung auf Android-Tablets
- Neues bläuliches Holo-Design
- Gmail, Kontakte und andere Apps an Tablet-Layout angepasst
- Video-Chats mit Google Talk möglich
Ice Cream Sandwich 4.0 (15.12.2011)
- App-Ordner auf den Homescreens
- Integrierte Screenshot-Funktion
- Face-Unlock
- Chrome offizieller Android-Browser
Jelly Bean 4.1 (27.06.2012)
- Flüssigeres User-Interface durch „Project Butter“
- Erweiterbare Benachrichtigungen mit Aktionen
- Google-Now-Integration
- Spracheingabe ohne Internetverbindung
Infos
- Was ist neu in Android 4.2: http://www.android.com/whatsnew/
- Rundumblick: http://maps.google.com/help/maps/streetview/contribute/#QKZJDF5QWO0AAAAAAAABOw