Wie viel Tablet braucht es eigentlich? Schon beim Nexus 7 hatte Google mit der Devise „weniger ist mehr“ Erfolg. Mit dem Iconia B1-710 bringt nun auch Acer ein 7-Zoll-Tablet zum Kampfpreis. Doch kann man überhaupt ein brauchbares Tablet für etwas mehr als 100 Euro bauen?
Plusminus
+ In drei Farben lieferbar
+ Speicher erweiterbar
– Kamera mit geringer Auflösung
– Langsamer Prozessor
– Keine automatische Helligkeitsregelung
– Crapware nicht deinstallierbar
Im PKW-Bereich hat sich Dacia den Ruf erobert, schmucklose, aber brauchbare und vor allen Dingen günstige Autos zu produzieren. Nicht jeder kann und will mit einem Wagen einer Premiummarke über die Straßen walzen. Diese Marktstrategie ist natürlich nicht nur bei Automobilen gängig, auch im Handy- und Tabletmarkt gibt es Billigheimer. Acer mit seinem Iconia B1-710 ist so ein Kandidat. Sein 7-Zoll-Tablet kostet gerade einmal knapp über 100 Euro.
Acer spart beim Iconia B1
Dafür müssen Sie natürlich Abstriche in Kauf nehmen: Das Gehäuse ist komplett aus Kunststoff, lässt sich leicht verwinden, und auch die Klappe über dem SD-Kartenslot sitzt lummelig im Gehäuse. Wertig fühlt sich anders an, aber immerhin gibt es einen Steckplatz für eine zusätzliche Speicherkarte. So lässt sich der Speicher des Tablets nachträglich kostengünstig erweitern.
Auch bei der Prozessorleistung spüren Sie, dass der Hersteller den Rotstift angesetzt hat. Die Dual-Core-CPU tickt zwar mit schnellen 1,2 GHz, doch beim Chip setzt Acer nicht auf die High-End-Prozessoren von Qualcomm oder Samsung, sondern auf ein günstiges Bauteil von MediaTek. So pendeln sich die Benchmarks etwa auf Höhe eines 2,5 Jahre alten Samsung Galaxy S2 ein.
Im Betrieb ist das Iconia B1-710 ausreichend schnell, eine Rakete dürfen Sie aber natürlich nicht erwarten. Im Browser bauen sich auch komplexe Webseiten ordentlich flott auf, und auch das eine oder andere 3D-Spiel konnte trotz der mageren Prozessorleistung ohne Ruckeln gezeichnet werden. Wer mit dem Gerät hauptsächlich seine Mails checken, ab und zu auf Webseiten browsen und ein paar Apps nutzen möchte, der kommt trotz der fehlenden Power zurecht.
Display und Kamera mies
Eher störend ist das von Acer im Iconia B1 verbaute Display. Mit einer Auflösung von 1024 x 600 Pixeln ist es für heutige Verhältnisse auch für ein günstiges Gerät nicht mehr zeitgemäß. Doch nicht nur das: Es spiegelt stark, und schräg auf das Tablet geschaut, verblassen die Farben zu schnell.
Zudem glänzt der Touchscreen nicht gerade mit herausragender Schärfe, kleine Schriften lassen sich sehr schnell nicht mehr entziffern. Filmfans werden sich am schlechten Kontrast stoßen: Während dunkler Passagen erkennen Sie kaum mehr Details im Bild, daran kranken jedoch viele Displays günstiger Geräte. Die Helligkeit dürfen Sie übrigens immer selber regeln, auf den für eine automatische Regelung nötigen Sensor hat Acer verzichtet.

Apropos Film: Der in das Tablet eingelassene Monolautsprecher gehört eher zu den Blechbläsern. Sein Sound kommt blechern und knarzig aus dem Gehäuse. Unglücklich ist hier auch die Position des Lautsprechers: Legen Sie das Gerät flach auf den Tisch, werden dessen Öffnungen komplett abgedichtet, sodass kaum mehr ein Ton entweichen kann.
Wie beim 2012er Nexus 7 verzichtet Acer auch beim Iconia B1 auf eine nach hinten gerichtete Kamera, nur auf der Vorderseite findet sich eine Linse, damit das Gegenüber Sie beim Skypen oder Videotelefonieren sehen kann. Diese Kamera arbeitet jedoch lediglich mit VGA-Auflösung (320 x 240 Pixel), mehr als ein grob verpixeltes Bild kommt beim Gesprächspartner also nicht an.
Blankes Android
Beim Android-System setzt Acer auf ein fast komplett unverändertes Android 4.1.2. Lockscreen, Homescreen und App-Drawer sehen auch auf einem Nexus 7 nicht anders aus. Einzig der Benachrichtigungsleiste hat Acer zusätzliche Quick-Buttons zum De/Aktivieren von WLAN, Bluetooth oder GPS spendiert. Damit lassen sich auch die Helligkeit, die Wartezeit bis zum Standby oder das automatische Drehen des Displays mit wenigen Klicks regeln.
Um Android mit weiteren Funktionen auszustatten, hat Acer das System mit zusätzlichen Apps versehen. Mit McAfee Security befinden sich bereits eine Sicherheits-App, mit WildTangend ein extra Spiele-Market, mit Astro ein Dateimanager und mit Zinio ein Newsreader auf dem Gerät. Deinstallieren lassen sich diese Crapware-Apps jedoch nicht, sie wurden von Acer fest im ROM des Tablets verbacken – ärgerlich für User, die Ihr System gerne von ungenutztem Ballast befreien.
Fazit
Ein Fazit fällt in Anbetracht der Schwächen nicht so leicht, doch man muss diese Defizite in Anbetracht des günstigen Preises relativieren. Wer billig kauft, bekommt nicht das Beste, aber ist das Acer Iconia B1-710 günstig? Wir sagen ja. Das Gerät sollten Sie sich jedoch nicht als „Haupt-Tablet“ kaufen, sondern vielleicht als mobilere Ergänzung zu einem 10-Zoll-Tablet oder als einfaches Zweitgerät für Ihre Kinder.
Für diesen Zweck wäre es jedoch sinnvoll, wenn Acer das Tablet auf mindestens Android 4.2 aktualisieren würde. Das System bietet ab dieser Version nämlich die Option, mehrere Benutzer zu verwalten. So könnten Ihre Kinder jeweils mit einem eigenen Account auf dem Handy arbeiten und kämen sich nicht mehr in die Quere.
Acer Iconia B1-710
Kerndaten | |
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Hersteller | Acer |
Formfaktor | 7,0-Zoll-Tablet |
Auflösung | 1024 x 600 Pixel |
Prozessor | 1,2 GHz, Dual Core, MediaTek MT6577 |
Speicher | 8 oder 16 GByte, MicroSD vorhanden |
Kameras | 0,8 MP (vorne) |
Android-Version | Android 4.1.2 |
Akku | 2640 mAh |
Laufzeit (Standby/Gespräch) | k.A. |
Gewicht | 340 Gramm |
Preis (Internet) | 110 Euro (8 GByte), 120 Euro (16 GByte) |
Performance | |
AnTuTu-Benchmark | 8563 Punkte |
Vellamo (HTML5/Metal) | 1268/329 Punkte |
Android-User-Bewertung | 2,3 Punkte |