Mit Android 4.3 setzt Google die Jelly-Bean-Reihe Androids weiter fort. Spektuläre Neuerungen gibt es in der neuen Version nicht, Google setzt die mit dem Update jedoch die Weichen für viele neue Anwendungsmöglichkeiten.
Mit Android 4.2 hat Google eine Benutzerverwaltung für Android-Tablets vorgestellt, bei Android 4.3 wird diese nun weiter ausgebaut und mit zusätzlichen Funktionen ergänzt. Neben „richtigen“ Nutzern können Sie nun Accounts mit einem eingeschränkten Profil einrichten. Bluetooth Smart, neue DRM-Routinen und OpenGL ES 3.0 für eine verbesserte Spiele-Grafik runden das Update ab. Wir stellen Ihnen alle Neuerungen von Android 4.3 detailliert vor.
User mit eingeschränkten Profilen
Wer seinen Kindern ein Android-Tablet zur Verfügung stellen möchte, kann nun mehr Kontrolle über das Gerät ausüben. Accounts mit einem eingeschränkten Profil bleibt der Zugriff auf den Play Store verwehrt. Diese User sehen nur die Apps, die Sie als Hauptbenutzer explizit für sie freigeschaltet haben, eigene zu installieren ist nicht möglich. Das Rechte-Management hört hier jedoch noch nicht auf: Eltern wird die Option geboten, Inhalte in Apps zu kontrollieren – wenn diese die neue Funktion unterstützen.
Als Beispiel nennt Google das Puzzlespiel Die Schöne und das Biest [1], bei dem nur Sie als Elternteil die zur Verfügung stehenden In-App-Käufe sehen und kaufen können. Ihr Kind sieht beim Spielen später nur die von Ihnen freigeschalteten Level, es wird nicht zu weiteren Käufen durch „verschlossen“ dargestellte Level verleitet.
Vergleicht man die neue Funktion mit einem Supermarkt, so hat Google mit dem Update die Quengelgasse mit Süßigkeiten und sonstigen Naschwerk vor der Kasse entfernt. Noch wurde diese neue Version des Spiels jedoch nicht in den Play Store hochgeladen und in wie weit andere Publisher diese Umsatz-mindernde Maßnahme integrieren, bleibt abzuwarten.
Bluetooth Smart und low energy
Handys und Tablets vernetzen sich ohne Kabellage mit immer mehr Geräten. Headsets, Stereo-Boxen oder Autoradios werden üblicherweise drahtlos über Bluetooth angesprochen. Doch kompakte Bluetooth-Geräte mit kleinen Batterien wie etwa Pulsuhren oder Tachos, lassen sich mit der herkömmlichen Bluetooth-Technik nur wenige Stunden lang betreiben, die Funkverbindung kostet zu viel Strom. Mit Bluetooth Smart [2] soll das in Zukunft anders werden.
Diese Bluetooth-Verbindung eignet sich speziell für stromsparende Anwendungen und Geräte wie etwa Pulsmessern, Tachos oder medizinische Diagnose-Apparate, die über längere Zeit Daten mit dem Handy austauschen sollen, aber selber nicht über große Akkus verfügen. Als eines der ersten Geräte mit Bluetooth Smart und Android-Unterstützung bietet Runtastic in Zusammenarbeit mit Google einen Pulsmesser [3] und einen Geschwindigkeit- und Trittfrequenzsensor für Fahrräder [4] an.
OpenGL ES 3.0
Android entwickelt sich immer mehr hin zu einer veritablen Spiele-Plattform. Um nun auch hochauflösende Displays – wie etwa das des neuen Nexus 7 – mit entsprechender Grafik versorgen zu können, setzt Google auf Grafikbibliothek OpenGL ES 3.0 [5]. Bei dieser Version wird jedes Pixel in 32-Bit Farbtiefe berechnet, Animationen mit glänzenden Farben und beeindruckenden Reflektionen sind möglich.
OpenGL ES 3.0 bringt auch neue Effekte mit. Berechnete Objekte können nun einen Schatten auf sich selber werfen, was zum Beispiel bei einem gerenderten Gesicht für ein deutlich realistischeres Bild sorgt. Auch Lens-Flare- oder andere Schmutz-Effekte auf der virtuellen Kamera wurden wesentlich erweitert. Die neuen Grafik-Effekte kommen bereits bei den Spielen Riptide GP2 [6], Prince of Persia Shadow&Flame [7] und Asphalt 8: Airborne [8] zum Einsatz.
Android TRIMt nun
In der Ausgabe 09/2013 [9] hatte Android User darüber berichtet, dass Android den Controller des Flash-Speichers nicht über vom Handy gelöschte Speicherbereiche informiert. Dadurch kommt es zu großen Performanceeinbussen, sobald der Speicher auf dem Handy oder Tablet knapp wird.
Mit Android 4.3 sollte dieses Problem Geschichte sein. Das System synchronisiert nun über den TRIM-Befehl bei Inaktivität etwa alle 24 Stunden die leeren Speicherbereiche. Dadurch weiß nun auch der Speichercontroller welche Bereiche gelöscht wurden und wo nun wieder geschrieben werden darf.
Von der Neuerung profitieren jedoch nur Android-Geräte, deren Grafik-Chip den neuen OpenGL-Befehlssatz versteht. Dazu gehören neben dem neuen Nexus 7 auch das Nexus 4, wie auch das Nexus 10 mit den Grafikchipssätzen Mali T624 oder Mali T604. Aber auch Geräte wie das HTC One oder das Samsung Galaxy S4, die auf die GPU Adreno 320 aus dem Snapdragon 600 kommen mit der aktualisierten Grafikbibliothek zurecht.
Neue DRM-APIs
Die wenigstens User werden sich über neue DRM-Routinen freuen, doch für Rechte-Inhaber und Streaming-Anbieter sind DRM-Maßnahmen eminent wichtig. Ohne die Möglichkeit ihre Inhalte vor Vervielfältigung zu schützen, lassen diesen eine Plattform lieber links liegen. So gibt es zum Beispiel aktuell noch keine App, die Amazons Streaming-Dienst Lovefilm auf Android-Geräte bringt.

Mit Android 4.3 führt Google nun aber neue DRM APIs, über die Rechteinhaber über ihre Inhalte stärkere Kontrolle ausüben können. Als erster Anbieter wird Netflix Video-Streams in Full-HD-Auflösung ermöglichen, eine aktualisierte App wurde dazu bereits in den Play Store geschoben. Hier in Deutschland ist Netflix jedoch aufgrund der rechtlichen Lage noch nicht aktiv.
Kamera und Play Games
Starten Sie die Kamera-App von Android 4.3 entdecken Sie eine weitere kleine Neuerung. Das Menü zum Einstellen der Kamera-Parameter erscheint bei einem Tipper auf das Display nicht mehr als kreisrunde Anzeige rund um den Finger, sondern als Bogen über den Daumen. So verdeckt der Finger auf dem Touchscreen nicht mehr die Hälfte der Menüpunkte.
Überarbeitet wurde auch der Photo-Sphere-Modus, in dem Sie mehrere Aufnahmen zu einem 360 Grad umfassenden Panorama zusammenfügen. Die App kombiniert die einzelnen Bilder nun besser, so dass es zu weniger Fehlern in der Bildmontage kommt. Ein mit der neuen Kamera-App erstelltes Beispiel finden Sie im Google-Plus-Stream des Produktmanagers von Google Maps Evan Rapoport [10].


Nicht exklusiv für Android 4.3, aber im Zuge der Vorstellung des neuen Systems auch für Androiden ab Version 2.2 gestartet, ist Google Play Games [11]. Die neue App aus dem Play Store bündelt alle Aktivitäten und Informationen rund um Ihre Games auf dem Handy. Nützlich ist dies zum Beispiel, wenn Sie auf mehreren Androiden spielen, die Spielstände gleicht Play Games automatisch ab.
Play Games fungiert als Online-Speicher für Spielstände und erzielte Erfolge, zum Einsehen von Ranglisten zwischen Ihren Freunden und Bekannten aus Google+ und auch zum Spielen von Multiplayer-Games – dazu müssen die Spiele jedoch die Google Play Game Services [12] unterstützen, dazu gehören die zuvor genannten Titel Riptide GP2 oder Prince of Persia 2.
Updates für Nexus-Geräte, S4 und HTC One
Die brennende Fragen vieler Android-User ist nun aber: Und ich? Wird es ein Update für mein Handy geben? Das neue Android 4.3 läuft nicht nur exklusiv auf dem neuen Nexus 7. Google versorgt die meisten Geräte aus der Nexus-Reihe zügig mit Updates. Dazu gehört das alte Nexus 7, aber natürlich auch das große 10-Zoll-Tablet Nexus 10.
Bei den Handys aktualisiert Google das aktuelle Nexus 4 und seinen Vorgänger Galaxy Nexus. Aber auch die Google-Editionen des HTC One und des Samsung Galaxy S4, die hierzulande nicht vertrieben werden, möchte Google mit einem Update versorgen. Bei Geräten anderer Hersteller bleibt abzuwarten wie sich die Situation entwickelt, viele Android-User warten ja noch immer auf ein Update Ihres Handys auf Android 4.2 oder gar erst 4.1.