Auch wenn das Nexus 4 von Haus aus ein schnelles Smartphone ist, lässt sich die Performance mit CyanogenMod noch etwas verbessern. Unser Artikel erklärt die einzelnen Schritte zur erfolgreichen Installation.
Die Installation von CyanogenMod auf dem Nexus 4 lässt sich grob in drei Schritte unterteilen. Zunächst müssen Sie den Bootloader des Nexus 4 entsperren, anschließend das ClockworkMod-Recovery installieren und dann über das ClockworkMod-Recovery CyanogenMod installieren. Das Nexus 4 zu rooten, ist nicht notwendig, weil Sie ja das Android-System komplett ersetzen und CyanogenMod bereits die Möglichkeit für Root-Apps mitbringt. Das Nexus 4 erfordert exakt das gleiche Vorgehen wie jedes andere Gerät der Nexus-Reihe, egal ob Nexus 10, 7 oder ältere Exemplare zurück bis zum Nexus One.
Vorbereitungen
Der Unlock-Vorgang des Nexus 4 ist mit dem Verlust aller Apps und Daten verbunden. Daher sollten Sie sicherstellen, dass alle Kontakte und Kalendereinträge mit dem Google-Account verbunden und synchronisiert sind. Loggen Sie sich hierfür mittels Browser in Ihrem Google-Account ein, und überprüfen sie die Menüpunkte Kalender und in Gmail die Kontakte im Menü an der oberen Seite. Finden Sie hier sämtliche Termine und Adressen vor, dann ist alles in Ordnung. Vergessen Sie auch nicht, Ihre Fotos und Videos zu sichern.
Eine Sicherung der Apps inklusive Daten erfordert Root-Rechte. Erfahrungsgemäß macht jede Custom Firmware und soch auch CyanogenMod jedoch dann am meisten Spaß, wenn Sie das System ohne Altlasten Nutzen. Sämtliche Apps zu sichern und dann auf CyanogenMod wieder einzuspielen, stellt deshalb nur die zweitbeste Lösung dar. Einen Kompromiss bietet die App Helium (ehemals Carbon Backup) [1]. Sie sichert auch ohne Root-Rechte recht viele Bereiche des Android-Systems, aber keine App-Daten.
Tipp
Sind das ClockworkMod-Recovery und CyanogenMod später erst installiert, stellt das Sichern und Wiederherstellen – ja sogar das Wechseln zwischen verschiedenen ROMs ohne Verlust der Daten – kein Problem mehr dar.
Nexus 4 entsperren
Nexus Geräte – also Geräte die Google in Zusammenarbeit mit einem wechselnden Hersteller konstruiert – gelten als vorbildlich im Bereich Offenheit und Freiheit bei der Wahl eines Systems. Dabei bringen die Geräte alles mit, was man zum Modden ohne Verlust grundlegender Sicherheit braucht. Google hat dies in einem Blog Eintrag "It’s not rooting, it’s openness" [2] schon 2010 beschrieben und anderen Herstellern nahe gelegt, es ähnlich zu handhaben.
Neben den hier erläuterten Befehlen gibt es auch für jedes Nexus-Gerät ein so genanntes Toolkit. In unserem Beispiel also das Nexus-4-Toolkit [3]. Diese Toolkits fassen alle Operationen in einfach gehaltenen Menüpunkten zusammen. Der Transparenz und des Verständnisses halber gehen wir hier aber nicht von der Benutzung solcher Tools aus, sondern beschreiben Befehle auf der Kommandozeile. Sie können diese Schritte aber auch mit dem Toolkit über wenige Mausklicks durchführen.
Auf dem PC brauchen sie in jedem Fall den fastboot-Befehl und die zugehörigen Android-Treiber für Ihr Handy. Da Linux keine Treiber benötigt, empfehlen wir bei Problemen mit Windows die Nutzung einer Ubuntu Live-CD, welche die Pakete android-tools-fastboot
so wie android-tools-adb
kennt. Eine kurze Anleitung zur ADB-Installation unter Windows finden Sie in Android User 01/2012 [4], das Setup unter Ubuntu finden Sie bei webupd8.org [5].
Backup gemacht? Schalten Sie Ihr Nexus 4 nun aus, und halten Sie beim Einschalten beide Lautstärketasten gedrückt. Das bringt Sie in den Bootloader-Modus. Schließen Sie Ihr Gerät via USB-Kabel an den PC an und geben sie dort in einem Terminalfenster den folgenden Befehl ein:
fastboot oem unlock
Falls Ihr Handy nun keinen Bestätigungsdialog anzeigt, dann liegen Probleme bei Treibern oder der USB-Konfiguration vor. Bei Erfolg sehen Sie auf Ihrem Handy einen Dialog zur Bestätigung der Löschung all Ihrer Daten. Das Löschen schließt in diesem Fall auch der Bereich der MicroSD-Karte mit ein, da das Nexus 4 ja keine echte MicroSD-Karte besitzt. Nach der Bestätigung haben Sie nun ein Gerät, das wirklich Ihnen gehört und mit dem Sie nach Belieben experimentieren können.
CM und Gapps herunterladen
Im nächsten Schritt müssen Sie nun die CyanogenMod-Firmware und die Google-Anwendungen auf Ihr Nexus 4 herunterladen. So müssen Sie das Nexus 4 nach der Installation des ClockworkMods nicht neu starten. Die passende CM-Version finden Sie unter Link [6], die Gapps unter Link [7]. Zur Zeit der Drucklegung Mitte Juni war für CM die Datei cm-10.1.0-RC5-mako.zip
aktuell, für die Gapps gapps-jb-20130301-signed.zip
. Scannen Sie den QR-Code mit Ihrem Handy und klicken Sie dann auf den passenden Link auf der Android-User-Homepage. Die Dateien landen im Verzeichnis Downloads
Ihres Nexus 4.
ClockworkMod Recovery
Als nächstes Laden Sie sich das passende ClockworkMod Recovery auf den PC herunter. Die passende Version für das Nexus 4 finden Sie auf der Rom-Manager-Seite von CWM [8]. Wir empfehlen die Touch-Variante [9]. Installieren Sie dieses nun mit dem Befehl fastboot flash recovery recovery-clockwork-touch-6.0.3.1-mako.img
auf Ihr Gerät. Der Dateiname kann sich bei neuen Versionen verändern. Der Codename (also interne Geräte Name) des Nexus 4 ist "mako". Projekte wie CyanogenMod nutzen immer diesen Codenamen, da der offizielle Markenname ungenau sein kann. Ein amerikanisches Galaxy S3 hat zum Beispiel komplett andere Hardware als die europäische Variante, nutzt aber den gleichen Namen.
Im immer noch laufenden Bootloader wählen Sie nun durch Betätigung der Lautstärketasten den Punkt Recovery Mode aus und drücken zur Bestätigung die Ein-/Aus-Taste. Nach einigen Sekunden booten begrüßt Sie das ClockworkMod Recovery Menü.
CWM Recovery Einführung
Jedes Android Gerät hat zumindest 3 Hardware Knöpfe: Ein/Aus, Lauter- und Leiser Taste. Über diese ist das ClockworkMod Recovery (kurz CWM) bedienbar. Die Lautstärketasten werden zur Auswahl des Menüpunktes benutzt, während die Power-Taste den angewählten Menüpunkt aktiviert. Je nach Gerät können auch weitere Taste wie die Zurück-Taste benutzt werden. Jedes Untermenü hat aber auch einen Eintrag go back, der zur letzten Menüebene zurückkehrt. Auf der offiziellen Seite [6] findet sich meist auch ein Touch-Recovery, welches Ihnen die Bedienung per Berührung erlaubt. Da dies Teil der bezahlten Version des ROM Managers ist, sind im Wiki allerdings meist die klassischen Versionen verlinkt. Mit diesem Wissen und Link kann man jedoch ganz einfach – und vollkommen legal – auch die Touch-Version gratis nutzen.
Die wichtigsten Menüpunkte:
- reboot system now: Beendet das Recovery und startet das Android System nach getaner Arbeit
- install zip from sdcard: Erlaubt das Auswählen und Flashen einer .zip Datei von der SD Karte
- install zip from sideload: erlaubt das Flashen einer .zip Datei direkt vom PC ohne vorheriges kopieren auf die SD Karte.
- wipe data/factory reset: setzt das System auf Werkseinstellungen zurück, ohne dabei das System oder den Inhalt der SD Karte zu löschen. Nach einem Reboot wird man wieder mit dem Erstinstallationsdialog begrüßt.
- backup and restore: Erlaubt die Sicherung des kompletten Systems auf SD Karte. Stellt man so ein "nandroid" Backup wieder her, erhält man das ganze System, die Einstellungen wie WLAN Punkte und Homescreen Widgets des Backups zurück. Sinnvoll so etwas vor einem Update zu machen. Kann auch benutzt werden, um einfach mal in eine vollkommen andere ROM rein zu schnuppern, und danach wieder zum alten System zurück zu kehren.
Die Installation des ClockworkMod Recovery Systems ist außer Frage der komplexeste Teil der Installation. Denn dieser Teil ist für jedes Gerät anders und kann je nach Gerät und Hersteller einfach oder kompliziert sein. Einige Hersteller geben dem Druck der Mobilfunkbetreiber nach, und versuchen, Ihre Geräte vor dem Käufer -also Ihnen- zu schützen. Ein fragwürdiges Vorgehen, das selten zum Erfolg führt und immer schlechte Äußerungen innerhalb der Community nach sich zieht.
Einige Hersteller – allen voran Sony – haben dies verstanden und Ihre Zusammenarbeit mit der Entwicklergemeinschaft darauf hin stark verbessert. Aber auch Samsung und HTC haben sich jüngst zu AOSP bekannt, und geben Ihre derzeitigen Flagschiffe S4 und One in einer "Google Edition" heraus. Das heißt, man kann Sie in einigen Ländern direkt mit Google System kaufen. Neue Android Versionen sollen bei Veröffentlichung verfügbar sein – ganz wie bei Nexus Geräten. So zumindest das frische Versprechen der beiden Firmen.
CyanogenMod installieren
Die erste Aktion im neuen ClockworkMod Recovery sollte ein Backup des Herstellersystems sein. Wählen Sie unter backup and restore den Punkt backup aus. Dieses Backup kann man zum Beispiel im Garantie Fall wieder einspielen. Bis dahin ist es gut auf der Festplatte des PC aufgehoben, wohin Sie es später von der MicroSD-Karte verschieben können. Nehmen Sie sich die Zeit für das Backup!
Nach dem Backup wählen Sie den Eintrag wipe data/factory reset. Dieser löscht alle Daten. Vergisst man diesen Schritt endet man nach der Installation von CyanogenMod in einem Bootloop. Das bedeutet, die Start-Animation von CyanogenMod wird endlos abgespiel. Nicht zu verwechseln mit dem ersten Start eines frischen Systems, dem man in jedem Fall 10 Minuten Zeit geben sollte.
Nach diesen Schritten ist das System sauber und bereit für CyanogenMod. Wählen Sie den Eintrag install zip from sdcard | choose zip from sdcard, um die (virtuelle) MicroSD-Karte zu öffnen, auf der Sie die vorher heruntergeladenen Dateien auswählen können. Beachten Sie, dass bei Systemen ab Android 4.2 der SD Karte noch das Verzeichnis 0/
voran gestellt ist. Die zuvor geladenen Dateien befinden sich im Verzeichnis Download
. Das Recovery zeigt hier nur Dateien mit der Endung .zip und weitere Verzeichnisse an.
Zuerst wählen sie die eigentliche CM ROM aus. Der Dateiname für das RC5 Release des Nexus 4 lautet cm-10.1.0-RC5-mako.zip
. Bestätigen Sie noch einmal die Auswahl damit die Installation startet. Nachdem dieser Schritt abgeschlossen ist, installieren Sie auf die gleiche Weise die Google Apps. Ein Neustart zwischen den beiden Dateien ist nicht nötig. Die gapps zur Version 4.2.2 heißen beispielsweise gapps-jb-20130301-signed.zip
. Ist auch diese Installation abgeschlossen, wählen Sie reboot system
und geben dem Gerät etwas Zeit, alle Operationen, die für den ersten System Start ausgeführt werden, abzuarbeiten. Sie werden dann nach Eingabe Ihres PIN-Codes mit dem Dialog zum ersten Einrichten Ihres Telefons begrüßt, der Sie nach Dingen wie WLAN Zugang und Google Account fragt.
Noch ein Wort zur Sicherheit bei Nexus Geräten: Nachdem die CyanogenMod Installation abgeschlossen ist, können sie mit dem Befehl fastboot oem lock
Ihr Gerät wieder sperren. Ihre Daten können nun nicht mit den erweiterten fastboot-Befehlen manipuliert werden, und ein Dieb würde mit einem erneuten fastboot oem unlock
eine Löschung all Ihrer Einstellungen, Daten und Fotos in Kauf nehmen. CyanogenMod aktualisieren können Sie über die integrierten Mechanismen nach wie vor auch auf einem gesicherten System.
Infos
- Helium Backup: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.koushikdutta.backup&hl=en
- Google über Rooten: http://android-developers.blogspot.de/2010/12/its-not-rooting-its-openness.html
- Nexus 4 Toolkit: http://forum.xda-developers.com/showthread.php?t=1995688
- Android SDK installieren: https://www.android-user.de/Magazin/Archiv/2012/01/So-installieren-Sie-das-Android-Entwicklerkit/
- Fastboot und ADB: http://www.webupd8.org/2012/08/install-adb-and-fastboot-android-tools.html
- CyanogenMod für das Nexus 4: http://get.cm/get/jenkins/30532/cm-10.1.0-RC5-mako.zip
- Gapps für CM 10.1: http://goo.im/gapps/gapps-jb-20130301-signed.zip
- CWM-Homepage: http://clockworkmod.com/rommanager/
- CWM für Nexus 4 (touch): http://download2.clockworkmod.com/recoveries/recovery-clockwork-touch-6.0.3.1-mako.img