21. September 2023
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Custom Roms für das Galaxy Nexus

Das Galaxy Nexus gehört zu den beliebtesten Smartphones unter Android-Freaks. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie Sie die Custom-Firmwares vom Open-Kang-Projekt und von MoDaCo installieren

Custom Rom auch gemoddete Firmware genannt bezeichnet eine spezielle Software-Version von Android, die von einem Team oder von einem einzelnen Entwickler unabhängig vom Smartphone hersteller zusammengestellt wurde. Custom ROMs (Read Only Memory) kommen in der Android-Welt häufig zum Einsatz, vor allem in der Root/Hacking/Modding-Szene. Diese verbesserten Firmwares bringen normalerweise mehr Leistung, ein verbessertes Speichermanagement, Systemoptimierungen und äußerliche Veränderungen und Verbesserungen mit. Eine maßgeschneiderte Firmware setzt einen Root-Zugang und idealerweise ein aktuelles ClockworkMod Recovery ist natürlich vorausgesetzt.

Wozu Custom ROMs?

Geräte die gerade mal ein Jahr alt sind werden oftmals vom Hersteller nicht mehr mit Updates versorgt. Dieses Problem kennt wohl jeder. Custom Roms werden von den Entwicklern meistens aktiv gepflegt und weiterentwickelt und halten so ein Android-Phone aktuell. Nexus Besitzer kennen dieses Update-Problem natürlich nicht, denn sie erhalten die Updates direkt von Google und somit auch als erste. Hier ist sind in erster Linie der Spaß am Ausprobieren und kleine System- und Designoptimierungen, die Nutzer zur Installation treiben. Diesen Drang zum Ausprobieren sollten Sie unbedingt mitbringen, um die hier beschriebene Anleitung nachzuvollziehen.

Das Open Kang Project

Diese Firmware stammt vom Entwickler „Roman“, der den Stand der Entwicklung auf der Internet-Seite https://www.rootzwiki.com immer aktuell hält. Das Open Kang Project basiert nicht auf der Galaxy Nexus Firmware von Samsung/Google, sondern auf dem Android-Quellcode (Android Open Source Project, AOSP), den Google frei zur Verfügung stellt. Die neueste offizielle Firmware (Stand Januar 2012 für das Galaxy Nexus basiert auf Android 4.0.2. Es gibt aber mittlerweile schon Android 4.0.3. Diese Version nutzt auch das Open Kang Projekt.

Neben dem hier beschriebenen Projekt arbeitet auch das CyanogenMod-Team an einer eigenen Android-Version für das Galaxy Nexus und weiter unten stellen wir noch die Firmware von MoDaCo vor. Die hier vorgestellte Firmware bringt optisch am meisten Anpassungen mit. Es gibt (wie bei den meisten für das Galaxy Nexus erhältlichen Custom Roms auch) ein besonderes Power-Menü. Hält man den Power Button gedrückt, dann kann man nicht nur das Gerät ausschalten, sondern das Nexus auch automatisch in den Bootloader oder in den Recovery-Modus starten lassen. Das Gerät lässt sich auch per Widget auf dem Homescreen neu starten. Somit entfällt das lästige herunterfahren und die Tastenkombination, um das Device in das Recovery zu starten. An dieser Beschreibung sollten Sie bereits erkennen: Custom ROMs zu installieren ist nichts für Leute, die mit dem Android-Smartphon in erster Linie telefonieren möchten, sondern für echte Freaks.

Abbildung 1: Hier sehen Sie das Power Menü der alternativen Galaxy-Nexus-Firmware von Open Kang.
Abbildung 1: Hier sehen Sie das Power Menü der alternativen Galaxy-Nexus-Firmware von Open Kang.
Abbildung 2: Hier gibt es massig Einstellungen, die vom Entwickler in die Rom integriert wurden. Einfach zu Einstellungen | Rom Control wechseln.
Abbildung 2: Hier gibt es massig Einstellungen, die vom Entwickler in die Rom integriert wurden. Einfach zu Einstellungen | Rom Control wechseln.

Wie bei CyanogenMod (der „Mutter aller Custom Roms“) finden Sie auch bei diesem ROM einen extra Punkt in den Einstellungen: ROM Control. Dort kann man verschiedene Einstellungen vornehmen. In der Kategorie User Interface befinden sich die Unterkategorien General UI, Lockscreen options und Power menu options. Vor allem General UI ist sehr interessant: Hier legen Sie fest, ob sich der Menü Button von Ice Cream Sandwich (das Symbol mit den drei übereinanderliegenden Punkten) rechts, links oder an beiden Seiten befinden soll. Zudem gibt es die Unterkategorie Navigation Bar Layout, in der man einstellen kann, ob bei den Menü-Buttonsalles so bleiben soll wie von Google vorgesehen, ob zu den Back, Home und Multitasking Buttons noch ein Suchbutton dazukommen soll, oder ob Sie nur die Back, Home und Search-Buttons sehen möchten. Zudem lässt sich der Effekt „CRT off Animation“ deaktivieren, falls Sie nicht möchten, dass Ihr Smartphone beim Ausschalten wie ein alter Röhren-Fernseher aussieht. Es gibt außerdem eine Option, um Anwendungen zu beenden, indem man den Back-Button lange gedrückt hält. Dies kennen Sie eventuell von CyanogenMod.

Strom sparen

In der Kategorie Power menu options finden sich sehr viele Einstellungen, um etwas Akku zu sparen. Eine davon schaltet das mobile Internet aus oder in den 2G-Modus, nachdem man das Nexus gesperrt hat (man kann auch eine Zeit einstellen. Zum Beispiel wenn man möchte, dass sich das Internet erst nach 5 Minuten ausschaltet – die Grenze sind 30 Minuten). Ebenfalls ausschalten lässt sich die regelmäßige Synchronisation. Leider funktioniert das automatische Ausschalten des mobilen Internets und das Wechseln zu 2G in der Praxis nicht sehr gut. Sobald man das Galaxy Nexus wieder entsperrt dauert es sehr lange, bis es wieder auf 3G wechselt beziehungsweise das Internet wieder einschaltet.

Abbildung 3: Hier sehen Sie die Einstellungsmöglichkeiten des Eintrags Power menu options.
Abbildung 3: Hier sehen Sie die Einstellungsmöglichkeiten des Eintrags Power menu options.

In den Einstellungen (Setting) können Sie zusätzlich die LED-Blink-Rate einstellen inklusive Farbe. Leider fehlt hier eine Option, um für die unterschiedlichen App-Benachrichtigungen verschiedene Farben auswählen zu können. Als Alternative bietet sich die App Light Flow an, die es auch gratis als Lite Version gibt.

Wer kennt das nicht: Man braucht gerade das mobile Internet nicht, möchte die Helligkeit verstellen und so weiter. Für jeden Schritt muss man den Weg über die Einstellungen und das Dropdown-Menü gehen. Nicht so bei Open Kang. Hier hat der Entwickler im Drop-Down-Menü mehrere Schalter für die wichtigsten Einstellungen platziert.

Abbildung 4: Die praktischen Toggles erlauben den Schnellzugriff auf die wichtigsten Einstellungen..
Abbildung 4: Die praktischen Toggles erlauben den Schnellzugriff auf die wichtigsten Einstellungen..

Auch dieses Feature kennt man von CyanogenMod, unter Ice Cream Sandwich und dem Open-Kang-ROM sieht das Ganze aber hübscher aus. Denn während sich die Toggles bei CyanogenMod ganz oben als kleine Icons (von links nach rechts als Leiste) befinden, sind diese hier im Holo-Style von Ice Cream Sandwich als Schalter gemacht.

W-LAN, mobiles Internet, GPS, Helligkeit und die Auto-Rotation kann man ganz einfach an/aus stellen, dafür muss man nur den Einstellungsbutton in der Benachrichtigungsleiste einmal drücken. Normalerweise gelangt man so zu den Einstellungen, aber in diesem Fall poppen diese Schalter auf. Ein weiterer Fingertipp und sie verschwinden wieder. Um tatsächlich zu den Android-Einstellungen zu gelangen, müssen Sie bei Open Kang das Settings-Symbol zwei Sekunden gedrückt halten..

Das Rom bietet außerdem in den ROM Control eine Option, die Batterieanzeige in Prozenten anzeigen zu lassen (siehe Bild), sowie die Farbe der Uhr zu verändern und zu verstecken, das Alarm Icon zu verstecken und die Uhr im AM/PM Style anzuzeigen. Die Rom ist natürlich sehr smooth und läuft butterweich. Ich hatte noch keinen Absturz und keine App hat sich unerwartet beendet. Außerdem wird diese Custom Rom stets aktuell gehalten. Die Akkulaufzeit ist bei mir so ziemlich genauso gut, wie mit der Stock Rom (eine ungemoddete Firmware, also keine Custom Rom). 4 Stunden Display an und dann geht die Akkulaufzeit langsam zu Ende. Um weitere Informationen zu den aktuellsten Updates zu bekommen, folgen Sie einfach dem Link [1] und um die aktuellsten Updates/Builds zu downloaden folgt einfach den Link [2].

MoDaCo Custom ROM

Ein ebenfalls sehr bekannter Developer in der Android Entwickler-Szene ist Paul O’Brien. Auch für das Galaxy Nexus hat er ein Custom Rom entwickelt. Der Modder stellt den Usern eine kostenlose, vorgegebene Rom zur Verfügung und bietet auch eine sogenannte Rom Kitchen an, in der sich die User ihre Firmware selber zusammenstellen können. Für diesen Service muss man allerdings 10 Pfund pro Jahr bezahlen. Es gibt sehr viele Dinge, die man auswählen kann, die Liste ist somit viel zu lang für einen Screenshot. Wenn Sie sich das ganze aber mal anschauen wollen, finden Sie unter [3] einen Baukasten mit Screenshots und vielen, vielen Checkboxen.

Auch dieses Custom ROM basiert auf den Open Source Code von Android 4.0.3 und hat ein Power Menü um in das Recovery oder den Bootloader zu gelangen und einen Neustart durchzuführen.

Abbildung 5: Hier sehen Sie das Power Menü mit den verschiedenen Reboot-Methoden.
Abbildung 5: Hier sehen Sie das Power Menü mit den verschiedenen Reboot-Methoden.

In der kostenlos zur Verfügung gestellten Rom von Paul ist der oben erwähnte Suchbutton enthalten. Diesen kann man auch nicht ausblenden. Ebenfalls Standard ist, dass hier zwei Menübuttons aufpoppen wenn man eine App öffnet, die nicht für Ice Cream Sandwich optimiert ist. Einmal auf der rechten und einmal auf der linken Seite. Die Autohelligkeit wurde insgesamt ein wenig erhöht, da die bei Android 4.0 sehr dunkel eingestellt ist. Der Launcher rotiert beim Drehen des Smartphones mit und eine zusätzliche offline Galerie sorgt dafür, dass Bilder von Picasa oder Google+ nicht automatisch erscheinen. Die Online-Rom-Küche bietet noch viel, viel mehr Einstellungen und man kann sich somit ein ROM individuell zusammenstellen. Mit den zehn Pfund unterstützt man zudem den Entwickler und kann sicher sein, dass Paul O’Brien seine Roms immer aktuell hält. Weitere Informationen zu den aktuellsten Updates finden Sie unter [4], eine Liste der aktuellsten Updates/Builds zum Herunterladen listet world-of-nexus.com [5].

Anleitung zur Installation

Das Installieren eines Custom ROMs nennt man „flashen“. Die meiste Arbeit nimmt Ihnen dabei das sogenannte Clockworkmod Recovery ab. Es flasht Kernel, Baseband, Custom Roms und diverse Themes oder Mods. Dabei gehen Sie im Prinzip immer gleich vor, außer, dass man bei Kernel, Basebands, Themes und Mods keinen Fullwipe macht (ein Fullwipe bezeichnet das Löschen aller Daten, also das Formatieren von /data, das Formatieren von /system und /cache). Bei einem Fullwipe werden also sämtliche Daten gelöscht, sofern sie sich nicht auf der MicroSD-Karte befinden (diese bleibt stets unberührt). Die ganzen Apps, Einstellungen und so weiter gehen dabei verloren, wie wenn Sie das Smartphone auf die Werkseinstellungen zurücksetzen würden. Möchten Sie das ROM allerdings nur aktualisieren, dann genügt es, das Verzeichnis /cache und und den Dalvik Cache zu säubern. Alles was Sie jetzt machen, geschieht auf eigene Gefahr. Sie sollten genauestens wissen was Sie gerade tut.

Aller Anfang: Gerät rooten

Wie man rootet, hatten wir bereit in einer unserer letzten Ausgabe geklärt [6], für das Galaxy Nexus gibt es diverse Anleitungen im Internet. Das Clockworkmod Recovery installieren Sie ganz einfach über den ROM Manager, den Sie unter [7] im Android Market finden. Das erleichtert alles ungemein.

Mit dem ClockworkMod Recovery unter Android kann man viele Dinge tun. Es ist das wichtigste Root-Werkzeug unter Android. Damit lassen sich 1:1 Kopien des aktuellen Systems machen (man kann die Backups damit auch wiederherstellen), alles mögliche installieren (Roms, Mods, Themes usw.), alles formatieren, die Batterie kalibrieren und noch vieles mehr. Ein Systemabbild zur Wiederherstellung (Recovery) ist in den meisten Custom Roms integriert, ebenso der Root-Zugang und die sudo-App..

Abbildung 6: Hier sehen Sie den ROM Manager. Einfach den ersten Punkt auswählen um das Recovery zu installieren.
Abbildung 6: Hier sehen Sie den ROM Manager. Einfach den ersten Punkt auswählen um das Recovery zu installieren.

Bevor das alles passiert laden Sie sich erst einmal die gewünschte Rom herunter und schieben diese auf die SD Karte Ihres Nexus (es muss eine .zip Datei sein). Sie müssen das Verzeichnis nur wiederfinden, der Dateiname oder das Verzeichnis sind egal. Sie können jetzt entweder über den ROM Manager in das Recovery starten, oder manuell per Tastenkombination.

Tipp

Falls Sie zum ersten Mal eine alternative Firmware einspielen, sollten Sie vorher mit Titanium Backup alle User Apps sichern. Damit Sie Ihren Homescreen wieder so hinbekommen, wie er vorher war, einfach mit Titanium die Systemapp Übersicht 4.0.x? sichern. Die können Sie dann nach dem Fullwipe wiederherstellen und haben den Launcher so wie er war. Die Widgets sind dann allerdings nicht mehr vorhanden.

Dazu schalten Sie erst mal Ihr Galaxy Nexus aus. Dann drücken und halten Sie die beiden Lautstärketasten und drücken und halten kurz darauf die Power Taste bis es kurz vibriert. Nun sehen Sie einen Androiden und einen grünen Pfeil, in dem Start steht. Hier klicken Sie mit irgendeiner Lautstärkewippe so lange durch das Menü, bis in roter Schrift Recovery mode angezeigt wird. Jetzt bestätigen Sie das ganze mit der an/aus Taste. Das Galaxy Nexus bootet nun in das Recovery. Sie sehen jetzt mehrere Optionen in blau. Hier gilt: Wenn Sie die Lautertaste drücken kommen Sie ein Menüpunkt nach oben, wenn Sie die Leisertaste drücken kommen Sie ein Punkt runter. Und so navigieren Sie durch das Menü. Der Powerbutton ist außerdem der Bestätigungs-Knopf.

Bevor Sie irgendwas flashen, sollten Sie auf jeden Fall immer ein Nandoid-Backup (eine 1:1 Kopie des aktuellen Systems, sichert alle Einstellungen, Apps, Daten usw.) machen. Hierzu wählen Sie den Menüpunkt backup and restore aus, gefolgt von backup. Jetzt macht Ihr Galaxy Nexus ein Backup des aktuellen Systems.

Abbildung 7: Das Clockworkmod Recovery in Aktion.
Abbildung 7: Das Clockworkmod Recovery in Aktion.

Nach dem Backup machen Sie sich an den eigentlichen Flash-Vorgang:

  • Wählen Sie im Recovery den Menüpunkt mounts and storage aus
  • Navigieren Sie zu format /system, format cache und format data und bestätigen Sie jeweils den Formatierungsvorgang (nun sind alle Einstellungen, Apps und so weiter gelöscht)
  • Wählen Sie den Menüpunkt advanced und dort den Eintrag wipe Dalvik Cache
  • Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Wählen Sie den Eintrag install zip from sdcard und danach choose zip from sdcard
  • Navigieren Sie zur .zip-Datei, die Sie zuvor auf die SD-Karte gelegt haben und bestätigen wieder

Jetzt müssen Sie etwas Geduld haben, bis die Firmware installiert ist, Ist der Flashvorgang vollendet, dann wählen Sie reboot system now. Hat alles geklappt, können Sie nun die Vorteile der maßgeschneiderten Firmware genießen.

Fazit

Ein Custom ROM zu installieren macht Spaß, benötigt aber auch viel Zeit. Achten Sie immer darauf, zu allererst ein komplettes Backup Ihres Smartphones zu erstellen, um im Notfall wieder an die Originalversion von Samsung zu gelangen. Bis zum Erscheinen dieses Hefts wird vermutlich auch schon CyanogenMod 9 in einer brauchbaren Version für das Galaxy Nexus zum Download bereitstehen, dann können Sie bereits aus drei guten ROM-Alternativen zum Standard-System wählen.

Marcel Hilzinger
Marcel Hilzinger
Ich bin Marcel und Gründer von Android User. Unsere Webseite existiert nun bereits seit dem Jahr 2011. Hier findest du eine Vielzahl von Artikeln rund um das Thema Android.

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