Cloud-Speicherdienst versprechen einfachen Zugriff auf Ihre Daten über die Grenzen von Betriebssystemen und Geräten hinweg. Dank eines Gigabyte-großen Platzes in der Cloud, haben Sie die wichtigsten Daten immer dabei und schieben Sie ohne Kabel von Ihrem Handy auf das Laptop. Wir prüfen was die Wolkenmachen versprechen.
Wir tragen immer mehr elektronische Geräte mit uns herum, nicht wenige Menschen haben einen Desktop-Rechner, ein Laptop, ein Smartphone und ein Tablet im täglichen Gebrauch. Nicht ohne Grund werden daher Cloud-Dienste immer beliebter, was nicht auf dem Gerät selber gespeichert ist, das muss erst gar nicht synchronisiert werden.
Android ist daher von Haus aus auf „die Cloud“ zugeschnitten. Wer Googles Dienste wie Google Mail, Google Reader oder die Google Docs nicht scheut, der arbeitet bequem von jedem Rechner aus mit den selben Datenbestand, vorrausgesetzt die Verbindung zum Internet steht.
Speziell auf Daten konzentrieren sich diverse Webdienste zur Online-Datensicherung bzw. Synchronisierung. Bei diesen Anbietern bekommen Sie meist kostenlos einen mehreren GByte umfassenden Platz in der Cloud oder gegen entsprechende Gebühren bis zu einem TByte Onlinespeicher.
Clients für alle gängigen Betriebssystem übernehmen dabei die Arbeit, die Daten in die Cloud zu schaufeln. Das macht gerade unter Android den Austausch von Daten deutlich leichter, endlich kann das USB-Kabel in der Schublade bleiben.
Box
Box [1] spielt seine Stärken aus, wenn man von vielen Systemen aus auf seine Daten zugreifen möchte. Offizielle Apps gibt es für iOS, Android [2] und aber auch WebOS, was Box ideal für Wanderer zwischen den drei populären mobilen Systemen macht. Mit 5 GByte Speicherplatz gibt es bei Box reichlich Platz, dank verschiedener Aktionen lässt sich das Volumen der Box zudem kostenlos auf bis zu 50 GByte vergrößern.

Vom Desktop aus, können Sie von jedem gängigen System über WebDAV [3] direkt auf die Daten in der Box zugreifen. Ein automatischer Abgleich der Daten mit Box Sync [4] wie bei Dropbox ist jedoch nur mit einem kostenpflichtigen Business- oder Enterprise-Accounts möglich. Die fehlende Synchronisierung beschränkt die Einsatzmöglichkeiten von Box daher auf den reinen Online-Speicher.
Der Android-Client für Box ist ansprechend gestaltet und bietet die wichtigsten Funktionen. Up- und Download von Dateien von bzw. in die Cloud ist natürlich selbstverständlich. Weitere interessante Funktionen wie etwa der automatisierte Upload von Bildern in den Speicherplatz von Box sind bislang jedoch noch nicht vorhanden.
Google+
Wenn Sie lediglich einen Online-Speicher für Fotos und Videos suchen, dann ist Google+ eine gute Wahl. Der Dienst ist praktisch nahtlos in Android integriert und bietet mehrere GByte Speicher.
Dropbox
Dropbox [5] hat das Thema „Cloudspeicher“ für Privatanwender erst richtig ins Rollen gebracht. Dank des sehr einfach bedienbaren Clients, lädt Ihr Desktop-Rechner im Hintergrund alle Dateien aus dem Dropbox-Verzeichnis in die Cloud. Einmal hochgeladenen, gleicht Dropbox dann auf allen angebundenen Rechner automatisch die Daten ab. Neben den Desktop-Clients für Windows, MacOS X und Linux bietet Dropbox auch entsprechende Clients für iOS und natürlich auch Android [6] an.

Um möglichst sparsam mit der zur Verfügung stehenden Bandbreite umgehen zu können, setzt Dropbox eine Reihe modernen Techniken ein. Befinden sich zwei Rechner im selben Netzwerk, dann gleichen diese ihre Daten P2P – von Rechner zu Rechner – über das lokale Netzwerk ab. Daten müssen so nicht mehrfach aus dem Internet geladen werden.
Zudem synchronisiert Dropbox inkremental so, dass bei Änderungen an großen Dateien nur die Differenz erneut übertragen werden muss. Dadurch eignet sich Dropbox auch zum Speichern von verschlüsselten Containern, wie man sie etwa mit der kostenlosen und quelloffenen Anwendung TrueCrypt [7] erzeugen kann.. Die Funktion gelöschte oder versehentlich veränderte Daten wiederherzustellen, macht Dropbox zudem sehr als Backup-Speicher interessant.
Die Dropbox-App für Android bietet neben dem Up-/Download von Daten eine Reihe von praktischen Funktionen, die bei der Konkurrenz nicht zu finden sind. Über die Favoriten haben Sie etwa wichtige Dateien immer auf dem Handy, egal ob Sie gerade Internetzugriff haben oder in einem Funkloch stecken. Praktisch ist auch der eingebaute Texteditor, mit dem Sie Notizen direkt im Cloudspeicher ablegen können.
Optional lädt Dropbox zudem automatisch die von Ihnen mit dem Handy aufgenommenen Bilder, in den Cloudspeicher hoch. Die Nutzung der Funktion belohnt Dropbox mit 500 MByte zusätzlichem Speicherplatz pro 500MByte hochgeladenen Bildern. Maximal ergattern Sie mit dieser Methode bis zu 3 GByte kostenlosen Speicherplatz, unabhängig davon ob Sie die hochgeladenen Bilder dauerhaft speichern oder nicht.
HiDrive
Der deutsche Web-Hoster und Internetdienstanbieter Strato bietet seit März 2010 unter dem Namen HiDrive [8] ebenfalls eine Online-Festplatte mit einer Kapazität zwischen zwanzig GByte und fünf Terabyte (bei Firmenkunden) an. HiDrive unterliegt im Gegensatz zu den meisten anderen hier vorgestellten Lösungen vollständig deutscher Jurisdiktion. Entsprechend hoch sind die Ansprüche an den Datenschutz, auch wenn diese bei einem Cloud-Speicherdienst generell kritisch hinterfragt werden sollten.

HiDrive Dienst ist generell kostenpflichtig, je nach Paket kostet HiDrive zwischen 1,49 Euro (20 GByte und 24 Monate Vertragslaufzeit) und 24,90 Euro pro Monat (500 GByte bei 6 Monaten Laufzeit). Unter dem Label Free-HiDrive [9] vertreibt Strato jedoch auch eine kostenlose Variante des Speicherdienstes mit fünf GByte Speicherplatz, allerdings ist dieser in ihrem Funktionsumfang beschnitten.
Der Zugriff auf die Daten erfolgt vom PC aus entweder über ein Web-Interface oder über die Protokolle WebDAV, FTP, FTPS, SFTP, SMB, rsync oder SCP. Damit lässt sich der Speicherplatz in zahlreichen Systemen transparent in das Dateisystem einbinden. Ein kleines Setup-Programm hilft unter Windows beim Einbinden des Online-Speichers in das System. Ein Client zum automatisierten Abgleich von Dateien wie bei Dropbox gibt es jedoch bislang noch nicht.
Strato bietet auch Apps für iOS und Android für den mobilen Zugriff an. Bei der Gestaltung und Funktionsweise erfindet Strato an dieser Stelle das Rad nicht neu. Über den Strato-Client für Android [10] lassen sich Daten aus bzw. in die Strato-Cloud laden, über das Kontext-Menü gelingt dies auch direkt aus der Galerie. Ein Auto-Upload von Bildern wie bei Ubuntu One oder Dropbox gibt es jedoch nicht.
1&1 mit bis zu 1 TByte
Auch 1&1 bietet eine Cloud-Lösung bzw. einen Online-Speicher an. Dieser steht aber im Unterschied zur HiDrive-Anwendung nur für 1&1-Kunden zur Verfügung. Nutzen Sie 1&1 als Provider lohnt sich hingegen ein Blick auf die Android-App der Firma [20], da Sie in jedem Fall 2 GByte Gratisspeicher bekommen und je nach Vertrag deutlich mehr. Bis zu 1 TByte laut Android-Market-Beschreibung. Die 1&1-App erstellt auf Wunsch Backups vom Android-Telefon/-Tablet in der Cloud, zudem lassen sich Daten aus dem Online-Speicher auf dem Android-Gerät für die Offline-Nutzung zwischenspeichern. Wir werden das 1&1-Angebot in einer der kommenden Ausgaben ausführlich testen, für diesen Artikel erreichte uns die Info leider erst kurz vor Druckabgabe.
Sie nutzen zwar 1&1 nicht als Internet-Provider, haben aber bei web.de oder gmx.de ein Mail-Konto? Auch in diesem Fall bietet Ihnen 1&1 freien Speicher in der Cloud. Die entsprechenden Apps lauten web.de Online Speicher [21] und GMX Media Center [22]. Die Funktionalität ist bei allen drei Lösungen praktisch identisch.
Minus
Minus [11] ist kein vollumfänglicher Cloud-Speicherdienst wie Dropbox, Box oder HiDrive. Der Dienst lässt sich eher mit Bilder- bzw. Filehostern wie Flickr, Rapidshare oder das berühmt berüchtigte Megaupload vergleichen. Über ein Web-Frontend oder entsprechende Clients, können Sie Bilder, Videos oder andere Daten zu Minus hochladen und dann über Links Dritten zur Verfügung stellen. Alle hochgeladenen Daten sind bei Kenntnis der entsprechenden Links öffentlich zugänglich.
Mit einer Registrierung stehen Ihnen 10 GByte kostenloser Speicherplatz zur Verfügung. Über Partnerlinks lässt sich der Speicherplatz jedoch deutlich erweitern. Für jeden geworbenen neuen Minus-User bekommen Sie und der geworbenen Nutzer einen GByte zusätzlich zur Verfügung gestellt.

Aufgrund der beschränkten Fähigkeiten des Online-Speichers wartet die Android-Variante des Minus-Clients [12] auch nur mit wenigen Funktionen auf. Selbstverständlich ist der Up-/Download von Daten. Alleinstehend ist jedoch die integrierte Bildbearbeitung, mit der sich Bilder vor dem Upload in die Cloud zuschneiden oder mit Effekten versehen lassen.
Minus richtet sich vom vom Konzept her nicht an Anwender, die einen persönlichen Online-Speicher suchen. Der Dienst ist eher eine soziale Plattform für Fotographen oder Künstler, die ihre Bilder der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen möchten. Bewertungsfunktionen, eine öffentliche Galerie und eine globale Suche rücken Minus als Dienst somit eher in die Nähe von Flickr als Dropbox.
Spideroak
Spideroak [13] ist einer der wenigen Anbieter, der Client-seitige Verschlüsselung anbietet. Dabei werden die Daten vor dem Upload in die Cloud vom Client automatisch mit einem individuellen Schlüssel codiert, so dass niemand außer dem Anwender selber – auch nicht Spideroak als Anbieter des Dienstes – auf die Daten der Kunden zugreifen können.
Andere Cloud-Speicherdienste verschlüsseln die hochgeladenen Daten der Kunden zwar auch, allerdings mit einem geheimen – vom Anbieter selber erzeugten – Schlüssel. So liegen die Daten zwar auch verschlüsselt in der Cloud, allerdings könnten Mitarbeiter mit den entsprechenden Kenntnissen und Autorisierungen, ohne Zustimmung des Kunden, die Daten öffnen.

Spideroak bietet mit 2 GByte kostenlosen Speicherplatz deutlich weniger als die Konkurrenz. Allerdings lässt sich der Speicher mit einem Partnerprogramm oder gegen Geld aufstocken. Bei einer jährlichen Zahlung kostet ein GByte Online-Speicher derzeit einen Dollar, es müssen jedoch mindestens 100 GByte Platz gekauft werden.
Spideroak bietet Clients für alle gängigen Desktop-Systeme an, aber auch die mobilen Plattformen kommen nicht zu kurz. Neben Android [14] gibt es auch Clients für iOS und Maemo. Mit diesen greifen Sie jedoch lediglich lesen auf Spideroak zu. Sie können Dateien als Favoriten markieren und so auch Offline speichern, es lassen sich Daten per Mail oder Chat weiterleiten, aber der Upload von neuen Daten ist nicht möglich.
Sugarsync
In den USA ist Sugarsync [15] einer der beliebtesten Online-Speicherdienste, hierzulande ist der Dienst jedoch weniger bekannt. Ähnlich wie etwa bei Dropbox kann kann der Nutzer auf seine Daten wahlweise über die Sugarsync-Software, ein Webinterface oder aber auch per App auf dem iPhone, einem Android-Smartphone oder einem BlackBerry zugreifen.
Ausgewählte Verzeichnisse werden bei Sugarsync automatisch auf Änderungen überwacht und diese bei Bedarf dann im Hintergrund von der Software in die Cloud geladen. Wie bei Dropbox lassen sich auch bei Sugarsync Daten mit anderen Personen teilen. Dazu verschicken Sie öffentliche Links, mit denen die Empfänger ohne Registrierung den Inhalt dieser gekennzeichneten Ordner oder Dateien herunterladen können. Zudem lassen sich Links zu Dateien erzeugen, mit denen der Download nur einmal oder nur für einen bestimmten Zeitraum möglich ist.

Alternativ teilen Sie Ordner direkt mit anderen Sugarsync-Mitgliedern, so dass Sie mit mehreren Benutzern gleichzeitig an den selben Daten arbeiten können, die Änderungen werden dann automatisch mit den jeweiligen Accounts synchronisiert und bei Konflikten entsprechende Backups erstellt.
Der Android-Client [16] für SugarSync bietet alle wichtigen Funktionen. Daten lassen sich aus bzw. in die Cloud laden, aufgenommenen Bilder automatisch synchronisieren, außerdem lassen sich öffentliche Links zu Dateien oder Ordner per Mail oder Chat weiterleiten. Allerdings klinkt sich SugarSync nicht in das „Weitergeben“-Kontextmenü ein, so dass man etwa Bilder aus der Android-Galerie direkt zu SugarSync transferieren könnte.
Ubuntu One

Obwohl Ubuntu One [17] den Namen einer Linux-Distribution trägt und vom Linux-Spezialisten Canonical stammt, ist der Dienst relativ breit aufgestellt. Entsprechende Client-Programme gibt es für Windows und Linux, wie auch für iOS und Android. MacOS X wird jedoch von Ubuntu One bislang noch nicht unterstützt.
Von den Funktionen her ist Ubuntu One ähnlich wie etwa Dropbox aufgebaut. Wieder überwacht ein Programm im Hintergrund ein Verzeichnis auf Änderungen und lädt neue Daten automatisch in die Ubuntu One-Cloud. In dieser stehen den Anwender kostenlos 5 GByte Speicherplatz zur Verfügung. Gegen eine Zahlung von 2,99 Dollar im Monat bzw. 29,99 Dollar im Jahr lässt sich der Speicherplatz um 20 GByte erweitern.

Neben der für den Dateizugriff nötigen App Ubuntu One Files [18] bietet Ubuntu mit Ubuntu One Music [19] noch eine extra App zum kostenpflichtigen Streamen von Musik auf das Handy. Für 3,99 Dollar im Monat bzw. 39,99 Dollar im Jahr wird der Speicher ebenfalls um 20 GByte erweitert, zudem haben Sie die Möglichkeit mit der Ubuntu One Music App Ihre Musik immer und überall aus dem Netz auf Ihr Handy zu laden.
Ubuntu One Files bringt alle wichtigen Funktionen mit, sinnvoll ist die Option Daten nur bei WLAN zu synchronisieren. So brauchen Sie bei einem kleinen Datenplan keine Angst haben, dass der Autoupload von Bildern Ihre Inklusiv-Volumen bis zu Drosselung der Bandbreite aufbraucht.
Fazit
Die Angebote der großen Anbieter unterscheiden sich nur in Details. Am flexibelsten arbeiten Sie nach wie vor mit der Dropbox. Der Dropbox-Client ist gut gestaltet und auch die Desktop-Clients haben sich seit Jahren bewährt. Dank der automatischen Synchronisierung und der in das Web-Frontend eingebauten Versionsverwaltung sind Ihre Daten in der Dropbox sicher aufgehoben.
Eine interessante Alternative zu Dropbox stellt Spideroak da. Der Dienst überzeugt vor Allen mit der der Möglichkeit eine eigene Schlüssel zur Verschlüsselung der hochgeladenen Daten zu nutzen. Bei anderen Diensten muss man für die selbe Sicherheit verschlüsselte Container im Cloud-Speicher ablegen. Allerdings ist die mobile App zu eingeschränkt, sie erlaubt nur das Lesen in ihrem Onlinespeicher, das hochladen von Daten ist nicht möglich.
Als „Geheimtipp“ möchten wir nicht HiDrive unerwähnt lassen. Der Dienst ist typisch Deutsch, was Vor- und Nachteile mit sich zieht. Als Vorteil kann man die deutsche Rechtssprechung sehen; Strato, wie auch die von Strato betrieben Server, sind in Deutschland angesiedelt, ein gewisses Maß an Datenschutz ist daher gewährleistet und auch technisch ist der Dienst dank Zugriff über verschiedenen etablierte Netzwerkprotokolle interessant.
Zum Nachteil des Kunden sind jedoch die Vertragsbedingungen, anstatt einfach nur X Euro für Y Monate zu zahlen, geht man bei Strato einen bis zu 24 Monate laufenden Vertrag ein, der sich um weitere 12 Monate verlängert, wenn nicht rechtzeitig eine Kündigung erfolgt.