Die kinderleichte Synchronisation von Aufgabenlisten über alle Plattformgrenzen hinweg ? mit diesem simplen Rezept hat Wunderlist in den vergangenen Monaten viele Freunde gefunden. Kann die Android-App dieses Mirakel wiederholen?
Minimalismus und Übersichtlichkeit machen einen guten Aufgabenplaner aus. Diese Maximen hat sich auch Wunderlist [1] auf die Fahnen geschrieben. Ursprünglich als Testballon für die ungleich umfangreichere Projektverwaltung Wunderkit [2] entwickelt, fand der simple Taskmanager schnell weltweit Freunde und blickt mittlerweile auf eine Anwenderschaft von über 2 Millionen Nutzern.
Einer für alle
Wunderlist ist als Web-Anwendung von jedem Arbeitsplatz mit Internetzugang aus erreichbar, Apps für Android, iPhone, Windows Phone und BlackBerry machen den Planer bereit für den mobilen Einsatz. Und wer die eigenen Aufgaben komfortabel vom Bürorechner aus verwalten möchte, kann dies mittels entsprechender Windows-, Mac- und Linux-Desktop-Programme tun. Der Clou dabei: Alle diese Anwendungen kommunizieren perfekt untereinander, da sie für ihre Datensynchronisation über alle Systemgrenzen hinweg den Cloudserver der Wunderkinder anzapfen, der die verschiedenen Programme miteinander abstimmt. Aufgaben, die Sie also daheim am Desktop-PC eingeben, begleiten Sie somit auch auf Ihrem Smartphone.
Um den ständigen Datenabgleich zu gewährleisten, muss vor der Erstnutzung allerdings ein Benutzerkonto angelegt werden, bei dem man sich per E-Mail-Adresse von den verschiedenen Wunderlist-Klienten aus anmeldet. Lehnt man dies ab, ist das Programm immerhin noch als lokaler Aufgabenplaner nutzbar, der dann allerdings nicht synchronisierbar ist.
Abgerundet wird soviel Kompatibilität durch eine Benutzeroberfläche, die auf allen genutzten Plattformen ähnliche Elemente benutzt und somit schon optisch eine hohe Wiedererkennbarkeit herstellt. Fast schon identitätsstiftend fungiert dabei der (austauschbare) Standard-Hintergrund des Programms, der mit seinem edlen Parkett sogar die Gestaltung des Wunderlist-Icons angeregt hat.

Listenglück
Nach dem Erststart präsentiert Wunderlist seine Eingangsbox, die – in Form einer To-do-Liste verpackt – auch gleichzeitig eine kleine Einführung in das Programm enthält. Arbeiten Sie die dargestellten Aufgaben ab, haben Sie bereits die wichtigsten Verwaltungsfunktionen kennengelernt. Allerdings könnte das Berliner Start-up diese Liste gern lokalisieren, um seinem globalen Ansatz noch mehr gerecht zu werden.
Im Mittelpunkt der Benutzerführung stehen die Aufgaben. Wunderlist ermöglicht die Eingabe und Verwaltung einer beliebigen Anzahl von To-do-Listen, in der die einzelnen Aufgaben thematisch untergebracht sind. Damit lässt sich zum Beispiel ein Arbeitsablauf sinnvoll strukturieren: Überlegen Sie sich am besten zunächst, welche Aufgaben in den nächsten Tagen und Wochen auf Sie warten. Weisen Sie nun jeder Aufgabe eine eigene Liste zu, in die Sie die einzelnen Arbeitsschritte mehr oder minder chronologisch eintragen (Abbildung 2). Dies können zum Beispiel wichtige Telefonate sein, die im Laufe eines Projekts erledigt werden müssen, oder eine Bahnverbindung, die für eine Konferenz gebucht werden soll. Jedem dieser einzelnen Schritte innerhalb der Liste kann ein Fälligkeitsdatum sowie eine kurze Notiz zugewiesen werden. Ist ein Punkt besonders wichtig, wird er mit einem Stern priorisiert. Damit nun auch ja keine einzige Aufgabe übersehen wird, erlaubt Wunderlist zusätzlich die Erinnerung per Android-Benachrichtigung sowie per E-Mail, wobei der Zeitpunkt der Erinnerung frei wählbar ist.
In der Listenverwaltung selbst kontrollieren Sie nun die Einträge. Eine Auswahlleiste am unteren Bildschirmrand erlaubt etwa den schnellen Aufruf der aktuell anstehenden und bereits überfälligen Projekte. Auch eine Liste der wichtigsten Aufgaben ist hier abrufbar. Wer die verschiedenen Listen noch genauer filtern möchte, tut dies in einem zusätzlichen Auswahlbildschirm: Hier werden zum Beispiel die bereits erledigten Arbeitsschritte nachträglich kontrolliert oder eine Liste der Aufgaben der nächsten sieben Tage eingesehen.
Zusammen mit der App kommt auch das Wunderlist-Widget auf Ihr Smartphone, das die Verwaltung von Einträgen schon vom Android-Home-Bildschirm aus verspricht. Hier haben sich die Entwickler jedoch von ihrem ansonsten lobenswerten Hang zum Minimalismus etwas zu weit verführen lassen: Angezeigt werden nämlich nur die aktuell anfallenden Aufgaben, zumindest eine zusätzliche Liste der überfälligen Tasks und der bevorstehenden Arbeitswoche wäre hilfreich gewesen.
Weitere Wünsche
Wunderlist ist zu jung, um seinen Benutzer ohne Wunsch zu lassen. So ist die Reduzierung auf die wichtigsten Funktionen gleichzeitig Stärke und Schwäche des elegant umgesetzten Programms. Nicht schaden würden allerdings Möglichkeiten zur Bestimmung regelmäßig wiederkehrender Aufgaben. Auch die Zuweisung von mehr als nur einer Wichtigkeitsstufe würde Wunderlist guttun, ohne es über Gebühr aufzublähen. Weiterhin sollte der Notizfunktion innerhalb der einzelnen Aufgaben ein eigener Arbeitsbildschirm gegönnt werden, denn das sich bisher öffnende Eingabefenster ist nun wirklich etwas klein geraten.
Alternativen
Der Aufgabenmanager Remember the Milk [3] kann viel mehr als nur die Einkaufsliste verwalten. Ähnlich wie Wunderlist synchronisiert er Web- und Mobil-Apps und bezieht dabei sogar externe Dienste wie GMail und Twitter mit ein. Auch Astrid [4] hält Android- und iOS-Geräte auf demselben Stand mit dem Webinterface. Außerdem können Aufgabenlisten mit Freunden und Kollegen geteilt werden. An professionelle Anwender richtet sich der Taskmanager Toodledo [5]. Die synchrone Web- und Mobil-App bietet verschiedene Filtermöglichkeiten und hilft sogar bei der effizienten Zeitplanung. Due Today [6] wurde speziell für die Nutzung auf Android-Tablets optimiert und zeigt sich erfreulich systemoffen: Die Aufgabenverwaltung kann ihre Daten sogar mit Toodledo abgleichen.
Fazit
Zugegeben, Wunderlist ist kein Feuerwerk an Funktionen – aber gerade darin liegt der Schlüssel zu seinem Erfolg: Keine Kalenderübersicht, keine Kontaktverwaltung und keine überflüssigen Zusatzfunktionen lenken von der eigentlichen Aufgabenverwaltung ab. So hat das 6Wunderkinder-Produkt zu Recht viele Sympathien ergattert. Bei der Android-Umsetzung sollten die Macher aber bei der Cloud-Funktionalität noch nachbessern.
Infos
- Wunderlist: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.wunderkinder.wunderlistandroid
- Wunderkit: http://get.wunderkit.com
- Remember the Milk: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.capigami.outofmilk
- Astrid: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.timsu.astrid
- Toodledo: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.dg.gtd.android.lite
- Due Today: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.lakeridge.DueToday