22. Mai 2023
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Apps für den Fall der Fälle

Das hat anständig gescheppert ? natürlich erst, nachdem es auch anständig gequietscht hat. Keine E-Nummer auf der Verpackung: Hier handelt es sich um einen E-Fall, nämlich einen Ernstfall. Doch was tun? Daheim im bequemen Sessel, beim Philosophieren, da weiß das jeder. Solange man nicht aktiv betroffen ist, ist das sonnenklar. Doch sobald man eine solche Situation selbst erlebt und aktiv werden muss, scheint das Wissen plötzlich wie weggeblasen.

110 & Co

Klar: Wem im Fall des Falles die Nummer 110 nicht mehr einfällt, der denkt auch nicht an eine auf dem Androiden installierte App. Doch kaum hat man die Nummer in der Hektik des Gefechts gewählt, geht das Stottern los: Wie sag ich’s am Besten? Und was überhaupt? Welche Details sind wichtig?

Hier souffliert die Mobile Notruf-App für Notfälle [1] (so der volle Name) mit den richtigen Stichworten – wie im linken Bild zu sehen. Frage 1 auch beantworten, selbst wenn es obsolet scheint: Natürlich hat das Smartphone im Hintergrund bereits die aktuelle Position per GPS ermittelt. Doch woher soll der CallCenter-Mitarbeiter am andern Ende der Leitung wissen, ob man selbst direkt am Ort des Geschehens ist – oder den Anruf aus "sicherer Entfernung" tätigt? "Ich sitze hier auf einer Bombe" ist wohl eher unwahrscheinlich?

Achja: Und dann wären da noch die Notruf-Nummern, die nicht jeder im Hinterkopf hat: Gift-Notruf? Frauenhaus? Oder, bei seelischen Notfällen: Telefon-Seelsorge? Die App kennt auch diese.

Abbildung 1: Die mobile Notruf-App liefert die passenden Nummern und souffliert im Notfall.
Abbildung 1: Die mobile Notruf-App liefert die passenden Nummern und souffliert im Notfall.

Alles beisammen?

Als besonders hilfreich könnte sich auch Notfall-Hilfe [2] erweisen. Hier lassen sich nicht nur die eigenen Notfall-Daten hinterlegen (auch ICE genannt; und das hat nichts mit schnellen (oder letzten) Zügen zu tun, sondern steht für In Case of Emergency – also "für den Ernstfall"). Um im Notfall schnell Hilfe zu erlangen, gibt die App nicht nur die passenden Rufnummern an die Hand – sondern auch die aktuelle Position (GPS), welche sich direkt aus der App heraus per SMS oder Mail verschicken lässt. Auch Fotos lassen sich machen, beispielsweise als Beweisaufnahmen bei einem Unfall. Bis professionelle Hilfe eintrifft, ist ja auch noch "Erste Hilfe" angesagt. Und wer erinnert sich noch an die passenden Kurse?

Keine Panik, auch hier steht die App hilfreich zur Seite: Der Ersthelfer bekommt übersichtliche und bebilderte Maßnahmen-Kataloge für die Soforthilfe, für Unfälle, für Feuer und Vergiftung an die Hand. Die App selbst ist gratis, lässt sich aber in dieser Form (abgesehen von I.C.E. und Erster Hilfe) nur innerhalb Deutschlands einsetzen. Ausländische Notrufnummern sind nicht hinterlegt. Dies lässt sich aber zumindest für das europäische Ausland einrichten, indem beim Anbieter ein kleines Zusatzpaket erworben wird. Das geschieht direkt aus der App heraus, die Bezahlung erfolgt über das Market-Konto.

Abbildung 2: Notfall-Hilfe präsentiert unter anderem die wichtigsten medizinischen Daten und gibt Hinweise für die "Erste Hilfe".
Abbildung 2: Notfall-Hilfe präsentiert unter anderem die wichtigsten medizinischen Daten und gibt Hinweise für die "Erste Hilfe".

In Case of Emergency

A propos I.C.E.: Dafür gibt es natürlich auch spezielle Apps, die sich in dieser Übersicht auf Androidpit.de finden [3]. Wie beispielsweise ICE: Notfalldaten [4], welches ein passendes Icon direkt auf dem Sperrbildschirm verankert. Was natürlich keine Garantie dafür ist, dass die Nothelfer in den weißen Kitteln es auch finden: Persönliche Dinge sind für sie nämlich in der Regel Tabu. Doch wenn die Reisebegleiter von dieser Informationsquelle wissen, können sie darauf aufmerksam machen – und in diesem Falle sollten die Mediziner auch hineinschauen dürfen. Eine weitere Möglichkeit: Auf der Krankenkassen-Karte in der Geldbörse einen Vermerk anbringen, etwa "ICE-Daten auf dem Handy!". Denn die Karte ist eine der wenigen Dinge, nach denen sie wirklich suchen.

Knapp drei Euro sind für diese App fällig – aber keine der Gratis-Alternativen scheint so vielversprechend. Sofern vom Anwender sorgfältig eingepflegt, sind hier alle wichtigen Informationen hinterlegt: Gegen welche Medikamente ist der Patient allergisch? Was wird regelmäßig eingenommen? Besonderheiten (Bluthochdruck zum Beispiel)? Wen müssen wir benachrichtigen? Und das ganze auch noch mehrsprachig. Da sollte ja eigentlich nichts mehr schief gehen – zumindest was die Informationen betrifft?

Abbildung 3: ICE: Notfalldaten macht die wichtigsten Notfall-Daten vom Sperrbildschirm aus verfügbar.
Abbildung 3: ICE: Notfalldaten macht die wichtigsten Notfall-Daten vom Sperrbildschirm aus verfügbar.

ICE

Ganz für lau (lediglich mit Ersuchen um eine Spende von knapp einem Euro) kommt hingegen ICE daher [5]. Auch diese App hat sich zum Ziel gesetzt, dem Ersthelfer im Notfall eine große Hilfe zu sein – so selbiger die App denn auch findet. Denn anders als zuvor genanntes ICE: Notfalldaten bietet ICE keine eigene Integration in den Sperrbildschirm – sondern verweist hierfür auf Drittanbieter-Apps wie beispielsweise WidgetLocker [6]. Dafür ist die App aber von Haus aus mehrsprachig ausgelegt, was wiederum gut für einen Urlaub im Ausland ist.

Nur um das noch einmal deutlich zu machen: Selbst die vollständigsten Notfalldaten sind nutzlos, wenn sie niemand findet. Wie bereits eingangs beschrieben, sucht die Ambulanz nicht intensiv nach selbigen – erst recht nicht auf dem Handy. Die Priorität liegt hier auf "sicherstellen" und "in möglichst gutem Zustand zur nächsten Notfall-Klinik transportieren". Und schnell muss es gehen – nicht selten zählt hier jede Minute. Das heißt: Man muss die Lebensretter förmlich darauf stoßen (liebe Ambulanzler: Dies ist nicht böse gemeint, sondern soll Euch zur Hilfe sein!). Einen Code zum Entsperren werden sie nicht erst eingeben können – daher ist ein direkter Zugriff vom Sperrbildschirm essentiell. Ein etwaiger Reisebegleiter sollte auch davon Kenntnis haben, und kann die Ambulanz dann im Ernstfall direkt darauf hinweisen (das Handy zücken, den Notfall-Button betätigen, und die Infos überreichen) – dies stellt am ehesten sicher, dass sie diese Informationen auch erhalten. Zusätzlich zur Sicherheit die bereits genannte Notiz auf der Versicherungskarte, und die Chancen stehen gar nicht mehr so schlecht.

Abbildung 4: ICE hat keine eigene Integration in den Sperrbildschirm.
Abbildung 4: ICE hat keine eigene Integration in den Sperrbildschirm.

Mami, ich muss mal!

Auch das ist ein "medizinischer Notfall" – gewissermaßen. Denn wenn jetzt nicht schnellstens reagiert wird, platzt am Ende die Blase. Oder das Kind wird von Mitte bis Unten ziemlich nass, und holt sich dadurch eine Erkältung. Beides nicht wirklich wünschenswert, oder? Aber was tun – mitten in unbekanntem Terrain?

Zum Glück gibt es auch hier wieder eine tolle Android-App: GoToilet [7] findet die passenden Örtchen. Und zwar weltweit! Sowohl die öffentlichen, als auch die von Cafés, Restaurants, oder Tankstellen (bei letzteren muss zur Rechtfertigung der hier getätigten Notdurftsverrichtung gegebenenfalls auch noch eine andere, kostenpflichtige Dienstleistung in Anspruch genommen werden).

Der Funktionsumfang beinhaltet nicht nur eine stumpfe Auflistung verfügbarer Notdurfts-Stätten (obwohl auch das, inklusive der Entfernung dorthin, Bestandteil ist). Auf der Karte können sie ebenfalls eingeblendet werden (siehe Bild rechts). Sofern Bildmaterial dazu bei Streetview vorhanden ist, lässt sich die Umgebung des Wunsch-Ortes sogar auf diese Weise vorab inspizieren. Mit etwas Glück gibt es zusätzlich eine Bewertung – so dass unappetitliche Plätze gemieden werden können.

Abbildung 5: GoToilet findet weltweit das passende Örtchen.
Abbildung 5: GoToilet findet weltweit das passende Örtchen.

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