Über eine Milliarde Android-Geräte wurde 2014 verkauft. Das ist eine riesige Summe und doch scheint sich eine Trendwende abzuzeichnen. Denn zum ersten Mal in der noch jungen Android-Geschichte konnte das Google-System gegenüber dem Vorquartal nicht zulegen.
Es gibt diverse Zahlen von diversen Marktforschungsunternehmen zu den Verteilungsgraden und Verkäufen von Smartphones und Featurephones. Vergleicht man die Zahlen, dann gibt es zwar hie und da kleine Unterschiede, aber generell sind sich die meisten Statistiken über die Verkäufe einig. Zu den jüngsten Berichten über die Verteilung gehört dieser Report von Abi Research von Ende Januar, den sich Apple-Jünger so richtig auf der Zunge zergehen lassen können:

(Anmerkung der Redaktion: Mit den Windows Phone Zahlen kann etwas nicht stimmen)
Während Android im Vergleich zum dritten Quartal einen Rückgang von rund fünf Prozent hinnehmen musste, konnte iOS im gleichen Zeitraum um satte 90 Prozent zulegen, also fast das Doppelte an Geräten verkaufen. Noch viel extremer werden die Zahlen, wenn man sich die Margen und die Gewinne vor Augen hält. Laut diesem aktuellen Bericht von The Overspill verdienen die Android-Hersteller im Durchschnitt 14 US Dollar pro verkauftes Smartphone, bei Apple liegt der Gewinn pro iPhone hingegen bei rund 190 Dollar. Mit seinen 75 Millionen iPhones hat Apple somit im Weihnachtsgeschäft 14,3 Milliarden US Dollar verdient, während alle Android-Hersteller zusammen auf einen Gewinn von lediglich 4,1 Milliarden US Dollar einspielen konnten. Das muss man als Android-Fan egal welcher Marke erst einmal verdauen. Ein Blick auf den kompletten Artikel von Charles Arthur lohnt sich!
Kommentar: Hat Android seinen Zenit überschritten?
Nun stellt sich natürlich aus Android-Sicht die Frage, ob das der Anfang einer Trendwende ist? Dass Apple in puncto Umsätze und Gewinn in einer anderen Liga spielt, ist bekannt. Das geschlossene System hat aus kommerzieller Sicht klar seine Vorteile gegenüber der Open-Source-Lösung der Open Handset Alliance. Auf Grund der Zahlen des Weihnachtsgeschäfts nun aber den Niedergang von Android und einen weiteren Aufstieg von iOS zu prognostizieren, wäre dann doch etwas zu kurz gedacht. Dass Apple Android Marktanteile abnehmen kann, ist nichts neues. Bereits beim Verkauf des iPhone 5S konnte iOS im Frühling 2014 in England, Spanien, Australien, Japan und anderen Ländern Prozentpunkte streitig machen. Mit dem iPhone 6 hat Apple zudem zum ersten Mal ein größeres Smartphone auf den Markt gebracht, dass im Highend-Bereich eine gute Alternative zu den großen Android-Geräten darstellt. Damit hat man sich neue Kunden geholt oder alte, die zwischenzeitlich auf Android umgestiegen sind, zurückgeholt. Und ja, in (West-)Europa hat Android seinen Zenit überschritten, das zeigen auch die Trends von Google.

Doch bereits im Q2 werden die Zahlen wieder ein anderes Bild zeigen. Denn die iPhones sind erst mal verkauft und liegen nun bei den Providern, während mit Android von Quartal zu Quartal in etwa gleich viele Smartphones verkauft werden. Zudem darf Google zu Recht auf die nächste Milliarde hoffen: Denn während hierzulande die Smartphone-Dichte bei teilweise über 65 Prozent liegt, beträgt sie zum Beispiel in Brasilien oder Mexiko gerade mal 35 Prozent, in Indien bei 30 Prozent und in China beträgt sie rund 40 Prozent. All diejenigen, die jetzt noch kein Smartphone besitzen, werden sich aber kein iPhone leisten (können), sondern auf eine günstige Alternative mit Android setzen.


Ob Android seinen Zenit weltweit überschritten hat, hängt also auch davon ab, wie sich die Weltwirtschaft entwickelt. Wird es Ländern wie Brasilien, Mexiko, Indien und China gelingen, dass sich mehr Menschen ein Smartphone leisten können, dann wird Android noch einmal mächtig zulegen. Verschärft sich hingegen die globale wirtschaftliche Lage, so dass sich nur Leute mit viel Geld ein Smartphone kaufen können, dann wird Apple noch einmal zulegen.

Gedanken machen müssen sich auch 2015 die Android-Hersteller: Der Markt an guten Geräten ist groß, die Konkurrenz brutal hart, und während sich mancher Android-Fan früher noch stets das neueste Flaggschiff holte, belässt man es aktuell auch mal bei 12 bis 24 Monaten mit dem gleichen Android-Smartphone. Hier sind neue Ideen und Geräte wie das Moto G, das LG G2 oder das Note Edge gefragt, und vermutlich wird sich auch der eine oder andere Player 2015 aus dem Smartphone-Geschäft verabschieden. Handys zu produzieren, an denen am Schluss nicht einmal ein Dollar verdient wird, lohnt sich nun mal nicht, gratis OS hin oder her.
Wenn man zwischen den Zeilen liest zeigt das nur, dass Apple seine Geräte viel zu teuer verkauft.