Eigentlich ist der Standard-Browser von Android ja ganz gut. Irgendwann merkt man aber dann doch, dass eine Erweiterung oder eine Funktion fehlt. Dieser Artikel stellt die besten Alternativen zum Android-Browser vor.
Nahezu jedes Android Gerät kommt zusammen mit einem vernünftigen Browser auf den Markt, aber das hält die Software-Entwickler nicht davon ab, alternative Apps anzubieten, um auf das Internet zuzugreifen. In der Tat liefert sogar eine kurze Suche im Android Markt eine Handvoll Browser, die versprechen Ihre Erfahrungen beim Browsen auf die eine oder andere Art zu verbessern. Die meisten dieser Browser Apps sind kostenlos erhältlich, aber nur wenige von uns haben die Zeit jede einzelnen zu testen, um herauszufinden, welcher Browser am ehesten unseren Anforderungen genügt. Aber nicht verzweifeln: In diesem Artikel nehmen wir die drei besten Browser-Apps, die auf dem Android-Markt verfügbar sind, genau unter die Lupe und stellen ein paar weitere in einer Tabelle vor. So können Sie sich den Browser aussuchen, der Ihren Anforderungen am meisten entspricht.
Android-Browser
Bevor wir uns den Browser Apps anderer Entwickler zuwenden, sollten wir eine Basis schaffen, indem wir uns Androids Standard Browser genauer ansehen. Das Problem dabei ist, dass die Funktionalität der Standard Browser natürlich, abhängig von den verschiedenen Versionen des Android Systems, variiert. Als Vorlage für diesen Artikel dienst der Standard Browser, der mit Honeycomb 3.2 auf dem ASUS Eee Pad Transformer TF101 ausgeliefert wird. Auch wenn der Browser ausbaufähig wirkt, so verfügt er doch über ein paar praktische Features. Er unterstützt Tabs, also können Sie mehrere Seiten gleichzeitig geöffnet haben und zwischen ihnen hin- und herspringen. Wenn Sie den Google Chrome Browser auf Ihrem regulären Desktop oder Laptop nutzen, werden Sie sich freuen zu lesen, dass der Android-Browser Lesezeichen mit ihm synchronisieren kann. Wenn Sie den Android-Browser starten, synchronisiert er dabei die Lesezeichen im Hintergrund. Die Synchronisation funktioniert auf beiden Wegen, also erscheinen alle Lesezeichen, die Sie in Ihrem Android-Browser hinzufügen, automatisch auch in Google Chrome. Übrigens funktioniert dieses Feature genauso gut mit Google Chrome auf Linux oder auch mit dem Chromium Browser.
Die Adresszeile im Android-Browser verhält sich ähnlich wie die Omnibox in Google Chrome: Sie können die Adresszeile nutzen, um URLs einzugeben oder um Begriffe zu suchen. Wie erwartet, nutzt der Android-Browser Google, um eine Suche durchzuführen, aber er ermöglicht es auch, zu Bing oder Yahoo! zu wechseln, wenn Sie das wollen. Leider kann man keine anderen Suchmaschinen hinzufügen. Eine andere Sache, die der Browser nicht kann, ist das Filtern von Werbeanzeigen, was aber verständlich ist, wenn man berücksichtigt, dass Google sein Geld hauptsächlich mit Werbung verdient. Gut ist, dass der Android-Browser über ein paar Annehmlichkeiten verfügt, die viele User schätzen werden, wie die automatische Eintragfunktion, die Fähigkeit Passwörter und Formulardaten zu speichern, einen Pop-Up-Blocker sowie der Unsichtbarkeitsmodus. DerSettings | Privacy & security -Eintrag erlaubt Ihnen außerdem den Cache und die Chronik zu löschen und alle Cookies zu entfernen.
Der Android-Browser unterstützt keine Erweiterungen, aber der Labs Eintrag unter dem Settings-Abschnitt ermöglicht Ihnen verschiedene experimentelle Features zu aktivieren wie beispielsweise Quick Controls (ermöglicht zu „swipen“, um auf die Schnellsteuerung zuzugreifen und die Anwendungs- und Adressleiste auszublenden) und Google Instant zeigt Ihnen Suchergebnisse während sie schreiben).
Alles in allem deckt der Android-Browser alle Basics ab und verfügt über einige nützliche Features wie die Lesezeichen-Synchronisation und Google Instant. Aber fehlende Werbefiltermöglichkeiten und die beschränkte Erweiterbarkeit machen ihn zu einer eher weniger attraktiven Lösung für Power User.

Zirco
Auf den ersten Blick wirkt Zirco [1] wie eine stark vereinfachte Browser App. Aber lassen Sie sich nicht von Zircos bescheidenem Anschein täuschen: Er ist tatsächlich ein ziemlich kompetenter Browser mit einer Handvoll nützlicher Features. Im Gegensatz zum Android-Browser verfügt Zirco über zwei Leisten: die Adressleiste oben und die Symbolleiste unten. Normalerweise würde das weniger Bildschirmfläche bedeuten, um Webseiten anzusehen, aber Zirco hat eine einfache Lösung für das Problem. Er blendet beide Leisten nach einer vorher festgelegten Zeit aus (standardmäßig nach 2 Sekunden) und Sie können Sie wieder an die Oberfläche bringen, indem Sie auf die sogenannte „Bubble“ tippen – eine halbkreisförmige Einblendung in der unteren rechten Ecke des Bildschirms. Theoretisch ist es möglich, dass automatische Ausblenden zu deaktivieren, sodass die Toolbars die ganze Zeit sichtbar sind (nützlich, wenn Sie Zirco auf einem Tablet PC nutzen, auf dem Sie mehr Bildschirmfläche haben). Aber in unseren Tests hatte das Deaktivieren der automatischen Ausblendfunktion unter dem Abschnitt Preferences keinerlei Auswirkungen auf das Verhalten der Toolbars.
Wie jeder anständige Browser unterstützt Zirco Tabs und er bietet Ihnen dabei zwei Möglichkeiten zwischen den verschiedenen Seiten hin- und herzuwechseln. Sie können entweder die Tab-Schaltflächen nutzen, die auf der rechten und linken Seite des Bildschirms erscheinen, wenn Sie mehrere Webseiten in Ihrem Browser geöffnet haben oder Sie können horizontal zum Bildschirm „swipen“. Letztere Option ist standardmäßig ausgeschaltet, deshalb müssen Sie sie unter Preferences erst einmal aktivieren.
Zirco erkennt automatisch die Lesezeichen, die in Ihrem Android-Browser gespeichert sind, also müssen Sie sie nicht manuell importieren. Doch während der Android-Browser Ihnen ermöglicht, die Lesezeichen in Ordnern anzulegen, stellt Zirco sie nur in einer simplen Liste dar. Das ist kein Problem, wenn Sie nur ein Dutzend Lesezeichen haben, aber es kann eines werden, wenn die Anzahl Ihrer Lesezeichen in die Hunderte oder gar Tausende geht. Sie können die Fähigkeit nutzen, um die Bookmarsk mit dem Google Chrome Browser zu synchronisieren. Apropos Synchronisation: Zirco auch ist in der Lage, Lesezeichen mit dem Firefox Browser zu synchronisieren. Sie können diese Funktion unter dem Eintrag Preferences | Firefox bookmarks synchronization konfigurieren. Mit anderen Worten: Zirco arbeitet bei der Lesezeichen-Synchronisation mit beiden Browsern, also Firefox und Google Chrome, problemlos zusammen.
Ähnlich wie beim Android-Browser können Sie die Adressleiste in Zirco nutzen um URLs einzugeben und Suchen auszuführen. Zirco nutzt standardmäßig die Google Suchmaschine, aber Sie können das einfach unter dem Abschnitt Preferences | Search url ändern. Hier können Sie entweder die Wikipedia Suche auswählen oder Ihre eigene benutzerdefinierte Suche festlegen. Zirco bietet auch einen Werbeblocker, der definitiv eine gute Sache ist. Aber der Werbeblocker entfernt die Werbeanzeigen erst, wenn die Seite schon geladen ist, das heißt Sie sparen keine Bandbreite und Sie werden die Werbung auch noch für einen kurzen Moment sehen. Außerdem kann, den Entwicklern von Zirco zufolge, das Deaktivieren des Werbeblockers auf Seiten, die JavaScript nutzen, diese Seiten dramatisch verlangsamen. Eine Möglichkeit dies zu umgehen, besteht darin, JavaScript-überladene Seiten zur White List Ihres Browsers hinzuzufügen.
Natürlich gibt Ihnen Zirco volle Kontrolle über Ihre persönlichen Datenschutzeinstellungen und Sie können diese unter dem entsprechenden Abschnitt auf dem Preferences Screen verwalten.
Obwohl Zirco keine Erweiterungen unterstützt und sein Werbeblocker nicht perfekt ist, ist er ein ziemlich guter Browser, der seine Arbeit gut macht. Er kann den Android-Browser zwar nicht ersetzen, aber als Backup-Browser fungieren.
Trotz seiner geringen Größe (ca. 3MB) bündelt der Dolphin Browser [2] eine beeindruckende Reihe an Features, die selbst die anspruchsvollsten Power User zufriedenstellen werden. Während der ersten Inbetriebnahme hilft Ihnen ein einfacher Wizard den Browser zu konfigurieren, Ihre Lesezeichen zu importieren und einen Account mit dem Dolphin Service zu erstellen. Letzteres erlaubt Ihnen Lesezeichen zwischen verschiedenen Dolphin Browser Installationen zu synchronisieren (praktisch, wenn Sie mehrere Android Geräte nutzen). Sie können sich mit Ihren Google- oder Facebook-Zugangsdaten bei diesem Dienst anmelden. Auf den ersten Blick wirkt Dolphins Benutzeroberfläche wie ein normaler Browser: es gibt Tabs und Adressleisten im oberen Bereich, welche Sie nutzen können, um URLs einzugeben und Suchen auszuführen. Aber wenn Sie zur rechten Seite wischen, finden Sie eine Sidebar mit den Lesezeichen. Wenn Sie das Quick Access-Menü am Ende der Sidebar auswählen, haben Sie Zugang zu History, Settings, Add-ons und anderen Bereichen. In der unteren, linken Ecke des Hauptbildschirms werden Sie außerdem eine halbkreisförmige Einblendung bemerken. Tippen Sie darauf, können Sie Ihren Browser mittels „Gestures“ (Gesten) steuern. Dolphin unterstützt eine große Anzahl an vorgegebenen Gesten, die es Ihnen ermöglichen praktisch jede Aktion auszuführen: zurück, vor, neuer Tab, Tab schließen, aktualisieren und so weiter. Um eine Liste aller Gesten und ihrer Erläuterungen anzuzeigen, drücken Sie die Schaltfläche Quick Access | Gesture. Hier können Sie außerdem Ihre eigenen Gesten anlegen.
Der Startbildschirm des Dolphin Browsers ist in zwei Seiten aufgeteilt: Speed Dial und Webzine. Die Speed Dial-Seite enthält Shortcuts (Tastenkombinationen) zu den Webseiten, die Sie am häufigsten besuchen. Zudem können Sie der Seite Ihre eigenen Shortcuts hinzufügen. Webzine ist ein ziemlich einzigartiges Feature, welches ausgewählte Webseiten als gut lesbare Magazine präsentiert. Sie können diese aus einer großen Auswahl an Webseiten aussuchen.
Sie sind nicht zufrieden mit Dolphins Standardfeatures? Sie können die Funktionalität des Browsers erweitern, indem Sie Add-ons installieren. Die Liste von Dolphins Add-ons ist ziemlich kurz, aber es gibt ein paar Module, die Sie praktisch finden könnten. Um Add-ons anzuzeigen und zu managen, swipen Sie zur linken Seite und tippen Sie auf die Add-on-Schaltfläche. Tippen Sie dann auf den Link Get more Add-ons, um die Liste der Dolphin Add-ons zu sehen. Welche Module Sie zur Installation auswählen, hängt natürlich von Ihren jeweiligen Bedürfnissen ab. Aber es gibt verschiedene Add-ons, die Sie haben sollten, um Ihr Browsen effizienter zu gestalten. Diese sind Dolphin Read Later (ermöglicht Ihnen Seiten mit dem Read It Later Service zu speichern), Web to PDF (speichert Seiten im PDF-Format, um sie offline zu lesen) und Dolphin Screen Cut (macht Screenshots von einer Webseite oder einem ausgewählten Bereich).
Trotz seiner beeindruckenden Funktionalität, hat Dolphin ein paar Defizite. Erst einmal unterstützt Dolphin keine Synchronisation mit gebrauchsfertigen Desktop Browsern. Wenn Sie also Ihre Lesezeichen synchronisieren wollen, müssen Sie auf eine Fremdanbieterlösung wie die Premium Version von Xmarks zurückgreifen. Dolphin bietet nur zwei Alternativen zur standardmäßigen Google Suchmaschine – Yahoo! Und Bing – und man kann keine benutzerdefinierten Suchmaschinen festlegen. Schließlich verfügt der Browser auch nicht über einen Werbefilter. Das bezahlte Dolphin License Add-on verspricht zwar Werbeanzeigen von den Webseiten zu entfernen, aber in unseren Tests hat es das nicht geschafft. Abgesehen von diesen Einschränkungen ist Dolphin ein wirklich beeindruckender Browser und stellt eine ideale Alternative zum standardmäßigen Android-Browser dar.
Firefox
Die mobile Version von Firefox ist auf dem Android Markt in zwei Formen erhältlich: Firefox und Firefox Beta [3]. Wir entschieden uns letzteren zu testen, da diese Version Tablet PCs unterstützt und einen guten Eindruck vermittelt, was wir von kommenden Firefox-Versionen zu erwarten haben.
Zunächst macht Firefox keinen besonders positiven Eindruck. Das Download-Paket ist überwältigende 15 MB schwer und einmal installiert, braucht die App mit ihren Daten bis zu 25 MB Speicherplatz. Schlimmer noch, Firefox startet mit einer merklichen Verzögerung. Es dauert zwar nur 2-3 Sekunden, aber im Vergleich zu anderen Android Apps, die sich sofort öffnen, fühlt sich das an wie eine Ewigkeit. Allerdings, wird es ab jetzt besser. Die Benutzeroberfläche des Browsers weist eine separate bewegliche Sidebar auf, um Tabs zu managen und die Adresszeile kann zur Suche genutzt werden. Wenn man einen Tab schließt, erscheint er am Ende der Sidebar und man kann den Tab wiederherstellen, wenn man dort auf ihn tippt. Zudem zeigt Firefox beim Starten auf der Startseite praktischerweise eine Liste der Tabs der letzten Sitzung und man kann jeden einzelnen Tab durch Antippen öffnen. Unter dem Abschnitt Tabs from other computers auf der Starseite kann man Tabs öffnen wie auch auf die Chronik und Lesezeichen Ihres Firefox-Exemplars auf Ihrem regulären PC zugreifen. Um dieses Feature zum Laufen zu bringen, müssen Sie ein Synchronisationskonto auf der Desktop-Version von Firefox erstellen und sich dann über Firefox auf Ihrem Android-Gerät damit verbinden. Dies ist eine unkomplizierte Prozedur, die nur einige Minuten dauert.
Was die Add-ons betrifft, brilliert Firefox richtig. Das offizielle Repository der Add-ons für die mobile Version des Browsers enthält verschiedene, wirklich nützliche Module. Diese beinhalten das beliebte Adblock Plus Werbefilter-Add-on, Readability um Webseiten zum einfacheren Lesen umzuformatieren, LastPass Passwort Manager und viele andere. Trotz der Beta-Kennzeichnung funktioniert die Android Version von Firefox relativ gut. Das einzige Manko ist, dass das Scrollen der Seiten manchmal ein bisschen ruckartig verläuft. Davon abgesehen, gibt es nichts zu beanstanden.
Kurzum, wenn Sie Firefox als bevorzugten Browser auf Ihrem Desktop nutzen, ist es wegen seiner Synchronisationsfähigkeiten äußerst sinnvoll, ihn auch auf Ihrem Android Gerät zu installieren. Der Support für Add-ons und eine relativ große Auswahl an Modulen machen Firefox zur besten Wahl für Power User. Wenn aber Geschwindigkeit und Größe die Schlüsselkriterien für Sie sind und Sie Firefox nicht auf Ihrem regulären Rechner nutzen, dann passen wohl andere Browser besser zu Ihnen.


Fazit
Alle im Android Market erhältlichen Browser in einem Artikel abzuhandeln, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Aber wir haben die interessantesten Browser geprüft und unsere Ergebnisse in einer gut lesbaren Tabelle zusammengetragen. Also werfen Sie einen Blick darauf und suchen Sie sich den Browser aus, der Ihren Anforderungen genügt.