Wer sich ein Nexus 4 gekauft hat, weiß in der Regel das Stock Android zu schätzen und verzichtet gerne auf den üblichen Schnickschnack der Hersteller. Es gibt jedoch auch ein paar interssante Custom-ROMs für das Google-Handy. Wir stellen sie vor.
Der Genuss von purem Android gehört zu den klaren Vorteilen von Nexus-Geräten. Trotzdem können alternative Firmware-Dateien, sogenannte Custom-ROMs nicht nur Spaß machen sondern auch nützlich sein: Oft kommen so interessante neue Funktionen auf Ihr Handy, durch die Sie es besser an Ihre Gewohnheiten anpassen können. In diesem Artikel stellen wir Ihnen die – unserer Meinung nach – drei besten Custom-ROMs für das Nexus 4 vor und erklären Ihnen, wie Sie diese auf Ihrem Gerät installieren.
Voraussetzungen
Um eine der hier vorgestellten Firmware-Dateien installieren zu können, muss Ihr Nexus 4 über einen entsperrten Bootloader und ein Custom Recovery verfügen. Hierzu haben wir bereits einen Artikel in Android User 02/2013 veröffentlicht, der nach wie vor aktuell ist und auf unserer Webseite frei online steht [1]. Mit gesperrtem Bootloader ist die Installation eines Custom-ROMs unmöglich. Beachten Sie, dass beim Entsperren des Bootloaders alle Daten auf dem Nexus 4 gelöscht werden!
CyanogenMod
CyanogenMod ist wohl eindeutig das bekannteste und meist eingesetzte Android-ROM. Zum einen ist es für sehr viele Geräte erhältlich, und zum anderen erweitert es das Android-System von Google um viele nützliche Funktionen. Oft wird das ROM außerdem als Update auf eine höhere Android-Version genutzt, wenn es von offizieller Seite keine Aktualisierung mehr gibt.
Aktuell gibt es für das Nexus 4 die "Stable" Version basierend auf Android 4.2.2 sowie eine "Nightly" Version. Diese kommt schon mit Android 4.3 daher, es kann jedoch sein, dass im System Bugs auftreten, oder das eine oder andere Feature noch nicht vollständig funktioniert. Wir haben für diesen Artikel CyanogenMod in der Nightly Version getestet und konnten keinerlei negative Auswirkungen feststellen.
Wie bereits erwähnt glänzt CyanogenMod mit eine Vielzahl an Einstellungsoptionen und Features. An die vom ROM bereitgestellten Optionen gelangen Sie, indem Sie die Android eigenen Einstellungen aufrufen. Von dort aus können Sie auf die neuen Menüpunkte zugreifen und Einstellungen vornehmen. Im Vergleich zum AOKP-ROM (Open Kang), welches auch extrem viele Einstellungen mit sich bringt, liegt ein großer Vorteil von CyanogenMod in der Geschwindigkeit und Performance des gesamten Systems. Das Nexus 4 lässt sich sehr flüssig bedienen, und durch die Animationen macht das Arbeiten noch mehr Spaß. Außer der umfangreichen Konfiguration bietet das CyanogenMod-ROM einige eigene Apps. So ist ein sehr guter Equalizer, ein systemeigener Dateiexplorer sowie die neue Kamera App "Focal" an Board. Mit letzterer sind Sie in der Lage mit Ihrer Smartphone-Kamera viele Profifunktionen zu nutzen, wie beispielsweise den ISO Wert selbst festzulegen. Zudem gibt es nun auch einen separaten Login-Dienst von CyanogenMod, um das Handy zu finden oder es zurückzusetzen.
Die Installation ist nach dem Entsperren des Bootloaders via Custom Recovery recht einfach: Sie benötigen nur das ROM sowie die aktuellen Google Apps für das Nexus 4. Das ROM können Sie sich unter get.cm [2] von den offiziellen Servern herunterladen, die Google Apps unter goo.im/gapps [3]. Anschließend verschieben Sie die zwei Dateien auf Ihr Nexus 4. Beim Wechsel auf CyanogenMod ist ein sogenannter "Full Wipe" von Nöten. Er sorgt dafür dass all Ihre persönlichen Daten wie Apps gelöscht werden und das Gerät auf den Auslieferungszustand zurückgesetzt wird. Führen Sie den Full Wipe vor dem Flashen durch, denken Sie aber daran ggf. Daten und Apps zuvor mit einer Backupsoftware zu sichern.
Den Wipe erreichen Sie beispielsweise im Team Win Recovery unter dem Menüpunkt Wipe. In dem Falle, dass Sie bereits eine alte Version des CyanogenMod-ROMs installiert haben, reicht ein Wipen des Dalvik Cache und des Caches aus. Nach dem erfolgreichen Wipen sind Sie nun bereit, das ROM sowie die Google Apps zu flashen. Wählen Sie im Flash Menü Ihres Custom Recovery System zunächst das ROM aus und erst danach die Google Apps. Diese Reihenfolge ist wichtig, andernfalls werden die Google Apps vom ROM wieder entfernt. Nach dem zweimaligen Flashen starten Sie Ihr Nexus 4 einfach neu, schon begrüßt Sie CyanogenMod.



Paranoid ROM
Bunt, innovativ und anpassbar: dies sind einige der Merkmale des Paranoid ROMs. Es erweitert Ihr Gerät zwar nicht um so viele Einstellungsmöglichkeiten wie das CyanogenMod-ROM, dafür bietet es aber mit den "Hybrid Properties" die einzigartige Option zwischen verschiedenen UI-Typen zu wechseln. Konkret heißt das, dass Sie auf dem 4,7-Zoll-Bildschirm des Nexus 4 die Tablet-Oberfläche aktivieren können. Ob für das komplette System oder nur für einzelne Apps bleibt Ihnen freigestellt. Dies führt dazu, dass Sie den vorhandenen Platz auf Ihrem Display viel besser ausnutzen können und mehr Informationen auf einmal auf das Display passen. Generell legen die Entwickler beim Paranoid ROM viel Wert auf Optik. Sie können mit der Einstellungsapp des ROMs die Farben Ihres Systems, der Navigationsleiste, Statusleiste etc. anpassen und diese Parameter sogar bei jeder einzelnen App anders einstellen.
Trotzdem kommen auch die Features nicht zu kurz: Das Paranoid ROM enthält eine neuartige Benachrichtigungszentrale namens HALO, welche an die Facebook Chatheads erinnert, jedoch mit jeder beliebigen App zusammen funktioniert. Dabei ist es möglich, während eines Spiels auf eine eingehenden Benachrichtigung über ein Pop Up zu reagieren, ohne das Spiel verlassen zu müssen! Von diesem innovativen Feature machen Sie sich am Besten ein eigenes Bild [4].
Die Installation verläuft ähnlich wie bei CyanogenMod: Ein Full Wipe benötigen Sie bei der ersten Installation des ROMs, den Dalvik Cache und den Cache zu leeren reicht bei einem Update. Sie benötigen wieder zwei Dateien, das ROM und die Google Apps. Diesmal sind es allerdings auch spezielle Google Apps von den Paranoid ROM Entwicklern für Ihr ROM angepasst. Herunterladen können Sie sich das Nexus 4 ROM auf der Projekt-Webseite [5], die Paranoid ROM Google Apps finden Sie unter goo.im [6].
Chameleon OS ROM
Der Name ist Programm! Das Chameleon OS ROM kommt exotisch daher und bringt frisches grün in die sonst so blaue Android-Landschaft. Ähnlich wie beim Miui ROM besitzt das Chameleon OS ROM einen umfangreichen Theme Manager. Hier erhalten Sie online Themes, die Sie nach Lust und Laune anpassen und miteinander kombinieren können. Von Haus aus sind die Google Apps umgestylt und dem grünen Chameleon OS Look angepasst. Außerdem haben die Entwickler an einigen Stellen Verbesserungen vorgenommen. In den Einstellungen wischen Sie beispielsweise das Menü von Links in den Bildschirm herein und müssen nicht immer eine Ebene höher wechseln, um in eine andere Kategorie zu gelangen.
Ungeachtet dieser optischen Features läuft das Chameleon OS ROM sehr flüssig und angenehm schnell. In Sachen Geschwindigkeit können Sie als Poweruser auch selbst Hand anlegen und in den Einstellungen unter Performance entscheidende Paramter anpassen. Ein Übertakten des Prozessors oder das Ändern des I/O Schedulers ist von hier aus kein Problem: Achten Sie aber darauf, dass Sie Ihr Gerät nicht mit übertriebenen Werten zum Absturz bringen oder gar beschädigen. Zusätzlich zu den Performance-Einstellungen können Sie in der Kategorie System weitere Einstellungen zum ROM vornehmen. Etwa besteht die Möglichkeit unter Quick Settings Panel die Belegung der Schnellstartkacheln zu veränderen. Eine andere interessante Funktion des ROMs finden Sie in den ROM Einstellungen unter Appbar. Die sogenannte Appbar kann nach der Aktivierung durch einen Wisch vom linken Displayrand aus eingeblendet werden und bietet schnellen Zugriff auf vorher definierte Apps. Das Prinzip ist in der Art von Ubuntu Phone bekannt, verrichtet dank Chameleon OS allerdings schon jetzt seinen Dienst und hilft beim schnellen Starten und Zugriff auf Apps.
Die Installation des Chameleon OS ROM läuft in etwa wie auch beim CyanogenMod ROM und dem Paranoid ROM ab. Unter [7] sind die ROM-Dateien verfügbar und unter [8] die passenden Google Apps. Wir empfehlen Ihnen allerdings beim Chameleon OS jedes mal einen Full Wipe zu machen, auch beim Updaten von einer ROM-Version zur nächsten.

Fazit
Mittlerweile sind sehr viele ROMs für das Nexus 4 verfügbar. Nicht alle sind gut, dennoch lohnt es sich, einen Blick auf die Custom-ROM-Szene zu werfen. So schwer ist die Installation nicht und der Aufwand macht sich für die Features, die Sie bekommen auf jeden Fall bezahlt. Zu welchem der vielen Kandidaten Sie greifen, bleibt Ihre Entscheidung. Der eine mag es lieber optisch minimalisitsch, der andere möchte einfach nur möglichst viele Funktionen und Features. Wir sehen diese Freiheit auch als großen Pluspunkt bei Android: Denn wenn es Ihnen mit dem aktuellen ROM einmal langweilig wird, können Sie einfach ein neues ausprobieren, experimentieren und Erfahrungen sammeln.
Infos
- Root-Anleitung für das Nexus 4: https://www.android-user.de/Magazin/Archiv/2013/02/Root-Anleitung-fuer-Nexus-4-Nexus-7-und-Galaxy-Nexus
- CyanogenMod für das Nexus 4: http://get.cm/?device=mako
- Google Apps für das Nexus 4: http://goo.im/gapps
- Video zu HALO: http://youtu.be/d5WljHcOyXs
- Paranoid ROM für das Nexus 4: http://goo.im/devs/paranoidandroid/roms/mako
- Google Apps für Paranoid ROM: http://goo.im/devs/paranoidandroid/roms/gapps
- Chameleon OS für das Nexus 4: http://goo.im/devs/ChameleonOS/roms/mako
- Google Apps für Chameleon OS ROM: http://goo.im/gapps