Wenn du schon immer mal gerne Kopfgeldjäger spielen und deine Feinde bei lebendigem Leibe verschlucken wolltest, dann ist Oddworld Stranger’s Wrath genau das passende Game für dich. Ich habe den „Klassiker“ vor drei Tagen gleich bei der Veröffentlichung gekauft und bin nun auch dazugekommen, das Game gebührend anzuspielen.
Natürlich darfst du für dieses Spiel keine Abneigung gegen unheimlich wüste Kreaturen, karge Landschaften und Wortwitz haben. Denn davon gibt es im Teil „Stranger’s Wrath“ der Oddworld-Serie mehr als genug. Den ursprünglich 2005 für die XBox programmierte und 2011 in einer HD-Version für die PS3 und PC erschienenen dritten Teil der Oddworld-Geschichte gibt es seit einer Woche auch für Android und iOS. Ich habe das Spiel auf dem SHIELD Tablet und dem Nexus 9 getestet, wobei es sich auf dem SHIELD Tablet aufgrund des Formfaktors besser ohne Controller spielen lässt. Mit Controller ist es egal, welche Größe das Tablet besitzt. A propos Größe: Das Game selbst ist über 1 GByte groß.



Langwieriges Tutorial
Bevor du mit dem eigentlichen Spiel anfängst, musst du zuerst ein recht lange geratenes Tutorial durchspielen. Du lernst, wie man hüpft, springt und kämpft, welche Tiere sich auf deiner Armbrust am besten als Waffen einsetzen lassen und natürlich, wie du deine Gegner bei lebendigem Leibe verschlingst. Denn das ist deine Hauptaufgabe als Kopfgeldjäger bei diesem Game: möglichst viele gesuchte Verbrecher tot oder lebendig einzufangen und dafür anschließend Prämien zu kassieren.


Während des Tutorials kommt das leider (noch) etwas zu kurz und man hat das Gefühl, als Einzelkämpfer in weiter Ferne von Bergstollen zu Bergstollen zu rennen (nach dem vierten Aufzug stellt sich ein starkes Déja-Vu ein) und nicht wirklich viel dazu zu lernen, geschweige denn Fortschritte zu machen. Doch ich kann dich beruhigen: dass das Tutorial so langweilig ist, hat seinen Grund. Denn sonst würdest du dir die wirklich wichtigen Grundlagen vielleicht nicht aneignen und in der freien Wildbahn nur allzu schnell auf der Strecke bleiben. Dennoch könnte das Lernen etwas mehr Spaß machen.


In der Stadt
Hast du dir die Funktionen sämtlicher Viecher gemerkt? Fein, dann kannst du endlich mit dem Spielen loslegen und zwar in der Stadt West-Mudos, die von ulkigen Pinguinen bewohnt wird (zumindest denke ich, dass es Pinguine sind, die sich in die Wüste verirrt haben). Hier führt dich dein erster Trip in den Bounty Shop. Hier gibt es keine Bountys, Mars und Snickers, sondern hier lieferst du die im Tutorial erlegten Feinde ab, kassierst für das Brechen der Übeltäter massiv Kohle alias Moola und holst dir dann einen neuen Auftrag.


Später lohnt sich auch ein Besuch im Krämerladen und anderen Wohnhäusern der Stadt. Lass dir dabei den Spaß nicht nehmen, ein paar Pinguine anzurempel oder mit ihnen zu ratschen. Die Untertitel sind zwar nicht immer so witzig, wie die englischen Originaltexte, aber manchmal sind auch die Übersetzungen selbst witzig. Falls du im Krämerladen vorbeikommst: wirf einen Blick in die Maschine mit dem blauen X-Button. Sie zeigt dir deine Zukunft…

In-App-Käufe gibt es übrigens keine, das Spiel kostet einmalig 4,65 Euro.

Wenn du dich für einen Auftrag entschieden hast, dann gibt es kein Zurück mehr, denn die Tore der Stadt bleiben hinter dir so lange verschlossen, bist du den Auftrag erledigt hast oder mit deinem Leben als Versager büßt. Und selbst wenn du es geschafft hast, dann bleibst du der Fremde „Stranger“, den man nicht besonders gerne sieht, der aber immer mehr willkommen ist.
Gameplay und Grafik
Oddworld Strangers Wrath lässt sich mit oder ohne Controller spielen. Ohne Controller hat uns besonders gut gefallen, dass man sich durch drehen und kippen des Smartphones/Tablets umschauen kann. Die Steuerung erfordert etwas mehr Geschick als mit einem separaten Controller, dafür haben die Entwickler die Button gut ge(kenn)zeichnet, sodass du eher verstehst, welcher Button wozu gut ist.

Ein großes Lob gibt es auch für die Google Play Games Integration und dafür, dass man die Spielstände auch zu Google Drive hochladen kann. Sollte nach acht Stunden Nonstop-Gaming dein Androide abstürzen, sodass du ihn auf die Werkseinstellungen zurücksetzen musst, dann sind immerhin die Spielstände dank Autosave gesichert. Ok, das war jetzt ein schlechtes Beispiel, denn aufgrund der anspruchsvollen 3D-Grafik hält dein Androide eh keine 8 Stunden durch und abgestürzt ist das Spiel auch kein einziges Mal, aber who knows ;-)
Die Google-Play-Games-Integration hilft dir auch, eine der 34 möglichen Belohnungen zu sichern und damit mächtig XP zu sammeln. Und du siehst, wie schnell du im Vergleich zu anderen Spielern bist. Als Nicht-Profi-Zocker habe ich für das Tutorial eine halbe Stunde gebraucht, andere bekommen das in 10 Minuten hin.

Die Grafik ist gut, entspricht aber weitgehend dem Stand von PC-Spielen vor 5 Jahren. Gerade auf dem SHIELD Tablet und dem Nexus 9 hätten wir bei maximalen Grafikeinstellungen noch etwas mehr Detailtreue bei den Hauptcharakteren erwartet. Aber das stört dich kaum noch, wenn du gleichzeitig gegen zehn oder mehr Gegner kämpfen musst.

Als etwas störend empfanden meine Mitbewohner das andauernde monotone Stöhnen des Hauptprotagonisten, der ständig „Hau“ und „Harr“ schreit, aber über die Einstellungen lässt sich die Lautstärke anpassen. Mit Kopfhörern macht das Game übrigens noch mehr Spaß.

Fazit
Oddworld Stranger’s Wrath macht schon nach kurzer Zeit eine Menge Spaß und fordert das Ego heraus. Die Grafik ist zwar nicht umwerfend, weil die ganze Atmosphäre des Spiels eher etwas düster und hässlich ist, und durch das Tutorial musst du einfach durch. Dafür sind die Dialoge äußerst witzig und die Story einfallsreich. Das Spiel ist die 4,65 Euro in jedem Fall wert, egal ob du einfach gerne ballerst oder mit Köpfchen spielst!
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