Kennen Sie noch den Horror-Schocker „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“? Google sollte den Titel eigentlich umschreiben, denn „Google weiß ganz genau, was du letzten Sommer getan hast und wo du die den Sommer über warst“. Wer bei der Einrichtung des Handys nicht aufpasst, erlaubt Google die Standortdaten des Handys auf immer und ewig zu speichern. Wir zeigen Ihnen welche Daten gespeichert werden und wie Sie diese wieder löschen.
Wer die die auf Google Maps basierende Google Location History unter der URL https://maps.google.com/locationhistory öffnet, wird wahrscheinlich erstaunt, fasziniert und schockiert zugleich sein. Bei auf dem Handy aktivierten Standortbericht und Standortverlauf sichert Google sämtliche Ortsdaten, aller mit Ihrem Google-Konto verknüpften Android-Geräte.
Google weiß, was du letzten Sommer getan hast!
So sehen Sie, wo Sie sich die Woche über aufgehalten habe, wohin Sie am Wochenende pendeln auch auch wo Sie den Sommer über waren — Was Sie den letzten Sommer getan haben, weiß Google aus den E-Mail-Bestätigungen Ihrer Hotel- und Reisebuchungen in Ihrem Gmail-Account und den Zielen Ihrer Ausflüge. Bei einem Klick auf den kleinen Play-Button links unten in der Karte können Sie Ihr Bewegungsprofil sogar als Film abspielen lassen.



Das Dashboard erstellt aus den gesammelten Positions-Daten dann Statistiken. Wie lange waren Sie auf der Arbeit, wie lange zuhause, wie lange unterwegs. Welche Orte haben Sie regelmäßig besucht, wie oft und wann? Welche Länder besucht, wohin gingen Ihre Reisen generell? Unser Google-Profil enthielt Ortsdaten bis einschließlich Juli 2012.

Google scheint die Daten aber bislang nur „Live“ zu verarbeiten, eine Reise in die USA — bei der das Handy nie per WLAN oder Mobilfunk ins Netz gekommen ist — zeichnete Google nicht auf. Ohne populistisch wirken zu wollen: NSA und GCHQ sind mit Sicherheit sehr interessiert an diesen Daten und filtern auffällige Reiseziele aus diesen heraus.
Übermittlung der Standort-Daten deaktivieren
Ganz ungefragt übermittelt Google diese Daten nicht. Ab Android „Jelly Bean“ 4.1 fragt Sie der Einrichtungs-Assistent, ob Sie den „Standort-Zugriff für Apps von Google“ erlauben möchten. Lassen Sie diese Option aktiviert, schleppen Sie von jetzt an immer eine kleine GPS-Wanze mit sich herum. Wer auch immer Zugriff auf Ihren Google-Account hat — ob nun direkt oder über eine Hintertür — weiß wo Sie sind und wo sie waren.

Abstellen lässt sich diese Funktion jedoch nicht mehr ganz so einfach. Zuerst würde man wohl unter Einstellungen | Standortzugriff nach der entsprechenden Option suchen, doch doch der Punkt WLAN- & Mobilfunknetz-Standort beeinflusst nicht die personalisierte Standort-Sammelei. Für diese ist nicht das Android-System an sich verantwortlich, sondern Googles persönlicher Assistent Google Now.
Rufen Sie diesen durch einen längeren Tipper auf den Home-Button oder über einen Wisch ausgehend von diesem nach oben auf, und öffnen die Einstellungen. Je nach Handy machen Sie dies über den Menü-Button Ihres Geräts oder das Kontext-Menü, das erscheint, wenn Sie in Google Now ganz ans Ende scrollen. Über Datenschutz & Konten | Google-Standorteinstellungen kommen Sie dann zu den relevanten Einstellungen. Alternativ gelangen Sie ab Android 4.1 über die „Google-Einstellungen-App“ und den Punkt Standort zu diesen Menüpunkten.

Hier müssen Sie nun zwischen dem Standortbericht und dem Standortverlauf unterscheiden. Der Standortbericht sagt dem System seine Position regelmäßig unter Ihrem Google-Konto online zu speichern. Außerdem ermittelt die Funktion, ob Sie zu Fuß, per Rad oder Auto unterwegs sind, diese Daten werden ebenfalls übermittelt. Die Einstellung lässt sich für jedes Gerät einzeln festlegen, Sie können also die Funktion auf dem Handy aktivieren und auf dem Tablet deaktivieren, so wird nur ein Bewegungsprofil des Handys erstellt.
Der Standortverlauf fügt die einzelnen Standortberichte zu einem großen Bild zusammen. Eben dem, das Sie auf der Google Location History unter Webseite maps.google.com/locationhistory einsehen können. Die Daten werden dann etwa von Google Maps dazu benutzt, um Suchergebnisse auf von Ihnen besuchte Orte auszurichten oder um Google Now Ihnen Mitteilen zu lassen, dass Sie auf dem Weg zur Arbeit vermutlich Stau haben werden. Die Einstellung gilt für alle Ihre Geräte.


Zum Deaktivieren der Standort-Funktion tippen Sie oben in der Kopfzeile der Dialoge jeweils auf den An-/Aus-Schalter. Optional können Sie hier auch den bisher gesammelten Standortverlauf komplett von den Google-Servern löschen. Die Konsequenz von diesem Schritt wird sein, dass Google Now Ihnen in Zukunft keine treffenden ortsbezogenen Hinweise mehr liefern wird.
Alternativ können Sie die „Location History“ auch direkt über das Web-Frontend des Dinestes löschen. Dort haben Sie mit den Punkten Delete history from this day, Delete history from this time period oder auch Delete all history die Möglichkeit einzelne Tage, ganze Zeitspannen oder auch die komplette Historie zu löschen. Wer die gesammelten Daten selber weiterverarbeiten möchte, kann diese über Export to KML auch exportieren.
Android User meint…
Auch wenn Google Now eine praktische Funktion von Android ist, den wenigsten Android-Usern dürfte klar sein, in welchen Umfang sie es mit dem Setzen dieser zwei Schalter bei der Einrichtung des Handys Google erlauben Daten zu sammeln. Google sollte die Funktion als Opt-In anbieten und nicht als Opt-Out, denn die meisten User werden diese Dialog ohne Rückfragen abnicken.
In den falschen Händen sind die gesammelten Google-Daten eine mächtige Waffe. Behörden müssen nicht mal mehr die Daten von Mobilfunkmasten auswerten und die Besitzer der eingeloggten Geräte ermitteln — was bei Prepaid-Karten oft gar nicht möglich ist. Google könnte einer Behörde ganz einfach sagen, wer (oder zumindest welcher Benutzer-Account) sich im Gebiet einer Demonstration aufgehalten hat und wo dieser wann wohin gegangen ist.