Sie schläft am besten, wenn es absolut dunkel ist. Er wiederum kann nicht aufwachen, wenn es am morgen nicht hell im Zimmer ist. Also müssen die Jalousien offen bleiben. Doch Sie macht sie wieder zu. Einen möglichen Ausweg aus diesem Dilemma bieten Lichtwecker, doch die sind ziemlich teuer.
Gehören Sie auch zu den geplagten Menschen, die nur bei absoluter Dunkelheit gut schlafen, aber zum Aufwachen Licht brauchen? Dann müssen Sie entweder weit weg aufs Land ziehen, wo es nachts keine Straßenbeleuchtungen gibt oder Sie kaufen sich einen Lichtwecker, der am Morgen automatisch das Schlafzimmer peu a peu erleuchtet und Sie somit sanft aus dem Tiefschlaf weckt. Doch gute Lichtwecker sind teuer. Deshalb hat der Entwickler Christian Kaiser einen Selbstversuch gestartet und eine Android-App programmiert, die das Display eines Tablets oder möglich großen Smartphones als Lichtquelle und Wecker benutzt. WakeLight heißt das Resultat, das es für 2,99 Euro bei Google Play zum Download gibt.
Christian hat uns auf seine App aufmerksam gemacht und auch einen kurzen Bericht zur Entstehung und zu den Vorteilen der App geschrieben, den wir hier auf Android User gerne veröffentlichen.
„Meine Begegnung mit Lichtweckern ist schon eine Weile her, als eine Bekannte Schlaf- und vor allem Aufwachprobleme hatte. Nach einiger Suche im Internet fand ich unterschiedliche Alternativen zu normalen Standardweckern, die angenehmste schien mir ein Lichtwecker, sodass ich einen solchen kaufte. Und tatsächlich hatte dieser sogar noch einen größeren positiven Einfluss als ich erhofft hatte. Mittlerweile haben mehrere Personen in meiner Umgebung Lichtwecker, und diese – zugegebenermaßen kleine und subjektive, daher nicht belastbare – Statistik deutet daraufhin, dass es sich tatsächlich um einen wahrnehmbaren Effekt handelt.
Warum hat sich das noch nicht verbreitet? Viele Leute wissen vermutlich gar nicht, dass es Lichtwecker gibt oder die Dinger werden zu Unrecht in die Esoterik-Ecke geschoben. Außerdem sind die Wecker mit rund 100 Euro nicht gerade günstig.
Was hat das alles mit Android zu tun? Nun, natürlich wollte ich nach den Erfolgen selbst auch einen haben, aber erstens sind diese wie beschrieben nicht ganz günstig, und zweitens habe ich ein großes 10 Zoll-Tablet, das mich im Dunkeln auffällig blendet, Neugierde und Programmiererfahrung. Es gab zwar damals bei Google Play schon zwei Lichtwecker-Apps, aber beide funktionierten… nun ja… vorsichtig ausgedrückt: nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe. Deshalb entschloss ich mich, eine eigene App zu programmieren.

Ein großer Vorteil der App gegenüber den Hardware-Konkurrenten ist, dass man so einen Lichtwecker in Urlaub mitnehmen kann, ohne dass er das Gepäck nennenswert belastet. Zusätzlich kann man die Umgebung des Bettes stromlos schalten, denn der Wecker braucht nicht viel Energie, man kann ihn auch ohne Netzteil sorglos benutzen, wenn der Akku nicht ganz leer ist, eine Lichtsequenz schlägt bei meinen Iconia A510 mit weniger als 5% Verbrauch zu Buche.
Wer auf die optionale Wettervorhersage verzichten kann, betreibt das Gerät einfach im Flugmodus, um alle Funk-Module des Tablets abzustellen. Das Tablet selbst ist so bis zum Beginn der Lichtsequenz abgestellt und inaktiv. Herausgekommen ist eine App, die für Tablets optimiert ist. Die Benutzeroberfläche spielt ihren Charme zielgerecht ab 7 Zoll aus: Da mir kleinere Geräte von der absoluten Leuchtkraft her zu schwach erschienen, hatte das Design dafür keine hohe Priorität. Für eigene Tests habe ich die App dann mal auch für kleinere Displays freigegeben, und prompt hat sich ein Kollege für meine App bedankt, da er sogar mit seinem 5 Zoll- Smartphone ausgeglichener wach wird. Wenn man das Smartphone angelehnt neben das Bett stellt, so daß das Display senkrecht auf den Schläfer zeigt, reicht also auch die Leuchtkraft eines kleineren Displays.

Ich selbst werde bei meinem großen Tablet meist schon mitten während der Lichtphase wach. Nun kann man natürlich mit einem Tablet mit Leichtigkeit mehr Dinge tun als mit einer einfachen Wecker-Hardware, und so kamen nach und nach ein paar nette Features hinzu zu den üblichen Möglichkeiten wie Dauer der Lichtphase, Auswahl eines Wecktons oder der Musik und dergleichen. Von Anfang an konnten man Wochentags-Vorlagen anlegen, die man ein- oder ausschalten kann, einzelne Termine dieser Vorlagen verlegen, wenn man zu lange unterwegs war nachts, oder einzelne Termine beispielsweise für Wochenende oder Ferien anlegen. Standard-Weckzeiten werden gemerkt, so dass man schnell aus diesen aussuchen kann, wenn man einen neuen Termin anlegen will. Ein kleines Widget für den Homescreen, um die nächste Weckzeit einfach überprüfen zu können, ist natürlich auch ein Muß. Danach wollte ich noch mehr lernen über Android, und wenn man die Ortsbestimmung zuläss, kann man sich Sonnenaufgang und Untergangszeit auf dem Weckschirm anzeigen lassen, und optional die Wettervorhersage für den folgenden Tag. Eine der schönen Entwicklungen der heutigen Zeit ist, dass es im Internet Anbieter gibt, die diese Daten bei geringer Nachfrage kostenlos zur Verfügung stellen.
Auf Wunsch eines Kunden, der gerne mit der Sonne aufstehen möchte, aber wegen Umgebungslicht das Zimmer abdunkeln muss, kann man den Weckzeitpunkt sogar relativ zur Sonnenaufgangszeit einstellen. Meine App dürfte weltweit der einzige Wecker mit dieser Fähigkeit sein. Software-Entwicklung muss Spaß machen. Man sieht, man kommt vom Hundertsten ins Tausendste, wenn man nicht aufpasst.
Etwas Mehrarbeit haben diese Online-Features allerdings verursacht, weil ich keinen Wecker anbieten wollte, der Internet- und Ortsbestimmungsrechte benötigt. So etwas würde mich als Kunde skeptisch stimmen. Diese Aufgaben habe ich daraufhin in ein kleines Extra-Modul ausgelagert, das man bewusst nachinstallieren kann, wenn man diese Extras nutzen möchte. Da Sperrbildschirme sich manchmal – nomen est omen – gegen einen Wecker sperren, der sich über sie legen möchte, hier ist ganz prominent der Kindle Fire mit seinen ‚Spezialangeboten‘ zu nennen, kann man die Wecksequenz einfach auf Knopfdruck testen: Fazit: alles in allem ein spannendes Projekt, von dem ich selbst jeden Morgen profitiere. Und neben einem kleinen Nebenverdienst, der aber nicht mit der benötigten Entwicklungszeit auch nur im Ansatz korrelieren kann, ist es für mich einfach schön, wenn ich nette Rückmeldungen von Nutzern von ‚WakeLight‘ bekomme.“