Das Smartphone in der Tasche hat schon so manche Digitalkamera ersetzt. Die Fotoqualität ist bei guten Lichtverhältnissen mittlerweile beeindruckend, und dank integrierter Fotobearbeitung und Online-Verbindung kann die Immer-Dabei-Kamera für einen Amateur-Fotografen oft sinnvoller sein, als so manche DSL-Kamera im Rucksack. Für diesen Artikel haben wir uns Retrica angeschaut.
Im Play Store finden sich Kamera-Apps zu Hauf. Einige davon schicken sich an, die Kamera-App des Herstellers zu ersetzen, andere möchten interessante Zusatzoptionen bieten. Retrica gehört zum Genre der Filter-Kameras: Man stellt vor der Aufnahme ein, wie das Ergebnis aussehen soll. Aus einer Schwäche der kleinen Smartphone-Optik kann man durch die Filter aus einem Naja-Erlebnis noch einen Wow-Effekt zaubern, und so haben wir uns Retrica einmal näher angesehen.
Auf der Startseite wird man im Vordergrund des Kamera-Live-Bildes zunächst mit zwei Icon-Leisten konfrontiert. Die Symbole der oberen Leiste erscheinen nicht sofort verständlich. Ein Klick auf das erste Icon führt zu einer Auswahl von diversen Vorlagen, in der man wiederum in drei Registern unter insgesamt 27 Varianten (!) wählen kann. Nach einem Klick auf den Kamerabutton werden im Sekundenabstand bis zu 9 Aufnahmen geschossen und zu einem Bild im gewählten Format und Raster zu einer Collage zusammengeführt und gespeichert. Der ideale Aufnahmemodus für Selfies!
Da die Aufnahme der einzelnen Bilder nahtlos erfolgt, hat der Fotograf leider keine Zeit und damit kaum Einfluss auf den Bildausschnitt, noch weniger auf eine Bildgestaltung. Beim Schwenk des Smartphones sind Bewegungsunschärfen kaum vermeidbar. Das zweite Icon aktiviert eine leichte Vignette die das Foto dezent umrahmt und schon mehr Sinn macht. Wir nähern uns damit dem Ziel: Der Betrachter soll schließlich bei unserem Foto nicht gleich an eine Handy-Aufnahme denken müssen. Die dritte Option – in Form eines Tropfens dargestellt – simuliert eine Tiefenunschärfe die den Fokus auf den Bildmittelpunkt lenkt und dem Eindruck, wir hätten eine ?richtige? Kamera in der Hand schon näher kommt.
Einen Timer hat die App auch an Bord. Sie erlaubt bis zu zehn Aufnahmen, die in einem Abstand von maximal 2 Sekunden erfolgen. Warum bleiben dem Fotografen bei herkömmlichen Kameras nur 5 oder 10 Sekunden Zeit, um selbst noch in eine Gruppenaufnahme stürzen zu können? Wie konkurrierende Apps hat auch Retrica einige Filter an Bord. Neun sind es nur, aber die führen in Kombination mit der Vignette- und Unschärfe-Option zum gewünschten ?Wow-Effekt?. Der Download-Zähler von Retrica hat im Play-Store die Zehn-Millionen-Marke überschritten. Die App kann kostenlos heruntergeladen werden und nervt nicht mit Werbeeinblendungen. Die gute Bewertung von 4,3 Sternen bei Google Play hat die App verdient, auch wenn wir die vielen Collage-Optionen nicht für praxistauglich halten. Stehen Sie hingegen auf Selbstportraits, dann holen Sie sich Retrica unbedingt! Dafür gibt es von uns fünf Sterne!
Bewertung: [usr 5]