Keiner will den Nexus Q. Deshalb sind die Preise für die Android-Kugel aktuell bei E-Bay und Co. sehr günstig. Grund genug für Android User, uns einen Nexus Q zuzulegen und CyanogenMod darauf zu installieren.
Der Nexus Q ist eine seltene Spezies. Von Google auf der I/O Entwicklerkonferenz im Mai 2012 vorgestellt und mit dem Slogan "Made in the USA" beworben hat es der Android-Verstärker im Kugelformat nicht weit gebracht. Nach Europa kam der Nexus Q nie offiziell und seit ein paar Monaten kann man ihn auch in den USA nicht mehr wirklich nutzen, da Google die entsprechenden Dienste abgeschaltet hat. Wer aktuell einen Nexus Q kauft, erhält somit lediglich einen schicken Briefbeschwerer bzw. eine hübsche LED-Leuchte für 70 bis 90 Euro.
Wo liegt das Problem?
Google hat die zur Nutzung des Nexus Q notwendigen Dienste eingestellt und setzt nur noch auf den neuen 35-Euro billigen ChromeCast-Dongle. Das bedeutet, dass Sie aktuell weder über den Nexus Q Musik hören noch YouTube-Videos abspielen können. Kaufen Sie bei E-Bay einen Nexus Q, dann benötigen Sie zunächst die passende App. Diese verweigert aber seit ein paar Monaten den Dienst und Sie können sich nicht mit dem Nexus Q verbinden. Die einzige Möglichkeit, den Q sinnvoll zu nutzen besteht also darin, eine alternative Firmware (Custom-ROM) zu installieren.
Zu früh gefreut: Auch nach der Installation der Nexus-Q-APK erhalten Sie keinen Zugriff auf das Gerät.
Dazu müssen Sie allerdings zunächst den Bootloader des Nexus Q entsperren, was wiederum dazu führt, dass die Kugel auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt wird. In den Werkseinstellungen ist das USB-Debugging ausgeschaltet. Sie können also nach einem Reset überhaupt nicht mehr auf das Android-System zugreifen. Der Briefbeschwerer ist perfekt.
Die Lösung
Nachdem wir unseren Nexus Q zum Briefbeschwerer gemacht hatten, fanden wir bei XDA-Developers die Lösung. Es gibt ein Root-Image, das das USB-Debugging bereits aktiviert hat. Haben Sie etwas Erfahrung im Flashen von Android-Geräten, dann finden Sie hier die komplette Anleitung zur CyanogenMod-Installation auf dem Nexus Q. Da wir dabei auf ein paar Hindernisse gestoßen sind, hier unsere deutsche Kurzfassung der Anleitung mit wichtigen Tipps&Tricks.
Ohne HDMI kein Nexus Q
Falls Sie planen, den Nexus Q nur als Audiostreaming-Gerät zu benutzen: Aktuell funktioniert die Kugel nur, wenn ein Monitor via HDMI angeschlossen ist. Der Monitor muss dazu nicht eingeschaltet sein, lediglich die Verbindung mus stehen. Ist kein HDMI-Kabel angeschlossen, begibt sich der Nexus Q in den Tiefschlafmodus.
Wir gehen bei dieser Anleitung davon aus, dass Sie sich mit Fastboot und ADB auskennen und die entsprechenden Toosl auf Ihrem Rechner installiert sind. Am einfachsten funktioniert die Anleitung unter Linux. Hier benötigen Sie keine zusätzlichen Treiber, einfach die Pakete android-tools-adb und android-tools-fastboot installieren.
Nexus Q: Bootloader entsperren und alternatives Boot-Image installieren
Der erste Schritt ist der komplizierteste, weil auf praktisch allen Seiten zum Thema nicht detailliert oder falsch beschrieben ist, wie man in den Bootloader-Modus gelangt. Wir haben deshalb ein kurzes Video dazu gedreht. Schließen Sie den Nexus Q über das Stromkabel an, warten Sie bis die LED angeht und legen Sie dann Ihre Hand auf den Q, sodass die LED verdeckt ist. Sobald der Ring um den Q rot wird, heben Sie die Hand wieder ab. Der Ring sollte jetzt permanent rot leuchten, der Nexus Q befindet sich im Booloadermodus.

Geben Sie nun in einem Terminal den Befehl fastboot devices ein, dann muss der Nexus Q (ein Gerät) in der Ausgabe erscheinen. Um den Bootloader zu entsperren geben Sie kurz nacheinander (innerhalb von 5 Sekunden) die folgenden Befehle ein:
fastboot oem unlock
fastboot oem unlock_accept
Der Q startet nun neu und setzt sich zurück (der Ring leuchtet violet). Warten Sie ca. 1 Minute und starten Sie den Q erneut im Bootloader-Modus wie oben beschrieben. Überprüfen Sie nun mit dem Befehl fastboot getvar unlocked, ob das Entsperren geklappt hat. Wenn nicht, wiederholen Sie obige Schritte, bis der Getvar-Befehl anzeigt, dass das entsperren geklappt hat.
Nun folgt der zentrale Teil. Durch die Installation dieses Boot-Abbildes schalten Sie die USB-Debugging-Option frei, die Sie später benötigen, um über den ADB-Befehl Dateien auf den Nexus Q schicken zu können. Laden Sie dazu dieses alternative Boot-Abbild für den Nexus Q herunter. Anschließend spielen Sie das Boot-Abbild über folgenden Befehl ein (immer noch im Bootloader-Modus):
fastboot flash boot boot-root.img
Befindet sich die Datei boot-root.img im Download-Ordner müssen Sie den entsprechenden Pfad angeben, also
fastboot flash boot Downloads/boot-root.img
Hat Fastboot seinen Dienst erledigt, können Sie den Nexus Q ganz normal neu starten und mit dem nächsten Abschnitt fortfahren. Ob alles geklappt hat, überprüfen Sie mit dem Befehl adb devices. Dieser muss den Nexus Q anzeigen.
Custom Recovery und CyanogenMod installieren
Bis zu dieser Stelle brauchten Sie nicht mehr als einen PC und den Nexus Q. Für die folgenden Schritte muss auch ein HDMI-Monitor vorhanden sein und um später CyanogenMod bedienen zu können, brauchen Sie auch einen USB-OTG-Adapter (Amazon-Link).
Damit Sie später die CyanogenMod-Firmware und die Google-Apps installieren können, müssen Sie ein Custom Recovery einrichten. Dazu muss der Nexus Q wieder in den Bootloader-Modus. Anstatt das Kabel zu ziehen und den Trick mit dem Handauflegen anzuwenden, können Sie nun einfach den Befehl
adb reboot bootloader
benutzen. Der Nexus Q schaltet sofort in den Bootloadermodus, den Sie am roten Ring erkennen. Laden Sie sich nun das Clockwork Mod Recovery von Koush für den Nexus Q herunter und installieren Sie die Datei anschließend über den Befehl:
fastboot flash recovery recovery-clockwork-6.0.3.1-steelhead.img
Auch hier müssen Sie bei der Angabe der Image-Datei den Pfad entsprechend anpassen, wenn sich die Datei nicht im aktuellen Verzeichnis befindet. Anschließend starten Sie den Q über den Befehl
fastboot reboot
neu, überprüfen mit adb devices, ob der Nexus Q weiterhin richtig erkannt wird und starten dann mit dem Befehl
adb reboot recovery
das Clockworkmod-Recovery. Jetzt ist es an der Zeit, den Q auch mit einem Monitor zu verbinden, damit Sie sehen, was los ist.
Nun geht es an den Download der passenden CyanogenMod-Firmware. Wenn Sie den Q nur via HDMI benutzen möchten, dann folgen Sie am besten der offiziellen Anleitung des CyanogenMod-Projekts. Hier gibt es mehrere Builds für den Q und Sie können gleich mit der Installation anfangen, nachdem Sie die Firmware und die passenden GApps auf den Q geschoben haben.
Möchten Sie Boxen über die Bananenstecker am Nexus Q anschließen, dann brauchen Sie eine ganz spezielle Version von CyanogenMod.
Falls Sie den integrierten Verstärker des Nexus Q benutzen möchten, dann brauchen Sie eine spezielle Firmware, auch für den optischen Ausgang gibt es eine separate Firmware mit den passenden Treibern.
- CyanogenMod herunterladen (nur HDMI, alle Versionen)
- CyanogenMod 10.1 herunterladen (mit integrierten Verstärker)
- CyanogenMod 10.1 herunterladen (mit optischem Audio-Out)
Möchten Sie Ihren Google-Account auf dem Nexus Q nutzen, dann brauchen Sie auch die passenden Gapps.
- Google Apps herunterladen (CM 10.1)
- Google Apps herunterladen (alle Versionen)
Die genaue Installation für den Nexus Q ist im CyanogenMod-Wiki sehr detailliert beschrieben. Sie können gleich bei Punkt 4 einsteigen. Wir beschränken uns hier deshalb auf ein paar Tipps.
Achten Sie darauf, dass die Google Apps und CM zusammenpassen und vergessen Sie nicht, zwischen der Installation von CyanogenMod und der Google Apps Cache und Data zu löschen (wipe). Falls Sie über adb nicht ins Recovery gelangen, versuchen Sie es mit dem Befehl
fastboot boot recovery-clockwork-6.0.3.1-steelhead.img
Beachten Sie, dass USB-Debugging nach der Installation von CyanogenMod wieder ausgeschaltet ist. Sie müssen es manuell wieder einschalten, was gar nicht so einfach ist, da Sie am USB-Port ja nur eine Maus/Tastatur anschließen können, aber nicht gleichzeitig per Debugging auf den Q zugreifen können. Hier bietet es sich an per Wireless ADB auf den Nexus Q zuzugreifen.
Um eine ähnliche Funktionalität wie mit dem Original-Q zu erhalten, installieren Sie die App Lightflow zusammenarbeiten, das hat bei uns aber nicht geklappt.
Fazit
Zum E-Bay-Preis von rund 80 Euro ist der Nexus Q ein ideales Mediacenter. Für Full-HD-Videos ist der Q zwar zu schwach, aber alle anderen Formate spielt der Winzling problemlos ab. Der Nexus Q ist dann die ideale Lösung, wenn Sie auf einen zusätzlichen Verstärker verzichten und Musik über echte Boxen genießen möchten. Wer sich mit Custom ROMs etwas auskennt, kommt innerhalb einer Stunde zum Ziel.
P.S: Fragen einfach in die Kommentare oder bei Google+, wir nutzen den Q noch aktiv.