Sie sind Single, über 18 und haben keinen Bock, immer mit den gleichen Freunden bei Facebook & Co. herumzuhängen? Dann lohnt sich eventuell ein Blick auf eine Dating-App ? je nachdem, ob Sie Lust auf eine feste Bindung oder nur ein schnelles Abenteuer haben.
Bestehende Freundschaften pflegt man via Facebook und Google+. Doch wie knüpft man neue? Unsere Stamm-Autorin Ricarda Riechert hat vier Dating-Apps getestet und dabei recht intensive Erfahrungen gesammelt. Lesen Sie hier, ob sich die Apps nur für einen lockeren Flirt bzw. ein schnelles Abenteuer eignen oder auch für eine langfristige Beziehung in Frage kommen.
Badoo
Bei Badoo handelt es sich um ein soziales Netzwerk, das sich auf Dating und Flirten spezialisiert hat. Dieses Netzwerk ist nicht neu, sondern schon seit einigen Jahren im Geschäft und es hat in seiner Vergangenheit bereits starkes Aufsehen erregt, als es in Kooperation mit verschiedenen anderen sozialen Netzwerken die Kontaktdaten der User ohne eindeutigen Hinweis speicherte und sie in das eigene Netzwerk einpflegte. Das kam bei den Nutzern verständlicherweise nicht sehr gut an und sorgte dafür, dass Badoo in die Schlagzeilen kam. Seither ist Gras über die Angelegenheit gewachsen und Badoo kann nun wieder stark steigende Nutzerzahlen vorweisen. Es handelt sich hierbei um eines der am schnellsten wachsenden Flirtnetzwerke.
Um sich bei Badoo anzumelden, kann man entweder seinen Facebook-Account nutzen oder mit einer E-Mail-Adresse einen neuen Account anlegen. Die Badoo-App erfordert ziemlich viele Rechte. Die App darf zum Beispiel die Kontaktdaten des Smartphones oder des Tablets auslesen. Wer das nicht möchte, lässt am besten seine Finger von der App.
Wie auf allen Flirtportalen gibt es bei Badoo einen Männerüberschuss. Wer sich als Frau anmeldet, kann also sicher sein, kurz nach dem Start mit Nachrichten bombardiert zu werden. Hier muss frau lernen, auszusortieren: Männer mit eindeutigen Absichten outen sich normalerweise sehr schnell. Ein Vorteil von Badoo besteht darin, dass durch die große Mitgliederdichte garantiert Leute aus der Umgebung bei Badoo mitmachen. Ob sie dem eigenen Typ entsprechen, ist dadurch natürlich noch lange nicht garantiert: Wie unser Test zeigte, sind die meisten Männer bei Badoo Mitte 20 Anfang 30 und solariumgebräunt. Ab und zu gibt es einmal ein paar Ausreißer, aber die Zielgruppe schaut (zumindest was die weibliche Sichtweise dieses Netzwerks betrifft) recht monoton aus. Mitglieder bei Badoo müssen 18 Jahre alt sein, eine Überprüfung der Altersangabe findet nicht statt.
Die App
Die Android-App von Badoo ist sowohl mit dem Tablet als auch mit dem Smartphone kompatibel. Die Tabletversion ist sogar mehr als nur eine stark vergrößerte Handy-Version und sieht richtig gut aus. Besonders durch die große Übersicht der Personen in der Nähe wusste Badoo in den Tests zu gefallen: Sie zeigt eine große Fotokachelwand mit den Benutzerfotos an. Mit einem Fingertipp kommt man dann zum jeweiligen Profil. So hat man viele Leute direkt im Überblick.
Die Möglichkeiten der App sind umfangreicher als die Angebote auf der Webseite. Das ist insofern bemerkenswert, weil es normalerweise andersherum der Fall ist und eine App im allerbesten Fall eine abgespeckte Version der Webseite darstellt.
Der Startbildschirm von Badoo gibt eine Übersicht über die weiteren Möglichkeiten des Dienstes. Bei dem ersten Punkt kann man sein Profil einsehen und ändern. Hier sollten Frauen nur die unbedingt nötigen Angaben machen, da die meisten Männer Badoo und Co. nicht unbedingt als Flirttreff betrachten, sondern normalerweise gleich mit sexuellen Absichten auf die Frauen zugehen. Diesen Männern sollte man es erschweren, außerhalb der Plattform eine Kontaktaufnahme zu ermöglichen. 50 oder 100 Benachrichtigungen wird man durch die Deinstallation der App schnell los, doch wenn Leute dann tatsächlich vor Ihrer Haustür stehen oder ständig am Handy anrufen etc., dann ist das in den meisten Fällen nicht besonders angenehm. Auch als Mann sollte man in den Profileinstellungen nicht unbedingt seine Adresse oder Handy-Nummer angeben.
In seinen Basisfunktionen ist Badoo kostenlos. Es gibt zwar Funktionen, für die man bezahlen müsste, diese sind in der App allerdings von vornherein freigeschaltet. Wer also ausschließlich die App benutzt, kann einem kostenpflichtigen Account bei Badoo weitgehend aus dem Weg gehen.

Um neue Leute kennenzulernen zu, gibt es das Volltreffer-Spiel. Man bekommt ein Userbild und hat die Möglichkeiten, dieses mit Ja, vielleicht oder nein zu beantworten. Hat man abgestimmt kommt direkt der nächste. Andere Nutzer können das genauso machen und wenn zwei Nutzer sich ansprechend finden, werden sie unter Volltreffer angezeigt. Dann kann man miteinander in Verbindung treten und sich treffen. Fazit nach einigen Stunden Nutzung? Über 300 Profilbesuche, 134 Nachrichten. Auch unser Männer-Testaccount erhielt innerhalb einer Stunde immerhin fünf Chat-Anfragen.
Kwick
Die Flirt- und Datingcommunity Kwick bedient in etwa das gleiche Publikum wie Badoo, hat aber ein besseres Webangebot. Ähnlich wie bei Twitter gibt es hier einen allgemeinen Stream in dem Nachrichten der anderen Mitglieder beinahe durchrauschen und dann gibt es darunter einen eigenen Aktivitätenstream, in dem alle Nachrichten gelistet sind, die man selbst schreibt, aber auch Kommentare, die man woanders hinterlässt.

Die App ist hier vergleichsweise eingeschränkter, als die Webseite. Hier geht es nicht darum den Dienst umfassend mobil zu nutzen, sondern mit den anderen Nutzern in Kontakt zu bleiben. So kann man über die App chatten, seinen Status aktualisieren, Kommentare und Mails beantworten.

Ist das Programm aktiv, wird man bei neuen Benachrichtigungen direkt informiert. Die Benachrichtigungen stammen aus den Diensten Message (einem Instant Messenger), E-Mail (einem internen Mailsystem in dem man sich auch längere Nachrichten privat austauschen kann) und dem Gästebuch. In Letzterem kann man Grüße, Sprüche und Bilder hinterlassen. Unter Freunde sieht man alle aktiven Freundesanfragen. Auch bei Kwick wird man als Frau von Anfang an mit Anfragen zugebombt.
Über den Eintrag Ereignisse gelangen Sie zu einer Übersicht, die die Interaktionen mit dem Profil bzw. dem User auflistet. Hier wird man zum Beispiel über Profilbesuche informiert, wer einem wann eine Nachricht geschrieben hat und wer Kommentare zu eigenen Beiträgen verfasst hat. Dann gibt es noch den Menüpunkt Fotos. Er bietet eine Übersicht über die eigenen hochgeladenen Fotos, und man kann aus der App heraus direkt neue Fotos schießen.
Am unteren Rand des Programms finden sich allerlei Schnellzugriffe auf die oben genannten Menüpunkte. Zusätzlich findet man unten auch noch den Menüpunkt Blog. Jeder User bekommt automatisch ein eigenes Blog. Hier lassen sich Musikvideos Posten, Gedanken, Fotos oder einfach mit Themen die einen gerade sehr beschäftigen. Man kann auch bei der Blogchallenge mitmachen, hier gibt es jeden Tag ein vorgegebenes Thema, zu dem man etwas schreiben soll. Tag 1 beginnt mit dem Lieblingslied.

Die App ist leider noch etwas verbuggt. Manchmal lädt der Neuigkeitenstream nicht, und E-Mails sowie Nachrichten werden zwar als ungelesen angezeigt, aber beim Druck auf den Button nicht geladen. Hier muss man dann einige Male hin und herswitchen, bis die Nachrichten korrekt erscheinen. Hält man das Smartphone im Landscape Modus, überlappen sich zudem verschiedenen Textfelder. Man sollte die App also nur im Hochkant-Modus betreiben.
Hinsichtlich der Qualität der Community gibt es kaum Unterschiede mit anderen kostenlosen Portalen. Die meisten Anfragen und Kontakte haben sehr eindeutige Absichten und schämen sich auch nicht diese frei und offen im ersten Satz meist noch vor dem ersten Hallo kundzutun. Wer also auf der Suche nach ernsthaften Kontakten ist, muss meistens länger suchen. Es ist aber nicht unmöglich, auch bei Kwick nette Kontakte und gute Gespräche zu finden.
Negativ fiel in den Tests auf, dass von Seiten der Betreiber zwar Verhaltensregeln aufgestellt wurden, diese aber kaum jemand befolgt. So stößt man relativ schnell auf Profilseiten auf denen rechtes Gedankengut wertgeschätzt wird. Zwar ohne verfassungswidrige Äußerungen, aber doch sehr grenzwertig. Weiterhin fanden wir Profile von 60-Jährigen, in denen nach Schulmädchen gesucht wird. Diese Profile zu melden, ist zwar möglich, aber viel zu umständlich. Hier bieten andere Netzwerke eine deutlich bessere Kontrolle durch die Community. Zudem beträgt das Mindestalter bei Kwick nur 12 Jahre, wodurch sich auch recht viele Teens in der Community tummeln, die teilweise deutlich andere Interessen haben als die älteren Mitglieder.
Im direkten Vergleich zu Badoo fiel bei Kwick positiv auf, dass man nicht bei jedem zweiten Klick auf Bezahlfunktionen aufmerksam gemacht wird.
Flirtalike
Badoo und Kwick verstehen sich mehr als Dating-Apps und Dating-Communities. Flirtalike ist anders. Hier geht es wirklich nur ums Flirten, was aber auch bewirkt, dass praktisch alle Anfragen sehr direkt sind. Das Mindestalter ist wie bei Badoo 18 Jahre.
Nach dem Start der App gibt man seinen Nick ein, registriert sich mit seiner E-Mail-Adresse und gibt auch noch einen Ort ein. Dann listet Flirtalike alle Flirtwilligen in der Umgebung auf.
Neben dem Ortsfilter kann man seine Flirt-Treffer auch nach dem Status sortieren. So kann man sichergehen, dass man nur mit Leuten Kontakt aufnimmt, mit denen man immerhin etwas gemeinsam hat. Auch bei Flirtalike bekommt man als Frau innerhalb kurzer Zeit sehr viele Anfragen. Netterweise weist die App aber bereits bei der Registrierung darauf hin und man kann zudem User blocken oder auch direkt melden, wenn man sich belästigt fühlt. Diese Funktionen haben wir bei Badoo und Kwick vermisst.
Der Dienst und die App sind sehr simpel aufgebaut: Unter Home bekommt man eine Auswahl aller Leute, mit denen man Kontakt aufnehmen kann. Hier hat man die Wahl zwischen Online (also allen Usern die gerade online sind oder vor kurzem online waren), Umkreis (allen Usern aus der näheren Umgebung mit Anzeige der Entfernung) und Neu für alle, die sich gerade registriert haben. Die App sieht also eher aus wie eine mobile Webseite.
Daneben gibt es einen Tab für das eigene Profil und einen für die Flirtbox. Sie enthält alle Nachrichten, Flirts, Geschenke, Gästebucheinträge und Besucher im Überblick.
Flirtalike finanziert sich über spezielle Dienstleistungen. Dazu gehört unter anderem die Möglichkeit virtuelle Geschenke zu machen. Diese lassen sich über so genannte Flirtpunkte kaufen. Dabei handelt es sich um eine virtuelle Währung (100 Punkte für 1,59 Euro). Die Punkte lassen sich via PayPal kaufen, es handelt sich hierbei nicht um ein Abo sondern um einen einmaligen Kauf. Pikantes Detail:Über die Flirtpunkte lassen sich nicht nur virtuelle Geschenke machen sondern man kann damit auch Datenschutzoptionen freikaufen. Möchte man zum Beispiel aussuchen, welche User einem Foto-Nachrichten schicken dürfen, muss man dafür 50 Punkte bezahlen. Möchte man einen Offlinemodus aktivieren, werden 15 Punkte fällig.
Wie findet man Kontakte, über die man sonst überhaupt nicht stolpern würde? Dazu bietet Flirtalike ganz unten den Menüpunkt Blinddate an. Bei der Auswahl leitet Sie die App zu einem zufällig ausgewählten Profil weiter. Hier klicken Sie entweder weiter zum nächsten Profil oder nehmen mit der Person Kontakt auf. Dazu schreibt man eine Nachricht oder sendet einen Flirt. Bei der Nachricht kann man einen freien Text wählen, beim Flirt gibt es diverse Sprüche als Vorgabe. Das ist besonders für diejenigen geeignet, die schüchtern sind und denen kein kreativer Spruch einfällt.

Die Qualität der Kontakte in der Umgebung ist nicht überragend, hier bieten Kwick und Badoo mehr. Knüpft man allerdings Kontakt mit Leuten aus dem Ausland, sind diese meist sehr nett und witzig drauf (hier fällt logischerweise auch der Aspekt des schnellen Sex weg). Um etwas Ernsthaftes zu finden, ist diese App also eher nicht geeignet. Möchten Sie sich aber etwas die Zeit vertreiben, neue Leute kennenlernen oder trashige Begegnungen haben, werden Sie an Flirtalike eine Menge Spaß haben.
Miu Meet
Das Konzept von Miu Meet entspricht in etwa der Funktion "Volltreffer" von Badoo. Man lädt ein Foto hoch und lässt es von anderen Usern bewerten. Zur Auswahl stehen Ja, Vielleicht und Nein. Als Mitglied wird man dann über die ja– und Vielleicht-Stimmen informiert. Bewertet man ein User mit Ja oder vielleicht, bekommt man die Möglichkeit ihm eine Nachricht zu senden. Auch ohne Bild kann man an den Abstimmungen teilnehmen. So erhielt unser weibliches Testprofil mit Platzhalterfoto innerhalb von zwei Minuten vier Ja und zwei Vielleicht. Etwas überspitzt könnte man also behaupten, dass es in solchen Netzwerken für eine Frau egal ist, wie man aussieht und wo man herkommt und ob man ein Foto besitzt.
Miu Meet ist von der Aufmachung her nicht unbedingt ein Grafik-Highlight, konnte aber in eine stattliche Anzahl an Kontakten in der Umgebung vorweisen. Die App ist somit recht weit verbreitet, auch wenn es sich dabei nicht um das hübscheste Stück Programmiercode im Google Play Store handelt.

Die App ist hauptsächlich werbefinanziert, man kann allerdings auch mit einem monatlichen Abo die Entwickler unterstützen und zusätzliche Funktionen freischalten. So bekommt man als bezahlendes Mitglied Sendebestätigungen der eigenen Nachrichten, die eigenen Nachrichten werden als oberste Priorität angezeigt (stehen also ganz oben wenn der User sich einloggt) und man bekommt ein komplettes Besucherlog. Weitere Features, die man als VIP-Nutzer genießt: gibt man einem User ein Ja oder ein Vielleicht, dann erscheint man in der Liste der User ganz oben und die Apps ist für zahlende Mitglieder wie zu erwarten werbefrei. Die VIP-Mitgliedschaft ist allerdings recht teuer: 9,99 Dollar pro Monat lässt sich Miu Meet für ein dreimonatiges Abo bezahlen. Verpflichten Sie sich über ein Jahr, werden 6,66 US Dollar pro Monat fällig.
Ein zusätzliches Feature von Miu Meet sind die Gruppen. Mit dem Namen der Gruppe ist meistens auch eine Aussage verbunden, die etwas über die Interessen des Users verrät. Findet man in einer Gruppe ein User, der einen anspricht, kann man sein Profil aufrufen und bekommt den gleichen Anzeigebildschirm wie in der Bewertung. Hier kann man dann auswählen ob man Interesse an dem User hat und den Nutzer kontaktieren. Neben harmlosen Gruppen wie Android, Facebook, Tattoos & Piercing gibt es leider auch Gruppen mit mehr als nur grenzwärtigen Interessen: So sehen die Mitglieder von Sexy Teens nicht unbedingt so aus, als wären sie in dem Alter, indem sie sich legal mit Teenagern beschäftigen sollten. Immerhin: Nachdem wir die Gruppe meldeten, wurde sie umgehend gelöscht, der Betreiber der App reagierte also prompt. Zudem beträgt auch bei Miu Meet das Mindestalter 18, überprüft wird das allerdings nicht.

Fazit
Das Fazit zu den von uns getesteten Dating-Apps ist eher durchwachsen: Die meisten Apps versprechen zwar viel, halten aber eher wenig. Vor allen Dingen bei den kostenlosen Angeboten wird man als Frau eher als Frischfleisch angesehen als als Mensch. Durch die Distanz, die das Internet ermöglicht, scheint bei einigen Nutzern auch der letzte Funke Respekt und Höflichkeit verloren gegangen zu sein. Sind Sie auf der Suche nach einem neuen Partner, sollten Sie den Einsatz der hier vorgestellen Apps deshalb mit nicht zu viel Euphorie betrachten. Nehmen Sie die Angelegenheit aber nicht zu ernst und geben dementsprechend auch nur wenige persönliche Details von Ihnen Preis, dann finden Sie vielleicht auch das, wonach Sie suchen.
Infos
- Badoo: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.badoo.mobile
- Kwick: https://play.google.com/store/apps/details?id=de.kwick
- Flirtalike: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.flirtalike.android.app
- Miu Meet: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.miumeet.android.client