Wie war noch gleich die Nummer des chinesischen Restaurants? Und Klaus hat doch nach seinem Umzug auch eine neue? Hier im Urlaub gibt es doch bestimmt irgendwo ein Kino? Fragen, die gleich mehrere Telefonbuch-Apps mit wenigen Fingertipps beantworten wollen.
Eine Telefonbuch-App für Android tönt zwar beim ersten Lesen wie ein schlechter Scherz, in der Praxis erweisen sich die Apps aber als nützliche Helfer und vor allem deutlich schneller als die zugehörigen Webseiten der meisten Firmen.
DasTelefonbuch
Wer im Android Market nach einem Telefonbuch sucht, stößt unweigerlich auf DasTelefonbuch für Deutschland. Seinen Anwender begrüßt es mit einem aufgeräumt wirkenden Startbildschirm. Wie bei der Konkurrenz tippt man in das oberste Eingabefeld den gesuchten Namen beziehungsweise Suchbegriff, in das darunter die Stadt und schickt die App dann per Finden auf die Suche. Alternativ gelangt man über die Schaltflächen im unteren Teil direkt zu wichtigen Einrichtungen wie Restaurants, Apotheken oder Hotels in der direkten Umgebung. DasTelefonbuch beherrscht auch die Rückwärtssuche, spuckt also zu einer Telefonnummer den Besitzer aus.
Alle Suchergebnisse zeigt die App auf Wunsch als Nadeln auf einer Straßenkarte und berechnet auch die dorthin führenden Routen. Ein Fingertipp auf einen gefundenen Telefonbucheintrag öffnet eine Detailansicht, über die man direkt die Nummer wählen, einen neuen Kontakt im Adressbuch anlegen oder seine Lage auf einer Karte anzeigen lassen kann. Sofern mit angegeben, darf man auch die Internetseite des Gesuchten öffnen und ihm eine E-Mail schicken. Teilweise soll es bei gewerblichen Adressen sogar Videos, Bildergalerien und die Öffnungszeiten geben – auf solche gestoßen sind wir bei unseren Suchanfragen allerdings nie.
DasTelefonbuch wirbt mit insgesamt 32 Millionen gewerblichen und privaten Kontaktdaten. Die sind auch durchweg auf dem aktuellen Stand. So findet DasTelefonbuch einen vor drei Monaten umgezogenen Bekannten bereits an seiner neuen Adresse. Bei den Kinos von Dortmund patzt das Produkt der deutschen Telekom jedoch und unterschlägt gleich drei kleine Lichtspielhäuser – darunter auch zwei alteingesessene. DasTelefonbuch ist einfach zu bedienen, schnell und weitgehend aktuell. Die Gedächtnislücke kostet die App allerdings einen Stern.
Das Örtliche
Alle paar Monate liegt in den Postagenturen ein dicker Wälzer mit dem örtlichen Telefonverzeichnis aus. Die App zu diesem Klassiker präsentiert zunächst auf einer kleinen Karte den aktuellen Standort, darunter führen Kategorien zu wichtigen, in der Nähe befindlichen Einrichtungen. Die Kategorien sind jedoch merkwürdig gewählt und ziemlich verschachtelt. Kinos verstecken sich beispielsweise sowohl unter Kultur, als auch Nachtleben. Je nachdem, wie umfangreich das Kulturangebot in der Stadt ist, darf sich man sich dann erst durch eine lange Liste wühlen.
Telefonnummern scheint die App auf den ersten Blick nicht suchen zu können – bis man auf die Idee kommt, die Einstellungen aufzurufen. Dort findet man dann allerdings auch eine Rückwärtssuche. Der Datenbestand scheint identisch mit „Das Telefonbuch“: Auch Das Örtliche unterschlägt die drei gleichen Dortmunder Kinos. Auf Smartphones lässt sich die App zudem nicht querlegen und somit nur die kleinere Bildschirmtastatur nutzen. Fundstellen kann die App ins Adressbuch übernehmen, auf eine Merkliste setzen und an Freunde weiterleiten.

klickTel
Das Menü der klickTel-App erinnert ein wenig an den Android-Startbildschirm. Die bonbonbunten Symbole zeigen alle in der Nähe befindlichen Einrichtungen, wie Restaurants oder Hotels. Tippt man auf eines, steht man weiteren Unterkategorien gegenüber: Wer beispielsweise ein Restaurant sucht, muss sich noch zwischen einer chinesischen, italienischen und einigen weiteren fremdländischen Küche entscheiden.
Im Gegensatz zur Konkurrenz liefert klickTel auch aktuelle Staumeldungen und eine Liste mit den nächstgelegenen Radarfallen. Wer direkt eine Telefonnummer suchen möchte, tippt auf das Suchfeld am oberen Rand. Damit öffnet sich nicht sofort die Bildschirmtastatur, sondern ein weiterer Schirm mit den eigentlichen Suchfeldern – dieser Doppeltipp wäre eigentlich unnötig. Dafür besitzt klickTel immerhin eine Rückwärtssuche. Den vor drei Monaten umgezogenen Bekannten fand das Telefonbuch ebenso, wie fast alle Dortmunder Kinos – nur das kleine sweetSixteen im Depot fehlte.
Die Suchergebnisse lassen sich auf einer Karte eintragen. Jeden Telefonbucheintrag darf man mit bis zu fünf Sternen bewerten, einem Kommentar versehen und auf Facebook posten. klickTel berechnet auf Wunsch die Route zur gefundenen Adresse, öffnet das E-Mail-Programm und wählt mit einem Fingertipp die angezeigte Rufnummer. Zudem darf man wichtige Nummern in einer Favoritenliste speichern. Über den Verlauf lassen sich die Ergebnisse älterer Suchläufe noch einmal abrufen. Unter dem Strich macht klickTel fast alles richtig: Für den guten Funktionsumfang und den aktuellen Datenbestand gibt es die vollen fünf Punkte.
GoYellow
GoYellow sieht sich vor allem als Branchenbuch, schlägt aber auch Rufnummern von privaten Anschlüssen nach. Im vollständig in Gelb erstrahlenden Startbildschirm führen Symbole am unteren Rand schnell zu den Geldautomaten, Tankstellen, Restaurants und Notapotheken in der näheren Umgebung. Weitere Kategorien erreicht man nur umständlich über die Einstellungen hinter In der Nähe. Sucht man eine bestimmte Person, füllt man einfach die beiden Felder auf dem Startbildschirm aus. Den vor drei Monaten umgezogenen Bekannten fand GoYellow überhaupt nicht. Dafür ist das schon vor ewiger Zeit geschlossene Bambi-Kino in Dortmund plötzlich wiederauferstanden. Den Standort aller Treffer zeigt auf Wunsch eine Karte. Zusatzinformationen sind bei GoYellow Mangelware. Meist besteht ein Eintrag nur aus der Telefonnummer und der Adresse. Immerhin darf man ihn über die Einstellungen in eine Favoritenliste übertragen, sowie sich die Route dorthin berechnen lassen. Das alles hilft jedoch nichts: GoYellow disqualifiziert sich mit einem alten und lückenhaften Datenbestand.
meinestadt.de
Auch meinestadt.de sieht sich mehr als Branchenbuch, denn als Telefonbuch. Der Startbildschirm im ADAC-Look erschlägt seinen Benutzer gleich mit umfangreichen Zusatzfunktionen. Neben dem Wetter vor Ort darf man sich auch Fotos von Sehenswürdigkeiten in der Umgebung anschauen oder einen Nachrichtenticker mit Lokalmeldungen anzapfen. Weitere Symbole führen direkt zu Hotels, Restaurants oder anderen Einrichtungen in der Nähe. Mittendrin im schwarz-gelben Gewimmel versteckt sich auch das Telefonbuch, das im Gegensatz zur Konkurrenz mit nur einem Eingabefeld aufwartet. Den vor drei Monaten umgezogenen Bekannten fand meinestadt.de allerdings noch an der alten Adresse und die Dortmunder Kinos nur, wenn man sie unter ihrem tatsächlichen Namen nachschlug.
Die Linux New Media AG, den Verlag des Android User, kannte meinestadt.de überhaupt nicht – obwohl er bereits seit 1994 besteht. Um in einer fremden Stadt zu suchen, muss man übrigens erst umständlich seinen eigenen Standort in den Einstellungen ändern. Praktisch: Zur aufgespürten Adresse kann man sich die Haltestellen von Bus und Bahn einblenden lassen. Wie auch bei der Konkurrenz zeigt meinestadt.de alle Fundstellen auf einer Karte an, plant eine Route oder schiebt die zugehörige Adresse ins Adressbuch. Die App finanziert sich hauptsächlich aus Werbung, die man am unteren Rand fast ständig zu Gesicht bekommt. Abschließend verhielt sich meinestadt.de auf unserem Testgerät ziemlich instabil und stürzte häufiger ab. Aufgrund der vielen Zusatzfunktionen empfiehlt sich die App besonders für Städtereisende, wenngleich man dabei einen etwas veralteten Datenbestand in Kauf nehmen muss.
Das Sylter
Etwas aus dem Rahmen fällt Das Sylter Branchenbuch. Wie der Name schon vermuten lässt, beschränkt es sich ganz auf Telefonnummern und Brancheneinträge der Nordseeinsel. Sein Startbildschirm wartet wie bei der Konkurrenz mit Symbolen auf, die schnell die wichtigsten Einrichtungen auflisten. Zu einzelnen ausgewählten Unternehmen zeigt Das Sylter ihre offiziellen kleinen Werbeschnipsel, die man jedoch gerade auf kleinen Smartphones nur schwer entziffern kann. Im Telefonbuch aufgespürte Adressen lassen sich auf einer Google Maps Karte anzeigen – mehr geht nicht. Der Sylter empfiehlt sich daher vor allem für angehende Sylt-Urlauber, die vorab Übernachtungsmöglichkeiten oder Restaurants suchen.
Online-Zwang
Alle Apps im Feld leiten die Suchanfrage an einen Dienst im Internet weiter. Wer eine Nummer sucht, muss folglich eine Internetverbindung aufgebaut haben. Die Suche an sich läuft auch bei schlechten Verbindungen durchweg äußerst flott, die dabei übertragenen Datenmengen halten sich zudem in Grenzen. Eine Ausnahme bildet die App „Das Sylter“, das im Kern eine HTML5-App ist und die Inhalte aus mehreren Internetseiten bezieht.
Fazit
Waren wir zu Beginn des Tests auch etwas skeptisch gegenüber den Apps, sind wir nach dem Test positiv überrascht: Eine gute Telefonbuch-App, wie etwa klickTel oder das Telefonbuch gehört eigentlich auf jedes Smartphone. Bei den schlechten Apps bringt Sie googlen in der Regel schneller und besser zum gewünschten Anrufpartner.