Dass der Schuster im Zeichen der Zeit nicht zwangsläufig bei seinen Leisten bleibt, haben schon diverse Hersteller — teilweise durchaus erfolgreich — bewiesen. So wandelt jetzt auch Blaupunkt, der renommierte Hersteller von Autoradios und Navigationsgeräten, mit drei brandneuen Geräten auf Androids Tablet-Pfaden. Das Modell "Discovery", das zur IFA auf dem Markt erscheint, stellt uns der Hersteller für einen Kurztest zur Verfügung.
Preislich siedelt sich das Discovery mit 349 Euro im Mittelfeld der 10-Zoll-Tablets an. Als Zusatzausstattung bietet Blaupunkt eine Docking Station, die neben der Ladefunktion auch eine LAN, HDMI- und USB-Schnittstelle sowie einen MicroSD-Kartenslot bietet. Dieser fehlt dem Tablet selbst allerdings, der Nutzwert in der Docking Station ist allenfalls eingeschränkt. Die Docking Station ist nicht im Kaufpreis enthalten und schlägt mit 39 Euro zu Buche.
In der Verarbeitung ist der Blaupunkt-Flachmann über jeden Zweifel erhaben und erweckt den Eindruck, auch einen Sturz von der Tischkante klaglos zu überstehen. Das macht sich jedoch auch im Gewicht bemerkbar. Mit geschätzten 600-700 Gramm gehört es nicht unbedingt zu den Leichtgewichten seiner Klasse. Die mechanischen Tasten wackeln nicht und haben einen präzisen Druckpunkt.
Das 9,7-Zoll-Display löst mit akzeptablen 1024 x 720 Bildpunkten auf. Negativ fällt auf, dass es sehr stark spiegelt, positiv, dass es eine sehr gute Blickwinkelstabilität besitzt. Selbst bei einer Ansicht von 80 Grad aus der Horizontalen lässt sich das Display noch gut ablesen. Die Zehn-Finger-Multitouch-Oberfläche besteht aus Glas; ob es sich dabei um das hochwertigere Corning Gorilla-Glas handelt, konnte zum Testzeitpunkt jedoch nicht ermittelt werden.
Den Energiespeicher stellt ein 7600-mAh-Akku, der eine Laufleistung von mindestens 6 Stunden verspricht. Wie inzwischen leider bei so gut wie allen Tablets üblich, ist dieser jedoch fest im Gehäuse verbaut.
Eher Hausmannskost bietet der Tegra-2-Chipsatz mit einer 1-GHz-Dual-Core-CPU, welche 1 GByte Hauptspeicher unterstützt. Als Massenspeicher bietet die Flunder 16 GByte. Antutu attestiert ihm 5225 Punkte, Vellamo um die 1300. Durchaus gute, aber bei weitem keine Spitzenwerte. Im Betrieb läuft das Gerät aber durchwegs flüssig. Hakler beim Wischen oder Browsen waren ihm fremd.
Multimedial zeigt sich das Tablet allerdings von seiner besten Seite. So spielt es auch HD-Filme ohne Probleme ruckelfrei ab. Dank der zwei 1-Watt-Lautsprecher links und rechts an den Ecken der breiten Kante bietet es für ein Tablet einen überraschend guten Klang. Die Frontkamera löst mit immerhin 2 MPixeln auf, was zum Video-Chatten allemal reicht. Die Kamera auf der Rückseite bietet 5 MPixel. Eher ungewöhnlich für ein Tablet: Ihr steht ein LED-Blitz zur Seite.
Auf ein GPS verzichtet Blaupunkt nach eigenen Angaben ganz bewusst zugunsten einer besseren WLAN-Performance. Darüber hinaus würden Tablets dieses Formfaktors allenfalls zum Orten, nicht jedoch zum Navigieren verwendet. Dafür bietet es ein integriertes G3-Modul. Ob dieses neben UMTS auch das deutlich schnellere HSDPA unterstützt, war zum Testzeitpunkt noch nicht klar. Wer beispielsweise eine externe Tastatur oder ein Headset anschließen möchte, dem stellt das Blaupunkt eine Bluetooth-2.1-Schnittstelle zur Verfügung.
Als Betriebssystem kommt derzeit Android 4.0.4 zum Einsatz, das Blaupunkt nach eigenen Angaben jedoch over the Air auf Version 4.1 (Jelly Bean) modifizert, sobald es hinreichend getestet wurde und stabil läuft. Die Softwareausstattung reduziert sich aufs Wesentliche und entspricht weitgehend dem eines nativen Androiden. Neben dem Discovery bietet Blaupunkt voraussichtlich Ende September zwei weitere Tablets an, die jedoch den deutlich performanteren Tegra-3-Chipsatz enthalten. Sie bringen jeweils eine Quad-Core-CPU mit einer 1.4-GHz-Taktung mit. Preislich liegt das Disccovery.T3 ebenfalls bei 349 ohne 3G-Unterstützung, mit sind etwa 50 Euro mehr fällig.