Huawei haut mit dem P8 Lite einen potenten Preisbrecher auf den Markt. Dieses Smartphone kann man durchaus als den kleinen Bruder des P8 bezeichnen, welches das diesjährige Flaggschiff des chinesischen Smartphone Herstellers darstellt. Huawei bietet mit der abgespeckten Variante des P8 eine gelungene Komposition aus vernünftiger Hardware und einer inzwischen ausgereifteren Software für den kleinen Geldbeutel. In welchen Bereichen das Gerät seine Stärken, aber auch die ein oder andere Schwäche hat, erfahrt ihr in unserem Testbericht zum P8 Lite.
Das P8 Lite ist ein 5-Zoll-Smartphone von Huawei mit Android 5 und der hauseigenen Android-Oberfläche Emotion UI. Aktuell kostet das P8 Lite bei Amazon 225 Euro, der große Bruder Huawei P8 kostet 429 Euro.
In der Verpackung des Gerätes befindet sich neben dem üblichen Papierkram, wie zum Beispiel einem Quick Start Guide, ein Steckdosenladeadapter, ein Ladekabel und erstaunlicherweise ein Paar In-Ear-Kopfhörer mit Mikrofon und Kabelfernbedienung. Dies ist in dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit und stellt eine gelungene Ergänzung dar.

Die Kopfhörer erinnern vom Design etwas zu stark an die eines anderen Herstellers aus Cupertino. Akkustisch machen diese einen vernünftigen Eindruck, auch wenn mir persönlich der Klang etwas zu basslastig ist.
Haptik, Verarbeitung und Design
Die Lite Variante des P8 ist optisch für einen Laien kaum von seinem großen Bruder zu unterscheiden und muss sich somit nicht in der Tasche seines Besitzers verstecken. Jedoch steckt der Teufel bekannterweise im Detail, denn für diesen Preis muss man bei den Materialien deutliche Abstriche machen. So ist beispielsweise die Rückseite lediglich mit einem beschichteten Kunststoff bekleidet, der optisch an Aluminium erinnern soll. Auch der Unibody aus Alu ist dem Rotstift zum Opfer gefallen, lediglich ein dünnes Metallband um das Gerät herum ist übrig geblieben. Die Tasten des Smartphones haben einen gelungenen Druckpunkt und sind gut zu erfühlen, jedoch haben sie zu den Seiten hin etwas zu viel Spiel für meinen Geschmack.

Sowohl die Front, als auch die Glasabdeckung der Kamera bestehen lediglich aus gewöhnlichem gehärtetem Glas. Während meines Tests hat sich dies leider auch in Form von leichten Kratzern bemerkbar gemacht. Daher empfehle ich eine Hülle oder einer Folie zu verwenden.
Das Gerät liegt gut in der Hand und kann auf Grund seines 5 Zoll Displays auch wunderbar einhändig bedient werden. Glücklicherweise hat sich Huawei für On Screen Navigationstasten entschieden, und zwar so wie sie laut Google sein sollten, nicht verdreht wie bei Samsung. Auch auf eine Benachrichtigungs-LED muss hier nicht verzichtet werden.
Schnittstellen, Innenleben und Performance
Mit dem P8 Lite will Huawei ein weiteres Dual-SIM-Smartphone unter die Leute bringen. Auch wenn es sich hierbei um den kleinen Bruder des P8 handelt, ist nur dem Lite eine zweite SIM-Karte vorbehalten. Der primäre Slot bietet Platz für eine Micro-SIM und der sekundäre Slot kann sowohl für eine Nano-SIM als auch für eine Micro-SD-Karte zur Speichererweiterung, der bereits vorhandenen 16GB, um bis zu 32GB verwendet werden. Man muss sich an der Stelle also für eines der beiden entscheiden, da hier gilt entweder mehr Speicher oder eine zweite SIM.

Die Möglichkeit zwei SIM-Karten gleichzeig nutzen zu können bringt einige Vorteile mit sich, so ist es zum Beispiel möglich einen günstigen Tarif für Daten und einen separaten zum Telefonieren zu nutzen. Ich habe mir für diesen Test eine zweite Karte zugelegt und ich muss gestehen, dass ich die zweite SIM in meinem privaten Nexus 5 vermissen werde. Über die Einstellungen ist es möglich festzulegen, welche Karte für was genutzt werden soll.
Huawei kann hier mit einer ordentlichen Geschwindigkeit beim mobilen Surfen punkten, so sind via LTE Downloadgeschwindigkeiten von bis zu 150Mbit/s und im Upload immer noch stolze 50Mbit/s möglich. Sowohl der Empfang als auch die Gesprächsqualität waren über den gesamten Testzeitraum absolut in Ordnung. Wie schon beim Honor 4X muss man auch hier mit 2,4GHz Wlan-Netzwerken vorlieb nehmen, außerdem werden alle Standards außer „802.11ac“ unterstützt.
Erfreulicherweise ist trotz des geringen Preises Bluetooth 4.0 mit Unterstützung für Bluetooth Low Energy an Bord. Huawei scheint seine Hausaufgaben gemacht zu haben, denn der 64Bit fähige Kirin 620 Prozesor macht mit seinen acht Kernen im P8 Lite eine deutlich bessere Figur als noch im Honor 4X. Das Gerät ist deutlich performanter und schreckt mit seinen 1,2 GHz vor kaum einem Task zurück. So war es mir im Alltag kaum möglich einen großen Unterschied bei der Performance zu meinem Nexus 5 auszumachen. Dieser Performanceschub kommt hauptsächlich durch Android 5.0 aka Lollipop, da die Vorteile durch die 64-Bit-Unterstüztung erst jetzt zum Tragen kommen.

Auch das Multitasking macht auf diesem Gerät wieder richtig Spaß, dies liegt aber weniger an den 2 GByte Arbeitsspeicher, sondern viel mehr an der deutlich ausgereifteren Software. In den Benchmarks hat sich mein subjektiver Eindruck bestätigt: das Huawei P8 liefert einen messbaren Unterschied zum Honor 4X: Es schneidet trotz des gleichen Prozessors mit ca. 1400 Punkten im Vellamo Multicore deutlich besser ab (zum Vergleich Honor 4X Vellamo Multicore ca. 1100). Ähnliches zeichnet sich auch beim AnTuTu Benchmark ab, so kann das P8 Lite hier ca. 31000 Punkte ergattern. Huawei liefert hier für den Preis ein wirklich angenehm performantes Smartphone ab.
Display und Lautsprecher
Huawei hat sich auch bei der Auswahl des Displays nicht lumpen lassen, denn das verbaute 5 Zoll Panel kann überzeugen. Es löst mit 720 x 1280 Pixeln auf und kommt somit auf eine ordentliche Pixeldichte von 294 ppi. Die Farbtemperatur kann in den Einstellungen noch nach persönlichem Gusto angepasst werden. Obwohl es in Deutschland momentan unglaublich viel Sonne gibt, hatte ich zu keiner Zeit Probleme das Display abzulesen, da dieses hell genug scheint.

Auf der unteren Kannte des Geräts befindet sich eine kleine Mogelpackung, denn hier entsteht schnell der Eindruck es seien zwei Lautsprecher verbaut. Lediglich hinter dem linken Lautsprechergrill befindet sich auch ein Lautsprecher, dieser kann jedoch sowohl bei der Lautstärke als auch beim Klang überzeugen. Hinter dem rechten Grill hat Huawei das Mikrofon zum Telefonieren untergebracht.
Kamera
Das P8 Lite ist auf der Rückseite mit einer 13MP Kamera ausgerüstet, diese 13 Millionen Pixel stehen aber nur im 4:3-Modus vollständig zur Verfügung. Der Fokus der Kamera wirkt träge und auch die Bilder wirken ein wenig detailloser als beim Honor 4X. Für einen Schnappschuss genügt die Kamera aber allemal. Doch hier zeigt sich klar der unterschied zum Top-Modell P8, das über eine deutlich bessere Kamera verfügt.

Die Kamera-App bietet eine Vielzahl von zusätzlichen Funktionen, neben einem HDR-Modus und beispielsweise einer Best-Shot-Funktion ist auch ein Auslösen der Kamera über die Lautstärkewippe möglich. Auch mit der Zeitraffer Funktion kann man gut herumexperimentieren. Ein wenig verstörend hingegen habe ich die Verschönern-Funktion empfunden, diese erkennt Gesichter und bringt es fertig bei voller Stufe eine Art geschminkten Alien aus mir zu machen.


Ansonsten bietet die 5-MP-Frontkamera bei ausgeschalteter Verschönerung eine lustige Basis für Videotelefonie oder Selfies.
Akku
Die Rückseite des Lite lässt sich nicht abnehmen, somit ist der 2200mAh Akku auch nicht austauschbar. Das Gerät ist zwar kein Akkumonster, aber man kann es gut über einen vollen Tag mit einer Ladung schaffen. Nach etwas mehr als 27 Stunden ohne Steckdose hatte ich noch 10% der Akkuladung übrig, dabei war der Bildschirm innerhalb der Zeit mehr als zwei Stunden eingeschaltet. Auffällig hoch fällt hier der Verbrauch für den Mobilfunk-Standby aus.

Hier muss Huawei evenuell bei der Software nachbessern, um dem Gerät noch etwas mehr Puste zu verleihen. Generell passt die Laufzeit aber zum verbauten Akku und zum Display.
Lollipop mit Emotion UI 3.1
Es ist immer wieder schön zu sehen, dass Hersteller eine Software mit einem Update auch tatsächlich verbessern, denn genau das ist hier der Fall. Das P8 Lite läuft mit Android 5.0 und der hauseigenen Nutzeroberfläche EMUI 3.1. Im Gegensatz zur Version 3.0 der EMUI hat Huawei hier einen wesentlich einheitlicheren und nutzerfreundlicheren Eindruck bei mir hinterlassen.


So läuft das Multitasking nun wesentlich angenehmer über den dafür vorgesehenen Multitasking-Button. Auch gefällt mir die Funktion mit einem langen Druck auf die Taste direkt zu der vorherigen App zu wechseln, dies ermöglicht einen besonders schnellen Wechsel zwischen zwei Apps. Endlich sind die unsichtbaren Bedienelemente von alternativen Musikplayern zu sehen.


Generell wirkt alles etwas flotter als noch bei Version 3.0. Ein Feature, welches ich mir für jedes Smartphone wünschen würde, hat auch den Weg auf dieses Gerät gefunden. Ein doppeltes Tippen auf das Display weckt das Gerät auf, zusätzlich können auch vier vorgefertigte Muster auf dem ausgeschalteten Display gezeichnet werden, leider kann man nur die Verknüpfung der vorgefertigten Gesten mit eigenen Apps belegen, man kann jedoch keinen neuen Gesten erstellen.

Fazit
Huawei hat mit dem P8 Lite meiner Meinung nach eines der schönsten Geräte in dieser Preisklasse auf den Markt gebracht. Natürlich muss man zu einem Preis von bereits weniger als 230 € einige Abstriche machen, doch wie ich finde wurde diese an den zu verkraftenden Stellen gemacht. Man bekommt hier für wenig Geld vernünftige Hardware mit einer aktuellen Software geboten. Wenn dich das schicke Design anspricht und du kein High-End-Gerät brauchst, dann ist das Huawei P8 Lite genau richtig. Von Android User gibt es die Testnote „gut“ und eine klare Kaufempfehlung!